Wenn ich ehrlich sein soll, über die Kaiserburg zu Nürnberg ist sicherlich mehr zu sagen, als das, was bisher veröffentlicht wurde! Auch, wenn ich es fast ein Jahr lang vor mich hin schob, heute, da es mein 700. Beitrag ist, möchte ich (ausnahmsweise) kein Gedicht darüber schreiben, sondern in der „üblichen“ Textform. Bei der Fülle an Informationen, die damit verbunden sind, wird es sicherlich erneut etwas länger ausfallen, als das, was hier bisher präsentiert wurde! (Schon das ist es z.T.... weiterlesen
Umfangreicher, als der Gesamttext einiger :-D).
Diese Burg erhebt sich majestätisch weit über der Stadt und zählt wohl zu den Denkmälern, die man sich mindestens von außen ansehen sollte. Bei unseren Besuch gab es sogar eine Sonderausstellung „Kaiser, Reich, Stadt“, die wir besucht hatten, das erklärt auch, warum so viel mehr zu sehen gab, als die von einigen kritisierten nackten Mauern.
Die einzelnen Teile sind nicht, wie man vermuten könnte, innerhalb einer kurzen Periode / Baustil errichtet worden, sondern ist mit der Zeit immer weiter ausgedehnt worden, zuletzt war sie die modernste Verteidigungsanlage in ganz Europa und wurde dadurch nie erobert, doch dazu etwas später.
Außer der Burg selbst gehören auch noch der im Vorhof befindliche Brunnen mit seinen über 50 Metern tiefe, die mit einfachsten Mitteln in das Gestein gehauen wurde, der sich in einem Fachwerkhäuschen aus dem 16. Jahrhundert versteckt, als auch der „Sinwellturm“ aus dem 12. Jahrhundert. Da muss man sich auch bei der Besichtigung auf Wartezeiten einstellen.
Es ist kein Geheimnis, dass die Kaiser Nürnberg zu einer freien Reichsstadt erhoben haben, wo sie und ihre Verbündete sich bei den „Reichstagen“ hier oben versammelt haben. Viele Würdenträger hat die Stadt und diese Burg im Laufe der Jahrhunderte gesehen, auch wenn die Herrscher meistens komfortablere Unterkünfte bei den reichen Patriziern bevorzugt haben, was auch urkundlich belegbar ist.
Auch, wenn einige Teile der Burg bis ins frühe 10. Jahrhundert nachweisbar sind, so wird berichtet, dass es vor 1200 dieses Aussehen erhalten hatte. Die Verteidigungsanlagen sind aber wesentlich jünger, als der Palas. Im Osten schließt sich die Doppelkapelle an. Dort gibt es, im Gegensatz zu den anderen Räumen auch was zu sehen (abgesehen von nackten Mauern ;-)) - einen Altar und einige Skulpturen. Dort ist die Herrscherempore ebenfalls erwähnenswert.
Die neunjochige Kapelle ist unter dem Kaiser Barbarossa entstanden mit einem Blick in die Unterkapelle, die wirklich ein überaus überraschend. Es ist ein Schmuckstück der romanischen Baukunst. Dieser Teil der Palastanlage ist nur dem Herrscherhaus vorbehalten, für die Edelleute, Ritter (aber nicht das Gesinde) war die Unterkapelle bestimmt. Dieser war ursprünglich von außen erreichbar, doch das liegt schon seit Jahrhunderten zurück.
Über Jahrhunderte war es nur einem elitären Kreis vorbehalten sich dem Kaiser zu nähern bzw. seinem Gefolge anzugehören. Je höher der Adelsrang, desto näher kam man zu dem Thronsaal. Davor gab es unterschiedlich ausgestattete Gemächer zu denen verschiedene Empfangs- bzw. Privaträume und schließlich im Westen das besagte Empfangsraum.
Auch die Außenfassade hat mit ihrem Aussehen einen Maßstab für die späteren Bauten im Reich gesetzt, denn es folgten weitere Pfalzen, die die damaligen Dynastie der Staufer überall im Reich errichten ließ. Egal ob es um die trutzige Bauweise oder die verspielten Erker ging, das alles wurde mehr oder weniger übernommen.
Heutzutage betritt man diese Anlage in der Regel durch das „Himmeltor“, lässt das Burggrafenamt (weil es nicht zugängig ist), den „Sinwellturm“ , sowie den „Tiefen Brunnen“ (denn die Eintrittskarte muss erst gekauft werden) hinter sich und marschiert unstandesgemäß geradewegs zu dem Palas.
All das liegt auf einem felsigen Untergrund, der nie erobert wurde! Auch, wenn es nicht danach aussieht, viele der Teile wurden während der nachfolgenden Jahrhunderte dem Zeitgeschmack angepasst, vor allem im 19. Jahrhundert, nicht immer so wie man es heute im Sinne der Denkmalpflege getan hätte.
