Vor drei Jahren...
Die Räuberschänke Hartha ist ein gastronomisches Unternehmen mit langer Tradition.
Auf eine rund 300-jährige Geschichte blickt dieses Wirtshaus mittlerweile zurück.
Ziemlich einsam am Waldrand gelegen ist es hier zwar recht ruhig, aber durch die Lage unmittelbar an der Kreuzung der Straßen Oederan – Hainichen und Frankenberg-Freiberg sehr gut erreichbar.
Ich kenne das Gasthaus seit etwa 35 Jahren, damals gab es hier nur eine kleine, gemütliche Gaststube mit großem... weiterlesen Kachelofen und ein separates Vereinszimmer.
Die Speisen und Getränke waren für DDR-Verhältnisse von feiner und erlesener Qualität, die Bedienung sehr freundlich und alles recht familiär.
Der Beliebtheitsgrad entsprechend hoch, denn an Wochenenden und Feiertagen war ohne langfristige Vorbestellung kein Platz zu bekommen.
In der Woche gelang es hier und da schon mal.
Mit der Wende kam auch für die Räuberschänke einiges in Bewegung.
Der Gastwirt baute nach und nach immer mehr an und aus, zunächst einen Wintergarten direkt an das alten Gebäude, dahinter eine Bowling- und Kegelbahn, neue Toilettenanlagen, weitere Gasträume.
So präsentiert sich heutzutage die Räuberschänke als Großgaststätte mit Platz für gleichzeitig 500 Gäste in 8 verschiedenen Räumen. Dazu kommen 12 Bowling- und 2 Kegelbahnen.
Hinter dem Gastronomiekomplex steht zudem eine ebenfalls neu entstandene Pension mit insgesamt 60 Betten zur Verfügung.
Was früher mal gemütlich war, ist heute eher zweckmäßig.
Die Räume sind meist sehr groß, der vordere Wintergarten als Restaurant für den Durchgangsbetrieb durch die großen Glasfenster hell und licht. Steinfußboden ist praktisch, die Tische und Stühle variabel für 2 – 80 Personen aufstellbar.
Weiter nach hinten wird es mangels Tageslicht dunkler, auch die Möblierung ist dort mit viel massivem Holz rustikal gestaltet.
Wir fanden an einem Wochentag gegen 18 Uhr problemlos Platz, weitere rund 20 Gäste saßen im Wintergarten, eine kleinere Sportgesellschaft benutzte eine der Kegelbahnen.
Also sehr entspannt das ganze, wenn man bedenkt, wie viele Gäste mehr hier gleichzeitig anwesend sein könnten.
Der Service erfolgte demzufolge auch sehr zügig. Die weibliche Bedienung als freundlich zu bezeichnen, wäre jetzt fehl am Platze, unfreundlich war sie aber auch nicht.
Routiniert und eher im vorübergehen reichte sie die Speisekarten und fragte nach Getränkewünschen. Weinangebot nur mündlich, eine Weinkarte wurde nicht angeboten.
Getränke kamen wenige Minuten später, der trockene Riesling war in Ordnung, das Radler aus Zitronenlimo und tschechischem „Konrad“-Pils ebenso.
Danach dann eine ostdeutsche Spezialität: Soljanka ! Hier für 3, 50 € angeboten.
Wer es nicht kennt, dies ist eine Suppe aus fein geschnittener Wurst und /oder Schinken und Braten – hier tatsächlich fein geschnippelt. Dazu kommen ebenso in feine Streifen geschnittene Zwiebeln und Gewürzgurken.
Alles wird kurz angeschwitzt, mit Paprika bestäubt und Tomatenmark dazu gegeben.Brühe auffüllen und abschmecken.
Eventuell mit etwas Mehl andicken. Beim Servieren einen Klacks saure Sahne obendrauf.
So in etwas kenne ich das, so war es hier zubereitet und überaus schmackhaft. Dankeschön, das gefiel mir sehr gut.
