„Mensch Neumann, muss das denn so knapp sein? Du triffst immer erst 10 Minuten vor Arbeitsbeginn ein. Mir wäre wohler, du kämst früher zur Maloche.“
Der Leiter des Beauty- und Wellness-Salons „New Energy of the Universe“, schüttelte den Kopf, um seinem Unverständnis Ausdruck zu verleihen.
„Hömma, Chef, wenn ich mit frischer Energie an die Arbeit gehen soll, benötige ich nach der langen Anfahrt mit dem ÖPNV unbedingt noch ´ne kurze Auszeit. Ein paar Meter durch den Essener Stadtpark, bei Wind... weiterlesen und Wetter, und schon ist mein Akku wieder aufgeladen.“
„Na gut, wenn es Dir hilft, dann … will ich nix gesagt haben.“
Dass er allerdings schon vor dem Arbeitsbeginn durch den Park wanderte … war natürlich gelogen. Aber wenn er seinem Chef von dem täglichen Cappuccino im benachbarten Café Cookie Jar berichtet hätte ... womöglich hätte er sich dann auch dort herumgetrieben. Und das hätte ihm noch gefehlt, eine Begegnung mit dem Chef in seinem neuen Lieblingscafé, schon vor der Maloche. Nein, danke ...
Benno grinste, er dachte zurück an den Tag, als er zum ersten Mal vor der Schaufensterfront des Cafés gestanden und gezögert hatte. „Wohnzimmer-Feeling“, so stand es an der Tür und dementsprechend unaufgeräumt war der erste Eindruck. Doch umso länger er den Raum betrachtete, umso besser gefiel er ihm. Gemütlich. Und sehr persönlich. Und als er sich gesetzt und seinen Cappu bestellt hatte, spürte er, wie gut ihm diese Umgebung tat. Es war eben keines dieser belanglosen Schickimicki-Cafés und Gaststätten, die man hier an der RÜ (Rüttenscheider Straße) in der Mehrzahl antraf. Die nur allzu gerne mit überlauter Musik und überhöhten Preisen „glänzten“.
Hier, im Café „Keksdose“ (cookie jar) dagegen, gab sich das Publikum unspektakulär und wenig preziös. Eine bunte, wuselige Kinderecke (wo gibt´s denn sowas?) tat ihr Übriges. Gut, die frisch gebackenen Kekse und Kuchen, aus Dinkelmehl und zuckerreduziert, waren für ihn anfangs durchaus gewöhnungsbedürftig gewesen, gesünder waren sie allemal. Da schmeckte ein Crêpe eben noch nach gebackenem Mehl und wurde erst durch die selbstgemachte Marmelade versüßt. Und die kleinen Snacks waren mindestens ebenso bekömmlich wie die leckeren (Fairtrade) Kaffeevarianten zu annehmbaren Preisen.
Was Benno aber besonders zu schätzen wusste, war die entspannte Atmosphäre, die stets in diesem Café vorherrschte. Und das war nicht nur dem gemütlichen Interieur geschuldet, sondern vor allem ein Verdienst der freundlichen und fröhlichen Bedienungen vor Ort. Benno lächelte. Das war genau der richtige Platz für ihn, ein Ort der Entspannung. Die ideale Umgebung, um vor der Arbeit noch ein wenig gute Laune und frische Energie zu
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