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Neueste Bewertungen für Mühlberg / Elbe

  1. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    Das südwestbrandenburgische Städtchen Mühlberg an der Elbe (ca. 110 km südlich von Berlin) hat mal europäische Geschichte geschrieben.

    Vor 470 Jahren sah die politische Landkarte ganz anders aus. Mühlberg gehörte damals zum protestantischen Kurfürstentum Sachsen.
    1531 gründeten Kursachsen und die Landgrafschaft Hessen den Schmalkaldischen Bund als Schutz- und Trutzbündnis gegen die Rekatholisierungspolitik des römisch-deutschen Kaisers Karl V. (Haus Habsburg / 1500-1558 / ab 1520 römisch-deutscher Kaiser / 1556 abgedankt). Diesem Bund traten in Folge zahlreiche deutsche protestantische Fürstentümer, Reichs- und Hansestädte bei.

    Da es Kaiser Karl V. mit friedlichen Mitteln nicht gelang, den Protestantismus in allen Teilen des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation zu vernichten oder zurückzudrängen, setzte er schließlich auf Gewalt und begann 1545 mit Kriegsvorbereitungen.
    Da der Schmalkaldische Bund sich der Tatsache bewusst war, dass er finanziell, materiell und personell dem katholischen Kaiser unterlegen war, entschieden sich die Führer des Bundes, Kurfürst Johann Friedrich I. v. Sachsen (ernestinische Wettiner / 1503-1554 / 1532-1547 (entthront) Herzog und Kurfürst) und Landgraf Philipp v. Hessen (1504-1567 / Regent ab 1509) zu einem Präventivkrieg gegen den Kaiser.

    Der Schmalkaldische Krieg begann 1546 mit dem Feldzug in Bayern. Der Krieg erfasste bald große Teile Deutschlands.
    Schnell war allerdings klar, dass die Protestanten der katholisch-kaiserlichen Übermacht nicht widerstehen konnten.

    Am 14.4.1547 kam es bei Mühlberg/Elbe zur Entscheidungsschlacht. Das kaiserliche Heer mit 27.000 Mann unter dem Oberfehl des Kaisers sowie von Ferdinand I. (Haus Habsburg / 1503-1564 / Erzherzog v. Österreich / König v. Böhmen, Ungarn und Kroatien / ab 1531 deutscher König / ab 1558 römischer Kaiser) und Herzog Moritz v. Sachsen (albertinische Wettiner / 1521-1553 / ab 1541 Herzog v. Sachsen / ab 1547 Kurfürst v. Sachsen) griff überraschend das bei Mühlberg lagernde 7.000 Mann starke Heer des Schmalkaldischen Bundes unter Kurfürst Johann Friedrich I. v. Sachsen an.

    Die kursächsischen Truppen hatten keine Chance und wurden fast vollständig vernichtet. Eigentlich war es mehr ein Gemetzel als eine Schlacht. Rund 3.000 kursächsische Soldaten starben, der Rest wurde verwundet oder geriet in Gefangenschaft. Nur wenigen gelang die Flucht. Die Verluste der Kaiserlichen sollen lediglich bei etwa 50 Toten gelegen haben.
    Kurfürst Johann Friedrich wurde auf der Flucht von nachrückender kaiserlicher Reiterei bei Falkenberg/Elster (ca. 15 km nördlich von Mühlberg) gefangen genommen. Der durch einen Schwerthieb im Gesicht verwundete Kurfürst wurde dem Kaiser vorgeführt, 16 Tage später zum Tode verurteilt und wenig später auf Bitten verschiedener Fürsten zu lebenslanger Haft begnadigt. Nach 5 Jahren Gefangenschaft auf dem thüringischen Jagdschloss „Zur fröhlichen Wiederkunft“ in Wolfersdorf kam er durch den „Passauer Vertrag“ von 1552 wieder frei und lebte bis zu seinem Tod in Weimar.
    Soweit zum historischen Hintergrund des Gedenksteins.

    Er markierte am ursprünglichen Aufstellungsort auf den Elbwiesen vor den Toren der Stadt die Stelle, wo Johann Friedrich v. Sachsen vor der Schlacht mit seinen Truppen das Feldlager aufschlug.
    Die Truppen hat man bei dem Gedenkstein einfach mal weggelassen und nur vermerkt:
    „Hier zeltete Kurfürst Joh. Frd. v. Sachsen vor d. Schlacht b. Mühlberg 24.4.1547“

    Dieser einfache Gedenkstein ist einer von mehreren, die in Mühlberg und Umgebung an das einstige Schlachtfeld und die Ereignisse von 1547 erinnern.
    Ursprünglich stand der Stein an anderer Stelle. Aber wegen der Elbehochwasser und der damit verbundenen Anlage bzw. notwendigen Erhöhung der Deiche musste der Stein versetzt werden und steht jetzt an der Deichstraße „Am Hafen“ auf Höhe der Marina Mühlberg.

    Ausgeblendete 5 Kommentare anzeigen
    Sedina Über Mühlberg hattest Du ja schon viel geschrieben. Dies hier setzt dem die Kurfürstliche Krone auf ;-)))
    Danke für den interessanten Bericht und Glückwunsch zum Grünen Daumen!
    vinzenztheis Und was hat man aus den Kriegen in der Vergangenheit gelernt. Offensichtlich nichts, wenn man sich die Geschehnisse in der heutigen Zeit ansieht.