Was die Verteidigungsanlage anbetrifft, sie war die beste, die in ihrer zeit Errichtet wurde! Es gab vor allem zwei Gründe, die das erfordert hatten: die territorial sich ein Vorteil erhofft hatten, vor allem die Markgrafen von Hohenzollern aber auch durch die konfessionelle Bindung an den protestantischen Glauben ab dem Jahr 1525, die die Hilfestellung des katholischen Kaisers vor vorne Herein aussichtslos erscheinen ließ, die Gründe dafür liegen wohl an der Hand.
Mit der Aufgabe betraute man den italienischen Militärexperten (für Verteidigungsanlagen) Antonio Fazuni. Dieses Bollwerk macht bis heute einen respektablen Eindruck, was erst während der Entstehungszeit! Jedenfalls wurde er nie angegriffen. Für den Bau wurde er zwar von dem Kaiser engagiert, doch die freie Reichsstadt war nach der genannten Zeit sein „Brötchengeber“.
Viele Teile der Anlage waren so geheim gewesen, dass auf den Verrat, die Todesstrafe stand ohne jede Chance auf Begnadigung, wie ich es bereits bei dem Bericht über die Lochgefängnisse geschrieben habe!
Es war das Know-how des 16. Jahrhunderts gewesen, das ungläubiges Staunen bei den Betrachtern hervorgerufen hatte, die es dann (vor allen durch die Kaufleute) in „alle Welt“ verbreitet wurde. Deren Ausmaße bis heute das gleiche bei deren Anblick auslösen.
Wenn man aber im Inneren auch höfischen Glanz erwartet, der wird sicherlich enttäuscht sein, denn abgesehen von der Kapelle sind die anderen Räume (bis auf kleine Dekorelemente) leer, wir sahen einige Repliken, die mit der Funktion als Versammlungsort der „Reichstage“, doch nur bis zum Ende des 30-Jährigen Krieges (1648), ab da übernahm Regensburg diese Rolle.
Ob die militärischen Ausstellungsstücke -Harnische, Schwerter, Helme etc. (aus dem GNM – sehe ggf. dort) dauerhaft hier zu sehen sind, kann ich nicht sagen, doch es lohnt sich ein Blick darauf zu werfen.
Wie man auf den Fotos sehen kann, war die Anlage während des 2. Weltkriegs stark in Mitleidenschaft gezogen, doch die ältesten Teile (vor allem die beschriebene Kapelle) blieb intakt. Es gilt als eine Dependance des GNM (Germanisches National Museums).
Bei einem Besuch gehört es zum „Pflichtprogramm“ das tolle Panorama der Sebalder Altstadt (trotz der „Bausünden“ der Nachkriegszeit) zu genießen, vor allem von dem, von mir erwähntem Sinnwellturm, der bei einer Kombikarte dabei ist, wie der „Tiefe Brunnen“ (die durch einfachste Werkzeuge bewerkstelligt wurden)mit seiner enormen tiefe vom mehr als 50 m erreicht! Eine Vorführung ist mehr als Spannend. Das hat uns an jenem Tag vor fast einem Jahr am besten gefallen!
Für Pflanzenfreunde ist der Kräutergarten auch erwähnenswert, denn er entspricht dem, was man als „Paradiesgarten“ im Mittelalter bezeichnet hatte, doch da kenne ich mich zu wenig aus, um es vertiefen zu können. Deren Öffnungszeiten richten sich nach der Jahreszeit. Das gleiche gilt auch für die gesamte Anlage. Es wird wie folgt auf der Homepage angegeben:
April-September: 9-18 Uhr
Oktober-März: 10-16 Uhr
Geschlossen an den üblichen Feiertagen (Weihnachten, Silvester, Neujahr, Fasching). Der Eintritt richtet sich nach dem, was man genau anschauen möchte, doch da lohnt sich die Kombikarte am besten, die alle beschriebenen Teile beinhaltet für 7 €.
Die einzigen sanitären Einrichtungen sind im „Burggrafenamt“ (Das Fachwerkhäuschen neben dem Sinnwellturm) zu finden, es kann also zu langen Wegen führen, die der Besucher in Kauf nehmen muss... Doch die sind zwar klein, doch gut gepflegt.
Wir haben sehr lange über die Benotung diskutiert, doch da die Ausstattung eher mager ausfällt, sowie wegen einiger Details, die uns gestört haben, geben wir sehr solide 4 Sterne für die Gesamtanlage, denn was wäre ein Nürnberg-Besuch ohne diese Sehenswürdigkeit![verkleinern]