Anfang des 20. Jahrhunderts erlebten die Lübecker Stadtteile Kücknitz und Herrenwyk geradezu einen Boom. 1900 entstand die Lübecker Schwefelsäure- und Superphosphatfabrik, 1905 das Hochofenwerk, 1906 siedelte sich die Firma Villeroy & Boch an, brachte viele Arbeiter in Lohn und Brot. Aber wo Menschen leben, da sterben sie auch, und wer stirbt, muss begraben werden.
Die Umgebung der 1908 erbauten und 1910 eingeweihten neuen Kirche in Kücknitz bot keinen Raum für einen Friedhof. Da kam im... weiterlesen Jahr 1909 das Geschenk von Wilhelm Eggers gerade recht, der der Gemeinde Kücknitz eine ehemalige Kiesgrube nahe des Waldhusener Forsts schenkte.
Das große Areal inklusive dreier Teiche wurde von Erwin Barth, der später als Professor für Gartenkunst in Berlin tätig war, in einen Waldfriedhof umgestaltet und am 03.12.1909 fand der erste Tote seine letzte Ruhe auf dem Waldhusener Friedhof.
Zum Ende des zweiten Weltkriegs musste der Friedhof erweitert werden, denn viele Flüchtlinge aus dem Osten, die im Auffanglager im nahen Pöppendorf ihr Dasein fristeten, erlagen den Strapazen. So wurde das Gelände in Richtung Pöppendorf/Travemünde erweitert. 1959 wurde der Friedhof ein weiteres Mal vergrößert, diesmal über die Bahnstrecke Lübeck/Travemünde hinaus.
So führt heute eine Eisenbahnlinie quer über den Waldhusener Friedhof. Ein Tunnel stellt die Verbindung von einem Teil zum anderen dar.
Eine Kapelle ohne Glockenturm, aber mit Leichenhalle wurde 1950 erbaut. Der Glockenturm wurde im Jahr 1956 als separater Turm neben der Kapelle errichtet. 1963 erfolgte der Bau einer weiteren Kapelle mit Leichenhalle.
Mittlerweile hat der Friedhof eine Fläche von ca. 22 ha mit fast 9000 Grabstellen erreicht, davon 172 Kriegsgräber, zu denen auch die im Lager verstorbenen Flüchtlinge zählen. Zu ihrem Gedenken wurde ein Mahnmal in Form eines großen Holzkreuzes errichtet.
Der Friedhof bietet eine Vielzahl an Grabarten: Einzelgräber, Familiengräber, Gemeinschaftsgräber und Rasen-Reihengräber für Sargbestattungen. Bepflanzte oder abgedeckte Urnengräber, Urnenstelengräber, Urnengemeinschaftsgräber etc. Auch namenlose Gräber gibt es.
Für Mitbürger muslimischen Glaubens wird ein Sondergrabfeld auf jungfräulichem Boden, nach Mekka ausgerichtet, mit Bestattung im Leichentuch geboten.
Details zu allen Grabformen und Kosten können auf der sehr informativen website nachgelesen werden.
Mein Eindruck:
Bei meinem Spaziergang, der mich kreuz und quer über den Friedhof führte, stellte ich mit Erstaunen fest, wie viele freie Flächen es auf dem Waldhusener Friedhof gibt. An manchen Stellen war gar kein Grab zu sehen.
Aufgefallen ist mir, dass es weder kostenfrei zur Verfügung gestellte Harken noch Wasserkannen gibt, wie es auf dem Bad Schwartauer Friedhof üblich ist. Auch die Anzahl der Brunnen hält sich in Grenzen.
Der Friedhof ist gepflegt, die mit Seerosen bewachsenen Teiche, viele Bänke und der alte Baumbestand vermitteln Parkcharakter.
Parkmöglichkeiten finden sich sowohl neben Kappel I als auch neben Kapelle II.
Hunde und Fahrräder dürfen nicht mit auf den Friedhof genommen werden.
Öffnungszeiten des Friedhofsbüros: Mittwoch 9.00 - 11.00 Uhr, Montag und Donnerstag13.00 - 15.00 Uhr[verkleinern]