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    1.
  2. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Das Denkmal für den antifaschistischen Widerstand im III. Reich liegt recht dezentral auf dem Platz vor dem Schloss der kleinen südwestbrandenburgischen Stadt Mühlberg an der Elbe (ca. 110 km südlich von Berlin).

    Ursprünglich wurde die Anlage 1945 als sowjetischer Ehrenfriedhof für in und um Mühlberg gefallene Soldaten der Roten Armee angelegt.
    1948 ließ die Sowjetunion die Mühlberger Toten auf eine andere Kriegsgräberstätte umbetten. Der nun leere Soldatenfriedhof blieb aber erhalten.

    1949 beschlossen die Behörden der gerade gegründeten DDR, aus dem Friedhof ein Denkmal zur Erinnerung an den antifaschistischen Widerstand in der Nazi-Zeit zumachen. Die vermutlich russische Inschrift über der halbkreisförmigen Säulenreihe erhielt die neue Inschrift:
    „Den Toten zur Ehre – den Lebenden zur Mahnung“ und vor dem Säulenbogen wurde auf einem niedrigen Sockel ein Gedenkstein aus Granit mit der Inschrift:
    „Den Helden des antifaschistischen Widerstandskampfes gewidmet 1933 – 1945“ aufgestellt.
    Die 3 Winkel über der Inschrift erinnern an die Kennzeichnung von KZ-Häftlingen durch die SS.
    Die Inschrift des rechts neben den Säulen an die Mauer gelehnten Steins (scheinbar ein Grabstein) ist nicht mehr lesbar. Es könnte von Form und Größe ein Grabstein des sowjetischen Friedhofs sein.

    In der DDR wurde die Denkmalanlage für Kundgebungen, Appelle und Politpropagandaveranstaltungen im Sinne des sozialistischen Staats genutzt.
    Bei meinem Besuch in Mühlberg lag das von einer niedrigen Natursteinmauer umgebene Denkmal ziemlich verlassen da.
    Die einstigen Grabfelder innerhalb der Mauer sind heute eine Rasenfläche. Die ursprünglich weiße Inschrift auf dem Gedenkstein könnte eine Auffrischung genauso vertragen wie die 3 Winkel, deren Originalfarbe nicht mal mehr zu erahnen ist.

    Neben den unzähligen Kriegerdenkmälern in der Republik haben natürlich als Zeugnis ihrer Zeit auch solche DDR-Denkmäler ihre Daseinsberechtigung, da sie nicht nur Zeitzeugnisse sind, sondern auch an die unbestritten tausende Menschenleben erinnern, die der antifaschistische Widerstand gegen die braunen Machthaber kostete.

    konniebritz Wieder einmal sehr ausführlich beschrieben. Es ist schade, wenn solche Anlagen sich selbst überlassen werden.
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    grubmard Wenigstens hats man stehen lassen. Das es auch anders geht, hat man mit dem Berliner Lenin bewiesen! bearbeitet
    FalkdS Dank dir, leider ist der Zustand vieler solcher Denkmale nicht so gut wie ich es erwarte.
    Der Umgang mit ihnen, deren Pflege und Erhaltung ist für mich ein Zeichen, wie mein Heimatland (die Bundesländer und der Bund) mit seiner Geschichte umgeht.
    eknarf49 Am besten kommen immer noch die Denkmäler weg, um die sich eine Bürgerinitiative bemüht ohne auf offizielle Hilfe zu hoffen.

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    2.
  3. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Wenn man vor diesem Haus in Mühlberg an der Elbe (ca. 110 km südlich von Berlin) im Südwesten Brandenburgs an der Grenze zu Sachsen steht, kann auf den ersten Blick kaum glauben, dass es sich um eines der ältesten erhaltenen Wohngebäude der Stadt und ganz Brandenburgs handelt. Und auf den 2. Blick auch nicht. Gut dass es eine Infotafel am Haus gibt!

    Mühlberg, errichtet an einem Elbübergang, wurde erstmals 1230 urkundlich erwähnt und war, wie damals Berlin und Cölln, eine Doppelstadt – bestehend aus Altstadt und Neustadt mit je einem Rathaus und einer Stadtkirche. Erst 1346 wurden Neustadt und Altstadt zu einer Stadt zusammengelegt.

    Errichtet wurde das zweigeschossige Bürgerhaus im Jahr 1543 in der Nähe der Frauenkirche als Mühlberg noch zum albertinischen Herzogtum Sachsen gehörte. Es steht im historischen Stadtkern, keine 100 m vom Rathaus und der Frauenkirche entfernt.
    Mit seinen ca. 25 m Breite ist das aus Stein erbaute Wohnhaus für die damalige Zeit erstaunlich groß und zeugt vom Reichtum der Erbauer und einstigen Besitzer.

    Ursprünglich hatte das Haus nur einen Eingang, die heutige Hausnummer 15.
    1895 erfolgte ein Umbau und die Teilung des Hauses. Seither hat es mit der Hausnummer 14 noch einen weiteren Hauseingang.
    In den Jahren 1897 und 1938 erfolgten weitere Umbauarbeiten und 1999 eine Sanierung und Restaurierung des Hauses.

    Seit nunmehr fast 480 Jahren wird das Bürgerhaus als Wohnhaus genutzt. Von daher ist eine Innenbesichtigung natürlich nicht möglich.
    Trotz diverser Umbauten sollen, laut Infotafel, noch der mittelalterliche Keller, die Raumkonzeption und die alten Balkendecken erhalten sein.

