Auf der Suche nach einer passablen Essensgelegenheit mal Speyer ins Auge gefasst und das Internet um Rat gefragt. Hm, die “Alte Münz” könnte gerade richtig sein für ein Abendessen mit fünf Personen.
Laut Internet und Karte gibt es dort auch ungarische Sachen zu essen – und teilweise werden sogar die Kalorien auf der Karte mit angegeben, das ist zunächst mal ein bißchen verwirrend aber eigentlich nicht schlecht, oder? Überhaupt: die Karte ist klein aber gut sortiert und man findet neben... weiterlesen deutschen und ungarischen Sachen auch den typischen Pfälzer Teller, also für jeden was auf der linken Seite des Rheins.
Die Alte Münz ist ein nahezu freistehendes altes Fachwerkhaus aus dem 18. Jh., mitten im Zentrum gelegen, in der Nähe des Brunnens mit dem Jakobspilger, am Eingang zur Korngasse. Die Gäßchen drumherum sind typisch Alt-Speyer. Die Einrichtung im Gastraum ist etwas rustikal, aber freundlich, im größeren Nebenraum (der sich im angrenzenden Haus befindet) geht es etwas moderner zu.
Ein Pluspunkt war zunächst mal der aufmerksame und prompte Kellner, unaufdringlich, unkompliziert, aber professionell. Er sprach nicht unbedingt perfekt Deutsch und musste einmal kurz in die Küche rennen weil er nicht alle deutschen Begriffe für die Zutaten zum “mongolischen Krautsalat” kannte, das machte aber nichts.
Die Getränke kamen ohne große Wartezeit, ich hatte einen Riesling von Bassermann-Jordan, für 4,90 €, das ist vergleichsweise günstig für den Wein. Das Angebot ist nicht besonders umfangreich und enthielt vor allem deutsche und ungarische Gewächse, auch einen einfachen roten oder weissen Hauswein konnte man wählen.
Bei den Gerichten, die ohne größere Wartezeit kamen, fiel zunächst mal der Salat auf. Sehr frisch, ansprechend angerichtet, einmal war etwas Chilischärfe dabei – beim dünn gehobelten Gurkensalat, dessen Blättchen senkrecht und einzeln gefaltet im Teller angerichtet waren. Da wird also Aufwand betrieben, auch beim Beilagensalat. Die Salatsauce sehr kräftig, vor allem weil sie recht viel Zucker enthielt, der von einer entsprechenden Menge Essig in Zaum gehalten wurde. Alles in allem stimmig und (für mich) wohlschmeckend. Ich habe rumgefragt – auch die anderen fanden das gut.
Dann die Hauptgerichte: große Portionen. Und trotzdem waren die Teller nicht überladen, außer vielleicht bei der Entenbrust. Die Sachen schön auf den Tellern angerichtet, deutlich ansprechender als die so häufig anzutreffende gutbürgerliche 08/15 Dekoration. Mein Schweinefilet war angenehm zart und aromatisch, wenn auch fast ein bißchen trocken, in der Mitte etwas Paprikash als Gemüse, dann Nockerln von Polenta und die Soße habe ich vergessen, war das eine Cognacsauce? Egal, war jedenfalls gut, für 11,90 €.
Die anderen Gerichte: überall war etwas Überraschendes dabei. die Entenbrust war von Konsistenz und Geschmack geradezu phantastisch (und auf einer Preiselbeer-Traubensauce angerichtet; dazu gab es gebratene Polentascheiben, die Oliven und noch irgendetwas enthielten und gebackene Quarkkeulchen – uff, für 16,90 €). Ein Rinderragout enthielt eine sehr feine Kümmelnote, deutlich aber unaufdringlich, harmonisch in der kräftigen dunklen Sauce. Der Koch versteht was! Dazu gab´s kleine Pellkartoffeln, in der Pfanne gebraten. 13,90 € ?
Ein Husarenspieß auf einer sehr leckeren selbst gemachten Steaksauce, frittierten Kartoffelstücken und dem mongolischen Krautsalat. Husaren und Mongolen in trauter Eintracht, wieder für 13,90 €. Der Teller war blitzsauber am Ende.
Am Ende waren alle papp aber sehr zufrieden. Lächelnde Gesichter rundum.
Ich wagte es und ließ mir nochmal die Karte bringen. Bei den Desserts war es dann allerdings schwer. Beziehungsweise die Desserts waren schwer, in Butter gebratene Palatschinken mit Schokosauce sind eigentlich nicht ganz so mein Fall. Ich dachte schon fast, die gebratenen Apfelscheiben seien leichter – die waren dann aber von Teig umhüllt und ausgebacken. Uff… Darunter ein großer Klacks heißes Honig-Müsli und Punschsauce.
Tief durchatmen. Zeit lassen.
Espresso.
Zahlen.
Das war mit Sicherheit nicht das letzte Mal in der “Münze”. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut und man kann dort einen angenehmen Abend verbringen.[verkleinern]