"Die Villa ist geschlossen, den Park dürfen Sie gerne für 5 Euro pro Person besichtigen", klärte uns ein Herr im dunklen Anzug auf, der die Schranke zum Parkeingang bediente.
Schade, gerade die Villa hätte ich gerne gesehen, wir hatten nur zwei Stunden Zeit und hätten diese gerne dafür genutzt.
Kurzlich sah ich im Fernsehen eine Dokumentation über Leben und Arbeit der Familien Krupp, und historische Aufnahmen des Hauses, das hatte mich fasziniert.
Dann eben nur den Park, wenn man schon... weiterlesen
mal da war.
Die Schranke öffnete sich zur Einfahrt ,und nach einer Biegung tauchte die Villa vor uns auf. Klasse, eigentlich ja fast wie ein Schloß, gebaut aus Stein und Glas von Alfred Krupp im Jahre 1873.
Repräsentativ sollte sie sein, mit 269 Zimmern, komfortabel eingerichtet, jeder Raum individuell beheizbar, Tennis- und Reitanlagen durften auch nicht fehlen.
Und für die Gäste noch ein Extrahaus, mit Kegelbahn ausgestattet.
Das gesellschaftliche Leben war groß, die Reichen und Schönen, sogar unser Kaiser Wilhelm, waren hier gerne zu Gast.
Zum Teil gab es über 500 Bedienstete, die für das Wohl von Familie und Gäste sorgten
Ein riesengroßer Park, am Anfang noch zum Teil landwirtschaftlich genutzt für den Eigenbedarf, in späteren Jahren nur noch zur Zier und dem Wohlbefinden in der frischen Luft für die Familie umgibt die ganze Pracht.
Hier im Park war es zur frühen Morgenstunde richtig schön. Riesige Bäume mit dicken Stämmen und Wurzeln, angeblich ließ sie der Erbauer schon alt einpflanzen, damit alles fertig aussah,dienen sicher gut zum Schatten spenden, an diesem Morgen waren sie einfach nur schön.
Eichhörnchen kletterten an ihnen hoch, und Vögel zwitscherten. Die Luft war frisch und roch nach Jasmin, der hier verschwenderisch blühte. Am unteren Ende sah man über eine Mauer hinüber zum Baldeneysee.
Ein toller Bauplatz hatte sich der alte Herr hier ausgesucht.
Als wir zurück zum Auto wollten, daß mit nur 2 andern auf dem großen Parkplatz vor der Villa stand, öffnete gerade ein distinguiert wirkender Herr im schwarzen Anzug eine der Seitentüren des Gebäudes.
Es war 10 Uhr, da wurde geöffnet zur Besichtigung.
Viel Zeit hatten wir nicht mehr, aber das musste sein. Auf zwei Stockwerken präsentierten sich die Fotos der Familie Krupp, Bohlen und Halbach, vom Erbauer, seiner Familie und den Nachkommen, der letzte Sohn ist ja auch schon lange nicht mehr am Leben.
Dessen luxuriösen und etwas skurillen Lebenswandel habe ich als junges Mädchen gerne in der Regenbogenpresse verfolgt.
In Vitrinen waren Stücke aus dem Privatbesitz zu bestaunen, und im Obergeschoß konnte man anhand von Fotos, Dokumenten und Urkunden die Firmengeschichte verfolgen.
Alle Räume sind mit kostbarem Parkett ausgelegt, durch die großen Fenster hatte man einen schönen Blick zum Park.
Die meisten gingen ineinander über, der reinste Irrgarten, einmal fand ich meinen Mann nicht mehr, bis er hinter ein paar Ecken hervor kam, einmal musste ich den Ausgang suchen. Für mich wäre das nichts gewesen.
Inzwischen gehört das alles hier der Kulturstiftung Ruhr, die in der Villa Besichtigungen, Konzerte und Ausstellungen anbietet.
Es war schön, alles mal gesehen zu haben, man kann es empfehlen, es ist ein Stück Zeitgeschichte. Gegen meinen Willen war ich sehr beeindruckt, aber ich denke auch an die andere Seite. An die vielen schwer schuftenden Stahlarbeiter, die diesen Menschen so ein Leben im Wohlstand mit ermöglichten.
Aber es soll ihnen vergönnt gewesen sein, sehr alt sind die meisten nicht geworden.[verkleinern]