24.04.2016
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?
Was würde der Spiegel dem Schneewittchen aus dem Märchen der Gebrüder Grimm wohl heute antworten?
Ich kann es Euch verraten, denn ich habe die Schönste gesehen.
"Ihr seid wunderschön, aber die Schönste im ganzen Land ist die märchenhafte Burg Eltz."
Nun hatte ich meinem Schatz ein ganzes Wochenende lang die wunderbare Stadt Trier an der Mosel gezeigt und da wollte er sich bei mir revanchieren.
Auf... weiterlesen
dem Weg nach Hause tauchte an der Autobahn eine große braune Tafel auf, die auf eine Sehenswürdigkeit hinwies: "Burg Eltz" stand darauf und sie zeigte das schlichte Konterfei der berühmten Burg.
Wenige Kilometer später setzte er den Blinker und nahm die nächste Ausfahrt.
Der Weg zog sich und so kamen wir zunächst durch eine wild- romatische Gegend an Burg Pyrmont vorbei. Dann ging die schmale Straße wieder durch Felder und auf eine Anhöhe zu .... dann fuhren wir noch durch eine Ortschaft immer der Ausschilderung nach ... die Spannung stieg, aber dann landeten wir mitten im Wald und weit und breit war keine Burg zu sehen ....
"Die Straße wurde noch steiler und die geheimnisvolle Verborgenheit der Burg Eltz machte uns sehr gespannt, als wir schließlich durch die Bäume, die den gewundenen Weg dicht umstanden, das Tal vor uns schimmern sahen. Dann hatten wir plötzlich durch das Netz der Zweige vor uns eine Vision!
Eine Masse von spitzen Dächern und Giebeln zeigte sich.
Ein wenig weiter stand ein Wegweiser mit einem Pfeil, der auf einen Pfad zur Seite wies.
Nach wenigen Schritten dort entlang öffneten sich die Bäume und urplötzlich lag Burg Eltz vor uns.
Man kann diese Burg in Worten kaum beschreiben. Sie ist wie ein Märchen in Stein; das gesamte Bild scheint eher ein Traum als die Wirklichkeit zu sein und deshalb klingt jede Beschreibung entweder ungenügend oder übertrieben.
Ein bewaldeter, kugelförmiger Fels erhebt sich steil aus dem Eltztal mitten in einem Kreis lieblicher Hügel; als Krönung dieses Felsen und ganz mit ihm verwachsen, wie es scheint, steht ein vollkommenes Labyrinth von spitzen Türmchen und Dächern, Erkern, Giebeln, Schornsteinen und Dachfenstern , hier, und dort ausgebaut, so dass es, wenn man schaut und schaut, ebenso verwirrend wie bezaubernd ist."
Treffender als die englische Reiseschriftstellerin Katherine Macquoid im Jahre 1895 hätte ich die erste Bekanntschaft mit Burg Eltz nicht in Worte fassen können.
Noch beeindruckender soll es sein, sich der Burg durch das Tal der Eltz von Moselkern her zu nähern.
Zunächst parkten wir unser Fahrzeug jedoch auf dem am späten Vormittag bereits gut besetzten Parkplatz an der Antoniuskapelle. Von dort begaben wir uns zu einem kleinen Shuttlebus, in welchem ca.20 Passagiere Platz finden.
Auf dem Weg dorthin sahen wir einen Gedenkstein für zwei Männer, die bei einem Planwagenunfall im Jahr 2009 tödlich verunglückten, als dieser ca. 30 Meter den Hang herab fiel.
Da leider nirgends eine Zeit- oder Wegangabe zu sehen war und wir wegen des zu erwartenden österlichen Rückreiseverkehrs keine Zeit verplempern wollten, entschlossen wir uns, den kleinen Bus zu nehmen. Da waren wir dann schon 6 € los (2€ für parken, sowie 2€ pro Nase für den Bus) ohne Burg Eltz gesehen zu haben. Der Fußweg dürfte jedoch etwa 20 Minuten betragen.
Die Fahrt über die steile, kurvige Straße dauerte nur einige Minuten und wir erwarteten dabei gespannt den Anblick der Burg. Da tauchte sie plötzlich durch noch winterkahlen Baumkronen auf.
