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Bewertungen (397 von 2843)


  1. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Die Rheinbabenstraße in (Krefeld) Linn ist zum einen aufgrund von der historischen Bebauung eine sichtbare Brücke in die Vergangenheit. Eine weitere ist das Stadtmodell das die Besiedlung zeigt, wie es sie um 1650 gegeben hatte. Es ist gleichzeitig ein Bezug zum dahinter befindlichem archäologischem Museum. Dort ist als eine Diorama dieses Ortes und weiterer, die es im besagten Jahrhundert entlang des rechten Niederrheinufers, zum Teil seit dem Mittelalter, gegeben hatte. Diese waren einst selbstständig gewesen, wurde häufig zu anderen (aus welchen Gründen auch immer) eingegliedert. Das betrifft nicht nur Linn!

    An den verschiedenen Städten habe ich vergleichbare Modelle kennengelernt und zum Teil hier auf der Seite vorgestellt. Egal, ob diese den jetzigen oder wie bei diesem einen historischen Hintergrund besitzen, man kann so einiges innerhalb eines solchen Feldes entdecken. Was mir im speziellen dabei gefällt, dass unterhalb dieses ein Text mit den Erläuterungen angebracht wurde! Das hätte ich mir auch öfter in der Form gewünscht! Wie der sitzende Denkmal von dem Kurfürsten Clemens August von Wittelsbach dahinter wurde es im Auftrag der Aktionsgemeinschaft Flachsmarkt gemeinnütziger Verein e.V. geschaffen. Über den dazugehörigen Hintergrund habe ich bereits (bei der vorher erwähnten Skulptur) geschrieben. Das Werk ist eins von mehreren im öffentlichem Raum, die ich kenne die von dem Bildhauer Michael Franke stammen. Der Bronzeguss erfolgte bei der Firma Butzon & Bercker in Kevelaer im Jahr 2012.

    Anhand der begleitenden Texte kann man sich bestens innerhalb den Gegebenheiten, als auch deren geschichtlichen Hintergrund erkennen. Den jeweiligen Angaben, die man dort zu lesen bekommt, werde ich folgend zum besten geben (wie es in Druckbuchstaben ohne Verwendung einzelner [orthographisch korrekter] Buchstaben).

    DAS VORSTÄDTISCHE LINN
    „Die kleine nur aus wenigen Höfen bestehende Ortschaft Linn lag ursprünglich in der Nähe des Greiffenhorst-Schlösschens östlich der heutigen Stadt. Ihre Toten bestatteten die Einwohner von Linn damals an der „Alde Kerk“, einer im Spätmittelalter untergegangenen Kirche. An ihren Standort erinnern ein Stein und eine Gedenktafel im Park, 400 Meter östlich des Schlösschens“.

    DIE STADTGRÜNDUNG
    „Eine Erhebungsurkunde ist nicht erhalten, doch wird Linn 1314 zur Zeit der Herrschaft der Grafen von Kleve erstmals als Stadt bezeichnet. Zuvor gab es anscheinend im Stadtareal ausser der Burg nur zwei zur Burg gehörende Höfe, den Drenker-Hof am Bruchtor (am Ort des heutigen Museums) und den Beckerhof am Mühlenbach (an der Mauerstraße)“.

    DIE ENTWICKLUNG DER STADT
    „In der neuen Stadt gab es nach Auskunft der Steuerlisten 1457 rund 70 Häuser und Hausplätze (noch unbebaute Grundstücke). Ihre Zahl stieg bis 1602 auf rund 88 an und dann bis 1659 auf rund 140, womit damals bereits der heutige Stand erreicht war. Das Modell gibt ungefähr den Stand von 1650 wieder“.


    DIE JÜNGERE STADTBEFESTIGUNG
    „Im 16. Jahrhundert wurde als Reaktion auf die verbesserten Pulvergeschütze vor dem Mittelalterlichen Mauerring Eckige Erdbastionen angelegt. Wesentlich verstärkt wurden diese dann durch die hessische Besatzung in den Jahren 1644-1646.
    Diese Erdwerke sind wohl im heutigem Burgpark als in den Stadtgärten in grossen Teilen noch erhalten“.

    STADTMAUER
    „Die Stadtmauer aus Backsteinen wurde wahrscheinlich schon 1370 erreichtet. Es gab drei Tore: Das Bruchtor im Westen, das Rheintor im Osten sowie das durch einen Vorbau besonders verstärkte Steintor im Süden (Richtung Köln). Zusätzlich an den Ostecken zwei Burgmannshöfe eingerichtet: der Bakenhof im Norden und der Issumer Turm im Süden“.

    STÄDTISCHE EINRICHTUNGEN
    „1814 stürzte die alte Pfarrkirche St. Margareta auf dem Friedhof (heute Margaretenplatz) ein. Der Neubau entstand an der Rheinbabenstrasse. Das Rathaus an der Südseite des Andreasmarktes wurde um 1760 abgerissen. Auf dem Markt, der nach dem jährlich am Tage des Hl. Andreas abgehaltenen Flachsmarkt benannt ist, standen früher der Pranger sowie die Gerichtslinde“.

    DIE BURG
    „Die Edelfreien Herrn von Linn verkauften ihre spätestens im 12. Jahrhundert errichtete Stammburg kurz vor 1188 an den Erzbischof von Köln, der sie jedoch als seine Lehnsleute auf ihrem Besitz beliess. Nach dem Erlöschen des Geschlechts um 1264 kam das Lehen an die Grafen von Kleve, die der Burg einen großen Teil ihres heutigen Aussehens verliehen. 1388 fiel das Lehen zurück an Köln. Die Burg wurde jetzt Sitz des Kurkölnischen Amtsmanns für das Land Linn. 1704 brannte sie aus“.

    EINRICHTUNGEN IM UMFELD DER STADT
    „Östlich der Stadt liegt am Ausgang des Mühlenbachs aus den Stadtgräben die Kurfürstliche Wassermühle. In angemessener Entfernung aussen vor dem Steintor hatte der Abdecker sein Anwesen. Zu seinen Aufgaben zählte auch die Säuberung der Arrestzellen und des Verliesses im Hauptturm der Burg. Etwas abseits Nord-Westlich des Bruchtores liegt der jüdische Friedhof“.

    Die oben angeführten Angaben kann man nicht nur in dieser Form auf der Unterseite des Denkmals vorfinden. Zusätzlich werden diese in Blindenschrift angegeben. Was mich ein wenig überrascht hatte, dass des Weiteren ein Maßstab hinzugefügt wurde. Vermute, dass es als eine „Orientierungshilfe“ für die Sehbehinderten dienen soll.

    Im Vergleich zu den Gegebenheiten, die man anhand des aktuellen Stadtplans erkennen kann, fallen mir einige deutliche Unterschiede auf. Klar, es bezieht sich nicht nur auf die im Text erwähnte alte Kirche, sondern dass selbst um die einstige Burg eine deutliche Trennung zwischen der Burg und dem eigentlichen Ortskern gab. Von der ehem. Stadtmauer haben sich seit der Mitte des 17. Jahrhunderts nur noch wenige Bruchteile erhalten. Kann nicht mal sagen, welcher der hier aufgezählten Tore weiterhin bestand hat. Bei solchen „Statistiken“, die man am Modell zusammengetragen hatte, können dementsprechend nur in eine ungefähre Angabe sein. Ergänzend ist zu nennen, dass zwischen dem Ende des 30-jährigen Krieges und dem Aufschwung danach, sich einiges geändert haben muss. Das Städtchen wurde eins der Schauplätze während dessen gewesen. Eine solche Darstellung ist aber ein gutes Beispiel sich eine gewisse Vorstellung machen zu können, welche Gegebenheiten weiterhin bestand haben und welche nicht! Auf eine Idee muss man erst aber kommen! Das mag ich ausgesehen gut! Daher in dieser Ausführlichkeit, weil es gleichwohl zu meinen Favoriten gehört!

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen in Krefeld

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    21.

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    FalkdS Daumenglückwunsch zu der ausführlichen Fleißarbeit bearbeitet


  2. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Zu Lebzeiten vom Kurfürsten Clemens August von Bayern wäre es als eine Anmaßung einen solchen nicht in einer repräsentativen Pose darzustellen. Der Spross des Hauses Wittelsbach scheint an der Mauer eine Rast eingelegt zu haben. In einem solchen (intimen) Moment fehlt nur noch die passende „Kulinarik“ mit entsprechender „Begleitung“ (Musik, weitere Personen etc.), dann wäre das eine Komposition, die man auf einem zeitgenössischem Gemälde anklang fände… Hmm, es klingt schon sehr spekulativ, dass was ich bisher erwähnt habe! Der „Herr der fünf Kir¬chen“ (zwischen Hildesheim, Osnabrück, Köln und Bonn gelegen) ist bereits aufgrund dessen recht weit herumgekommen. Das besondere an dieser Darstellung ist, im Vergleich zu den, die ich zuvor in München vorgestellt habe, handelt es sich um eine „fiktive“ Ehrung an den ehemaligen Landesherrn! In den historischen Quellen wird zwar auf die Vorliebe für die Jagd erwähnt, die in den Wäldern rund um Linn stattgefunden haben sollen aber er selbst war ZU KEINEM ZEITPUNKT ein Gast dieses Ortes! Erst durch einen Zeitungsartikel (nach sehr langer Recherche) habe ich diesen Hintergrund herausbekommen. Finde es schade, dass eine solche Info in der Nähe vom „Landesherrn der Rheinlande“ zu dem auch dieses Gebiet gehörte, gar nicht zu finden ist!

    (Krefeld) Linn blickt auf eine Jahrhundertelange Geschichte zurück. Indirekt gehört auch der Kurfürst Clemens August dazu! Wer den historischen Ortskern kennt, weißt dass neben der Burg es ein Jagdschloss gibt. Dieses geht auf ein Gebäude aus dem 15. Jahrhundert zurück. Dieses diente der Getreideeinlagerung und deren Verarbeitung. Ab 1707, zur Zeit der Kölner Erzbischöfe, war das Gemäuer recht baufällig gewesen. Das führte dazu, dass in den folgenden Jahren ein „Amtssitz“ an der Stelle einzurichten. Nach den Maßstäben des Hochadels handelt es sich zwar um ein „kleines Häuschen“, das die o.g. Bezeichnung kaum erhalten hätte. Für eine Verwaltung der besagten Ländereien, scheint es mir, war es dennoch „ausreichend“. 1723 als C A die Kurwürde erlangte, war eigentlich geplant gewesen, dass es zu einem „standesgemäßen“ Bau umzuwandeln. Wie ich es mitbekommen habe, soll das auch erfolgt sein. Dennoch sei anzumerken, dass im Laufe des 18. Jahrhunderts dieses durch einen Brand zerstört worden ist! Weil aber es ein entsprechendes Dokument sich bis heute erhalten hatte, bei dem eine solche Anweisung belegbar ist, wird durch diese eine Verbindung zu ihm als Auftraggeber gestellt! Ohne einen solchen Hintergrund fragt man sich (so erging es mir jedenfalls) welche Bewandtnis es mit der erfolgten Aufstellung auf sich hat! Mehr über das Jagdschloss an der passenden Adresse!

    Der Stadtteil Linn ist für das am Pfingstwochenende abgehaltene Flachsmarkt sehr bekannt. Es ist gleichzeitig ein weiteres „Puzzelteilchen“, wenn man sich dem Dargestellten nähern möchte. Diese Gemeinschaft hat den Auftrag für die Bronzeskulptur erteilt. Die feierliche Einweihung erfolgte am Sonntag, 9. Dezember 2012 statt. In den lokalen Medien wurde aber rege darüber im Vorfeld diskutiert, ob sie eine „Bereicherung“ für Linn bedeutet! Aus meiner Sicht ist das unbedingt der Fall! Statt sich über diese Stiftung zu freuen, gab es seitens der in der gleichen Straße befindlichen Stadtverwaltung (bzw. deren Vertreter) ob das mit bestimmten „Verordnungen“ konform sei. Bereits nachdem längst eine (erforderliche) Genehmigung zur Aufstellung beantragt worden war, gab es (seitens des Kulturdezenats) sehr negative Äußerungen über diesen! Die Begründung (typisch „Amtsdeutsch“) dass sie am Liebsten von Anfang an ein gewisses Mitspracherecht was die Gesamtgestaltung betrifft, für sich beansprucht haben! Damit das nicht „genug“ ist, hat sich alle der Vertreter diesbezüglich „übergangen“ fühlten! Sie blieben (aus „Protest“) der Einweihung fern! Dafür aber Vertreter des archäologischen Museums, vor dem die sitzende Bronze von Clemens August zu sehen ist, als auch das Stadtmodell wie Linn um 1650 ausgesehen hatte, das hinter diesen besichtigt werden kann. Trotz des zeitlichen Unterschieds zu den Lebensdaten des Wittelsbachers blickt dieser zum besagten Modell über.