    Ich wäre an dem Haus vermutlich ohne Beachtung vorbei gegangen, wäre mir nicht das Portal der Hausnummer 15 aufgefallen.
    Es handelt sich dabei um das ursprüngliche Renaissance-Portal aus dem 16. Jahrhundert.
    Das sogenannte Sitznischenportal mit ein paar Dekoelementen trägt im Schlussstein die Jahreszahl 1543 – dem Jahr, indem das Haus fertiggestellt wurde.

    Manch einer wird jetzt vielleicht sagen – da steht doch 1583, mag hat bloß die 8 nicht geschlossen dargestellt.
    Nein, stimmt nicht.
    Im Mittelalter wurde die „4“ auch gerne als unten offene „8“ dargestellt: eine halbe „8“ ist die mittelalterliche „4“ – also doch 1543!

    Im großen und ganzen ist das Haus als Sehenswürdigkeit bis auf das schöne und restaurierte Renaissance-Portal eher unattraktiv.

    Als eines der ältesten erhaltenen Wohngebäude Brandenburgs steht das Mühlberger Bürgerhaus in der Denkmalliste des Landes Brandenburg.

    geschrieben für:

    Kultur in Mühlberg an der Elbe

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    Calendula Interessant ... das mit der "offenen" bzw. "halben 8" habe ich bis jetzt noch nicht gekannt. bearbeitet
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    grubmard Das hat man uns mal bei einer Führung durch eine Burg erklärt. Bis dahin hatte ich auch immer 8 statt 4 gelesen.
    Konzentrat Sowieso, @opavati. Ich lerne hier immer wieder neue und interessante Locations kennen.

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    3.
  4. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Wenn man „Frauenkirche“ hört oder liest, denkt man wohl zuerst an Dresden. Aber auch andere Orte haben eine Frauenkirche – zum Beispiel die Stadt Mühlberg an der Elbe (ca. 110 km südlich von Berlin) im Südwesten Brandenburgs an der Grenze zu Sachsen.
    Und „Frauenkirche“ ist auch nur umgangssprachlich, denn korrekt heißt sie Stadtpfarrkirche „Unser lieben Frauen“ am Neustädtischen Markt und ist der heiligen Jungfrau Maria (Mutter von Jesus) gewidmet.

    Mühlberg, errichtet an einem Elbübergang, wurde erstmals 1230 urkundlich erwähnt und war, wie damals Berlin und Cölln, eine Doppelstadt – bestehend aus Altstadt und Neustadt mit je einem Rathaus und einer Stadtkirche. Erst 1346 wurden Neustadt und Altstadt zu einer Stadt zusammengelegt.

    Die neustädtische Kirche wurde im 13. Jahrhundert am Neustädtischen Markt neben dem Rathaus, nur ca. 100 m nördlich von der Alten Elbe und dem heutigen Elbedeich entfernt, errichtet.
    1430 besetzten Hussiten Mühlberg, plünderten und brandschatzten die Stadt. Die Kirche wurde von ihnen angezündet und brannte völlig nieder.
    Erst ab 1487 begann man mit dem Bau der heutigen Kirche, die 1525 geweiht wurde.
    Finanziell und materiell wurde der Neubau durch Hans Birke von der Duba (um 1450? - 1520), zu dessen Herrschaft die Stadt damals gehörte, großzügig unterstützt. Duba und seine Frau Agnes (um1450? - 1527) wurden als Kirchenstifter auch in der Kirche begraben.

    Im Zuge der Reformation im Kurfürstentum Sachsen, zu dem Mühlberg damals gehörte, wurde kurze Zeit später aus der katholischen eine evangelische Stadtpfarrkirche.
    1535 brannte auch die neue Kirche aus, wurde aber bis 1537 wiederaufgebaut und erweitert. 1691 erhöhte man den Kirchturm auf die heutige Höhe und schloss ihn mit der heutigen Haube und Laterne ab.
    Für nächsten über 300 Jahre sind keine großen baulichen Veränderungen überliefert. Allerdings wurde das Innere im 19. Jahrhundert im damaligen Zeitgeschmack ausgemalt.
    Von 1900 bis 1901 wurde die Kirche saniert und um die seitlichen Strebepfeiler sowie 2 Kapellen erweitert.
    Von 1991 bis 1993 erfolgte eine weitere umfassende Sicherung, Sanierung und Restaurierung des über 400 Jahre alten Bauwerks.

    Da die Frauenkirche bei meinem Besuch geschlossen war blieb nur ein Gang um das Bauwerk, das mit seinem Turm den Neustädtischen Teil Mühlbergs beherrscht. Es gibt das Hauptportal mit dem Wappen der böhmische Adelsfamilie Birke von der Duba, zu deren Herrschaft Mühlberg lange Zeit gehörte, sowie weitere spätmittelalterliche Seitenportale.
    An der Nordaußenwand sind einige historische Grabsteine eingelassen, die aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammen, aber stark beschädigt und verwittert sind. Die Inschriften sind im Laufe der Zeit de facto unleserlich geworden.

    Da, wie erwähnt, die Kirche verschlossen war, kann ich zur Innenausstattung nichts schreiben.

    geschrieben für:

    evangelische Kirche in Mühlberg an der Elbe

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    ubier Kollegialer Gruß vom Freiburger Frauenmünster an die Mühlberger Frauenkirche!

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    4.
  5. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Wie der Name es schon verrät, stammt die Postmeilensäule aus der Zeit, als die Stadt Mühlberg/Elbe (Land Brandenburg / ca. 110 km südlich von Berlin) noch zum Kurfürstentum Sachsen gehörte.