Vollkommen überraschend liegt diese Burg wie ein Adlerhorst auf einem Bergsporn im Tal, so dass man zunächst auf sie herab schaut. Das fand ich sehr ungewöhnlich für eine Höhenburg..
An der Burg angekommen verließen wir erleichtert den auf einem beängstigend engen Weg wendenden Bus und begaben uns zum Zugang.
Kaum gelohnt haben dürfte sich die Fahrt für das Ehepaar mit dem Sohn im Rolli, denn gerade einmal die holprig gepflasterte Zufahrt der mittelalterlichen Burganlage ist einigermaßen mit Rolli zu bewältigen, sonst aber nichts, noch nicht einmal die Gastronomie.
Ganz im gegenteil ist der Zugang zum Innenhof eher ein "Hammeltritt" als eine Zuwegung. es ist auf jeden Fall festes Schuhwerk ratsam.
Gleich rechter Hand kann man in dem Museumsshop, welcher zugleich Kasse ist, die 10 € für die Besichtigung der Schatzkammer sowie die Burgführung bezahlen.
Eine Innenbesichtigung der Burg ist nur im Rahmen einer etwa halbstündigen Führung möglich, welche im zeitlichen Abstand von einer viertel Stunde angeboten wird.
Wer mit Nullbudget die Burg besuchen möchte, der kann dies ebenfalls tun, dann aber auf Schusters Rappen und ohne Innenbesichtigung.
Wir können jedoch eine Führung nur wärmstens empfehlen.
Die Zeit bis zur Burgführung vertrieben wir uns mit der Besichtigung der Schatzkammer, in der wir sehr außergewöhnliche Stücke entdeckten.
So sehenswert die Burg von außen ist, ist sie auch von innen.
Gerne hätte ich euch das Innere auf Fotos gezeigt, aber fotografieren während der Führung war leider nicht gestattet.
Die Führung erfolgt durch eines der drei Wohngebäude und zwar das Rübenacher Haus und beginnt in der als Waffenkammer ausgestatteten Empfangshalle.
Dann ging es treppauf, treppab und über hohe Türschwellen und niedrige Türrahmen einmal durch das Gebäude mit seinen für das Mittelalter typischen Räumen.
Der junge Mann erklärte die Räume und die darin befindlichen Objekte sehr anschaulich und fachkundig.
Es ist alles im Original enthalten, da die Burg außer einer Belagerung im Mittelalter keinerlei kriegerische Auseinandersetzungen auszuhalten hatte.
Vor einer der beiden Burggaststätten - der Oberburg Gaststätte - stärkten wir uns noch mit einem Kaffee, bevor ich nochmal den Shop besuchte und mir ein Buch über die Burg und ein Souvenir kaufte. Sodann traten wir nach einem Wochenende voller wunderbarer Eindrücke unsere Heimreise an.
-------------------------------------------
Wer jetzt noch etwas zur Geschichte von Burg Eltz erfahren möchte, der darf gerne weiter Lesen und alle anderen Leser verabschiede ich hier an dieser Stelle und danke ihnen.
Wann eine erste Befestigungsanlage hier auf dem Bergsporn über dem Flüsschen Eltz entstanden ist, lässt sich nicht mehr genau feststellen.
Es wird jedoch vemutet, dass des Burggrafen Ludwig de Palatio im Jahre 1131 Trier verlassen haben sollen, um sich auf den Landgütern der Familie nieder zu lassen. So sollen die Burgen Eltz, Esch und Helfenstein entstanden sein.
Die älteste erhaltene Urkunde, die ein Mitglied der Familie nennt, stammt aus dem Jahre 1157, in welcher Rudolfus de Elze als Zeuge für eine Schenkung benannt ist.
Burg Eltz scheint also in ihren Anfängen aus der Blütezeit deutschen Burgenbaus zu stammen.
Da hatte sie jedoch noch nicht ihr heutiges Gesicht, da Burgen aus dieser Zeit lediglich aus einem Bergfried, Palas sowie schützenden Mauern bestand.