    Der Veranstalter des Flachsmarktes unterstützt mit dem daraus resultierenden Reinerlös verschiedene soziale oder wie in diesem Fall kulturelle Projekte. Ihnen ist wichtig, dass ein solcher Austausch für beide Seiten einen „Mehrwert“ besitzt. Im Jahr 2012 hat das Komitee sich dafür entschieden, dass der historische Ortskern in Linn um solche „Fotomotive“ reicher sein soll. Dass das die Verantwortlichen des Kulturdezenats dermaßen „verärgert“ kann hingegen von Frentz (Veranstalter) nicht nachvollziehen. Damit stimme ich mit diesem überein!

    Für gewöhnlich bin ich kein Fan von zeitgenössischer Kunst. Eine solche Darstellung ist eher eine Ausnahme, was das anbetrifft. Beide Sehenswürdigkeiten wurden durch dem Erkelenzer Bildhauer Michael Franke geschaffen. Ob die Löcher im Gewand, des aufgrund der Kreuzkette als einen Kirchenmann ersichtlichen „Trägers“ als „Verzierung“, wie sie damals angesagt waren, gedeutet werden können, ist dem Betrachter überlassen. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es eine „Interpretation“ seiner Person sein soll, die in die Jetztzeit übertragen wurde. Im (sehr manierlichem) 18. Jahrhundert (da wären wir wiederholt bei den Vergleichen dazu!) die Etikette in den Adelskreisen das Leben „bestimmte“, würde die persönliche Körperhaltung eine ganz andere gewesen! So lässig mit überkreuzten Beinen da zu sitzen, ein Unding. Wir leben aber in der Gegenwart und solche Details kann man als künstlerische Freiheit interpretieren. Es hat dennoch eine gewisse Ähnlichkeit zu einem Portrait von George Desmarées (gemalt um 1746) auf dem er auf dem Thron sitzend zu sehen ist. Hier zeigt der Finger einfach nur zur Seite, statt wie bei jenem auf den eigenen Kurhut. Dieses ist das Zeichen seiner Macht, wie auch das Brustkreuz.

    Mit seiner eleganten Kleidung entspricht diese in etwa der Zeit um 1730. Dazu gehört der Dreispitzhut auf dem Kopf und die Lockenperücke, die bis zu den Schultern reicht. Der Mantel und der Überwurf würden in einer künstlerischen Auftragsarbeit mit Hermelinbesatz versehen sein. Die Ärmel des Gewands enden mit Rüschen und es sieht so aus, als ob darüber eine Spitzborte erkennbar wäre (beim Vergleichsstück auf jeden Fall!). Die rechte Hand ruht auf dem Knie. Die Schuhe sind bis auf die markanten Schnallen grob ausgearbeitet. Mir gefällt das ganze dennoch sehr gut. Auch wenn es (wie meistens) sehr lang geworden ist, bei einem Favoriten von mir warum nicht .

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen in Krefeld

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    22.

    vinzenztheis GzgD.

    Sehr Interessantes und Überlegenswertes ist hier zu erfahren.

    Aber:
    könnte es nicht sein, dass es sich bei dem Dargestellten möglicherweise um den Doppelgänger des Kurfürsten handelt und er deshalb in dieser ungezwungenen Pose sitzend dargetellt wurde. hi,hi.
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    Puppenmama Herzlichen Glückwunsch zu Deinem informativen Bericht und zum grünenDaumen.


  3. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Krefeld-Linn ist einer jener historischen Ortskerne, die man bewusst als außenstehender ansteuert! Es ist nicht nur eine räumliche, sondern auch eine „zeitliche“ Reise, wenn man sich darauf einlässt! Für die Mehrzahl der Besucher sind es die (größtenteils) restaurierte gleichnamige Burg bzw. das danebenliegende Jagdschloss. Ein weiterer Publikumsmagnet ist die immer am Pfingswochenende abgehaltene „Flachsmarkt“ dort. In dieser Zeit ist die bis 1901 selbstständige Stadt die Kulisse für diese (kostenpflichtige) Veranstaltung. Da dieser Markt vom Aufbau her sich in den vergangenen Jahrzehnten, seitdem ich es erstmals erkundet habe, sich bei den Ausstellern kaum ändert, unternehme ich es meistens nur alle paar Jahre, wenn ich Lust danach habe . Wenn ich ehrlich sein soll, ist es schon der größte Handwerk- und Mittelaltermarkt, den ich je besucht habe, denn der besagte Stadtteil ist komplett umzäunt und als Verkaufsfläche freigegeben! So viel zu den Eckdaten! Schon von weitem sieht man, welcher Ansturm hier jedes Mal herrscht! Der beste Garant dafür ist natürlich gutes Wetter, das ist ja normal, doch auch wenn es nicht so ist, Spaß wird man hier trotzdem hier haben. Egal wo man blickt, es ist schon ein Vergnügen, sich all das anzuschauen, was hier dargeboten wird! Darüber habe ich aber schon vor mehreren Jahren eine detaillierte Darstellung gegeben.

    Wie man es aus eigener Erfahrung weiß, ist alles dem Wandel unterworfen. Auf mich wirkte diese historische Bebauung wie ein Fenster in die weit zurückliegende Vergangenheit. Was mir sehr gut gefällt, ist das ab der Straßenbahnhaltestelle der Linie 44 Burg Linn, der Weg zur selbigen bestens ausgeschildert ist. Vom HBF bis dahin benötigt man ca. 20 Min. Diese Verbindung besteht (vor allem am Wochenende) nur ein paar Mal in der Stunde. Daher finde ich es sinnvoll sich vorher darüber zu erkundigen!

    Auch, wenn ich Linn mehrmals besucht habe, bin ich immer aufs Neue von den Gegebenheiten dort begeistert. Man soll ausreichend Zeit mitbringen, denn es gibt einiges zu entdecken. Neben dem historischen Ortskern gibt es 4 spannende Museen, die man gleichwohl für die Vertiefung des Hintergrundwissens während eines Ausflugs zusätzlich ansteuern kann. Sie decken sehr unterschiedliche Themenbereiche, die mit der Geschichte Krefelds bzw. Linns zu tun hat! Inzwischen wurde eine Lösung gefunden, weil es sehr lange Zeit kein gemeinsames Kombiticket für all diese Bereiche gab! Das ist für die interessierten Besucher ein großer Vorteil! Für mich stellt sich nicht die Frage, ob ich sie ein weiteres Mal ansteuern werde, sondern höchstens wann . Was ich erwähnenswert finde, dass die Eintrittskarte vom Flachsmarkt zusätzlich für einen einmaligen, kostenlosen Innenraumbesuch eines davon berechtigt! Daher kann es sich Lohnen (jeweils bis zum Jahresende an dem man es besucht hatte) beide miteinander zu kombinieren! Das habe ich in der Vergangenheit mehrmals selbst gemacht!

    Aus meiner Sicht liegt es sehr nahe, dass ich mit der (namensgebenden) Burg innerhalb dieser Bewertung anfange. Diese blickt auf eine sehr wechselvolle Geschichte zurück. Erneut zeigt sich, dass auch hier ohne tatkräftiges Eingreifen der Lokalbevölkerung diese sich weiterhin als ein verwahrlostes und über Jahrhunderte als „Baustofflieferant degradiertes“ Objekt sein Dasein fristen ! Die einstige Ruine war ein „Trauerbild“ des einstigen Selbst! Es war eigentlich geplant, dass nur wenige Teilbereiche saniert werden sollen, damit man eine gewisse Vorstellung sich davon machen könnte. Laut eigenen Angaben soll der Bau eins der „besterhaltenen“ im Niederrhein sein. Dennoch durch, dass das Gemäuer ca. 300 Jahre leer stand und verfiel, dass von den ehemaligen Außenmauern nur noch wenig sich bis in die Jetztzeit erhalten hatte. Man soll sich aber nicht von dieser Gegebenheit „abschrecken“ lasse, weil auch außerhalb dieses Bereichs weitere Entdeckungen auf einen warten! Über die musealen Gegebenheiten im Stadtteil Linn werde ich an den passenden Stellen weiter vertiefen.

    Es ist allgemein bekannt, dass zwischen Neuss und Xanten es einige Römerlager gegeben hatte. Das gleich trifft auch auf Krefeld zu. In vergangenen Jahren gab es mehrmals Ausgrabungen, die einen solchen „Nachweis“ lieferten. Mal war es ein Zufallsfund beim Ausbau des hiesigen Hafens. Zuletzt 2017-19 gab es spektakuläre Funde, die sowohl eine römische Straße als auch eins der umfangreichsten Besiedlungs- und Bestattungsfelder „jenseits der Alpen“! Es soll sich um mehrere Tausend Objekte handeln, die noch wissenschaftlich untersucht werden sollen! Habe meine Darstellungen in diese Richtung gelenkt, weil die Antikensammlung im Archäologischem Museum zu den ausgestellten Objekten zählen, die man dort unter anderem sehen kann. Inzwischen ist der Zugang (durch nachträglich eingebauten Aufzug) barrierefrei, was bei der Burg nur bedingt die Rede davon sein kann!

    Man erfährt von der Besiedlungsgeschichte, Brauchtum, Handwerk mit einem Schwerpunkt über die Geschirr- (Irdenware / Vorläufer von Porzellan) und die Textilherstellung in Bezug auf den Wandel zum Industriestandort. Daneben aber auch Modelle einiger (heute historischer) Stadtzentren wie sie in der frühen Neuzeit ausgesehen haben. In dem Gebäude ist eine der wenigen Einkehrmöglichkeiten sich hinzusetzen und etwas zu sich zu nehmen.

    Zu meinen beiden Highlights unter den Sammlungen möchte ich nun etwas dazu schreiben: das Deutsche Textilmuseum ist eins, das nur geöffnet, wenn es dort eine der Themenausstellungen gibt! Deren Dauer kann zwischen 3-6 Monaten betragen. Danach ist das Haus für die Vorbereitungen für die nächste für ca. einen Monat geschlossen! Viele der Ausstellungen sind organisiert worden mit Hilfe beachteter Textilsammler, deren Name meistens nicht erwähnt wird. Das Museum verfügt auch selbst über einige Exponate, die ebenfalls einmal im Jahr gezeigt werden. Dabei handelte es sich vorwiegend um Eigenankäufe aus Außereuropäischen Kulturkreis wie Asien oder Afrika. Diese habe ich persönlich nicht gesehen. Laut den Informationen auf der Homepage beläuft sich die Anzahl der eigenen Sammlung auf 30.000 Stück! Bei solch einem kleinem Museum, deren Ausstellungsfläche sich auf zwei relativ kleine Etagen erstreckt ist das schon beachtenswert.

    Im Inneren ist es generell, Aufgrund des Alters und zum Teil Erhaltungszustands der Exponate, das Fotografieren nicht gestattet! Das wird mit Videokameras und Aufsichtspersonal streng beobachtet. Zweimal in der Woche (mittwochs und sonntags) um 14:30 kann man an einer Führung durch die aktuelle Ausstellung teilnehmen.

    Bevor ich über die weiteren architektonischen Besonderheiten im Ortskern Linn berichten werde, möchte ich meinen absoluten Favoriten vorstellen: das barocke Jagdschloss! Er diente als der Sitz des Gutsverwalters, der im Auftrag vom Kurfürst Clemens August von Wittelsbach hier tätig gewesen war. Zu meinen persönlichen Highlights dort gehört das sog. „Polyphon“ aus dem 19. Jahrhundert, das an der Wand neben dem Treppengang installiert wurde. Bin ich mir nicht mehr sicher, ob man weiterhin eine Münze für deren Betrieb benötigt. Ausschließen kann ich es jedenfalls nicht. Unter den Räumen hat mir besonders das Musikzimmer (mit schönen Blumengirlanden auf den Wänden) und die Küche mit ihren blaubemalten Kacheln! Die mageren 5 € Eintritt sind für das was hier geboten wird, eine Kleinigkeit, die aus meiner Sicht keine Rede wert ist.