    Als fürsorglicher Landesvater wollte Kurfürst Friedrich August I. (bekannt als August der Starke / 1670-1733 / seit 1694 Herzog und Kurfürst v. Sachsen und seit 1697 König v. Polen und Großfürst v. Litauen) den Reisenden und fahrenden Händlern in seinem Reich das Leben etwas leichter machen, damit diese besser wussten, wie langeman denn so ungefähr unterwegs sein würde, denn Navis und Routenplaner gabs damals ja noch nicht.

    Aus diesem Grund befahl der Kurfürst ab 1721 die Errichtung von Distanz- bzw. Postmeilensäule, auf denen die Entfernungen zu anderen Städten in Meilen bzw. Reisestunden angegeben waren. Mit den Meilen war das so eine Sache, denn man musste schon wissen, in welchem der deutschen Lande man sich gerade befand, variierten die Längen der Meilen doch z.T. erheblich. Die Angabe in Reisestunden war da schon zuverlässiger.
    Grundlage zur Errichtung der Säulen waren die kartographischen und Vermessungsarbeiten des kursächsischen Land- und Grenzkommissars Adam Friedrich Zürner (1679-1742 / sächsischer Kartograph) in den Jahren 1713 bis 1718.
    Eine solche Säule steht seit 1730 in Mühlberg/Elbe, heute auf einem Platz in der Stadt, damals vermutlich vor den Toren der Stadt.

    Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erlangten die sächsischen Kurfürsten von Gnaden des französischen Kaisers Napoleon I. (1769-1821 / 1804-1814 und 1815 Kaiser der Franzosen) die Würde als Könige v. Sachsen, erkauften sich diese Standeserhöhung allerdings mit dem politischen und militärischen Bündnis mit Frankreich.

    Der Fortgang der Geschichte ist bekannt: Frankreich und seine Verbündeten unterlagen 1814 und dann nochmals 1815 den Alliierten, zu denen auch Preußen gehörte.

    Auf dem Wiener Kongress von 1815 erhielt Sachsen dann die Quittung für seine Vasallentreue. Zwar blieb Sachsen Königreich, verlor aber große Gebiete. Dazu gehörten auch heute im Bundesland Brandenburg liegende Landesteile. 1815 wechselten daher in Mühlberg die Landesherren – die Stadt kam an das Königreich Preußen.
    Obwohl Symbol der einstigen Zugehörigkeit der Stadt zu Sachsen, bleib die Postmeilensäule auch unter den Preußen stehen.

    Da es sich um standardisierte Säulen handelt, sehen sie im Prinzip überall im ehemals kursächsischen Gebiet gleich aus, egal welcher Steinmetz sie schuf. Lediglich die Städte und die Entfernungsangaben sind unterschiedlich.

    Über dem Posthorn im unteren Teil ist in der Mühlberger Säule die Jahreszahl 1730 eingelassen – das Jahr, in dem die Säule errichtet wurde.
    Die Säule trägt die Krone und das Wappen von Sachsen und die Krone des Königreichs Polen sowie das königlich-polnisch-litauische Wappen, bildete Polen in dieser Zeit einen Staatenbund mit Litauen. Da Sachsen damals durch die Wahl der sächsischen Kurfürsten zu Königen von Polen mit Polen und Polen mit Litauen in Personalunion verbunden war, waren die sächsischen Kurfürsten neben Königen von Polen auch Großfürsten von Litauen.
    Die blaue Namenskartusche trägt die verschlungenen goldenen Buchstaben „A“ (für August) und „R“ (für Rex = König).

    Die Entfernungen zu verschiedenen Orten in der näheren und weiteren Umgebung sind in Reisestunden zu Pferd, bis auf die Achtelstunde genau, angegeben. Nach Dresden waren es damals z.B. 13 1/8 Stunden. Was die Zahlen vor den Orten bedeuten, habe ich bisher noch nicht rausbekommen.

    Die Mühlberger Säule wurde vor vielen, vielen Jahren restauriert und ergänzt. Die Farbunterschiede im Stein an Spitze und Sockel deuten darauf hin.
    Die Städte- und Entfernungsangaben sind noch gut lesbar, die Wappenkartuschen könnten allerdings neue Farben und Blattgold vertragen. Da habe ich optisch schon viel ansprechendere Säulen gesehen.

    geschrieben für:

    Kultur / Freizeitanlagen in Mühlberg an der Elbe

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    Puppenmama Danke für Deinen interessanten Bericht.
    Wie immer, toll beschrieben.
    bearbeitet
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    Konzentrat Mir fallen diese Säulen meist zu spät auf - schon dran vorbei gefahren. Besonders schöne Säulen stehen aber manchmal zum Glück an markanten Plätzen, die man auch zu Fuß begeht.
    Danke für Infos und Fotos und Glückwunsch zum Daumen.

    In Mühlberg fehlt es sicher nicht an gutem Wille, es wird wohl kein Geld für Restaurierung da sein.
    konniebritz Sehr schön beschrieben. Auch die Einzelheiten zu August dem Starken. Kurfürst von Sachsen und König von Polen war mir bekannt. Großfürst von Litauen ist neu für mich.
    Glückwunsch zum verdienten Daumen!
    grubmard Die Einen sammeln Briefmarken, die Anderen Titel ... :-)

    Ansonsten - danke an die verehrte Leserschaft!
    Sedina Tscha, damals kannte man weder Updates noch technische Defekte - man hatte also die Chance, ohne Umweg dahin zu kommen, wo man hinwollte ;-)))
    Glückwunsch zum Grünen Daumen!

