Die denkmalgeschützte Spitzhaustreppe in Radebeul heißt so, weil sie aus dem Lößnitztal zum Spitzhaus führt, geradlinig und steil.
Sie startet oder endet am Weingut „Hoflößnitz“ und endet oder startet dann am Muschelpavillon, je nach Wunsch des Nutzers ist es ein Auf- oder Abstieg.
Man nennt sie auch deshalb Jahrestreppe, weil sich seit vielen vielen Jahren im Volksmund hält, sie habe so viele Stufen, wie die Jahre Tage haben. Das ist ja auch soweit nicht ganz falsch, nur dass es eben... weiterlesen mehr sind. Es haben ja auch alle Monate im Jahr 28 Tage...
Diese Treppe geht auf August den Starken zurück. Er ließ sie von keinem geringeren als dem „Erbauer“ des Dresdner Zwingers Matthäus Daniel Pöppelmann entwerfen. Es entstand die in Blöcken zu 7 Stufen und mit 57 Absätzen versehen längste Barocke Treppe Sachsens. Auf einer Länge von 220 Metern kann man die 76 Höhenmeter überwinden. Damit es nicht zu viel wird sind unterwegs 5 Ruhebänke in das Bauwerk integriert.
Am Eingangsportal des Weinberges „Goldener Wagen“ beginnt für mich der Aufstieg. Am ersten Treppenpodest findet der aufmerksame Treppenbezwinger linksseitig folgenden Gedenkspruch in mittlerweile matte Metallbänder eingraviert:
„Zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten aus ihrer Heimat verschleppten Menschen, die von 1939 bis 1945 in den sächsischen Weinbergen Zwangsarbeit leisten mussten.“
Gegenüber an der Mauer trägt eine glänzende Messingplatte folgende Aufschrift:
„Damit der Volksmund Recht behält,
wird künftig erst ab hier gezählt.
Von hier an ist es wirklich wahr,
bis oben hin ergibts ein Jahr.“
Ich gebe zu, dass ich es sehr grenzwertig finde die beiden Sprüche auf einer Ebene so zu sagen und hier wörtlich zutreffend in einem Atemzug zu nennen.
Aus meiner Sicht schwächt der humorige Spruch auf der polierten Messingtafel den sehr sehr ernsten, mahnenden, bewahrenden und gedenkenden Hintergrund des Spruches auf den im Boden eingelassenen matten dunklen Bändern nicht unerheblich ab.
Dazu kommt meiner Meinung nach noch, dass viele Besucher den im Boden eingelassenen Gedenkspruch mit Sicherheit übersehen, was bei dem spaßigen, glänzenden Spruch auf Augenhöhe nicht passiert, da er ins "Auge springt".
Der Rest des Weges sind nur Stufen bis zu Muschelpavillon, mit einem tollen Ausblick auf das Elbtal und einige seiner Weinberge, wenn denn das Wetter mitspielt.
Seit einigen Jahren (2005) findet hier auch ein in meinen Augen extrem extremsportliches Ereignis statt, der „Sächsische Mt. Everest Treppenmarathon“. Es ist der schwerste und größte Extremtreppenlauf der Welt , schrieb die Deutschen Ultramarathon-Vereinigung.
Der „Extrem-Ultra-Extrem-Ultra-Marathon“ (meine Bezeichnung!) wird als 24-Stunden-Lauf durchgeführt. Seit 2015 ist der Münchner Andreas Allwang mit 156 Runden (das sind 61.932 Stufen oder / und 13.800 Höhenmeter) der Rekordhalter. HUT AB!
Übrigens hat man nach nur 100 Runden den Mount Everests mit seinen lächerlich anmutenden 8.848 Metern erreicht und wenn man weiter läuft, unter sich gelassen... ;-)
Und ehe Fragen aufkommen:
NEIN, ich habe beim Losgehen nicht auf die Uhr geschaut,
NEIN, ich weiß nicht wie lange ich gebraucht habe und
NEIN, ich habe sie nicht marathonisch bewältigt!
PS: Die Hausnummer existiert hier nur, damit ich einchecken konnte![verkleinern]