Lecker war's und schön, so schön, dass ich meine Bewertung noch ein bisschen stehen lasse - aber das Lokal ist geschlossen.
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You only live twice, oder Todgesagte leben länger.
Was für ein Schock im März, dieser Anruf und diese Stimme die sagt: „Papa, weißt Du eigentlich schon, dass die Büsumer Barkasse geschlossen hat?“ Ja wirklich ein Schock, denn Büsum ist ein Hafen- und Kurort, in dem man die guten Esslokale an den Fingern einer Zimmermannshand abzählen... weiterlesen kann.
Der Chefkoch und Kochbuchautor Günther Ahr ist bekannt für seine drastischen Reaktionen, und so war es wohl auch hier, als sein Vermieter den Mietzins deutlich erhöhen wollte. „Dann eben nicht“ oder noch deutlicher wird Günther es wohl gesagt haben, und damit standen die alten Räumlichkeiten kurzfristig leer. Es schien erst so, als würde so schnell kein Ersatz gefunden werden. Dann aber ergab sich eine Lösung. Nur 50 m entfernt jenseits der Durchfahrt durch den alten Deich war ein Café aufgegeben worden, schöne Räume mit schönen Sitzmöglichkeiten draußen davor - da wurde spontan zugegriffen.
Ja die neuen Räume haben etwas. Der vordere Bereich hat einen stilvollen Dielenfußboden. Der nach Südosten gerichtete „Blaue Salon“ (so nenne ich ihn) ist ansprechend gefliest und trotz seines etwas schlauchartigen Schnitts sehr gemütlich. An einem seiner Enden steht ein Sofa, das der Gast gegen die Hauskatze erkämpfen muss. Alles das ist nicht so mit Accessoires beladen, wie es in den alten Räumen der Fall war, aber es ist schön dekoriert. Mir gefallen besonders die altertümlichen Spannverschlüsse an den durchaus modernen Fenstern.
Bei unserem ersten Besuch, so etwa 2 Wochen nach der Neueröffnung im April 2015, war vieles noch provisorisch. Die Speisekarte war noch recht ausgedünnt und die Küchendünste waberten durch die Gasträume.
Jetzt Ende Mai waren wir zwei weitere Male dort, und die Luft in den Räumen war entschieden besser.
Beim ersten Mal empfängt uns Günther im fleckigen Kittel und sagt: „Ich habe gerade 120 Forellen geschlachtet“. Eigentlich stand uns ja der Sinn nach Seefisch, aber als Günther das Wort „Bio“ fallen lässt, greifen wir zu und haben es nicht bereut.
Zwei Tage später sagt Günther: „Ihr müsst unbedingt mein Fischfilet im Röstimantel probieren“ - köstlich, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob wirklich der angesagte Rotbarsch drin steckte, oder vielleicht doch Seelachs. Und während wir so essen und genießen kommt Günther mit einem dampfenden Schüsselchen aus seiner Küche und sagt: „Ihr mögt doch gerne Gemüse, ich habe da gerade frisch Wirsing zubereitet“ - so mögen wir verwöhnt werden.
Es geht also so weiter, wie wir es schon in den alten Räumlichkeiten geliebt haben - oder doch nicht? Das Impressum auf der Homepage gibt Rätsel auf, zu denen wir bisher nur ausweichende Antworten bekamen. Da steht etwas von „Stron House, 100 Pall Mall, SW1Y 5EA London“! Man fragt sich ob da ein neuer weltweiter Krabbengenusskonzern entsteht, Steuerschlupflöcher genutzt werden oder einfach nur ein Aprilscherz gemacht wurde - ich werde berichten.
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Update vom 24. August 2015:
Bei dem Gästeansturm jetzt in der Hauptsaison ist deutlich geworden, dass Küche und Spülküche nach dem Umzug noch nicht wieder die gewohnte Leistungsfähigkeit haben. Daran wird gearbeitet. Die charmanten Servicekräfte informieren darüber, was verfügbar ist, und der Gast tut z.Zt. gut daran, nicht zu genau in Richtung Küche zu schauen.[verkleinern]