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    5.
  6. Userbewertung: 1 von 5 Sternen
    von Pe1oqy

    Bezahlt seine Mitarbeiter als Hilfsarbeiter , rechnet aber beim Kunden als Fachkraft ab
    hält sich in Coronazeiten an keine Schutzvorgaben des Landes Brandenburg

    geschrieben für:

    Heizungen / Installateure in Koßdorf Stadt Mühlberg an der Elbe

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    FalkdS Pe1oqy, sei bitte vorsichtig mit solchen Behauptungen, da kann schnell der Verleumdungsvorwurf im Raum stehen.

    6.
  7. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    Die kleine Stadt Mühlberg an der Elbe (ca. 110 km südlich von Berlin), ganz im Südwesten Brandenburgs an einem alten Elbübergang, wurde erstmals 1230 in einer Urkunde von Markgraf Heinrich III. v. Meißen (genannt „der Erlauchte“ / Haus Wettin / um 1215 - 1288 / Regent seit 1221 / bis 1230 unter Vormundschaft) erwähnt.
    Zu dieser Zeit bestand Mühlberg, ähnlich wie Berlin und Cölln, aus 2 Städten, getrennt durch einen Elbarm: der Altstadt und der Neustadt mit je einer Stadtkirche und je einem Rathaus mit Marktplatz.
    Erst 1346 wurden beide Städte zu einer Stadt zusammengelegt.

    Da das heutige Rathaus auf dem Neustädter Markt steht, ist das heutige Mühlberger Rathaus auf dem Grund und Boden des alten Neustädter Rathauses gebaut, dass nach der Stadtvereinigung zum Gesamt-Mühlberger Rathaus wurde. Es handelte sich dabei um einen mittelalterlichen Fachwerkbau, der 1542 einem verheerenden Stadtbrand zum Opfer fiel.

    Der Neubau des Rathauses zog sich über 6 Jahre bis 1549 hin. Errichtet wurde ein spätgotischer verputzter Ziegelbau mit Erd- und 1. Obergeschoss sowie, nach den Fenstern im Dach zu urteilen, 2 weiteren Etagen im Dachboden.
    1760 stürzte der Westgiebel ein und wurde in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Der Ostgiebel mit seinem spätgotischen Maßwerk überdauerte die Jahrhunderte.

    1815 wechselten Landesherren und Stadtverwaltung. Durch die Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress von 1815 nach den Napoleonischen Kriegen verlor das Königreich Sachsen die Stadt Mühlberg an das Königreich Preußen.
    Steigende Einwohnerzahlen, der technische Fortschritt und die sich aufblähende preußische Bürokratie machten es 1860 erforderlich, das spätmittelalterliche Rathaus umzubauen.
    Im Rathaus wurde neben der Stadtverwaltung zunächst auch die 1906 gegründete örtliche Sparkasse untergebracht, wie alte Postkarten zeigen.
    Der 2-geschossiger südliche Anbau, der dem Rathauskomplex den heutigen L-förmigen Grundriss gibt, wurde im 20. Jahrhundert errichtet.

    Nach 1990 wurde das Rathaus aufwendig saniert und restauriert. Ich hoffe mal, dass das schweinchenrosa der Fassade denkmalpflegerisch begründet ist.
    Das Rathaus ist heute Sitz des Bürgermeisters und Verwaltungssitz – also ca. 800 Jahre gleiche Nutzung an diesem Standort, rechnet man den Vorgängerbau mit. So eine Tradition kann nicht jeder Profanbau aufweisen.

    geschrieben für:

    Stadtverwaltung / Anwohnerparkausweise in Mühlberg an der Elbe

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    Schroeder ...ob deine Wohnung auch so alt wird...ältester Profanbau von Friedrichshagen?
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    Sedina Ich gratuliere auch sehr herzlich!
    Du scheinst Mühlberg besonders zu mögen.
    grubmard Wo ich hinfahre, sammle ich gnadenlos Locations ...
    Für Mühlberg hab ich bestimmt noch ein halbes Dutzend auf Halde.

    bestätigt durch Community

    7.
  8. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Das Hospitium gehört zu den erhaltenen historischen Gebäuden des ehemaligen Klosters Marienstern (früher auch „Güldenstern“ genannt) in Mühlberg an der Elbe (ca. 110 km südlich von Berlin).
    Das Kloster am Nordrand der Altstadt von Mühlberg wurde 1228 von den Brüdern Otto und Bodo aus dem obersächsischen Adelsgeschlecht der Herren v. Ileburg als Zisterzienserinnenkloster gestiftet.

    Der Bau des Gebäudes erfolgte vermutlich zwischen 1250 und 1280 mit der Errichtung des zweigeschossigen Haupthauses (das sogenannte „Althaus“) mit Tordurchfahrt.
    Wie der Name „Hospitium“ nahe legt, diente das Haus als Herberge und Gasthaus für reisende Fuhrleute und Händler. Mit einem „Hospiz“ im heutigen Sinne hat das aber nichts zu tun.
    Anfang des 15. Jahrhundert wurde der siebeneckige Turm angebaut.

    1539 wurde das Kloster im Zuge der Reformation aufgelöst und 20 Jahre später verließen die letzten Nonnen, die noch Wohnrecht im Kloster genossen hatten, Mühlberg in Richtung Meißen.
    Mit der Auflösung des Klosters entfiel auch die Funktion des Gebäudes als Hospitium. In den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten diente es verschiedenen Zwecken, z.B. als Hospital, Lager und Torhaus zum Gut.
    Im 17. Jahrhundert erfolgte mit dem Anbau des Salzhauses noch eine Erweiterung des Gebäudes an der Südseite des Turms.

