Bei einem Streifzug durch die Tübinger Altstadt kam mir die Kirche wie ein rettender Hafen vor, denn sie bot Zuflucht vor dem unverschämt strömenden Regen. Im nachhinein muss ich für den Regen sogar dankbar sein, denn die Kirche gefiel mir ausgesprochen gut.
Da ich vergessen habe meinen Lieblingstübinger, der mir bestimmt viel hätte erzählen können, zu fragen, musste ich mir die wenigen Fakten im Internet zusammensuchen. Erschwerend kam noch dazu, dass ich zunächst alten Gewohnheiten folgend... weiterlesen nach St. Johannes Baptist gesucht hatte - natürlich ohne Erfolg.
Im damals vorwiegend protestantischen Tübingen wuchs die kleine katholische Gemeinde erst im 19. Jahrhundert zahlenmäßig soweit heran, dass man sich um einen repräsentativen Kirchenneubau bemühen musste. Mit Planung und Bau wurde der Hofbaumeister Joseph von Egle beauftragt, und unter seiner Leitung entstand in den Jahren 1875-1878 der imposante neugotische Bau, der interessanterweise wegen des unsicheren Untergrundes (Sumpf) über in den Boden gerammten Eichenstämmen entstand.
Aus der Nachkriegszeit ist eine interessante Episode überliefert. 1946 wurden zur Jahresfeier der deutschen Kapitulation (12. Mai) von den französischen Besatzern 3 französische Flaggen vor der Kirche gehisst, welche in der Nacht spurlos verschwanden. Die damalige Militärregierung reagierte mit harten Strafen (Ausgangssperre, Zwangswachen, Flaggenlieferungen) auf die Aktion. Die wirklich Schuldigen wurden aber nicht gefunden.
Nach der Umstellung der Liturgie in den katholischen Kirchen, wurde eine Veränderung des Innenraums, der auch dem Zeitgeschmack nicht mehr entsprach, notwendig. So fand 1961-64 eine vollständige Umgestaltung des Innenraums statt, eine weitere Renovierung gab es in den 80er Jahren.
Diese letzte Umgestaltung gab der Kirche das Aussehen, das ich nun erlebt habe. Ein wunderbar heller Raum bietet sich dem Auge des Betrachters dar. Mir gefielen besonders gut die herrlichen Fenster und die sehr modern gestaltete Taufkapelle. Außerdem hatte ich auch das Glück, die noch vorhandene Weihnachtsdekoration erleben zu können. Da waren ein bunt geschmückter Weihnachtsbaum und eine äußerst liebevoll gestaltete Krippenlandschaft.
Die 1990 eingebaute Orgel von 'Rieger Orgelbau' wird im Internet lobend erwähnt, ich selbst kannn nichts weiter dazu sagen. Auf jeden Fall kann ich Interessierten den Besuch des Baus nur empfehlen. Leider sind nur wenige brauchbare Fotos entstanden, doch wenn man will, kann man einige Bilder im Netz finden.[verkleinern]