    Clemens August von Wittelsbach spielt innerhalb Linns ein weiteres mal eine Rolle: an ihn wird mit einer Skulptur gedacht, auch wenn dieser Linn während seiner Lebenszeit NIEMALS gezielt besucht hatte! Eher war das Jagdrevier der Grund. Diese kann man vor dem Archäologischem Museum sehen. Darüber mehr im Anschluss. Daneben gibt es gleichzeitig ein Stadtmodell wie es um 1650 ausgesehen hatte. Nachdem man sich das angeschaut hatte, kann man sich auf einen Rundgang freuen! Einige der dargestellten bauten sind weiterhin dort vertreten. Folgt man der, wie die meisten mit Pflastersteinen versehenen Wegen in der Rheinbabenstraße weiter folgend, kommt wenige Schritte weiter auf der linken Seite ein richtig bunter Farbtupfer. Jedes der Häuser ist in einer anderen Pastellfarbe gestrichen. Gleichzeitig fast in der Mitte des Platzes gibt es die Fundamente einer ehemaligen Kirche. Bekanntlich die „Mischung“ macht’s.

    Da wo sich das Textilmuseum befindet, gibt es den Andreasmarkt mit seinem „Maibaum“ und einigen unter Denkmalschutz stehenden Häusern. An einigen von ihnen, als auch in den benachbarten Gassen weisen häufig die in der Außenwand verankerten Metallziffern auf ihre Entstehungszeit. Wenn man sich gezielt auf dem Weg macht, kann ich empfehlen sich eine Übersichtskarte aus dem Netz zu laden. Das ist schon von Vorteil, weil einige von den denen, die als sehenswert gelten, mitunter nach außen hin gar nicht so „besonders“ wirken. Das war, aus meiner Sicht jedenfalls bei einer verschlossenen (Privat)Einfahrt der Fall. Es ist eins von den ältesten erhaltenen und seit dem 16. Jahrhundert bewohnten Haus der Familie von Frentz, die mit entsprechenden Wappen versehen ist. Mir haben besonders die Fachwerkhäuser angetan, die ich mir immer gerne anschaue. Was ich erwähnenswert finde, dass die beiden katholischen Kirchen dort ich bisher immer verschlossen vorgefunden habe. Das muss man bei den gut erhaltenen einstigen Stadttoren nicht befürchten.

    Der Rundung beträgt ca. 3 km. Es gibt weitere Optionen diesen zu erweitern. Mir ist der alte jüdische Friedhof bisher unbekannt. Bei solchen gewachsenen Strukturen ist es (auch wenn es sich inzwischen um eine Rekonstruktion handelt) eine historische Wassermühle (häufig auch noch im Betrieb!) zu verorten ist. Kann keine weiteren Angaben machen, weil sie zwar erwähnt wird aber keine weiteren gegeben werden, unter welcher Adresse sie sich befindet. In diesem Ortsteil gibt es sehr viel zu entdecken und auch bei der enormen Länge habe ich sicherlich nicht alles aufgezählt. Als Hilfe empfehlt es sich einen kleinen Führer im Museum zu erwerben, bei dem die genauen Hinweise aufgelistet und vertieft sind. Trotz der holprigen Anreise kann ich Linn als Ausflug bestens empfehlen!

    geschrieben für:

    Sonstige Behörden in Krefeld

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    23.

    Ausgeblendete 7 Kommentare anzeigen
    02 Check ..
    Top informativ. Sehr ausführlich. Kurz, die Bewertung ist so umfassend, da kann man jeden Reiseführer weglegen. Danke.

    bearbeitet
    02 Check ..
    Gratuliere und sende Glückwünsche.

    Bin überzeugt diese Bewertung ist besser, als das, was im Reiseführer steht. Da erkennt man die Erfahrung aus über 10 Jahren bewerten und hunderten von grünen Daumen.
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  4. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

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    In der bayrischen Landeshauptstadt München gibt es mehrere Denkmäler, die an das einstige Herrscherhaus der Wittelsbacher erinnern. Wenn man sich die Vita einiger unter ihnen anschaut, kann man feststellen, dass (wie wir selbst auch) gewisse „Eigenarten“ an den Tag legten. Nicht erst mit dem „Märchenkönig“ Ludwig II. kann man eine (gesteigerte) Vorliebe für die Architektur und Kunst beobachten. Das ist um so mehr in der Stadt deutlich, dass bereits Ur- und sein gleichnamiger Großvater ihre Freude daran gehabt haben. Bei kaum einer Biographie wie die des in Straßburg geborenen Kronprinzen Ludwig (als König der 1.) ist so voller Widersprüche und Kontroversen.

    Als junger Mann war er als ein glühender Anhänger der Aufklärung gewesen. Er schwärmte sogar darüber, wie „fortschrittlich“ ein Eingreifen des Volks sein kann. Als König indes, hat er bei solchen Gegebenheiten sehr hart, in einigen Verweisen heißt es sogar brutal solche „Bemühungen“ durch Waffengewalt verhindert. Auf der anderen Seite hat er sich als einen Monarchen verstanden, der mit „gleichgesinnten“ Künstlern auf Augenhöhe begegnet war. Als Monarch aber hat er darauf bestanden, dass seine Macht eine von „Gottesgnaden“ gewesen ist. Mit diesem Anspruch steht er unter den dynastischen Herrschern nicht alleine da! Als glühender Katholik hat er dementsprechend dazu beigetragen, dass die zuvor geschlossenen Klöster eine Neubelebung erfuhren. Mehr noch: durch die Ernennung von sehr konservativen Ministern, die nach seinem Sinn regiert haben, entstanden Konflikte, die sich auf weitere Bereiche erstreckten. Mehrere solcher „Vorfälle“ haben dazu geführt, dass Ludwig I. 1848 zu Gunsten seines Sohnes Maximilian II. Joseph abgedankt hat. Im Detail ein wenig später wird das Erläutert.

    Nicht nur Ludwig II., wird als ein „Romantiker auf dem Thron“ bezeichnet, wie in anderen Bereichen auch, kann man das auf diesen Vorgänger übertragen. Als junger König musste er sich mit einem immensen Schuldenberg, den ihm sein Vater Max I. Joseph 1825 hinterlassen hatte. Durch verschiedene Reformen verbunden mit (was sich für Nachfolgegeneration schwer nachvollziehen ist – wegen der baulichen Investitionen) persönlicher „Sparsamkeit“ konnte er sich im Laufe seiner Regentschaft der Stadt seinen „Stempel aufdrücken“. Dennoch hat er sich beim Militär und der Verwaltung keine Freunde gemacht, weil er für diese Bereiche einst vorgesehenen Mittel deutlich gekürzt hatte. Dafür kann man bis heute 40 „Großbauprojekte“, die vor allem durch seinen Lieblingsarchtiekten (von) Klenze realisiert wurden. Daneben hat er sich dafür stark gemacht, dass das (aus seiner Sicht ) „vernachlässigte“ /baufällige Erbe seiner Vorfahren saniert wurden.

    Als ich verschiedene Quellen über König Ludwig I. von Bayern gelesen habe, entstand bei mir der Eindruck, dass nicht nur bei seinen „Projekten“, sondern auch auf seine Untertanen die antiken Herrscher als „Vorbild“ gedient haben! Nach dem Motto: Zuckerbrot und Peitsche, auch wenn dies nur im übertragenem Sinn zu verstehen sei! Wie bei jeder Biographie ist diese im Kontext der Zeit zu deuten. Sich zwischen Fortschritt und Tradition zu „entscheiden“, vor allem wenn es um das Mitspracherecht der Bevölkerung anbelangt. Selbst noch in der „Vorstellung“ verhaftet zu sein, über allem anderen zu stehen und dennoch nach einer Umsetzung unter neuen „Rahmenbedingungen“, die erst wenige Jahre zuvor gegründetem Königreich umzusetzen, das ist leichter gesagt als getan! In der letzten Dekade seiner Regentschaft wurde das deutlich als eine unangemessene Einmischung in die „Tagespolitik“ wahrgenommen. In den ca. 23 Jahren auf dem Thron gab es sowohl Phasen, in denen seine Person nicht nur beliebt gewesen ist, sondern gleichzeitig auch als Liberal. Vieles was er beschlossen hatte, galt als „Wegweisend“ unter anderem die Aufhebung der Pressezensur. Aufgrund dessen wurde er aus diesem Grund sehr geschätzt. Das sollte sich ändern, als aus reaktionären Kreisen andere Ansichten darüber ihm vorgetragen wurden. Spätestens, als Ludwig beschloss die Uni zu schließen, weil das was nicht mit seiner Meinung konform war, gab es mehrmals Revolten. Diese wurden, wie vorher erwähnt, sehr hart geahndet! Danach war für lange Jahre die Zensur die gängige Praxis.

    Ludwig I. galt als ein Lebemann, der nachweislich (neben seiner Frau) einige bekannte Liebschaften gehabt. Die letzte (und heftigste) unter ihnen hat dazu geführt, dass er 1848 abgetreten sei. Noch heute ist es ein „heikles“ Thema, wenn Politiker (bzw. Promis) in der Öffentlichkeit mit jemanden gesehen werden, der nicht zu dieser „gehört“. Solcher Tratsch wird noch zusätzlich „befeuert“, wenn es bekannt wird, dass das „Objekt der Begierde“ (auch indirekt) zum „Dunstkreis“ des ältesten Gewerbes der Welt gehört! Da ist ein Skandal „vorprogrammiert“! Vor 175 Jahren, vor allem bei einem solch religiösem Menschen, der dieses in den Mittelpunkt seines Lebens stellt, hört sich das bis heute ungeheuerlich an! Es heißt mehrmals, dass Ludwig I. es mit der ehelichen Treue nicht so dolle bestellt gewesen sein soll… Mit seiner Gattin aber hatte er dennoch 9 Nachkommen gehabt, das will gleichwohl was heißen. Ihre Hochzeit ist bis heute der Grund, warum in München des Oktoberfest angehalten wird! Das am Rande erwähnt.


    Den Namen Elizabeth Rosanna Gilbert kennen wohl wenige, mich eingeschlossen, denn die gebürtige Schottin ist unter ihrem Künstlernamen Lola Montez wesentlich berühmter. Laut den Angaben, die über sie zu lesen sind, war sie eine „Abenteurerin“, die mit ihren Provokationen, egal wo sie als Tänzerin unterwegs war, für ihre „Masche“ berüchtigt: Auftritt, Sensation, Skandal, Ausweisung. Egal, ob in Paris, London, Berlin, Baden-Baden oder eben München die damals 25 jährige tat dies, um die Gunst der zahlungskräftigen Verehrer, die selbstredend aus den höchsten Kreisen stammen, zu gewinnen. Wenn sie binnen kurzer Zeit das Interesse an ihnen verloren hatte, sorgte sie mit ihren (aus der damaligen Sicht) unzumutbaren Verhalten, dass ihr die (durch vermeintliche „Liebesschwüre“) verliehenen Bürgerrechte aberkannt wurden. So zog sie von Stadt zu Stadt, vom Land zu Land, um den „nächsten dummen“ auszunehmen und wie oben erwähnt, zu verfahren! König Ludwig I. war der letzte in Europa, der darauf „rein“ fiel, bevor sie nach USA ausgewandert ist. Es gibt eine Karikatur, bei der ihre „Verflossenen“ Monarchen ihr am Ufer nachweinen, als sie mit einen Schwanenboot davon segelt. Lola liebt Provokation: man bezeichnet sie zwar als eine „Hochstaplerin“, die schnell in Wut gerät, Leute (ohne Vorwand) anspuckt, sich lautstark für die eigenen Belange stark zu machen. Auch bei Ludwig hat sie (als ihr bereits ein gewisser „Ruf“ vorausging), als ihr aufgrund dessen ihr die Bürgerrechte vorenthalten werden sollten, sich direkt bei ihm darüber beschwert. Das selbstredend mit Erfolg!

