Auf dem Weg von der St. Annen- zur St. Andreaskirche kamen wir an diesem Barockhaus vorbei und wir wären vermutlich, ohne es weiter zu beachten, weitergezogen, wäre da nicht ein Brunnen auf dem Platz vor dem Haus gewesen. Eine Inschriftentafel über der Haustür machte mich neugierig.
Und Treffer: wir standen vor der alten Bergschule von Eisleben. 1798 auf Weisung des Kurfürsten v. Sachsen gegründet, war sie von 1817 bis 1844 in diesem Haus des ehemaligen Katharinenstifts untergebracht.... weiterlesen Ursprünglich diente das Haus als Wohnhaus für invalide Bergleute. An diese Nutzung erinnert eine Gedenktafel über dem Eingang mit Gräflich-Mansfeld’schem Wappen und den Sprüchen:
„Das Blut Jesu Christi, Gottes Sohn, macht uns rein von aller Sünde (Joh. 1). Siehe das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“.
sowie
„Dieses Haus steht in Gottes Hand,
Sant Cathrin Hospital genand,
Welches haben gestifft mit mildem Geld
Die Edlen Graffen von Mansfeld
Zu Hilff der alten Bergleut Schaar,
Die ihre Zeit und ihre Jahr
In Edlem Bergwerck zugebracht
Gefahr und Müh gar nicht geacht,
Sollen in ihrem Alter auch nuh
Mit Gott erhalten ihre Rast und Ruh.
Wer nun im Bergwerck treu thut sein.
Der kann mit wenig Kosten ein
Hier kommen, ob gleich ist alt,
haben seins Lebens aufenthalt.
Jedoch soll er mit Dankbarkeit
Darum Gott bitten alle Zeit,
Das er Bergwerckk u. gantze Land
Erhalt in guten Glück und Stand.
Befihl dem Herren deine Wege und hoffe auff ihn,
er wird`s wohl machen. Amen.“
Außen restauriert beherbergt das Haus heute Teile der Stadtverwaltung. An die Zeit als Bergschule und Bergmannswohnung erinnern verschiedene Gedenktafeln sowie ein Glockenspiel, das zu bestimmten Zeiten gespielt wird.
Wir waren zu so einer Zeit vor Ort, nämlich um 12 Uhr mittags, und wurden von 12 Stundenschlägen und der Melodie „Glück auf, der Steiger kommt“ erfreut.
Die Eislebener Bergschule wurde übrigens als Ausbildungsstätte für bergmännische Führungskräfte (Steiger, Hüttenvoigte) eingerichtet, gab es in der Gegend doch seit Jahrhunderten einen regen Salz- und Kupfererzbergbau. Nach dem 2. Weltkrieg machte die DDR die „Berg- und Hütteningenieurschule“ daraus, die später in die „Ingenieurschule für Elektrotechnik und Maschinenbau“ umgewandelt wurde.
Fazit: Wenn man zur Glockenspielzeit vor Ort ist, sollte man die wenigen Minuten innehalten.[verkleinern]