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Klaus Kaminski nutzte wie so oft die allabendliche Zugverspätung, indem er seinen knurrenden Magen mit Fast Food aus dem reichhaltigen Angebot innerhalb der Essener Bahnhofshalle zum Schweigen brachte. Heute war seine Wahl auf das Angebot des asiahung gefallen. Eine Wahl, die durchaus seiner Stimmung entsprach, weil er sich manchmal mit Qigong-Übungen auf dem Bahnsteig bis zur Einfahrt seines Anschlusszuges nach Bochum bei Laune hielt.
Kaminski wühlte sich durch die rastlose Menschenmenge... weiterlesen zur Theke … puuh, nur ein Mann mit zwei Kindern vor ihm, Glück gehabt!
„Ab Siebän…“, die Bedienung, eine junge Frau mit fernöstlicher Ausstrahlung, blieb dabei. Höflich, aber bestimmt. Der Kunde, ein Familienvater mit zwei Sohnemännern, wedelte genervt mit der Kreditkarte vor ihrer Nase herum. Das musste hier doch viel zügiger ablaufen, der IC nach Köln würde schließlich nicht auf ihn und seine Jungs warten. Niklas, 10, und Noel, 6 Jahre alt. Er war doch so erleichtert gewesen, weil sie sich ungewöhnlich schnell geeinigt hatten. Auf die asiatische Küche des asiahung. Wenn da nur nicht diese verflixte „Sieben“ gewesen wäre …
„Warum gibt ´s die Box für meinen Noel denn erst ab sieben Jahren, das macht doch gar keinen Sinn!?“ fragte er stirnrunzelnd sein Gegenüber.
„Ab siebän…“, wiederholte die zierliche Person gebetsmühlenartig ihr Mantra, ohne dabei eine Miene zu verziehen.
„Datt kann ja wohl nich wahr sein!“
Der Vater ergriff mit der einen Hand seinen Rollkoffer, mit der anderen Noel. Dann gab er Niklas das Kommando: „Ab zu Mac Donalds, da wird uns niemand aus Altersgründen diskriminieren.“
Kaminski zögerte mit seiner eigenen Bestellung. Das Alter von 7 Jahren hatte er zum Glück weit überschritten, aber sich auf die Schnelle zwischen dem Genuss von Wärmeplatte-Nudeln und gekochtem Reis zu entscheiden... gar nicht so einfach. Ein junger Bursche mit einem Rucksack auf dem Buckel war weniger zögerlich und kam ihm zuvor.
Unhöflich raunzte er die Bedienung an: „Einmal das Gemüse ohne Fleisch…“, und knallte dabei seine Girocard auf die Theke.
Die junge Frau deutete trotz des unhöflichen Auftretens ihres Kunden ein fernöstliches Lächeln an und erwiderte: „Ab siebän.“
„Nee, ne…“, der Bursche blickte auf seine Uhr, Kaminski tat selbiges. 18:47 Uhr.
„Das schaff ich doch nicht. Mein Zug kommt gleich.“
Der junge Mann steckte seine Karte wieder ein, drehte sich auf der Stelle um und hastete davon.
Jetzt fiel es Kaminski wie Schuppen aus den Haaren. Es ging hier gar nicht um irgendeine Altersgrenze. Nein, die Einschränkung betraf einzig und allein die Uhrzeit. Ab sieben, bzw. 19.00 Uhr, durfte man hier wohl bargeldlos bezahlen. Warum auch immer. 18:49 Uhr. Kaminski grübelte. Er hatte nicht genügend Kleingeld dabei und wenn er noch bis zur vollen Stunde warten wollte, würde es mit seinem Anschluss knapp werden. Einen Versuch sollte er wagen …
Er wendete sich an den stämmigen Kerl mit dem Küchen-Käppi auf dem Kopf, der mit großem Elan die Nudeln auf der Wärmeplatte wendete.
„Einmal das Spar Menü, zu vier Fuffzig, bitte.“
Kaminski fummelte die Master Card aus seinem Portemonnaie.
„Tut mir leid, aber das geht erst ab sieben.“
„Können Sie nicht mal ´ne Ausnahme machen und mich noch vor sieben Uhr bedienen? Mein Regio kommt in Kürze.“
Der Nudelwender hob seinen Kopf und blickte Kaminski erstaunt an: „Wir bedienen hier jedermann zu jederzeit. Aber das ausgewählte Gericht muss mindestens sieben Euro kosten, sonst können wir keine Kartenzahlung akzeptieren.“
Oh je, wie peinlich, dachte Kaminski und wählte anstelle des Sparmenüs: Reis mit Curry-Huhn und Gemüse zu 7,50 Euro ...
Besonders gemütlich ist es hier nicht, Bahnhofsrummel eben. Immerhin gibt es ein paar Tische und Stühle zum Verweilen. Die Bedienung an der Theke erfolgt korrekt und schnell, aber humorlos. Angesichts der Umstände (Lärm, gestresste Laufkundschaft, enger Thekenbereich) durchaus verständlich.
Auf einem Teller (alternativ möglich) hätte die Mahlzeit sicherlich besser ausgesehen, vielleicht sogar besser gemundet. Denn das relativ frisch wirkende Gemüse und das Hühnchenfleisch waren nicht mit dem Reis (wie z.B. bei Wok-Gerichten üblich) angebraten und vermengt worden, sondern lagen in der Box obenauf, sodass es sich sehr schwierig gestaltete, den Reis nun mit den übrigen Zutaten zu mischen. Zumal er mit der Currysauce obendrein eine etwas pampige Allianz gebildet hatte, genauer gesagt einen Klumpen im Untergrund.
Geschmacklich fehlt es eindeutig an Raffinesse, die Box ist unpraktisch in der Anwendung. So gesehen erscheint ein Preis von 7,50 € dann doch etwas hoch angesetzt. Alles in allem böte das asiahung eine annehmbare Alternative zu Mäces und Co, wenn man sich als Kunde / Kundin die Zeit nehmen würde, sich hinzusetzen und die Mahlzeit als Tellergericht zu verzehren. Trotzdem stellt man sich unter „genussvoll und achtsam essen“ natürlich etwas ganz Anderes vor. Zwei Sterne mit Tendenz zu 2,5.[verkleinern]
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