Der Bergfried Platt(eau) - Eltz der Burganlage stammt aus dieser Zeit.
Auch an anderen Stellen der Burg wurden bei Restaurierungsarbeiten romanische Elemente von Vorgängerbauten freigelegt.
Seit dem oben genannten Urahn Rudolf lässt sich die Geschichte der Familie Eltz lückenlos bis in die Gegenwart verfolgen.
Nach nur vier Generationen erfolgte eine Teilung in drei Hauptlinien: Eltz vom goldenen Löwen, Eltz vom silbernen Löwen und Eltz von den Büffelhörnern.
So wurde Eltz zu einer Ganerbenburg. Man kann sich vorstellen, dass das Leben unter den Familien auf so engem Raum nicht immer friedlich verlief und der erste Burgfriedensbrief wurde im Jahre 1323 erforderlich.
Nach Erbstreitigkeiten wurde ein weiterer im Jahre 1430 vereinbart.
Was enthält so ein Burgfriedensbrief? Er enthält natürlich Regeln zum Zusammenleben und Sanktionen bei Verstößen gegen diese. So durfte niemand der anderen Familien getötet, verletzt oder beleidigt werden. Das führte dazu, dass die andere Familie ddie Burg auf zeit oder gar auf dauer verlassen musste.
Es gab aber auch Regeln zum Schutz der Gemeinschaft und zur gemeinschaftlichen Unterhaltung der Burganlage.
Bedrohlicher war jedoch ein Konflikt - die sog. Eltzer Fehde - die in einer Belagerung der Burg im Jahre 1333 gipfelte und die Burgherren letztlich zur Kapitulation zwang. Dies war aber die einzige kriegerische Auseinandersetzung, der die Burg ausgesetzt war und deshalb ist sie heute in ihrer baulichen Substanz auch komplett erhalten.
Etwa ein Jahrhundert später begann der Ausbau der Burg .
Es entstanden bis zum 17. Jahrhundert nacheinander für die jeweiligen Linien eigene Wohnhäuser, wie heute insbesondere vom Innenhof her noch zu erkennen ist:
Die Linie vom silbernen Löwen baute das Rübenacher Haus, gefolgt von der Linie von den Büffelhörnern mit dem Groß - Rodendorfer Haus und die Linie vom goldenen Löwen baute dann das Kempenicher Haus.
Mit dem Ausbau der Burganlage wuchs auch die Macht und Bedeutsamkeit der Familie von Eltz in der Region. So sind z. B. Jacob III zu Eltz, der Kurfürst und Bischof von Trier von 1567 bis 1581 war sowie Philipp Karl zu Eltz, der Kurfürst und Erzbischof zu Mainz von 1731 bis 1743 war.
Bei der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens am Ende des Dreißigjährigen Kriegs zur nahm Hugo Friedrich von Eltz als Gesandter des Trierer Kurfürsten Teil.
Karl zu Eltz machte sich, nachdem er im Jahre 1844 die Burg geerbt hatte, unter Aufwendung erheblicher finanzieller Mittel ganz besonders um deren Erhalt verdient, so dass diese noch heute im Famileinbesitz steht.
Von April 1965 bis Juni 1995 zierte Burg Eltz die Rückseite des 500 DM - scheins.
Der heutige Besitzer Dr. Graf Karl von und zu Eltz - Kempenich genannt Faust von Stromberg präsentiert die 33 . Generation.
Er wohnt jedoch in Eltville. Die Burg wird nur noch von Verwaltern bewohnt, nicht mehr von der Familie selbst.
Details zur Geschichte der Burg und der Familie von Eltz erfährt man aus dem im Deutschen Kunstverlag erschienen und von der Autorin Ute Ritzenhofen verfassten Buch "Burg Eltz".
Allen, die nun weiter gelesen haben danke ich auch noch einmal ganz besonders für Ihr Interesse!
Die Burg Eltz hat nicht nur 5 Sternchen verdient, sondern ist einer meiner persönlichen Favoriten!
Und meinem Schatz danke ich von ganzem Herzen für diese wundervolle, romantische Überraschung! :-))[verkleinern]