    Ende des 20. Jahrhunderts war der Bau so marode, das von 1992 bis 1995 eine umfangreiche Sanierung durchgeführt werden musste. 2014 wurden mit Mitteln von Bund, Land und Stadt weitere Baumaßnahmen zur Sicherung und zum Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes durchgeführt.

    Heute ist das Hospitium im Besitz der Stadt und öffentlich nicht zugänglich. Genutzt wird es ua. vom örtlichen Männergesangsverein als Vereinshaus.

    Durch Sanierung und Nachnutzung bleibt das über 700 Jahre Gebäude der Nachwelt erhalten.

    geschrieben für:

    Kultur / Freizeitanlagen in Mühlberg an der Elbe

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    Ausgeblendete 4 Kommentare anzeigen
    Sedina Das im Schatten von Torgau und Meissen stehende Mühlberg scheint Dein Geheimtipp zu sein -
    "Männergesangverein" schreckt mich aber eher ab ;-)))
    Schroeder Ein Hospitium oder Hospiz hatte im Mittelalter durchaus mehrere Funktionen: Pilgerherberge, Armenhaus im Sinne von Versorgung und (Kranken-)Pflege und/oder Asyl- und Herbergsort für Durchreisende.

    8.
  9. Userbewertung: 2 von 5 Sternen

    Das Schloss der kleinen Stadt Mühlberg an der Elbe (ca. 110 km südlich von Berlin) ganz im Südwesten Brandenburgs liegt am westlichen Stadtrand.

    Die Geschichte der an einem Elbübergang auf einer Talsandinsel vermutlich Ende des 12./ Anfang des 13. Jahrhunderts angelegten und 1230 erstmals urkundlich erwähnten Stadt reicht weit zurück. Bereits für die Zeit ab etwa 600 lässt sich eine befestigte slawische Siedlung nachweisen.

    Die mittelalterliche Wasserburg Mühlberg (Castrum Moleberg) mit Palisaden bewehrten Wällen, Wassergraben, Bergfried, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden wird erstmals 1272 urkundlich als Besitz der Herren v. Ileburg erwähnt, die die Herrschaft Mühlberg 1397 verkauften.
    Neue Herren von Stadt und Burg wurden die Markgrafen v. Meißen, die 1443 Mühlberg mit Hinko Birke v. Dauba u. Leipa gegen die Herrschaft Hohnstein eintauschten. Nach dem Aussterben des Familienzweigs des Hinko Birke v. Dauba u. Leipa fiel Mühlberg wieder an Meißen.

    Beim großen Mühlberger Stadtbrand von 1545 brannte auch die Burg nieder.
    Nach dem Schmalkaldischen Krieg (1546-1547) kam Mühlberg zum Kurfürstentum Sachsen.
    Herzog Moritz v. Sachsen (albertinische Wettiner / 1521-1553 tödlich verwundet / seit 1541 Herzog und seit 1547 Kurfürst v. Sachsen) ließ die Burgruine abreißen und auf ihren Grundmauern ein Jagdschloss erbauen.

    Fertiggestellt wurde der vierflügelige Renaissancebau mit der Burgkapelle St. Georg unter seinem Bruder und Nachfolger August v. Sachsen (albertinische Wettiner / 1526-1586 / seit 1553 Kurfürst v. Sachsen).
    Für die nächsten 220 Jahre habe ich dann keine Infos zur Nutzung des Schlosses gefunden.
    Um 1800 schüttete man den Burggraben zu, denn ihren Verteidigungscharakter hatte die Anlage durch die moderne Waffentechnik längst verloren.

    Verloren ging Mühlberg auch für Sachsen. Als Dank für ihre Vasallentreue erhob der französische Kaiser Napoleon Bonaparte (1769-1821 / Kaiser von 1804-1814 sowie 1815) die Kurfürsten v. Sachsen 1806 zwar zu Königen, aber der Preis war hoch. Nach der endgültigen Niederlage der Franzosen und ihrer Verbündeten blieb Sachsen zwar Königreich, verlor aber auf dem Wiener Kongress von 1815 große Teile seines Territoriums, darunter auch Mühlberg, an das Königreich Preußen.

    In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde das Schloss für Wohnzwecke, als Amtsgericht, Gefängnis und ab 1859 als preußisches Hauptzollamt an der Grenze zu Sachsen genutzt.
    Zollamt, Gefängnis und Gericht zogen später wieder aus.
    In der DDR-Zeit diente das Schloss als Schule, Jugendclub, Stadtbibliothek und Stadtarchiv sowie weiterhin für Wohnzwecke.

    Nach der Wiedervereinigung konnten und wollten weder die Stadt noch der Kreis noch das Land Brandenburg die Immobilie weiter halten. 1999 erfolgte der Verkauf an einen privaten Investor. Die damit verbundenen Hoffnungen der Offiziellen auf sinnvolle Nachnutzung und denkmalgerechte Sanierung/Restaurierung erfüllten sich nicht. Ein weiterer Verkauf ein paar Jahre später änderte nichts am zunehmenden Verfall von Schloss und Verwilderung des Schlossbergs. Angedachte Nutzungskonzepte z.B. als Hotel und für Gastronomie wurden nicht realisiert.
    Schließlich wurde 2015 eine Zwangsversteigerung angesetzt.
    2018 erwarben 3 Geschwister aus Mexico mit einem Faible für alte Burgen und Schlösser das Mühlberger Schloss. Sie sollen eine internationale Kunstresidenz im Schloss planen.

