Die Kleinstadt Zossen ca. 20 km südlich von Berlin an der B 96 und eine Burg? Das wusste ich bisher auch nicht. Aber es gibt, bzw. gab sie.
Viel geblieben ist von der einst von einem Wassergraben umgebenen Niederungsburg nicht. Das Gelände ist heute der Stadtpark. Erkennbar sind auch nach über 350 Jahren noch die Wälle und Gräben im Park sowie das Torhaus auf dem Burghügel, das Vorwerk und die Reste eines von ursprünglich 5 Festungsrondellen.
Bereits die Slawen hatten auf einem Hügel eine... weiterlesen
Burg errichtet. Um 1160 kam das Gebiet in den Besitz der Markgrafen v. Meißen aus dem Hause Wettin. Sie bauten die Burg im 13. Jahrhundert zur Grenzfestung gegen die Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Askanien aus.
Im 14. Jahrundert ging Zossen in den Besitz der Ritter v. Torgow und 1370 an das Königreich Böhmen über. 1490 kaufte Kurfürst Johann Cicero v. Brandenburg die Herrschaft Zossen. Die Brandenburger Kurfürsten bauten die Burg ab etwa 1500 zu einer damals modernen Festungsanlage mit Wällen, gemauerten zweigeschossigen Rondellen (stark befestigtes Bauwerk für die Artillerie), Kasematten, Torhaus, Vorwerk und Festungsmauer aus.
Ein Umbau der Festung Zossen zu Beginn des 17. Jahrhunderts zu einer Festung mit winkligen Bastionen (zur Verhinderung von „toten Winkeln“) wurde zu Gunsten des Ausbaus der Zitadelle Spandau aufgegeben. Die Finanzen und Baukapazitäten reichten einfach nicht.
Vermutlich rächte sich das dann im 30jährigen Krieg. Die Burg Zossen wurde Anfang Februar 1641 von schwedischenTruppen unter Generalmajor Torsten Stalhandske (1594-1644) belagert, mit Artillerie sturmreif geschossen und nach mehreren vergeblichen Sturmangriffen nach wenigen Tagen und dem Tod des kurbrandenburgischen Festungskommandanten schließlich erobert. General Stalhandske ließ die noch vorhandenen Festungsanlagen weitgehend zerstören.
Nach dem Krieg wurde die Burg nicht wieder aufgebaut. Lediglich das mittelalterliche Torhaus wurde später aufgestockt und das Vorwerk weiter genutzt. 1755 musste der Bergfried abgerissen werden. Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Wälle, Festungsmauern, Rondelle und noch vorhandene Gebäuderuinen geschliffen und der Wallgraben verfüllt. Im 19. Jahrhundert wurde das Burggelände schließlich zum Zossener Stadtpark umgestaltet.
Heute ist das durch die ehemaligen Wälle und Gräben der Burg leicht wellige Parkgelände ein beliebter Freizeitort für die Zossener. Der Rest des heute offenen Artillerie-Rondells im Park kündet noch von der mächtigen Festungsanlage. Malerisch bewachsen sind die Mauern leider durch Graffiti-Schmierereien verunstaltet.
Das dreigeschossige Torhaus ist zwar groß, aber ein völlig unscheinbarer grauer Bau, der als historische Anlage kaum wahrgenommen wird. Im Innern sollen sich spätmittelalterliche Tonnengewölbe erhalten habe. Zugänglich ist das Torhaus derzeit nicht.
Fazit: Zwar ein bedeutendes Stück Stadtgeschichte, das dem Besucher wegen fehlender Infos vor Ort leider nicht vermittelt wird. Die Schmierereien am Rondell sind sehr unschön.[verkleinern]