So langsam füllen sich die sog. Parkarkaden in der weitgehend baumlosen Ludwig-Erhard-Allee. Die für Karlsruhe dringend benötigte Verkehrsspange zur Entlastung der Durlacher Straße wollte mehr sein als nur eine Schnellstraße aus der Fächerstadt.
Vielleicht wird sie es mal. Arkaden sind die Passagen der Neuzeit. Hohe Shop-Fluktuation, wenig Laufkundschaft. Wie auch, an einer Ausfallstraße. Wer hier ist, will endlich weg.
Trotzdem gibt es Sushi. Vielleicht passt japanisches Fastfood ja zur... weiterlesen
Lage - one for the road...
Also mal einen Blick riskiert. Schlicht japanisch anmutende Einrichtung, die Empfangsdame lotst mich zum Tisch der Klofrau - direkt neben der Tür mit der verheißungsvollen Doppelnull. Vorne hat man wenigstens Blick auf das Verkehrsgeschehen. Meine Frage nach einem Tisch ohne Geruchsbelästigung wird nicht verstanden, dass ich mich umsetze schon.
Neuer Tisch, neue Bedienung. Sprachlich versierter. Das ist auch gut so, denn ich bin im gastronomischen 21.Jahrhundert angekommen: Bestellt wird per iPad, das ganze als All-You-Can-Eat. Für Gierige gibts ein Bestelllimit innerhalb eines Zeitfensters. Mein iPad sagt mir, wann ich wieder bestellen darf.
Die Auswahl ist bescheiden bis ausreichend. Keine Highlights, und wenn, dann mit Aufpreis.
Ich bestelle meine ersten acht Items, wobei ich mich schon wiederholen muß. Klick - bestellt. Die Zeit für die zweite Runde läuft. Getränke sind in einem anderen Menu. Geduldig scrolle ich durch lange Listen Zuckerwässer, Tee und Kaffee, bis ich endlich zu Wein und Bier gelange. Ooops, zu schnell gescrollt, da habe ich einen Schnaps geordert. Stornieren muß erst studiert werden. Mehrere Gäste an einem Tisch bestellen in getrennten Submenus, es läuft aber die gleiche Stoppuhr.
Der freundliche Austausch mit dem Personal beschränkt sich in der Folge auf die online bestellte Auslieferung der Ware. Sicher nicht sehr trinkgeldfördernd.
Die Rolls und Sushi sind ähnlich anonym wie der Bestellvorgang. So wie auf den polychromen Apple-Bildchen sehen sie nicht aus. Lieblos und schlecht gerollt drängeln sie sich auf dem schmalen Porzellanstreifen.
Zwei Stunden hätte ich Zeit für meine All-You-Can-Bestellungen, maximal also 12 mal 8 Items. Wer soll das alles essen?!? Vielleicht ist es ganz gut, dass die Qualität der Sushis ein zu häufiges Nachordern verhindert.
Fast erleichtert drücke ich auf das "Bezahlen-Feld" auf meinem iPad. 20 € sind als Daddelgebühr nicht eben wenig für einen nur durchschnittlichen Lunch.
Fazit: Nicht alles, was technisch machbar ist, führt zu einem tragfähigen Konzept. Ob es Personalkosten spart, erscheint fraglich, der Service hat mit dem Erläutern des iPads eher mehr Aufwand. Sonderwünsche werden so natürlich erfolgreich vermieden, zufriedene Kunden allerdings auch...
Das nächste Mal werden mich die Parkarkaden nicht zum Parken verführen.[verkleinern]