Wie passt das zusammen: eine Darstellung eines Mannes gesucht und diesen Brunnen gefunden, auf deren Spitze die Maria mit Jesusknaben, sowie einem Jungen davor kniet. Welche Bewandtnis hat es mit den Äpfeln und der von mir beschriebenen Kölner Kirche Maria im Kapitol, wo sie vor einem Seitenalter liegen? Auf den ersten Blick erstmals nichts, so habe ich jedenfalls gedacht, als ich im Sommer davor stand. Es sind unterschiedliche Facetten einer und der selben Geschichte, die ich nachweislich im... weiterlesen Mittelalter ereignet haben soll und der kleine Hermann-Josef steht dabei im Mittelpunkt.
Eine Adresse anzulegen, ist das eine, doch das dargestellte Denkmal zu finden, eine völlig andere... Egal wenn ich gefragt hatte: Senioren (die sollen doch alles kennen), hatten es zu eilig gehabt; Paare, junge Menschen waren überfragt. Die sog. mittleren Jahre entpuppten sich als Touris und ich... weiterhin ahnungslos. Nicht mal der Hinweis nach der Kirche auf diesem Platz hat weiter geholfen. Irgendwie habe ich mir das einfacher vorgestellt :-/
Nach gefühlten Dutzenden von Passanten, die ich gefragt habe, stand ich plötzlich doch nur wenige Schritte vom Waidmarkt entfernt und nur eine stark befahrene Straße trennte mich von meinem Ziel! Dort angekommen, welch eine Überraschung und kein Plan, was das sein soll?! Ein Brunnen war es schon, doch so wie ich es vorher beschrieben habe!
Wie so häufig bei Biographien aus dem 12. Jahrhundert ist diese nur lückenhaft überliefert. Hermann-Josef soll um 1150 geboren worden sein. Ob es eine Übertreibung sein soll, dass der als Asket lebende Mönch ca. 90-100 Jahre alt geworden sein soll, gehört in den Bereich der Legenden. Offiziell wird dies laut der Chronik des Prämonstratenserklosters Steinfeld / Eifel so berichtet. Mönche sind für ihre Wahrheitsliebe berühmt, also warum sollte es in dem Fall auch so sein!
Das Leben des besagten Knaben war in vielfacher Weise ungewöhnlich, denn trotz das sein Vater ein einfacher armer Schuster gewesen ist, ermöglichte er ihm, was nur wenigen zu der Zeit zugestanden wurde! Der Handwerker hat seinem talentierten Sohn eine Ausbildung ermöglicht, die später sich in seinen Schriften erkennen lassen. Wer konnte schon von sich behaupten lesen und schreiben zu können, erst recht in Latein, außer wenn die Ahnen adlig gewesen sind, was hier definitiv nicht der Fall war!
Nicht nur in Märchen kann der Text mit den Worten “Es war einmal...” beginnen, sondern auch die Legende, die über den Hintergrund seit Jahrhunderten weitergegeben wird. Das Leben des Jungen war zeitweise von Verzicht geprägt. Das hat aber sein sonniges Gemüht dennoch selten getrübt. Jeden Tag, als er sich auf dem Schulweg befand, ist der fromme Knabe zu der Kirche Maria in Kapitol gegangen. Er schaute sich jedes mal die Figuren an, die dort zu sehen waren. Eine unter ihnen hatte ihm aber besonders angetan: eine hölzerne Muttergottes mit Jesuskind.
Bei einer solchen Betrachtung fiel ihm eines Tages, dass diese im Gegensatz zu den in anderen Kirche keinen Apfel in der Hand gehabt hatte. Das Fehlen erklärte er sich, dass der Jesusknabe sicherlich Hunger gehabt haben musste, sodass er damit gefüttert worden war. “Seine Maria” tat ihm Leid, sodass er beschloss ihr “etwas” zu schenken. In der Tasche lag tatsächlich ein rotbackiger Apfel, den er vergessen hatte, dem ihm seine Mutter selbst als Wegzehrung gegeben hatte.