    Der 60 jährige König, als er auf diese famme fatal erstmals traf, war sofort von ihr fasziniert und mit ganzer Liebe zu ihr „entbrannt“. Er war sogar bereit auf den Thron zu Gunsten seines Sohnes zu verzichten, damit er sie heiraten konnte! Es klingt schon „exzentrisch“, wenn ein „Greis“ (die durchschnittliche Lebenserwartung lag 1848 bei gerade mal 30 Jahren!) einem „Mädchen“, das theoretisch seine Enkelin sein könnte, Liebesbriefe in Gedichtform zukommen lässt! Was die Zeitgenossen sehr empört hatte, war wie kostspielig seine Geschenke an Lola gewesen sind: im Schnitt hat er pro Jahr auf Euro umgerechnet rund 1,1 Mio. ausgegeben. Hinzu kommt aber auch die Villa, die er für sie bauen ließ (weitere ca. 1,5 Mio. €)! Sie war die einzige in seinem Leben, für die er sogar eigene neue Gesetze erließ, damit sie nicht „abgeschoben“ werden sollte. Es kam wie es kommen musste: statt dankbar zu sein, hat sie ihn in der Öffentlichkeit bloß gestellt! Da gab es verschiedene Gerüchte über Lola unter anderem, dass sie eine „Spionin“ sein sollte. Die Kritik war groß: die Kirche, weil er „Ehebruch“ begangen hatte, die Bevölkerung wegen der Geldverschwendung und seine Minister und Beamten, weil sie nicht hinnehmen wollten, dass der König sich über geltendes Recht hinwegsetzt. Die ganze Situation war ziemlich aufgeheizt!

    Es kam zu Unruhen: Lola wurde auf offener Straße angegriffen und als „Hure“ beschimpft. Auch ihre Villa wurde belagert. Da sich bis zum Februar 1848 das ganze dermaßen gesteigert hatte und unter den demonstrierenden zahlreiche Studenten befanden, hat der König beschlossen die Uni (wie mehrmals zuvor) komplett zu schließen. Weil durch diese Maßnahme weitere „Dienstleister“ betraf, gab es aus diesem Grund eine große Unruhe. Lola indes floh, wie sie es etliche male bereits weiter. Erst als seine Garde ihm die Unterstützung verweigerte, erkannte der Monarchen, dass ihm nichts anderes bleibt, als sich zurückzuziehen! Eins blieb beim „Alten“: seine Bautätigkeit wurde fast bis zu seinem Tod 1868 fortgeführt. Ihm tat der Rücktritt nicht leid, eher das er seine Liebschaft nicht fortgefahren konnte. Das hat er in glühenden Briefen an Lola Montez bekundet!

    Für mich klingt es schon paradox, dass trotz allem zehn Jahre nach Ludwigs Abdankung anlässlich seines Geburtstages die Idee aufgekommen ist, einen Denkmal ihm zu errichten! Kann mir vorstellen, dass eine solche Spanne nötig war, um mit Abstand auch an seine Leistungen schätzen zu können. An mehreren Stellen hieß es sogar, dass er in weiten Teilen der Bevölkerung beliebt gewesen sein soll! Wie es auf dem Sockel zu lesen ist, wurde das Denkmal in Auftrag der Stadt München tatsächlich 1862 zum 75. Geburtstag eingeweiht wurde. Auch bei diesem liegt (zum Teil) ein Entwurf seines Lieblingsarchitekten Leo von Klenze zurück. Es soll eine Vorlage geben, an der sich dieser orientiert hatte. Im Gegensatz zu dem, was einige Jahrzehnte zuvor für seinen Vater Max I. Joseph errichtet worden ist, ist Ludwig hoch zu Ross mit einer Krone auf dem Kopf abgebildet. Diese Statue steht auf einem fast Rechteckigem dreistufigem Sockel aus Marmor. Insgesamt ragt dieser über 5 Meter in die Höhe. Rund um diesen kann man Allegorien auf die Vorlieben des Königs finden: Religion, Kunst, Poesie und Industrie. Zusätzlich kann man lesen: "Ludwig I, Koenig von Bayern". Auf der anderen "Errichtet aus Dankbarkeit von der Stadt München, am XXV August MDCCCLXII" (1862)

    Der König als solcher wird von zwei Pagen flankiert. Die beiden Knaben tragen Tafeln in den Händen, leider kann ich keine weiteren Angaben machen, welchen Verweis sie dadurch zum Ausdruck bringen wollen. Aus der Perspektive ist das gar nicht so einfach, auch wenn die beiden Bronzen um einiges kleiner sind, als der Dargestellte! Sie alle wurden in der Ferdinand Millers Werkstatt gegossen. Als Vorlage diente eine Zeichnung von Ludwig Michael Schwantaler. Als Aufstellungsort wurde der zentral in der Sichtachse zum Residenzschloss befindliche Odeonsplatz dafür gewählt. Das feierliche Ereignis fand unter großem Interesse der Bevölkerung statt aber ohne Anwesenheit des Jubilaren, der sich im Exil befand.

    Erneut ist es sehr lang geworden, aber weil es sich um einen Favoriten von mir handelt, eben (wie gewohnt) in dieser Ausführlichkeit! Bei einem Spaziergang ist es leicht zu erreichen, sodass ich gleichwohl eine Empfehlung aussprechen möchte.

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    Konzentrat Na aber hallo ! Das Denkmal und alles drumherum ist so informativ und umfangreich beschrieben, da muss man gar nicht mehr selber hin :-)
    Glückwunsch zum Daumen.
    02 Check ..
    .. König Ludwig

    Glückwunsch zum grünen Daumen. Danke für eine lange und ausführliche Bewertung. Die ist, wie seit Jahren gewohnt, präzise, tiefgehend und top informativ. Klar, das Denkmal kann die Infos nicht geliefert haben. Da wurde viele nachgelesen und nachgeforscht. Danke auch hierfür.
    Kulturbeauftragte Konzentrat das ist wirklich ein Irrtum, weil es in dessen Nähe sehr viel mehr zu sehen gibt. Hatte mir zwar einiges vorgenommen aber weil im Januar früh dunkel wird, nicht alles geschafft davor anzusteuern und erst Recht es abzulichten. Bei mir bleibt es sicherlich nicht bei den ein paar Mal ;)


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    Lang und (im wahrsten Sinne des Wortes) steinig war der Weg zwischen der Idee ein Denkmal für den sehr beliebten König Max I. Joseph in München errichten zulassen. Eigentlich war es vorgesehen, dass das anlässlich seines 25. Thronjubiläums 1824 angemessen wäre. Zuerst stellte sich die Frage, wo es überhaupt eine „repräsentative“ Stelle dafür sich finden lasse. Durch die Aufhebung der zahlreichen Klöster etc. bot sich eine solche Gelegenheit als das der Franziskaner gegenüber der Residenz abgerissen wurde. Zum einen war geplant, dass der frei gewordene Platz für den Neubau eines Theaters als auch der Erinnerung an den besagten Herrscher dienen soll. Nach einer langen Planungsphase sollte 1820 mit den Arbeiten begonnen werden. Auch, wenn solche Vorhaben von den Stadtoberen beschlossen und ausgeführt wurden, hat es dennoch (ein Souverän hatte weiterhin ein „Wörtchen“ mitzureden) einer Zustimmung von „oben“ bedürft. Diese gab es dann nur zum Teil – es blieb über mehr als 10 Jahren bei einem Sockel!

    Max Joseph empfand es als eine Kränkung, dass er statt in einer stehenden Pose bzw. hoch zu Ross, die eines sitzenden „Beobachters“ einnehmen sollte. Für ihn hatte es einen „üblen“ Beigeschmack: das was die Verantwortlichen als „Volksnähe“ und Milde ausdrücken sollte, wurde von ihm als eine Darstellung „am stillen Örtchen“ (um es in die heutige Zeit zu übertragen) verstanden! Es ist kein Vergleich, wenn sich irgendwelche exzentrische „Promis“ in den Netzwerken in einer solchen Situation via Internet darstellen. Vor fast 200 Jahren galt das als eine „Respektlosigkeit“ dem Dargestellten gegenüber! In Augen von König Max I. Joseph war ein entsprechender Entwurf ein Zeichen der „Schwäche“, die er selbst nicht zulassen wollte!


    Die Zeit hat aber gezeigt, dass sich mit seinem Ableben 1825 was diesbezüglich ändern könnte. Es ist bekannt, dass sein Sohn und Nachfolger Ludwig I. häufig andere Ansichten vertreten hatte. Es sollten zwar weitere 10 Jahre vergehen, bis wie ursprünglich geplant ein Denkmal des Max Joseph auf dem gleichnamigen Platze realisiert werden konnte. Der Kunstliebende Ludwig I. hat einen entsprechenden Auftrag 1826 für einen Entwurf an den Bildhauer Christian Daniel Rauch (2 Januar 1777 – 3 Dezember 1857) gegeben. Diese Entscheidung wurde ihm aber von einigen sehr schlecht aufgenommen! Dieser gehörte zu den Lieblingskünstlern des Monarchen. Das war (aus meiner Sicht) wichtiger, als Vorbehalte, weil dieser ein Preuße gewesen war.

    Rauch fertigte ab 1829 ein mehrstufiges Gipsmodell, bei dem bereits ersichtlich gewesen ist, dass deren Seiten mit Bronzeplatten versehen werden sollten. Damit ist es eins der frühesten, die ich selbst kenne, bei dem es in dieser Form ausgeführt wurde. Das Denkmal war dementsprechend in der Entstehungszeit technisch schon etwas Besonderes gewesen, was deren Herstellung betrifft! Es bedürfte aber mehrerer „Anläufe“ damit das als ein so großes Stück in der Gießerei von Johann Baptist Stiglmaier seine Gestalt nehmen konnte! Das gleiche gilt für die thronende Gestalt des Max Joseph selbst! Diese Arbeiten haben sich bis 1832 „hingezogen“.

    Im frühem 19. Jahrhundert gab es eine große Begeisterung für die Antike. Wie dieses Denkmal auch wurden viele der architektonisch monumentalen Bauten von Ludwig I. nach einem solchem Vorbild errichtet worden. Es sind gleichzeitig Verweise darin zu finden, die sogleich an dieser Stelle – in klassizistischer Manier übernommen wurden. Zum einen ist es der weiträumig drapierte Mantel. Ebenfalls zählt schon das Zepter in der linken Hand Max Josephs, sowie die zum Gruß erhobene rechte dazu. Es soll an eine „Ansprache/ Segensgestus“ erinnern, die häufig bei feierlichen Anlässen von den römischen Cäsaren (lt. den Angaben aus dem Netz zufolge) gehalten wurde. Im übertragenen Sinn wird an seine Verdienste als Landeslenker erinnert. Für mich bedürfte es einiges an Geschicklichkeit, um die allegorischen Szenen unter dem Thron ablichten zu können.

    Das „wichtigste“, wie heute es beurteilt wird, war der Erlass des Toleranzedikts. Gleichberechtigt steht ein Vertreter der katholischen und der protestantischen Kirche sich gegenüber. Die beiden werden (in deren Mitte) von einem Engel mit Heiligenschein begleitet. In einigen Quellen wurde auch auf die Rechte der anderen Konfessionen verwiesen. Diese sucht man bei dieser Szene vergeblich. Gleichzeitig wird, auf der andern Hälfe der Tafel, gleichwohl allegorischen als Förderer der Kunst und Wissenschaften erinnert. In der Mitte steht ein Maler, der sich einer Mariendarstellung in der linken Ecke zuwendet. Unter ihr ist ein (für mich nicht näher ersichtlichen) knienden Handwerker angebracht. Ob es sich um einen Bildhauer handelt, ist aufgrund des Hammers in seiner Rechten und einer Säule, die sich daneben befindet, sehr wahrscheinlich.

    In der anderen Ecke gibt es oben Männer, die einen Steinblock in einer Reihe platzieren. Max I. Joseph hat, wie sein Sohn Ludwig um so stärker, begonnen, die Stadt München für die stetig wachsende Bevölkerung zu erweitern. Aus meiner Sicht ist der Mann mit Zirkel und über vielen Büchern gebeugt ein Architekt, der seine „Vision“ einer „zeitgemäßen“ Bebauung, im übertragenen Sinne zur Papier zu bringen.

    Lässt man seinen Blick weiter nach unten wandern, wird man erkennen, dass eine solche Darstellung nach dem Ableben des Königs erfolgt ist. Es ist nicht nur die Anfangs erwähnte Assoziation zu einem „Nachtgeschirr“ – wie er selbst es wahrgenommen hatte, sondern auch, dass nach dem mehrstufigem Treppenaufbau ein „Sargähnliches“ Teil darauf folgt. Dort kann man verschiedene Waffen und weitere allegorische (deren Erklärung ich nicht beisteuern kann) Frauengestalten in der Mitte. Beide sehen schon ein wenig „altertümlich“ aus, die eine mit ihren streng geflochtenen Zöpfen und die andere wie eine antike Göttin. Ob es sich um Bavaria und Germania handelt, liegt zwar nahe aber es ist meine Interpretation! Beide Gestalten werden von Löwen flankiert.

