Ich weiß nicht mehr, wie viele Jahre ich das Freiberger Rathaus nicht mehr von innen gesehen habe. Deshalb musste nun einmal wenigstens ein kurzer Blick ins Innere erfolgen. Es repräsentiert immerhin die Silberstadt, Universitätsstadt, Große Kreisstadt und Bergstadt FREIBERG / SACHSEN.
Ich war erfreut, hier kann man sich wohl fühlen, also so wohl, wie man sich in einer Behörde fühlen kann.
Heller Flur, nette Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen geschäftig über den Flur. Die Strickleiter... weiterlesen des Kunz von Kauffungen (dem Prinzenräuber) hängen noch im Flur. In den Kellergewölben erinnert noch Einiges an frühe Zeiten, z.B. das Einzelzimmer und damit die letzte Ruhestätte des Prinzenräubers zu seinen Lebzeiten.
Das Rathaus entstand um 1410. Es hat die Hausnummer 24, die letzte des Obermarktes. Ein majestätischer Glockenturm ragt fast mittig in die Höhe. In ihm hat ein Glockespiel aus Meissner Porzellan täglichen um 11:15 Uhr und 16:15 Uhr seinen Einsatz. Zu Hören ist dann des Bergmannes stolzes Lied, DAS Bergmannslied, das Steigerlied „Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt“.
Der Haupteingang ist eine nach obern schmaler werdende Treppen mit 5 Stufen. Über dem Rundbogen der schweren Eingangstür befindet sich ein altes Stadtwappen, so aus der Zeit um 1510.
Der Hintereingang von der rückseitig liegenden Burgstraße ist ebenerdig. Über ihr ist das 1510er Stadtwappen und der in Stein gemeißelte Spruch: "Du bist ein Nichts im Ganzen, wenn Du ihm nicht dienst."
Es gibt 5 Behindertenparkplätze, 3 am Haupteingang und die anderen auf der Rückseite auf der Burgstraße. Die Behindertentoilette ist in der ersten Etage.
Das Rathaus steht am Freiberger Obermarkt. Er ist etwas Besonderes.
Der Freiberger Obermarkt ist mit seinem Ausmaß von 114 m x 70 m seit dem 13. Jahrhundert der Hauptmarkt der Stadt. Er trägt seit dieser Zeit den Namen, "Obermarkt" ist also sein Geburtsname.
Mitten auf dem Obermarkt (Es gibt auch einen Untermarkt in Freiberg!) thront der Stadtgründer Otto der Reiche, Markgraf von Meißen und wacht vielleicht noch heute über die Geschicke der Stadt. Dieses Denkmal wurde 1897 von dem Bildhauer Georg Schöne aus Dresden geschaffen. Der ihm unterstellte, ihn umgebende Brunnen wird von vier bronzenen Löwen bewacht. Sie haben blank gesessenen Rücken. Das Reiten auf den Löwen (Löwenritt) stand (oder steht immer noch?) unter Strafe.
Im Mittelalter wurden auf Obermarkt Gerichtsverhandlungen durchgeführt.
An dem den Platz dominierenden Rathaus ist ein mit Wappen verzierter Erker. Von ihm schaut ein Kopf (Gaffkopf) auf einen blau-schwarzen Punkt auf dem Obermarkt, einen Basaltstein. Man könnte ihn seinen persönlichen Köpfpunkt nennen. Es ist der des Ritters Kunz von Kauffungen. Er raubte oder entführte in der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1455 die 14- und 11-jährigen sächsische Prinzen Ernst und Albrecht. Er wurde gefasst und bezahlte es, anders als heute bei uns üblich, mit seinem Leben, nach nur 5 Tagen Gerichtsverhandlung.
Weiterhin wird der Obermarkt von schönen, hohen Patrizierhäusern umsäumt.
Heute ist der Obermarkt als Park- und Handelsplatz bekannt, aber auch Versammlungen bzw. Veranstaltungen (z. B. der Aufmarsch der Bergparade mit dem gänsehautverdächtigen Mitsingen des Steigerliedes im Chor der Bergleute und Besucher) und Feste (wie das jährliche Bergstadtfest) finden hier statt.[verkleinern]