Es waren einmal mehr Freikarten, die mich kurz nach dem Jahreswechsel in Begleitung meiner Frau ins OPERNLOFT führten. Ich ahnte zwar schon immer dass Oper etwas für mich sein könnte, wäre aber wohl trotzdem niemals auf die Idee gekommen mal eine Aufführung zu besuchen.
An jenem Abend stand ein "Sängerkrieg" auf dem Programm. Beim Sängerkrieg kämpfen vier ausgebildete Opernsänger um einen "Goldenen Pokal". Dabei haben die Kontrahenten in mehreren Runden jeweils 90 Sekunden Zeit das Publikum... weiterlesen
mit kleinen Kostproben aus bekannten Arien von ihren Qualitäten zu überzeugen. Gewonnen hat dabei immer der Sänger oder die Sängerin, die den stärksten Applaus erhält. Nach jedem Vortrag fragt eine gut aufgelegte Moderatorin das Publikum aus welcher Oper oder von welchem Komponisten das gehörte Stück ist. Wer die Antwort weiß erhält zur Belohnung einen Schnaps. Wir haben leider keinen abbekommen...
Das ist jetzt aber nur die Kurzfassung, denn es geht ja hier nicht darum diese Veranstaltung zu bewerten, sondern den Veranstaltungsort.
Das OPERNLOFT befindet sich in der Hamburger Innenstadt und ist hervorragend mit dem eigenen Auto (ein Parkhaus in der Nähe kann zum ermäßigten Preis von 4.- € mitgenutzt werden) oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Es wurde erst vor wenigen Jahren mit dem Ziel eröffnet Kinder, Jugendliche und junggebliebene Erwachsene an das Genre Oper heranzuführen.
Im Eingangsbereich des im Hochparterre gelegenen Foyers befindet sich eine Garderobe, an der man seine Mäntel, Jacken oder Hüte gegen ein geringes Entgelt abgeben kann. Wenige Schritte weiter steht man dann auch schon mitten im großzügig geschnittenen Foyer, das mit seinen vielfältigen Sitzmöglichkeiten (u.a. Sitzkissen auf denen man sich lümmeln kann) und seiner stimmungsvollen Beleuchtung sehr gemütlich wirkt.
Im Foyer befindet sich ein kleines Bistro in dem auch die Abendkasse integriert ist. Hier sind vor, während und nach der Vorstellung kleinere Snacks wie Flammkuchen oder Brezeln und natürlich Getränke (Sekt, Wein, Bier, Cocktails, Softdrinks) erhältlich, die man auch mit in den Saal nehmen darf. Die Preise finde ich allerdings ambitioniert. Wer mit seiner Begleitung jeweils nur drei kleine Bier (Flasche 0,33l) trinkt, ist gleich mal um satte 24.- € ärmer. Immerhin wird hier aber auch das in Flaschen abgefüllte Bier der Gröninger Brauerei angeboten, was mein lokalpatriotisches Herz vor Freude ein wenig hüpfen ließ.
Der eigentliche Theatersaal bietet Platz für ca. 190 Besucher und ist im Wesentlichen in zwei Bereiche aufgeteilt. Vor der Bühne stehen aufgelockert kleine Bistrotische mit jeweils vier Stühlen drum herum. Dahinter befinden sich Stuhlreihen auf einer sanft ansteigenden Tribüne. Auf den Bildern die ich mir zuvor angesehen habe, sahen die Stühle schrecklich unbequem aus. Wenn ich mal ins Theater gehe (oder in ganz seltenen Fällen ins Kino) möchte ich mich in weich gepolsterte Sessel mit Armlehnen fläzen. Ich habe mich also gefragt wie ich auf DIESEN Stühlen sitzen soll. Doch diesbezüglich kann ich Entwarnung geben. Die Stühle sind viel bequemer als sie aussehen und man sitzt ganz hervorragend auf ihnen. Zudem hat man auf allen Plätzen ausreichend Beinfreiheit sowie eine gute Sicht auf die Bühne.
Mit diesem jungen Theater ist den Kulturschaffenden der Stadt mal ein richtig großer Wurf gelungen. Das Konzept um neues Publikum für die Oper zu gewinnen und Berührungsängste abzubauen ist schlicht und einfach genial. Das fängt beim frischen und modernen Interieur an und setzt sich bei den auf 90 Minuten komprimierten Operninszenierungen, den Aufführungen für Kinder oder Veranstaltungen wie dem "Sängerkrieg", bei dem die Sänger auch mal die Bühne verlassen und ins Publikum gehen, fort. Es wäre begrüßenswert, wenn die Verantwortlichen der Stadt solche Projekte stärker fördern würden, statt alle vorhandenen Mittel im Deutschen Schauspielhaus oder der Elbphilharmonie zu versenken.
Meine Frau und ich waren wirklich schwer beeindruckt und hätten uns am liebsten gleich am Folgeabend eine Aufführung von Tosca angeschaut Leider war uns das diesmal aus Zeitgründen nicht möglich. Doch schon bei allernächster Gelegenheit werden wir das OPERNLOFT wieder aufsuchen.
Die Lage ist optimal, das Ambiente sehr ansprechend, das Personal sehr freundlich und hilfsbereit, das Konzept und die Umsetzung mehr als gelungen, das gemischte Publikum ist gut drauf, die Kartenpreise bewegen sich zwischen 23.- € und 34.- € (Ermäßigungen für Schüler und Studenten) bzw. 14.- € bei Familienvorstellungen in einen angemessenen Rahmen. Soweit ist also alles in Ordnung.
Einen Stern ziehe ich jedoch ab, weil ich die Getränkepreise für überzogen halte und was viel entscheidender ist, weil die veraltete beengte Toiletteneinrichtung einer dringenden Renovierung bedarf. Mit dem Nebenmann beim pinkeln in eines von zwei Becken auf Tuchfühlung gehen zu müssen während andere Besucher hinter einem in dem kleinen Raum warten, ist nun wirklich nicht mehr ganz zeitgemäß. Die Toiletten wurden beim Umbau der Räumlichkeiten offenbar vergessen. Sie waren vielleicht ausreichend als vereinzelt mal ein Mitarbeiter der einstigen Druckerei seine Notdurft verrichten musste, aber sie sind es ganz sicher nicht für ein größeres Publikum, das meist zur gleichen Zeit (in der Pause) diesen Ort aufsucht.[verkleinern]