    Im frühem 19. Jahrhundert war es eher eine Seltenheit, dass ein Monarch (zwar ohne die Beteiligung der Bevölkerung) einer Verfassung zustimmte. Diese wird (aus wissenschaftlicher Sicht) als der „erste Schritt in Richtung Demokratie“ verstanden, als es
    1818 verabschiedet wurde. Die sog. „Charta Magna Bavariae“ galt bei ihrer Untereichung als „Wegweisend“! Es sollte für sehr lange Zeit Wohlstand und Wachstum sichern. Dadurch, dass eine Personifikation Max I. Joseph zu seinen Füssen kniet, als auch dass die Männer hinter ihr sich weit unterhalb des Thrones angebracht wurden, kann man es als eine Huldigung verstehen. Auch, wenn hier auf die Freiheiten ein Bezug genommen wird, steht der Monarch (bildlich gesehen) über diesen. Es ist dennoch spannend zu beobachten, wie ambivalent Rauch und detailreich in einer „Übergangszeit“ festgehalten hatte! Das macht das Monument aus meiner Sicht betrachtenswert! Volle Zustimmung von mir, sowie ein Favoritenherz dazu :)!

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    Kulturbeauftragte Danke euch.
    Sombody, der nächste in diesem erlauchten Kreis ist in Mache :). Dauert aber noch ein paar Tage...
    Konzentrat König Max Joseph war mir bis dato unbekannt. Vielen Dank für die Infos zu ihm nebst Denkmal.
    Und Glückwunsch zum Daumen.
    02 Check .. König Ludwig

    Qualität und Beständigkeit wird sehr geschätzt. ein Denkmal sagt wenig. Um ein so tiefgehende und sehr informative Bewertung muss man viel nachlesen und zusammentragen. Danke dafür. Auch muss man Wertschätzung für die Geschichte von Dynastien haben.

    Find ich sehr gelungen. Gratuliere zum grünen Daumen. Sende eine Glückwunsch.


  6. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

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    In den vergangenen Jahrhunderten gehörte es zum Selbstverständnis des Hochadels sich mit schönen und wertvollen Sachen zu erwerben und die Räume damit auszustatten. Es war ein Ausdruck des eigenen Wohlstands und des Rangs, in dem die jeweiligen Herrscher standen. Die privaten Sammlungen waren eine Möglichkeit unter einander darüber ins Gespräch zu kommen. Bei den Wittelsbachern, auf die diese Gemälde in der Alten Pinakothek zurückgehen, reicht deren Geschichte bis in die Renaissancezeit zurück! Diese befand sich vom 16.-19. Jahrhundert innerhalb des Residenzschlosses (über den ich an der passenden Stelle berichten werde!). In etwa, da wo heute das Münzkabinett zu verorten ist, soll sich der einstige Vorgänger befunden haben. Die jeweiligen Galerien wurden während der langen Dauer mehrmals dem jeweiligen Zeitgeschmack und dem des regierenden Herrschers umgewandelt bzw. angepasst. Die Namen zeugen bis heute, dass man mit etlichen Highlights der europäischen Kunstgeschichte an einem Ort zusammengetragen wurden!!!!!!!!! Die „hochkarätigen“ Namen findet man in jedem gängigen Nachschlagewerk über das Thema!

    Die Spannbreite an Pinakotheken in München umfasst alle Strömungen zwischen dem Mitaltalter bis in die Gegenwart. Mein persönliches Highlight unter ihnen ist definitiv diese: die Sammlung der Alten Meister! Diese Adresse habe ich an dieser besonderen Stelle ausgesucht: es ist mein 100. Beitrag in der bayrischen Landeshauptstadt München! Auch, wenn ich bei jedem meiner Besuche sie stets besucht habe (mein Akku hat zuletzt schlapp gemacht ) entdecke ich stets was Neues dort! Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass auch wenn man sich weniger für die Malerei interessieren sollte, braucht man schon einiges an Zeit, um wenigstens einen Eindruck zu bekommen, was alles hier zu sehen ist! Wie man es sich denken kann, hat es bei mir je mehrere Stunden gedauert! Bei 700 Gemälden ist das schon nachvollziehbar, auch wenn nicht alle gleichermaßen bei mir Begeisterung hervorrufen. Bekanntlich können Geschmäcker sehr unterschiedlich ausgeprägt sein auch bei meinem Nickname auf der Seite!

    Machen wir einen Sprung ins 19. Jahrhundert. Heutzutage ist unter den bayrischen Königen Ludwig II. für seine verträumten Märchenschlösser weltberühmt. In München aber hat sein gleichnamiger Großvater mit den zahlreichen Bauten architektonisch einen prägenden Beitrag zur Stadtentwicklung gegeben. Das sollte sich auch nicht nach seiner Abdankung 1848 nicht ändern! Wie bereits einige seiner Vorgänger hat er sich als Kunstmäzen einen Namen gemacht. Es ist nachweisbar, dass zu diesem Zweck er umgerechnet ca. 2,5 Mio. € pro Jahr aus eigenen privaten Mitteln zur Verfügung gestellt hatte! Dazu gehörten neben den Museumsbauten auch Ankäufe von Kunstwerken dazu! Ludwig I. war dabei wichtig gewesen, dass diese seinen hohen Qualitätsansprüchen genügen aber gleichzeitig finanziell einen gewissen „Rahmen“ nicht überschreiten! In dieser Hinsicht war er sehr auf „Sparsamkeit“ bedacht! Trotz dessen wurde durch gezielte Erwerbungen im Ausland (vor allem in Italien) ein Grundstein dessen gelegt, was im besagten Bereich sich bis heute befindet.

    Durch die Zusammenarbeit mit seinem „Lieblings Architekten“ Leo Klenze ist durch die, zur damaligen Zeit die innovative Bauweise, ein Vorbild für andere Museen entstanden! Durch die indirekte Beleuchtung in Form einer Glasfläche über den Ausstellungsräumen hat bewirkt, dass sich eine solche Bauweise auch andernorts Anwendung fand, weil sie oft (im positiven Sinn) “kopiert“ wurde. Was den Stellenwert der (heutigen) Alten Pinakothek anbetrifft: es ist eins der größten und bedeutendsten Sammlungen dieser Art! Bereits, wenn man vor dem imposanten Gebäude steht, kann man bereits ermessen, dass hinter den zahlreichen Fenstern viel zu entdecken gibt!

    Es mag vielleicht einige (wie uns auch) reichlich irritieren, dass stellenweise statt das die fehlenden Bauelemente ergänzt wurden, stattdessen diese „unvollständig“ geblieben sind. Das war eine bewusste Entscheidung nach dem Krieg, denn das Gebäude war erheblich während des 2. WK zerstört worden! Jene Stellen, die davon nach außen hin betroffen sind, wurden mit sichtbaren Ziegelsteinen repariert worden. Diese „Lücke“ soll an den Schrecken erinnern (auch wenn man das nicht auf Anhieb sofort erkennt), die mit dem Terror verbunden war und der daraus resultierenden Vergeltung!

    Der ursprüngliche Zugang aus dem 19. Jahrhundert wurde zu den Gunsten eines barrierefreien in der Mitte des Gebäudes (wie es mir jedenfalls vorkommt) aufgegeben. Heutzutage bemühen sich die meisten Museen darum, dass auch weniger mobilen Menschen es so einfach wie möglich machen wollen, um in eine Sammlung zu gelangen. Das wird auch innerhalb der alten Pinakothek dementsprechend fortgeführt. Das ist mit dem (nachträglich eingebautem) Aufzug möglich. Mit diesem kann man auch das Zwischengeschoss erreichen, in dem es sowohl das Souvenirgeschäft, als auch die Räume, in denen die Sonderausstellungen abgehalten werden. Das ist schon für fitte Personen von Vorteil, weil die Treppen, die zur Ausstellungsfläche im 1. OG führen, aus meiner Sicht „einschüchtern“ wirken können! Den Grund kann ich auch aus eigener Erfahrung anführen: wenn man an einem Ende dessen steht, kann man nicht mal das andere aus dieser Perspektive erkennen! Kenne nur wenige andere vergleichbare Kunstsammlungen, auf die das gleiche zutrifft!

    Die bayrischen Kunstsammlungen und im speziellen die Alte Pinakothek blickt auf eine Jahrhundertealte Sammlungstätigkeit zurück. Diese war, bis zu Errichtung des Museumskomplexes auf verschiedene Standorte verteilt. Diese lagen zum Teil (im 18. Jahrhundert) zum Teil mehrere hunderte von km von einander entfernt. Hier kommt ein besonderer Hintergrund eine große Bedeutung: die sog. „Düsseldorfer Galerie“, die auch wenn es nahe liegt, dass es sich um eine „Leihgabe“ aus meiner Stadt handeln könnte, geht diese auf das Kurfürstenpaar Johann Wilhelm von der Pfalz (* 19. April 1658 in Düsseldorf- 8. Juni 1716 ebenda) und seine Frau Anna Maria Luisa de Medici zurück. Durch die Tatsache bestimmt, dass sein Nachfolger Carl Theodor von der Pfalz 1777 sich bis zu seinem Tod (1799) dauerhaft in München aufhielt, gelangte mit ihm diese bedeutende Kunstsammlung (nach einigen „Umwegen“) dahin! Diese Monumentalgemälde namhafter niederländischer Barockmaler wie Rubens, van Dyck, Jan Brueghel d. Ä und weitere. Diese zählen gleichzeitig zu den Highlights des Museums, als auch innerhalb der europäischen Kunstgeschichte. Zu diesen „gesellen“ sich (nach den einzelnen Regionen / Epochen sortiert) sehr viele weitere. Einen Favoriten unter ihnen zu benennen, das fällt mir mehr als schwer! Die Bandbreite erstreckt sich vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Bis auf weiteres, aufgrund der Restaurierungs- und des Umbaumaßnahmen kann man zusätzlich eine Auswahl der wichtigsten Gemälde und Skulpturen aus der „Neuen Pinakothek“! Diese Erwähnung halte ich sinnvoll! Denn den sehr kurzen Hinweis auf der hier verlinkten HP man leicht übersehen kann!

    Die von mir hochgeladen Fotos bieten eine Auswahl, was man sich dort ansehen kann! Die Sammlung ist sehr abwechslungsreich aber man muss immer damit rechnen, dass bei einigen von den Gemälden mit einer gewissen Wartezeit zu rechnen sei. Innerhalb der Ausstellungsfläche gibt es sowohl (wie man sich denken und auf der HP sehen kann) kleine Kabinette aber auch jene riesigen Räume (mit Sitzgelegenheiten) wo man nicht weißt bzw. man sich nicht „schnell“ entscheiden kann, wo zuerst der Blick gelenkt werden soll! Egal, ob Dürer, Lochner, Altendorfer, da Vinci, Raffael, van Goyen und wie sie alle heißen, hier findet jeder seine „Lieblingsansicht“. Zwischen religiösen und (aus der damaligen Sicht) freizügigen Darstellungen aber auch mit Stillleben, sowie Portraits reicht die Palette! Man muss sich darauf „einlassen“!

    In regelmäßigen Abständen werden auch Sonderausstellungen hier abgehalten. Was mich sehr überrascht hatte, dass selbst in diesem Bereich (außer wenn es ausdrücklich untersagt wurde) es weitgehend kein Fotografierverbot gibt! Das habe ich an anderen Stellen (wie zum teil beschrieben) auch deutlich anders erlebt! Es kommt (wie immer) auf das „Kleingedruckte“ bei den jeweiligen Rahmenbedingungen an! Was mich dennoch sehr überrascht hatte, dass es zwar eine Kombikarte zu den anderen Pinakotheken gibt aber KEINE, innerhalb dieses Museums! Ein solcher Wunsch hat bei mir eher zu einigen Missverständnissen geführt. Das nur am Rande erwähnt, damit auch andere es (für die Zukunft) wissen! Der Preis als solcher ist aus meiner Sicht mit 7 € sehr günstig! Wer an einem Sonntag sich für eine solche Besichtigung entscheiden sollte, wird mit einem „Schnäppchen“ von gerade mal 1 € „belohnt“!

