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Obwohl die Burg Greiffenberg vor dem östlichen Rand der einstigen Landstadt Greiffenberg liegt, gehört die Burg heute zur Ortslage Günterberg (Land Brandenburg / ca. 60 km nordöstlich von Berlin). Ein Wegweiser an der Bundesstraße B 198 am Abzweig Burgstraße mit der Aufschrift „Burgruine“ hatte mich neugierig gemacht.
Man folgt der Burgstraße, die nach 100 m in die Straße „Unterhof“ übergeht und steht dann nach weiteren 160 m vor einem bewaldeten Hügel mit der Burgruine.
Im Mittelalter... weiterlesen gehörte die Burg zu den Befestigungen im Grenzgebiet von Markgrafschaft Brandenburg und Herzogtum Pommern. Sie ist eine der wenigen erhaltenen Burgen im Norden Brandenburgs und die einzige Höhenburg der Region. Bei allen anderen erhaltenen und nicht mehr erhaltenen Burgen der Uckermark handelt es sich, geographisch bedingt, um Niederungsburgen.
Bereits die Slawen hatten auf dem Hügel überm Sernitztal einen Burgwall errichtet.
Um 1220 waren die Ritter v. Greiffenberg auf der Suche nach einem Familienstammsitz. Sie wählten als Ort den alten slawischen Burgwall, der strategisch günstig an der Handelsstraße zwischen Prenzlau und Angermünde lag. Da ihnen der Burgwall aber zu mickrig war, ließen sie den Hügel auf eine Höhe von 10 m aufschütten und schufen somit die Basis für die einzige Höhenburg der Region.
Die kleine kastellartige Burg mit Bergfried, Doppel-Torhaus, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Wehrmauer und Ringgraben besteht aus Feldsteinfundamenten, auf die dann die Gebäude aus rotem Backstein gemauert wurden. Der Grundriss der Burg ist annähernd quadratisch.
Erstmals wurde die Burg urkundlich 1261 als Besitz der Ritterbrüder Johannes, Gottfried und Georg v. Greiffenberg erwähnt. Mehrfach wechselten die Landesherren in dem zwischen Brandenburg und Pommern umkämpften Landstrich. Die Burg wurde mal von der einen, mal von der anderen Seite belagert, verteidigt, erobert und bei den Kämpfen immer wieder beschädigt und anschließend instand gesetzt.
1444 waren die Greiffenberger Ritter pleite. Sie verkauften die Burg an die Herren v. Arnim und mussten sie verlassen
1446 hatten die Greiffenberger ihre Schulden soweit getilgt, dass sie von Kurfürst Friedrich II. v. Brandenburg (Haus Hohenzollern / 1413.1471 / Regent 1440-1470 abgedankt) erneut mit Stadt und Burg Greiffenberg belehnt wurden.
1472 waren die Greiffenberger beim Landesherrn scheinbar in Ungnade gefallen, denn sie wurden des Landes verwiesen und mussten, nun endgültig, die Burg verlassen.
Ein Jahr später belehnte Kurfürst Albrecht Achilles v. Brandenburg (Haus Hohenzollern / 1414-1486 / Regent ab 1470) die Herren v. Sparr mit Burg, Stadt und Gut Greiffenberg. 1615 übernahm die Familie v. Buch für kurze Zeit die Burg, bevor sie wieder in den Sparr‘schen Besitz überging.
Genutzt wurde die Burg wohl nicht mehr, denn bereits 1654 werden die Gebäude als verfallen geschildert.
Zehn Jahre später ließen die Sparr‘s den Bergfried und das Torhaus instandsetzen.
Während des 30jährigen Kriegs (1618-1648) richteten Truppen der verschiedenen Kriegsparteien Schäden auf der Burg an.
Zu Beginn des Schwedisch-Brandenburgischen Kriegs (1674-1679) fielen schwedische Truppen in die Uckermark ein. Obwohl schon über 400 Jahre alt und mehr als Wohnschloss genutzt, fanden die Schweden die kleine Burg doch noch so strategisch bedeutend, dass sie sie durch Artillerie in Trümmer legten.
Da der strategische Wert einer mittelalterlichen Burg im 17. Jahrhundert nicht mehr sonderlich hoch war, verzichteten sowohl Landesherr als auch Eigentümer auf einen Wiederaufbau. Burg Greiffenberg verfiel zur Ruine, die 1803 von Familie v. Sparr verkauft wurde. 1808 erfolgte ein erneuter Eigentümerwechsel, bevor 1850 die Grafen v. Redern Burg und Gut Greiffenberg erwarben.
Von 1913-1920 ließ die Familie die Grundmauern der Gebäude freilegen und die Burgreste sichern.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Grafen v. Redern durch die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet, die Burgruine wurde Eigentum der Gemeinde Günterberg.
In den folgenden Jahrzehnten wurde in der DDR wenig für den Erhalt der Burg getan. Nach der Wiedervereinigung 1990 gründete sich der „Förderverin Denkmalpflege Günterberg“, der sich der Ruine annahm und weiteren Verfall zu verhindern sucht.
Seit 2017 wird die Ruine mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gesichert, restauriert und soll zu einem touristischen Anziehungspunkt entwickelt werden.
Die Grundmauern der Gebäude, der Bergfried und Teile der Wehrmauer sind gesichert, das große Torhaus war im August 2020 wegen Bauarbeiten eingerüstet.
Zu Füßen des Burgbergs steht eine Infotafel, die grob über die wichtigsten Fakten informiert. Von hier führt ein steiler Aufstieg direkt vor das Torhaus. Wers ein wenig komfortabler und weniger anstrengend will, kann auch den unbefestigten Fahrweg nehmen, der von der Straße „Unterhof“ auf den Berg vor die Burg führt.
Das z.Z (2020) eingerüstete mehretagige Torhaus ist das am besten erhaltene Gebäude der Burg. In der nordöstlichen Ecke steht der meterhohe Stumpf des Bergfrieds/Wohnturms. Durch die aus Sicherheitsgründen versperrte Tür kann man hier einen Blick in den etliche Meter tiefen Keller werfen, der vielleicht als Kerker oder Vorratsraum gedient haben mag. Die am Turm erhaltenen Reste der Wehrmauer vermitteln einen Eindruck von der Stärke der Mauer.
Von den anderen Burggebäuden sind nur die gesicherten Grundmauern erhalten.
Die Wehrmauer ist ebenfalls in ihrem unteren Teil erkennbar.
Wenn man in der Burg mit ihrer nicht mal 40x40 m großen Grundfläche steht bekommt man einen Eindruck davon, wie klein diese Grenzfestung eigentlich war und wie beengt es für Besatzung und Bewohner zugegangen sein muss.
Der Zugang zur Burg ist frei auf eigene Gefahr möglich. Die ganze Anlage ist nicht barrierefrei und man sollte beim Gang durch die Ruine schon Vorsicht walten lassen, damit man nicht stürzt.
Fazit: Zwar kein wirklicher Touristenmagnet, aber eine für die Region einmalige Sehenswürdigkeit.[verkleinern]