    Bei meinem Besuch in Mühlberg im 4. Quartal 2019 war davon nichts zusehen. Aus der Ferne machte das Gemäuer einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck mit deutlichen Spuren des Verfalls. Bauarbeiten waren nicht zu erkennen. Der Besuch des Schlosses endete vor dem schlichten Renaissance-Portal mit wuchtigem verschlossenen Holztor und einer schönen Sonnenuhr darüber.

    Wie die ganze Stadt Mühlberg liegt auch das Schloss heute „hinterm Deich“, denn die kleine Stadt und ihr Umland waren und sind durch die Hochwasser der Elbe akut, zuletzt 2013, von Überflutungen bedroht.

    Fazit: so reizvoll das kleine Städtchen und seine Umgebung auch sind – das Schloss gehört, momentan jedenfalls, noch nicht zu den besuchenswerten Orten.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen in Mühlberg an der Elbe

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    eknarf49 Man muss natürlich bedenken, dass der Unterhalt einer solchen Anlage nur mit einem gewinnversprechenden Konzept möglich ist. Fälle dieser Art gibt es wohl in allen Gegenden Deutschlands.
    Konzentrat Gut beschrieben.
    Schade, dieser Verfall. Aber leider wird nicht jedes historische Gebäude gerettet werden können.

    9.
  10. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Saisonale Öffnungszeiten:
    April bis September: von 10.00 Uhr bis 18:00 Uhr
    Oktober bis März: von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr
    Montags immer geschlossen.
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    Museum „Mühlberg 1547“ - muss dass einem Standardgebildeten was sagen? Nicht unbedingt. Erstes recherchieren brachte für mich mit den Schlagworten „Reformation“, „Schmalkaldischer Krieg“, „Schmalkaldischer Bund“ und „Schlacht bei Mühlberg“ dann aber ein wenig Licht ins Dunkel.
    Dabei wurde in dem heute südwestbrandenburgischen Städtchen Mühlberg an der Elbe (ca. 110 km südlich von Berlin) mal europäische Geschichte geschrieben.

    Vor 470 Jahren sah die politische Landkarte ganz anders aus. Mühlberg gehörte damals zum protestantischen Kurfürstentum Sachsen.
    1531 gründeten Kursachsen und die Landgrafschaft Hessen den Schmalkaldischen Bund als Schutz- und Trutzbündnis gegen die Rekatholisierungspolitik des römisch-deutschen Kaisers Karl V. (Haus Habsburg / 1500-1558 / ab 1520 römisch-deutscher Kaiser / 1556 abgedankt). Diesem Bund traten in Folge zahlreiche deutsche protestantische Fürstentümer, Reichs- und Hansestädte bei.

    Da es Kaiser Karl V. mit friedlichen Mitteln nicht gelang, den Protestantismus in allen Teilen des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation zu vernichten oder zurückzudrängen, setzte er schließlich auf die Gewaltkarte und begann 1545 mit ersten Kriegsvorbereitungen.
    Da der Schmalkaldische Bund sich der Tatsache bewusst war, dass er finanziell, materiell und personell dem katholischen Kaiser unterlegen war, entschieden sich die Führer des Schmalkaldischen Bundes, Kurfürst Johann Friedrich I. v. Sachsen (genannt der Friedrich der Großmütige / ernestinische Wettiner / 1503-1554 / 1532-1547 (entthront) Herzog und Kurfürst) und Landgraf Philipp v. Hessen (genannt der Großmütige / 1504-1567 / Regent ab 1509) zu einem Präventivkrieg gegen den Kaiser.

    Der sogenannte Schmalkaldische Krieg begann 1546 mit dem Feldzug in Bayern und der Besetzung von Füssen. Der Krieg erfasste schnell große Teile Deutschlands.
    Schnell war allerdings klar, dass die Protestanten der katholisch-kaiserlichen Übermacht nicht widerstehen konnten.

    Am 14.4.1547 kam es bei Mühlberg/Elbe zur Entscheidungsschlacht. Das kaiserliche Heer mit 27.000 Mann unter dem Oberfehl des Kaisers sowie von Ferdinand I. (Haus Habsburg / 1503-1564 / Erzherzog v. Österreich / König v. Böhmen, Ungarn und Kroatien / ab 1531 deutscher König / ab 1558 römischer Kaiser) und Herzog Moritz v. Sachsen (albertinische Wettiner / 1521-1553 / ab 1541 Herzog v. Sachsen / ab 1547 Kurfürst v. Sachsen) griff überraschend das bei Mühlberg lagernde 7.000 Mann starke Heer des Schmalkaldischen Bundes unter Kurfürst Johann Friedrich I. v. Sachsen an.

    Die kursächsischen Truppen hatten keine Chance und wurden fast vollständig vernichtet. Eigentlich war es mehr ein Gemetzel als eine Schlacht. Rund 3.000 kursächsische Soldaten starben, der Rest wurde verwundet oder geriet in Gefangenschaft. Nur wenigen gelang die Flucht. Die Verluste der Kaiserlichen sollen lediglich bei etwa 50 Toten gelegen haben.
    Kurfürst Johann Friedrich wurde auf der Flucht von nachrückender kaiserlicher Reiterei bei Falkenberg/Elster (ca. 15 km nördlich von Mühlberg) gefangen genommen. Der durch einen Schwerthieb im Gesicht verwundete Kurfürst wurde dem Kaiser vorgeführt, 16 Tage später zum Tode verurteilt und wenig später auf Bitten verschiedener Fürsten zu lebenslanger Haft begnadigt. Nach 5 Jahren Gefangenschaft auf dem thüringischen Jagdschloss „Zur fröhlichen Wiederkunft“ in Wolfersdorf kam er durch den „Passauer Vertrag“ von 1552 wieder frei und lebte bis zu seinem Tod in Weimar.
    Soweit zum historischen Hintergrund des Mühlberger Museums.