    Es ist erneut sehr lange geworden aber bei einem solchem runden Beitrag in München war mir eine solche Darstellung ein Bedürfnis! Wer zwischendurch eine Stärkung benötigen sollte und sich von der Geräuschkulisse nicht „abschrecken“ lässt, kann das im Café Klenze tun, über das ich bereits berichtet habe!

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    Museen in München

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  7. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

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    In vielen Städten gibt es Stadtteile, die selbst die Einheimischen von „Hörensagen“ her kennen. Bei mir kann ich das von Unterrath sagen. Es bedurfte meiner Entscheidung, dass ich mich mal auf den Weg dahin gemacht habe. Dieser liegt im Düsseldorfer Norden unweit des Flughafens. Bei meinem Rundgang durch die Gegend sind mir einige Kunstwerke aufgefallen, die auf seine Vergangenheit hinweisen. Auf den ersten Blick hin, ist es nicht mal ersichtlich, wie lange die ersten Siedlungsspuren zurückreichen. Unterrath blickt auf eine bewegte Geschichte, die man anhand dieses Brunnens nachvollziehen kann! Habe sehr lange gebraucht, um den passenden Hintergrund zu finden. Trotz das die Stadt Düsseldorf über mehrere 100 Kunstwerke im öffentlichem Raum verfügt (mehr als 550!) die wenigsten von ihnen verfügen über die Hintergrundinfos, worum es sich eigentlich handelt! Erneut zeigte sich, dass auch, wenn auf der Wasserschale die Szenen beschriftet sind, man den dazugehörigen Kontext, in dem es aufgestellt wurde, nicht sofort erkennen kann! Meine Eingebung, dass es sich um eine Arbeit von Karl-Heiz Klein handeln könnte, der mit einigen weiteren im Stadtgebiet vertreten ist, wurde tatsächlich eine Richtige. Wie die vor mehreren Jahren vorgestellten Brunnen in der Altstadt und Gerresheim zeigt dieser einige markante Szenen des geschichtlichen und kulturell-gesellschaftlichem Kontext Unterraths. Als ich diese Fotos gemacht habe, wie man sehen kann, befand sich dieser nicht im Betrieb. Dennoch gefällt mir diese Darstellung so gut, dass ich es an dieser besonderen Stelle auf den sog. „Folklorebrunnen“ hinweisen möchte! Es ist nicht nur mein 2750. Beitrag auf GL, sondern auch gleichzeitig mein 800. in der Landeshauptstadt Düsseldorf! Wenn selbst ich von diesem Fund überrascht gewesen bin, dann soll es kein weißer Fleck auf der Plattform bleiben!

    Im Laufe des letzten Jahrzehnts, seitdem ich hier auf der Seite aktiv bin, habe ich einige Werke von Karl-Heiz Klein im Stadtgebiet entdeckt. Der besagte Brunnen, der gleichwohl an die Geschichte aber auch an den Brauchtum erinnern soll, ist der dritte in einem solchem Zusammenhang. Dieser ist der Älteste unter ihnen. Erneut geht die Initiative von der Stadt Düsseldorf zurück. Diesem Zweck ging ein Wettbewerb voraus, bei dem der besagte Künstler als Sieger hervorging. Bin selbst darüber erstaunt, dass dieses bereits 1964 gewesen war. Bei den anderen beiden „Heimatbrunnen“ (an der Maximiliankirche und am Gerricusplatz) erfolgte dies erst in etwa 20 Jahre später! Seine markante „Handschrift“ ist bereits in dieser frühen Phase seines Schaffens bestens erkennbar! Es werden einzelne Begebenheiten oder Verweise auf sehr alte (zum Teil „brachiale“) Traditionen, die bis heute gepflegt werden! Eine von ihnen (wie ich gelesen habe) polarisiert sehr stark. Mehr darüber etwas später!


    Der „Folklorebrunnen“ liegt in einem Wohngebiet. Falls man sich diesen Anschauen wollte, hat mehrere Möglichkeiten diesen zu erreichen. Man nimmt die S 1 (z.B. ab HBF) Richtung Duisburg (Essen, Dortmund) und steigt an der HS Unterrath. Von dort sind es ca. 500 Meter bis zum „Kelsweg“. Die andere Option ist den Bus 730 bis HS „Unterrath, Kirche“ zu nehmen, die direkt neben dem Brunnen sich befindet. Was meine Aufnahmen von dem Brunnen anbelangt, kann keine besseren anbieten, weil ich sie gegen die Sonne machen musste. Das hat auch dementsprechend auf deren Qualität auswirkungen. Wegen der weiten Entfernung zu diesem Stadtteil für mich, kann ich nicht mal sagen, wann ich welche machen kann…

    Zu den bevorzugten Materialien, die der im letzten Jahr (Mai 22) verstorbene Klein vorwiegend verwendet hatte, waren Bronze in Verbindung mit verschiedenen Steinen. Bei diesem handelt es sich um Granit. Der Grundriss des Folklorebrunnens ist qaudratisch und jede Seite misst je 3,6 Meter. Das gleiche gilt auch für die Höhe der Stele, die in der Mitte des Beckens angebracht wurde. Wenn man sich die Darstellungen auf den vier Tafeln anschaut, so war jedenfalls meine Assoziation gewesen, erzählen sie unterschiedliche Geschichten! Es sind 12 „Doppelbilder“ bei der abwechselnd je ein passender Kopf hinzugefügt wurde. Je zwei der Reliefs haben einen geschichtlichen bzw. „Brauchtums-orientierten“ Hintergrund. Zur besseren „Orientierung“ möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich jeweils von oben nach unten beschreiben werde. Beginnen möchte ich mit der, die zur Straße aus ausgerichtet ist.

    Vor Jahrhunderten, als Rath vor 1900 ein eigenständiger Ort gewesen war, gehörte die sog. „Bürgerwehr“ zu den „Pflichten“ der meisten männlichen Bewohner. Heutzutage erinnern höchstens Vereine mit ihren (beliebten) Schützenfesten daran. Es gibt zwei unterschiedliche Daten, die auf eine solche „Schützenbruderschaft“ verweisen. Zum einen als ein „Kirchendienst“ gegenüber jener in Kalkum, zu der es 1429 gehörte. Die andere, die in dem Zusammenhang nachweisbar ist, das ist die sich das heutige Verein die St. Sebastianus Bruderschaft. Jene wurde im Jahr 1600 gegründet. Auf dem Relief kann man mehrere Männer mit einer Standarte und Waffen erkennen. Im Hintergrund ist ein Bogenschütze, der auf eine Figur zielt.

    Die nächste Szene ist mMn. die einzige, die von von der vorher erwähntem „Schema“ abweicht: es geht indirekt um Handel in Verbindung mit der Landwirtschaft. Bis 1909 war die Gegend davon bestimmt. Heutzutage ist selbstredend keine Rede mehr davon. Jedenfalls im größerem Radius um diesen Brunnen. Für eine solche Tätigkeit werden Tiere benötigt und hierbei sieht man einen Pferdekarren beladen mit Säcken. Es könnte sich um Kartoffeln bzw. andere Feldfrüchte handeln. Gleichwohl kann man einen Pferdeverkauf im Hintergrund erkennen.

    Wenn man sich (erneut) dem Brauchtum zuwendet, wird deutlich, dass das was vor Jahrhunderten als eine „Belustigung“ / Zeitvertreib verstanden wurde, heutzutage zum Teil (wie angedeutet) sehr polarisieren! Dazu gehört das sog. „Hahneköppen“. Mir war es bis jetzt noch gar nicht bekannt gewesen. In der Quelle, auf die ich zurückgreife, heißt es zwar, dass es „ausgestorben“ sei, dennoch auf sehr unterschiedlichen Seiten wird gezeigt, dass das weiterhin praktiziert wird :(!!!!!!!!! Man sieht verschiedene Personen (sogar ganze Familien, die dennoch dem Geschehen abgewandt sitzen / stehen). Erneut im hinteren Bereich gibt es einen „Galgen“, auf dem ein Huhn erkennbar ist. Die besagte Aufgabe (sorry am frühem Morgen) besteht darin, dem (früher lebendigem) Federvieh mit verbundenen Augen mit einem Knüppel den Kopf anzuschlagen :O! Wem das gelingt, kann das Tier für sich beanspruchen. Aus Berichten weiß man, dass der Verzehr von Fleisch in den zurückliegenden Jahrhunderten eher selten vorgekommen ist. Da kann man vielleicht von dieser Seite verstehen, dass eine solche Tradition ehemals sehr beliebt gewesen ist. Mit dieser Szene ist ein sehr markanter Kopf verbundenen: ein Mann mit verbundenen Augen, wie es bei dem „Spiel“ üblich gewesen ist. Ob der Dargestellte unbedingt dabei grinsen muss, möchte ich lieber nicht kommentieren!

    Die Geschichte kann auf unterschiedliche Arten dargestellt werden: in der Spätantike gab es schon Römer am Niederrhein. Es ist mir dennoch nicht klar, welche Bewandtnis sie mit Rath zu tun haben??????????!!!!!!!!! Das war (bekanntermaßen) auf der anderen Seite des Stroms gewesen. Bei den vorliegenden Hinweisen wird darauf hingedeutet, dass einige der hier ansässigen Germanen sie „überfallen“ haben sollen. Die „Zipfelmützen“ auf ihren Köpfen deute ich hingegen als „künstlerische Freiheit“ an. Passend dazu gibt e auf der anderen Seite einen Römerkopf.

    Die nächsten beiden Szenen hängen geschichtlich und räumlich zusammen: Seit dem 1224 gab es mehrere Klostergemeinschaften in Rath. Vielleicht würde das weiterhin der Fall gewesen, wenn das Karthäuserkloster in den 1950-er Jahren zugunsten des Flughafenausbaus abgerissen werden musste! Dort an der besagten Stelle gibt es eine weitere Skulptur von Karl-Heiz Klein, die einen solchen Mönch dargestellt. Hier ist dieser gleichwohl mit einem entsprechendem Kopf vertreten. Daneben eine Nonne, die sich karitativen Tätigkeiten zuwendet. Lt. dem was ich gelesen habe, soll diese Klause (Einsiedelei) an mir unbekannter Stelle geben.

    Die wenige Freizeit, die ehemals zur Verfügung stand, wurde mitunter (aus heutiger Sicht) für derbe Späße verwendet. Dazu gehörte das sog. „Schinkenklopfen“. Im Gegensatz zu dem vorher beschriebenem „Treiben“ dieses ohne „Tierquälerei“ auskommt. Dennoch wie man es bei der Abbildung erkennen kann, geht es dennoch um eine körperliche Züchtigung. Das kann man bereits am entblößtem Hinterteil erkennen. Diese Person wird von zwei weiteren flankiert / festgehalten. Das lass ich auch unkommentiert.

    Das „Opferhaus“ ist heutzutage eine Straßenbezeichnung. Es gibt sogar ein Gedicht, der sich auf dieses bezieht. Was ich daran spannend finde, dass es sich einen Ausnüchterungsraum! Passend dazu gibt es einen Kopf eines Betrunkenen. Bei der Darstellung sieht man einen Mann, mit einer Flasche in der Hand, der von weiteren Personen in einen Schubkarren gepackt wird.

    Bevor es von einer Siedlung die Rede sein konnte, gab es eine Art „Urwald“. Für die notwendige Urbarmachung gab es einige Männer, die die Bäume abgeholzt haben. Mit den „Rodebauern“ wird an diese Errungenschaft erinnert. Gleichzeitig waren sie die ersten Bewohner Raths. Warum als Kopf eines Fauns dazu gewählt wurde, das wird sicherlich ein Geheimnis bleiben!

    In der weit zurückliegenden Vergangenheit war Rath ein wichtiger Gerichtshof gewesen. Dort wurden vor allem die auferlegten Steuern, Abgaben, Strafen vollstreckt. Gleichzeitig wurden aber auch kleinere Streitigkeiten unter den Bewohnern beglichen. Zu jener Zeit war es dem heutigen Stadtteil Angermund unterstellt, in dessen Auftrag es jeweils abgehalten wurde. Mit dem Lauf der Zeit ist es zum Oberlandesgericht der Regionen zwischen Rhein, Ruhr und Wupper geworden. Im Mittelpunkt steht ein Richter, der an einem Tisch sitzt. Ein solcher Kopf (mit Brille) ergänzt das ganze.

