Wir verbrachten knapp eine Woche in Kühlungsborn, jetzt so fast im Winter, sind ja viele Museen in der näheren und weiteren Umgebung geschlossen, oder es ist einfach zu kalt, um lange herumzulaufen. Dieser Grenzturm jedoch fiel uns schon vor unserem Urlaub ins Auge und stand auf unserer Besichtigungsliste. Wir wussten ja nun, das er zu dieser Jahreszeit, nur am Freitag von 15.00 bis 17.00 Uhr zugänglich ist.
Wir parkten nicht in unmittelbarer Nähe, sondern im Parkhaus etwas weiter weg. Die... weiterlesen
Strandpromenade entlang gegangen, sahen wir dann den Grenzturm und die Ausstellung. Die Ausstellung und die Geschichte sind unglaublich interessant. So erfuhren wir, dass hier zwischen 1961 und 1989, die Grenzbrigade Küste stationiert war. Was dieser Kontrollwahn der DDR, für die Einwohner und Besucher dieses schönen Ortes an der Ostsee bedeutete, wird anhand der Schau- und Infotafeln, an den einzelnen Schicksalen, die hier aufgeführt und geschildert werden, schmerzhaft und nachvollziehbar klar.
In der Ausstellung wird alles anschaulich erklärt. So sind die Geschichten der geglückten und der gescheiterten Fluchtversuche aus der DDR, auf dem Seeweg mit Luftmatratzen, Schlauchbooten oder sogar in einem selbstgebauten U-Boot nachzulesen. Nur wenige schafften es, die meisten Fluchtversuche, endeten jedoch tragisch und zum Teil auch mit dem Tod. Nachdenklich lasen wir uns durch die Schautafeln und waren beeindruckt von unglaublichem Mut, wobei vieles auch verzweifelter Leichtsinn war.
Da wir nun ganz gezielt am Freitag hier waren, stiegen wir auch hinauf in den 15m hohen Grenzturm, über die schwarzen senkrecht versetzten Stahlleitern, die ohne Handschuhe, zu dieser Jahreszeit schon ein Härtetest waren. Aber wir waren neugierig und so stiegen wir weiter, bis hoch in die Kanzel. Ein unglaublicher 360°-Panoramablick, über das Meer und die Küste. Als Besucher empfand ich den Blick an sich sehr imposant, wenn ich dann aber daran denke, das hier Soldaten mit Fernglas und Maschinengewehr das Meer und die Küste beobachteten, dann wird wieder der Kontrollwahn in den Vordergrund gerückt.
Etwa 25 Türme dieses Typs standen entlang der Grenze. Zwei sind heute noch erhalten. Jedoch ist nur dieser hier in Kühlungsborn begehbar. Er wurde 1972 an der jetzigen Stelle errichtet und zum Glück, haben der Grenzturmverein und Anwohner Kühlungsborns, den Abriss 1991 verhindert und ihn als Denkmal erhalten. Der Turm und die Ausstellung ist kostenlos zu besuchen. Gerne wird um eine Spende für den Verein und die Unterhaltung gebeten, was wir hier sehr gerne unterstützt haben.
Ein Besuch, den ich jedem empfehlen kann, der sich für die Geschichte der DDR und des Kontrollwahns interessiert. Wir waren sehr begeistert und unterhielten uns noch sehr lange über unseren Besuch und die Schicksale der Menschen, die diesem System entfliehen wollten, es schafften, oder aber auch scheiterten und die unglaubliche Härte des irrsinnigen Systems erfahren und durchleben mussten.[verkleinern]