Der arme 12-jährige Junge soll voller vertrauen hinzugefügt haben “den gebe ich dir gerne für das Jesuskind”! Die Geste wurde liebevoll von der Muttergottes erwidert, indem sie sich lächelnd zu ihm herunterbeugte und ihm für den Apfel bedankte und die Frucht an sich nahm. Dieses “Wunder” war das erste, das mit dem späteren Mönch verbunden wird, das bis heute dazu führt, dass auf dem erwähnten Alter noch heute Äpfel abgelegt werden!
Etwa ein Jahr später ging es aber der Familie finanziell sehr schlecht, sodass das Schulgeld nicht mehr aufgebracht werden konnte. Eine Welt brach für Hermann-Josef zusammen. Was lag da näher, als sein Leid der Muttergottes vorzutragen. So schlich er aus dem Haus und trug seine Sorgen sofort vor. Aus Dankbarkeit versprach sie ihm: “schau unter dem Stein nach (wies dabei mit dem Finger dahin). Dort wirst du, so viel Geld in der Zukunft vorfinden, wie viel du jeweils brauchst”. Egal, wie oft der Junge dort nachschaute, hat sich die Zusage bewahrheitet und er und seine Familie konnten einer positiven Zukunft entgegenblicken. Später war es auch nicht mehr nötig gewesen, denn die Werkstatt seines Vaters in ausreichendem Ausmaß fürs auskommen sorgte.
Es gibt noch weitere Legenden über den Hermann-Josef, doch diese sind die bekanntesten und die erste fürs Verständnis wirklich wichtig. Ohne den Hintergrund, erschließt sich die Darstellung nicht von selbst, wie ich es bereits Anfangs erwähnt habe.
Übrigens, das zuletzt beigefügte Foto zeigt die in der Maria im Kapitol befindliche Skulptur. Diese stammt definitiv nicht aus der Zeit, in der der junge Hermann Josef gelebt hatte, denn sie ist wesentlich jünger. Laut einer wissenschaftlichen Analyse soll sie erst im 13. Jahrhundert in Limburg hergestellt worden sein. Trotz der feinen aber sehr wichtigen Details wird sie dennoch mit dem heiligen Eremit in Verbindung gebracht.
Der “Rest” ist schnell erzählt: nachdem die nötigen Grundkenntnisse in der Schule vermittelt wurden, wechselte Hermann Josef, im Alter von 12 Jahren zum Prämonstratenserkoster in Steinfeld / Einfeld, wo er weiter in der Theologie etc. unterwiesen wurde. Schon zu seinen Lebzeiten dort eilte ihm ein besonderer Ruf heraus. Zahlreiche Pilger haben den langen Weg auf sich genommen, um seinen guten Rat zu erbitten oder Hilfe bei verschiedenen Problemen. Seine Ausstrahlung soll enorm gewesen sein, sodass Hermann Josef bei den einfachen Menschen schon (wegen seines mystischen Wesens) im 12. Jahrhundert als Heiliger verehrt wurde.
Bis er es tatsächlich offiziell wurde, dauerte es bis zum Jahr 1960! Bei einigen Menschen dauert es eben ein “wenig” länger. Bis heute wird sein Grab besucht und ebenfalls dort kann man die unvermeidlichen Äpfel vorfinden, was an sich für sich spricht!
Über den Brunnen selbst konnte ich nur wenige Details herausfinden. Gestiftet wurde dieser vom Kölner Verschönerungsverein. Welche Bewandtnis es mit den verschiedenen Knaben unterhalb der Hauptplastik, auf sich hat, konnte ich trotz aller Bemühungen nicht herausfinden. Für deren Erscheinungsbild ist der Bildheuer Wilhelm Albermann (28. Mai 1835 Werden an der Ruhr (heute zu Essen gehörig) - 9. August 1913 Köln) Verantwortlicher zu nennen. Die Arbeit erfolgte im Jahr 1894, die nicht die einzige ist, die in der Domstadt zu finden ist. Mehr an passender Stelle.
Es ist schön anzusehen, dass Dank Sponsoring das Wasser hier sprudeln kann, so wie ich es aufgenommen habe. Das ist alles andere als selbstverständlich!
Es ist erneut ein “Roman” geworden, doch das ist für mich Ehrensache, weil es aus meiner Sicht kein weißer Fleck bleiben darf![verkleinern]