Die Nikolaikirche und der Nikolaikirchhof waren unsere erste Station der Stadterkundung in Leipzig.
Diese Kirche hat sich ihren Platz in der Deutschen Geschichte mehrfach gesichert.
Nicht nur, dass um 1539 von hier aus durch die Predigten Luthers die Reformation um sich griff.
Etwa 200 Jahre später spielte Johann Sebastian Bach hier dem Stadtrat vor und wurde zum Thomaskirchen - Kantor ernannt.
Sie spielte vor allem eine tragende Rolle bei der friedlichen Revolution des Jahres... weiterlesen
1989, die letztlich zur Wiedervereinigung beider deutscher Staaten führte.
Noch heute findet man vor der Kirche die Schilder "Offen für alle", welche ab 1986 zu Montagsgebeten einluden, die bereits ab 1982 abgehalten wurden.
Es bedurfte eines langen Atems, bis daraus die Montagsdemonstrationen ab September 1989 wurden, die Reformen in dem maroden Staatsgebilde der DDR einforderten.
Am 25.09.1989 fand die erste Montagsdemonstration statt. Mehr als 5000 Menschen zogen über den Ring um die Altstadt zur "runden Ecke" - dem Sitz der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit.
Auf den mitgeführten Transparenten werden Reformen durch Abschaffung des bestehenden Systems eingefordert.
Obwohl es wöchentlich zu gewaltsamen Übergriffen durch Uniformierte sowie Verhaftungen von Teilnehmern kam, wuchs von Woche zu Woche die Zahl der Demonstranten, die es wagen gegen den Staat aufzubegehren, bis sich am 06. November über 400.000 Menschen auf dem Ring um die Altstadt zur friedlichen Demonstration versammelten.
Ich selbst habe es nicht hautnah erlebt, denn ich saß in dem anderen Teil Deutschlands. Wer erinnert sich nicht wenigstens an die Bilder, die über den Fernseher flimmerten? Wer erinnert sich nicht an die skandierenden Menschen: "Wir sind das Volk".
Auch in anderen Staädten der DDR gingen die Menschen nun auf die Straße. Letztlich führte diese friedliche Revolution zur Kapitulation des Staates vor dem Volk. Am 09. November fällt in Berlin die Mauer.
Die letzte Montagsdemo fand im März 1990 statt. Der Slogan hatte sich geändert in "Wir sind ein Volk". Bereits ein halbes Jahr später ist die Wiedervereinigung besiegelt.
Die Mauer in den Köpfen wird jedoch noch einige Jahre erhalten bleiben.
Heute - 25 Jahre nach der Wiedervereinigung - erinnert in Leipzig nichts mehr an die Vorwendezeiten. Die Stadt erstrahlt in altem Glanz als bedeutende Handelsstadt.
Aber zurück zu dem Sakralbau als solchem, der durch seine zurückhaltende Pracht imponiert.
Das Innere der ursprünglich im 12. Jahrhundert errichteten Kirche ist sehr sehenswert. Da sie im Laufe der vergangenen Jahrhunderte mehrfach umgebaut wurde, findet man einen Stilmix aus Romanik, Spätgotik sowie Barock. Besonders sehenswert sind die Säulen, deren Kapitele Palmblätter symbolisieren. Sie tragen die mit Blütenornamenten geschmückte Decke.
Da die Nikolaikirche ein Touristenmagnet ist, ist sie sehr gut besucht.
Führungen durch die Kirche finden jeweils dienstags, donnerstags und freitags um 17 Uhr sowie samstags um 11 Uhr statt.
Hinweisen möchte ich noch auf die jeweils samstags um 17 Uhr stattfindenden Orgelkonzerte.[verkleinern]