    Es befindet sich im Erdgeschoss der Neuen Propstei des 1228 gestifteten Zisterzienserinnen-Klosters Marienstern am Altstädter Markts.
    Erbaut wurde das spätgotische Haus ab 1529 und diente den Pröpsten des Klosters als Wohnhaus. Nach der Säkularisierung des Klosters erwarb 1554 der Rittergutsbesitzer Sigismund Pflug auf Kreinitz das Haus und gestaltete es im Renaissancestil zu einem adeligen Stadthaus um.
    Die mittelalterlichen klösterlichen Fresken mit Bibelszenen und Heiligen blieben z.T. erhalten, verschwanden aber unter neueren Farb- und Putzschichten. Erst bei Restaurierungsarbeiten in der jüngeren Vergangenheit wurden die Wandbilder wieder freigelegt und sind jetzt beim Museumsbesuch zu bewundern

    Seit 1926 ist die Propstei das Museum der Stadt Mühlberg. Nach 2010 wurde das Museum zunächst geschlossen, das Haus grundsaniert und restauriert sowie die Ausstellung neu konzipiert.

    Heute hat neben dem 2015 wiedereröffneten Museum
    „Mühlberg 1547“ auch die Tourist-Information der Stadt ihren Sitz in dem Haus.
    Die Tourist-Information ist gleichzeitig Museumskasse/Museumsshop.

    Im Haus gefällt besonders, dass sich die alten Raumstrukturen aus klösterlicher Zeit und den nachfolgenden Umbauten aus der Renaissance weitgehend erhalten haben. Gleiches gilt für die bereits erwähnten mittelalterlichen Wandmalereien und die Decken, Wandfriese und Portalumrandungen aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, die allerdings zum Teil nicht mehr original, sondern Neuausmalungen aus den 1930er Jahren, basierend auf historischen Befunden, sind.
    Im Außenbereich sollte man im Hof mal einen Blick zum 1. Geschoss werfen. Dort erinnert ein sogenannter „Abflussstein“ aus einem Raum der Propstei daran, was mit Abwasser vor Einführung einer häuslichen Kanalisation passierte.
    Hier findet man auch die Reste der Brennerei aus dem 17. Jahrhundert. Die bis ins 20. Jahrhundert genutzte Brennerei wurde später abgerissen. Ein Gebäudeteil dient heute als Museums-WC.

    Die Neukonzeption des Museum vermag mich dagegen nicht so wirklich zu überzeugen. Vor allem im Raum zur Schlacht dominiert Text. Es gibt kaum Ausstellungsstücke und in einigen Vitrinen wurden zum Teil nur fotografische Reproduktionen von Exponaten gezeigt, die in anderen Museen zu sehen sind.

    Ein weiterer Schwerpunkt des Museums ist die Reformations- und Kirchengeschichte Mühlbergs, auch wieder mit reichlich Text und einigen schönen Ausstellungsstücken illustriert.
    Die dritte Säule des Museums bildet die Abteilung „Stadtgeschichte“. Hierzu gehört auch ein kleines Lapidarium mit steinernen Figuren und Bildplatten im Gewölbekeller.

    Fazit: Ein modernes Museum in altem, vorbildlich restauriertem Gemäuer. Auch wenn mich die Ausstellung auf Grund ihrer Textlastigkeit nicht gerade entzückt hat – einen Besuch ist das Museum auf jeden Fall wert – also: empfehlenswert.
    Eintrittspreis: 4 €uro (Ermäßigung wird gewährt / Stand 2020).

    Parkmöglichkeiten gibt es auf dem Klostergelände und auf dem Altstädter Markt.

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    Museen in Mühlberg an der Elbe

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    grubmard Schön das auch meine langen Kanten immer wieder gelesen werden und Interessenten finden - Kurzbewertungen sinds ja wirklich nicht! bearbeitet
    Ein golocal Nutzer Danke für die ausfühliche Geschichtsstunde. Schön geschildert- ein wandelndes Lexikon- mit vielen interessanten Hintergründen!
    Schroeder Kleiner Hinweis: Der Passauer Vertrag ist von 1552...er leitet die endgültige Anerkennung des Protestantismus ein, der dann 1555 mit dem Augsburger Religionsfrieden besiegelt wird.
    Ansonsten danke für die weltgeschichtliche Darstellung hier.
    bearbeitet
    grubmard Stimmt, habe ich auch so gelesen, aber falsch eingegeben und beim Korrekturlesen überlesen.
    Ich ändere es.

    Aufmerksame und wissende Mituser sind Gold wert …!!
    bearbeitet
    grubmard Weitere Bild müssen erstmal warten - ich muss dringend los.
    Vermutlich nachmittags gibt's noch ein paar Fotos.
    vinzenztheis Letztlich regionaler Geschichstunterricht. Von alldem war mir wenig bekannt.
    Man lernt nie aus.
    Sedina Schrecklich, was es im Namen der Liebe Gottes an Gemetzeln gegeben hat....
    Ein nachdenklicher Glückwunsch zum Grünen Daumen!

    bestätigt durch Community

    10.