    Ein weiteres festes Termin im Jahreslauf ist bis heute der St. Martinsumzug. Dieser ist bis jetzt eine sehr beliebte Veranstaltung, die seit einiger Zeit zum immateriellem Kulturgut der UNESCO gewählt wurde! Der Kinderumzug mit Laternen und darauf wird hingewiesen erfolgt in November rund um den Fest des besagten Heiligen. Laut der Legende hat der Reiter seinen Mantel mit einem Bettler geteilt. Dieser ist auch mit einer entsprechenden Darstellung als Kopf verewigt.

    Als letzte Szene ist Rath als Industriestandort dargestellt: die nicht mehr existierende Röhrenfabrik wird abgebildet. Da endet der Reigen rund um den Folklorebrunnen. Es ist erneut sehr lang geworden aber bei einem solchen doppelten Anlass kann es ein wenig mehr werden ;). Besser so als ein weißer Fleck…

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    Freizeitanlagen in Düsseldorf

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  8. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

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    Checkin

    Bis ins 19. Jahrhundert hinein lag der Ludgeriplatz vor den Toren der Stadt. Dort sind auch die beiden Skulpturen zu finden, die ich heute vorstellen möchte. Das Münsterland wird noch bis heute von der Landwirtschaft bestimmt. Auch, wenn sich vieles dort seitdem verändert hatte, stehen die beiden Figuren für mich stellvertretend in enger Verbindung, was diese Landschaft, aus bäuerlicher Sicht, einst ausgemacht hatte. Zur allgemeinen Info: die hier angegebene Adresse ist, weil die beiden Figuren in Mitten eines Kreisverkehrs sich befinden, eine annähernde, die dieser Stelle am nächsten liegen. Falls es jemanden interessieren sollte, diese Koordinaten werden im Netz angegeben: 51°57'20.1"N 7°37'34.6"E. Persönlich habe ich schon recht lange dafür benötigt, bis ich die Hintergrundinfos dazu gefunden habe.

    Im frühem 20. Jahrhundert gab es zwar wesentlich weniger Verkehr als heute. Auf historischen Darstellungen aus der besagten Zeit zeigen dennoch, dass bereits damals es ein wichtiger Knotenpunkt in Münster gewesen ist. Diese wurden nicht, wie es seit Jahrzehnten üblich ist, von Bussen bestimmt. Das Verkehrsmittel der Wahl war ein Pferdeomnibus, das mit der Zeit von einem elektrischen Antrieb abgelöst wurde. Warum erwähnte ich das: diese Strecke wurde ab ca. 1905 (bzw. -12, je nach Quelle) von der Magd und dem Knecht flankiert. Sie standen nicht, wie es jetzt der Fall ist, kurz hinter einander, sondern auf zwei gegenüberliegenden Straßenseiten.

    Über den im heutigem Litauen geborenen Bildhauer Carl Hans Bernewitz konnte ich nur wenige Verweise finden. Seine Biografie weist zudem etliche Lücken, über die man höchstens spekulieren kann. Es beginnt beim genauen Geburtsort und -datum, wann seine Lehrzeit in Riga begonnen hatte und welche „Gesamtzahl“ an Werken es von ihm insgesamt gibt! Das ist nur partiell bekannt, weil sich viele von ihnen seit der Entstehungszeit in Privatbesitz befinden und es kein „einheitliches“ Verzeichnis von ihnen existiert. Was definitiv nachweisbar ist, dass ab den 1880-er Jahren Berlin sein Lebensmittelpunkt gewesen war. Bevor er als „Meisterschüler“ bei Reinhold Begas (* 15. Juli 1831 in Schöneberg - 3. August 1911 in Berlin) bezeichnet werden kann, gingen dem verschiedene „Phasen“ in der Werkstatt des namhaften Bildhauers voraus. Nachdem diese absolviert wurde, hat er sich an großen „Projekten“ der Werkstatt beteiligt. Das bekannteste und eins der wenigen, die sich bis heute erhalten haben, ist sicherlich das sog. „Neptunbrunnen“.
    Nach dem 1. WE, als sich das bürgerliche Selbstverständnis verändert hatte, erfolgten schon eher selten solche „großplastischen Objekte“, mit wenigen Ausnahmen. Das was mir auf einem historischen Foto sehr gefiel, war die Skulptur auf einem (nicht mehr existierendem) Brunnen in Kassel. Diese fiel einem Bombenangriff im 2. WK zum Opfer. Gleichzeitig markierte diese Bronze den Übergang zu „kleineren“ Formaten. Diese sind bis heute, wenn man sich die entsprechenden Auktionskataloge anschaut, bei Sammlern solcher Kunstwerke sehr beliebt. Ab 1904 hat er sich dauerhaft in Kassel niedergelassen, weil er einen Lehrauftrag erhalten hatte. Vier Jahre später wurde Carl Hans sogar zum Professor der Kunstschule ernannt. Bis wann er dieser und welchen anderen Tätigkeiten er in den letzten Jahrzenten nachgegangen ist, das muss an der Stelle ungeklärt bleiben. Am 19. Dezember 1934 ist er dort mit 76 Jahren verstorben.

    An der Stelle möchte ich ein Sprung nach Münster machen, denn eigentlich stehen der Knecht mit Pferd und die Magd mit Stier im Mittelpunkt! Es sind Objekte, aus einer „längst vergangenen Zeit“. Diese Bronzen haben eine sehr bewegte Geschichte hinter sich! Sie wurden im Auftrag des damaligen Bürgermeister Conrad von Studt 1912 der Stadt gestiftet. Da diese Angabe an verschiedenen Seiten im Netz zu lesen ist und die andere nur als eine annähernde erwähnt wird, gehe ich davon aus, dass es höchstwahrscheinlich davor entstanden ist aber zum besagten Zeitpunkt tatsächlich auf dem Ludgeriplatz aufgestellt worden ist.

    Die beiden Bronzen stehen stellvertretend für die Leistung der ländlichen Bevölkerung. Im Kaiserreich vor dem 1. WK dürfte es eine der wenigen Darstellungen im öffentlichen Raum sein, die einen solchen Hintergrund überhaupt besitzen! Persönlich kenne ich keine weitere, auf die das zutrifft! Es liegt so weit entfernt, von den Herrscherbildern oder die auf wichtige Persönlichkeiten /Ereignisse verweisen! In den Privatsammlungen schon eher, wie ich an den passenden Stellen dargelegt habe.

    In den über 100 Jahren seit der Aufstellung wurde der Aufstellungsort mehrmals verändert. Was heute nicht mehr ersichtlich ist, dass vor allem der Knecht an einigen Stellen bei einem Bombenangriff leicht beschädigt worden. Ob das weitergehend behoben wurde, kann ich aus meiner Position (auf der anderen Straßenseite) nicht beurteilen. Zeitweise wurden die beiden Bronzeskulpturen eingelagert. Am Ludgeriplatz sind sie erneut seit 1987 zu finden. Zuvor soll es sich neben einem Verwaltungsgebäude befunden haben. Dort fehlte jeglicher Bezug, zum ursprünglichen Zusammenhang, der auf die Wege zwischen dem Umland mit ihren Agrarprodukten und der Stadt Münster, wo es der Bevölkerung angeboten wurde, bestanden haben. Ursprünglich wollte Bernewitz eine Art „Triumphbogen“ für jene beiden Seiten schaffen, die dahinterstehen: Ackerbau und Viehzucht. Was auffallend ist, dass gleichzeitig mit dem Aufbau Kritik geübt werden soll, dass die Stadt Münster sich mit den alle 10 Jahre stattfindenden „Skulptur Projekte“ auszeichnen möchte aber gleichzeitig das „althergebrachte“ vernachlässigt.

    Das sind nicht meine Worte, sondern sie stammen von dem Schweizer Künstler Rémy Zaugg (1943–2005). Er wollte ins Bewusstsein bringen, dass sobald etwas aus dem „Kontext“ gerissen wird (wie in diesem Beispiel), einen solchen Zusammenhang nicht mehr feststellen kann! Gleichzeitig, wenn es eins von sehr vielen ist, kann es (als ein „Konkurrent“ unter vielen) zur „Reizüberflutung“ führen! Zaugg wollte, dadurch das die beiden Skulpturen neue Sockel erhielten, auf ein „Paradox“ zwischen den beiden „Situationen“ – neues bevorzugen, altes „Vernachlässigen“ hinweisen! 1987 gab es zumal eine riesige Baustelle rund um den Ludgeriplatz, sodass Zaugg sich sicher sein konnte, dass er die „nötige Aufmerksamkeit“ bzw. das Werk von Carl Hans Bernewitz erhalten hatte!

    Jeweils auf einem 2 Meter hohem Sockel gibt es die beiden Tiere mit den dazugehörigen Personen zu sehen. Leider kann ich kein „gemeinsames“ Bild von den beiden geben, weil aus meiner Perspektive sich das ganz schwierig gestaltete. Dazu kommt auch, dass bei dem regen Verkehr, der hier herrscht, bereits diese zu einem „Geduldspiel“ wurden! Bei Interesse kann man sie aber im Internet finden. Wir sehen eine junge Frau, die einen Ochsen die Hand auf den Rücken legt und in der anderen ein (nicht näher bestimmbares) Bündel unter dem Arm festhält. Bei entsprechender Vergrößerung stellte es sich heraus, dass es Ären sind. Ihre Ärmel sind hochgekrempelt. Sie schreitet barfuß neben dem Tier. Das gleiche gilt auch beim Mann auf der anderen Seite mit dem Unterschied, dass man bei ihm eine Heugabel vorfinden kann. Egal, was man sich zuerst anschaut, man merkt, dass Bernewitz es mit viel Liebe zum Detail geschaffen hatte.

    Die beiden Menschen tragen Alltagskleidung, wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts (und darüber hinaus) in der Landwirtschaft üblich gewesen sind. Bei der Frau sind die Haare zu einem strengen Dutt zusammengebunden, beim Mann kann man eine „typische“ Mütze auf seinem Haupt entdecken. Der Rock scheint, wenn man ihn sich anblickt, im Wind zu flattern. Aus meiner Sicht ist das schon hohe Kunst es so zu bewerkstelligen! Jedes Mal, wenn ich an dem „Denkmal“ vorbeifahre, drehe ich mich bewusst zu ihnen um, damit ich lang genug sie mir, wenigstens aus einem Augenwinkel heraus, beobachten kann. Wenn man sich in Münster befinden sollte, darf man nicht, wie beschrieben, nur der neueren Kunst zuwenden… Vor allem, wenn dieses eine besondere Geschichte zu erzählen wissen! Meine volle Zustimmung ist gewiss, sowie das Favoritenherz dazu!

    geschrieben für:

    Denkmalbehörde / Kultur in Münster

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    28.

    Ausgeblendete 12 Kommentare anzeigen
    FalkdS Daumenglückwunsch
    (Zwei „gefällt mir“ sind schon viele? Das wurde mir so gemeldet) ;-)

    Fehlt da schon ein Kommentar (vor dem von 02 Check…)? ;-)
    bearbeitet
    02 Check ..
    Sieh an ein Guide verweigert mir sein Hilfe.

    Beachtlich.
    bearbeitet
    FalkdS 02 Check, du bist so schlau und fast alles könnend und fast grenzenlos allwissend und willst hier wirklich den Unterschied zwischen Bewertung und Kommentar nicht kennen?
    Ganz schlechter Versuch..

    Kulturbeauftragte, den Zwinker-Smiley hinter der fragenden Feststellung hast du gesehen? Der steht da nicht zufällig…
    bearbeitet


  9. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    Bereits letztes Jahr bei unserem Besuch im Sommer musste ich an das Sprichwort "Wer hat es nicht Wer es nicht im Kopf hat, der hat es in den Beinen"! Eigentlich habe ich nach einer anderen Adresse in der Wolbecker Straße gesucht, die (aufgrund der Unkenntnis der Hausnummer :-/) gar nicht gefunden... Das nur am Rand erwähnt, weil es meine Versäumnis gewesen ist und ein anderes Thema.

    Wenn man schon da ist, schaut man sich zwangsläufig um. Dabei entdeckten wir den DRK-Kleiderladen, der unweit des Bahnhofs zu finden ist. Nicht nur erst mit den Corona Einschränkungen kann es passieren, dass sich die Öffnungszeiten ändern können. Das war mehrmals beim DRK Kleiderladen der Fall gewesen. Wie toll ist es festzustellen, dass es inzwischen sie nicht nur durchgehend offen sind, sondern gleichzeitig nicht nur stundenweise! Diese Info halte ich für wichtig, weil zuerst vor Jahren ich vor verschlossenen Türen gestanden habe. Das ist passiert, als ich es wir es auf "später" verschoben habe! Diesmal im Sommer habe ich bei der Ankunft daran gedacht und sind dort eingekehrt.

