Seufz: „wenn doch das Essen besser gewesen wäre…..“
…..dann hätte es glatte 5 Sterne gegeben, denn ein Besuch dieses Restaurants ist schon ein Erlebnis.
Der altertümliche Gastraum ist hoch und mit etwas abgestoßenen dunkel gestrichenen Podesten und Sitzgruppen ausgestattet. Die Rückseite einer Nische besteht aus der farbenfrohen Front eines großen Puppentheaters. Ohne dass es überladen wirkt, hängen raumhoch Gemälde an den Wänden. Es gibt ein Harmonium, aufgeklappt und mit gezogenem... weiterlesen
Register, als sei es gerade bespielt worden. Und zwischen den tragenden Säulen stehen Puppen, die Bedienstete und Musikanten darstellen - sie stammen aus einer Zeit, in der man Farbige noch mit dem N-Wort bezeichnete.
In dieser Zeit hat man noch nicht auf Behindertengerechtigkeit geachtet. Ganz Schluss ist für Rollstuhlfahrer an der Treppe, die zu den 4-Sterne-Waschräumen im Keller führt.
Wenn dann das freundliche und flinke Servicepersonal die Biere an den Tisch bringt, verfliegt die erste Euphorie. Gepflegt geschenkt ist etwas anderes.
Dann kommen die Speisen.
Der Wurstsalat, den meine Frau bestellt hatte, war in Ordnung.
Ich selbst hatte den Gasthaus-Teller gewählt, kleine Filets vom Rind, vom Schwein und von der Pute mit Grilltomate und Champignons, ein Gericht, das in Hamburg unter den unterschiedlichsten Namen angeboten wird und bei dem man gut Vergleiche ziehen kann. Hier war die mit Käse überbackene Grilltomate das einzig wirklich Gute. Das Rinderfilet war noch ganz o.k. Der Rest entsprach nicht meinen Qualitätsvorstellungen.
Zu beidem gab es Bratkartoffeln, und die waren verblüffend: Vom Geruch her waren sie ausgezeichnet, vom Gaumenerlebnis her empfand ich sie dagegen als ziemlich schrecklich - gummig und in einem von mir nicht definierbaren Fett oder Öl zubereitet.
Auch die Rote Grütze hinterher war eher Mittelmaß.
Gemessen an der guten Lage in der Hamburger Innenstadt ist das Lokal nicht teuer. Ob es preiswert ist, ist eine andere Frage. Aufgrund des Ambientes ist es sicherlich eine gute Empfehlung für fröhliche Runden. Geschäftsfreunde würde ich eher nicht dorthin einladen. Dass es für eine Einkehr nach getaner Arbeit gut ist, zeigte sich an den ältlichen Mimen, die zur späteren Stunde vom benachbarten Thalia-Theater herüberkamen.[verkleinern]