    Eine Kleiderkammer kann für den Fluchtreflex verantwortlich sein. Bisweilen weil es in der hintersten Kammer oder im feuchtesten Keller (kenne ich aus eigener Erfahrung) zu verorten ist! Wenn die Bedienung auch noch einen von oben herab behandelt, dann finde ich, ist fremdschämen angebracht!

    Zum Glück sind das meine persönliche "Geister", die nichts mit diesem Geschäft zu tun haben, wie wir es feststellen konnten! Es besteht nur aus einem kleinen Raum, der reichlich gut erhaltene Kleidung bietet zu Preisen, die nicht zu toppen sind.

    Das einzige Nachteil bei diesem barrierefreiem Verkaufsraum ist, dass es sehr voll gestellt ist. Im Gegensatz zu dem anderen Second Hand Laden in der besagten Straße ist, dass alles übersichtlich sortiert ist! Jede Größe ist in den Regalen / auf den Hängestangen einsehbar! Wirklich klasse! Von dem erwähnten Mief der vergleichbaren Adressen keine Spur, eher nach dem Waschmittel & Co!

    Auch bei der Bedienung gab es keinen Grund zu meckern! Die ehrenamtlichen Damen waren alle sehr aufmerksam ohne aufdringlich zu sein! So macht stöbern richtig Spaß! Wenn wir erneut nach Münster kommen sollten, werden wir es besuchen. Aus meiner Sicht war es für mich ein interessante Entdeckung, der zugleich mein Favorit ist. Das soll aber schon aus dem Grund kein weißer Fleck hier bleiben! Am besten selbst in Augenschein nehmen! Es lohnt sich definitiv! Meine beste Empfehlung oben drauf!

    geschrieben für:

    Hilfsorganisationen / Second Hand in Münster

    Neu hinzugefügte Fotos
    29.

    Faktencheck+Fakt Für sehr viele Menschen wird die Kleiderkammer inzwischen eine Option sein. Schön, dass Du sie vorgestellt hast. Kein Mensch muss mit Schamgefühl dort stöbern. Ich finde, auch so etwas ist gegen das "Wegwerfen". Danke für Deine Schilderung!
    Ausgeblendete 2 Kommentare anzeigen
    Kulturbeauftragte Sehe ich auch so. Habe sogar einen solchen Favoriten in meiner Nachbarstadt, die ich noch nicht bewertet habe. Kommt aber :)! bearbeitet


  10. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Jedes Mal als ich zusammen mit meiner Mama bzw. anderen Personen ins beschauliche Kevelaer besucht haben, schlug ich auch vor das dortige Niederrheinische Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte (wie sperrig es sich im Ganzen anhört!) zu besuchen. Ausflüchte gab es unzählige: die Zeit hätte nicht ausgereicht, andere Sachen standen im Mittelpunkt, oder schlicht weg – jedes Mal wurde es auf „später“ verschoben. Die Jahrzehnte seitdem ersten betreten des Ortes verrannen und es sah sehr lange danach aus, dass sich an dieser Tatsache nicht ändern würde. Es nützte nicht mal die „verlockende“ Aussicht auf wirklich leckere Getränke, die man in der hiesigen Cafeteria gegen kleines Geld bekommen kann. Mir war klar, da brauche ich etwas, womit ich sie erfreuen kann!

    Persönlich habe ich das Haus bereits mehrere Male betreten und fand es stets spannend, welche Fülle, die scheinbar „kleine“! Ausstellung zu bieten hat! Man soll aber sich nicht, wie es bei mir und auch bei den Mitmenschen, die es mir gleichtaten, davon „leiten“ lassen, welch unscheinbarer Hinweis dahinführt! Mir wurde erst im Laufe der vergangenen Jahre bewusst, dass all das was man zwischen dem Eingang und dem danebenliegendem Backsteinhaus, über die Passage, die zum eigentlichen Gebäude führt, das alles was man in diesem Bereich zu sehen bekommt, zum Museumskomplex dazugehört! Zum Teil, wenn man in die Fenster guckt, kann man das eine oder andere Exponat erspähen! Die offensichtlichsten, die auch ohne, dass ein Eintritt dafür bezahlt werden muss, sind die Vitrinen im gepflasterten Hof vor dem Haupteingang dort. Es sind Verweise auf einige Schwerpunkte der Sammlung, auf die ich nach und nach kommen werde! Auf der hier verlinkten HP heißt es zwar, dass es sich um ein Regionalmuseum handelt, aber es ist aus unserer Sicht mehr als das!

    Der Niederrhein, zu dem die Kreisstadt Kleve gehört blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. So verwundert es nicht, dass 1910 im dazugehörigen Kevelaer eine Heimatstube eröffnet wurde. Sie war der Auftakt, dass ein Freundeskreis gegründet wurde, der begonnen hatte, das zu erhalten, was einst es ausgemacht hatte bzw. für die Nachwelt „schützenswert“ erschien! Dazu gehörten die Zeugnisse der bäuerlichen Alltagswelt, gleichzeitig aber auch Handwerk und die Volksfrömmigkeit. Auf der anderen Seite gleichwohl das bürgerliche Leben, das sich durch sich schon von der Ausstattung der Wohnungen sehr von den anderen unterschied. Es ist ein weiter Bogen, der stetig erweitert wurde und ein Beginn dessen, was man heutzutage sehen kann!

    Manchmal gibt es Zufälle im Leben, die einem die Gelegenheit bieten, um auf ein bestimmtes Thema kommen zu können! Ohne, dass ich ein Heftchen beim Antiquariat meines Vertrauens gekauft hätte, würde sich meine Mama ggf. nicht dazu entschließen in diesem Sommer das Museum in Kevelaer mit mir zu besuchen! Unter den Bereichen, die man sich anschauen kann, habe ich das Highlight als „Vorwand“ genommen, dass es sich unbedingt lohnt, rein zu schauen: die historische Puppensammlung, die in weiten Teilen auf die Stiftung Juliane Metzger zurückgeht. Über diese habe ich eine Publikation gefunden, die ich als „Anreiz“ gegeben hatte. Was soll ich sagen, es hat „gewirkt“ ;)!
    Das Niederrheinische Museum wurde seit seiner Gründung im Jahr 1958, nachdem das Vorgängerbau im 2. WK zerstört worden ist, wurde mehrmals Um- und Ausgebaut. Durch diese Tatsche bedingt, sind nicht alle dieser Bereiche durchgehend barrierefrei! Das betrifft vor allem die historischen Backsteinhäuser, von denen ich bereits gesprochen habe. Hinzu kommt aber auch der Sonderausstellungsbereich unter dem Dach, der ebenfalls nur durch Treppen erreicht werden kann. Auf eine weitere Besonderheit trifft das gleichermaßen: die Frisierstube, die Zahnarztpraxis und die Zwischengeschosse. Man soll sich aber durch diese Gegebenheiten nicht entmutigen lassen, weil es daneben die meisten anderen mit Aufzügen verbunden sind!

    In den letzten Jahren, wo ich hier meine Beiträge veröffentliche, habe ich festgestellt, dass das Spielzeug von einst sich recht hoher Beliebtheit erfreut. Dort haben wir, nachdem die mageren 4 € für den Eintritt bezahlt wurden, auch angefangen! Man weißt nicht, wo man anfangen soll: es sind sicherlich mehrere Tausend Objekte, die man hier zu sehen bekommt! Puppen(Stuben) aus verschiedenen Materialien, Epochen und Kontinenten. Autos, Wasserfahrzeuge, Tiere, Sachen fürs Theater (auch Marionetten und welche aus Papier), Werkzeuge in Miniatur und vieles andere mehr! Wir haben uns reichlich Zeit genommen, um das in Ruhe auf uns wirken zu lassen! Das gilt aber auch beim Klassenzimmer, das auf der gleichen Ebene untergebracht ist. Insgesamt gibt es hier sowohl Raumgroße Glasvitrinen, als auch kleinere Schaukasten, die mit viel Liebe zum Detail thematisch zusammengestellt wurden: unterschiedliche Geschäfte, Alltagsleben aber auch die Glaubenswelt, was in diesem Wallfahrtsort seit Jahrhunderten einen großen Stellenwert besitzt!

    Das darf in einem solchem Rahmen nicht fehlen. Hier gibt es sowohl die kirchlichen Objekte, als auch das was man als Volksfrömmigkeit bezeichnet! Am meisten waren wir über die sehr empfindlichen Votivgaben aus Wachs erstaunt, weil sie zum Teil aus der Anfangszeit der Verehrung des Gnadenbildes während des 30-Jährigen Krieges (erstes drittel des 17. Jahrhunderts!) stammen! Es sind im Form gegossene Körperteile (Herz, Gliedmaßen, Kopf, Zahn) da wo es weh tat, Baby / Eidechse bei Kinderwunsch und weitere, auf die ich jetzt nicht mehr komme. Dieser teil ist aber durch einen Vorhang vom Licht geschützt. Bei alten Schriften ist das ebenso angebracht.

    Das braucht man definitiv nicht, wenn man sich dem Handwerk zuwendet. Angefangen bei den Werkzeugen und den Produkten, die jeweils hergestellt werden. Man blickt voller Bewunderung auf das was aus Holz und Metall entstand! Um die „Illusion“ perfekt zu machen, sieht es zum Teil so aus, als ob die Werkstatt nur für einen Augenblick verlassen worden wäre. Davon zeugen die „Hinterlassenschaften“ auf dem Boden davon ! Am Niederrhein, wenn wir schon bei manueller Herstellung von Waren sind, die Region ist seit dem Mittalalter für ihre Tonwaren berühmt. Neben den für den Alltagsgebrauch gibt es auch welche, die als Schauobjekte bewusst in Auftrag gegeben wurden. Darunter auch welche mit Andachtsbildern und von vorne hinein als „Vorzeigeobjekt“ als Platte oder Kanne.

    Was ich darüber hinaus erwähnenswert finde, dass man innerhalb dieser Mauer auf vielfältige Weise auf das Alltagsleben der Vergangenheit verwiesen wird. So gibt es sowohl eine Küche mit dem dazugehörigen Zubehör, neben einem Salon einer Adelsfamilie gleichberechtigt in der Nähe der Bauernstube mit Himmelbett und süßem Kinderbettchen! Um die Familie versorgen zu können, kommt man sich an einem Kolonialwarengeschäft, den es ebenfalls hier gibt, nicht vorbei, den es um 1900 öfter gegeben hatte. Eins darf man nicht unterschätzen: die Fläche beträgt ganze 6.000 m²! Da braucht man schon mehrere Stunden, um wenigstens eine weile sich das ganze jeweils anschauen zu können!

    Das ehrenamtliche Personal war wirklich sehr liebevoll zu uns gewesen. Der Kaffee hat Mama sehr gut geschmeckt und für meine Schoki galt dasselbe. Diese bekommt man (überraschender Weise) aus einem Automaten. Die „Tanten beim Kaffeeklatsch“ in der Cafeteria soll man sich nicht entgehen lassen! In dem Raum gibt es auf mehrere Tische verteilt den Bücherbasar mit aussortierten Erscheinungen des Museums als auch antiquarische Werke über die verschiedenen Themenbereiche, die man hier finden kann und was zu diesem Kontext passt! Es ist erneut sehr lang geworden aber sicherlich deckt es nur einen Teil, was man sich in Kevelaer anschauen kann! Trotz der beschriebenen Nachteile gehört die Sammlung zu unseren Favoriten, die keine weißen Flecke bleiben sollen! Volle Zustimmung an der Stelle und eine Empfehlung sowieso!

    geschrieben für:

    Museen in Kevelaer

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    30.

    02 Check ..
    Eine sehr mächtige Bewertung. Sachlich und fachlich top. Die Bewerterin hat, mit all ihrer Erfahrung, die Location in angenehmer Art und Weise vorgestellt. Die neutrale Bewertung ist sehr gut zu lesen und informativ.

    Danke.
    bearbeitet
    Ausgeblendete 3 Kommentare anzeigen
    02 Check ..
    Gratuliere. Glückwunsch.
    Der grüne Daumen zeichnet deine excelente Bewertung aus.


    Dan.