Meine Frau verzichtete auf eine Vorspeise, bekam als Hauptgang ein Schnitzel Schweizer Art
( 10,50 €) mit Nudeln und Salatteller.
Das Schnitzel stellte sich als Fertigprodukt heraus, was an der uniformen Panade unschwer zu erkennen war. Geschnitten aus dem Schweinerücken, industriell paniert und tiefgefroren.
Es war aber ordentlich zubereitet, mit Camembert überbacken und erstaunlich zart. Ich durfte probieren und es hat uns beiden geschmeckt.
Ungefragt reichlich braune Bratensoße unter das Schnitzel zu geben ist aber dann doch etwas gewöhnungsbedürftig. Die Panade nahm es ungnädig auf und weichte unten durch.
Die Nudeln waren gut gebuttert, das hätte an "Fettigkeit" gereicht. Oder die Soße extra dazu geben. Naja, das wäre bei vollem Lokal wohl gar nicht zu schaffen. An einem eher gering frequentierten Tag wie diesem aber schon.
Ich selbst hatte die in einer anderen Bewertung zur Räuberschänke beschriebene Jägerpfanne
( 7 €), vermutlich ein Dauerbrenner auf der Speisenkarte.
Auf selbiger wird extra vermerkt „ Hier werden Kartoffeln täglich von Hand frisch geschält“.
Aber nicht für die Jägerpfanne. Denn dort waren die verwendeten Kartoffelscheiben von exakt gleicher Dicke, wie abezirkelt rund und von blasser Farbe. Das kommt so und nicht anders von Großproduzenten, die dem Gastronomen die aufwändige Kleinarbeit mittels sogenannter Convinience abnehmen. Nicht verwunderlich, denn wenn hier mal 500 Leute gleichzeitig essen wollen, geht es kaum anders. Dann aber bitte nicht unbedingt auf "Handarbeit" verweisen.
Geschmacklich war das Pfännchen in Ordnung, sehr heiß weil sicher im Ofen mit Käse überbacken und von der Menge her ausreichend.
Nach einer runden Stunde waren wir „abgefertigt“. Es wurde nicht nach einem Wunsch auf ein Dessert oder Espresso gefragt, so verzichteten wir auch darauf.
Die Rechnung belief sich auf günstige 30 Euro, für das Gebotene in Ordnung.
Toilettenbenutzung folgte, in den Räumen alles sehr sauber und gepflegt, sogar ein Reinigungsplan mit regelmäßigen Einträgen hängt aus.
Auf der Damentoilette kein Licht, die Bedienung nahm unseren Hinweis dankend zur Kenntnis.
Ob automatische Einschaltung nicht funktionierte oder Lampe kaputt war in diesem Moment ( für uns) egal. Dunkel war`s :-)
Unser Fazit: Für die schnelle Einkehr um den Hunger zu stillen in Ordnung. Für höhere kulinarische Wonnen eher ungeeignet. Dafür wahrscheinlich ein idealer Ort für Betriebs- oder Familienfeiern, Bowlingabende oder Klassentreffen .
Da man hier nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln her kommt, bleibt Anreise per Motorfahrzeug, hierfür stehen zahlreiche Parkplätze neben dem Komplex bereit. Oder man wandert bzw. nutzt das Fahrrad.
Update Juni 2019
Es ist alles wie gehabt. Gut geeignet für Gruppen, die bowlen oder kegeln wollen oder sonst eine nicht ganz so sportliche Veranstaltung durchführen möchten.
Uns als "Einzelgästen" ist das hier einfach zu viel unpersönliche Massenabfertigung, leider auch, wenn gar nicht so sehr viel Gästeandrang vom Personal zu bewältigen ist.
Diesmal fiel uns zudem auf, dass als Quittung nach Zahlung der Zeche ein gedruckter Kassenbeleg mit der Überschrift " Zwischenrechnung" übergeben wurde. Auf diesem fehlten einige für Rechnungsbelege erforderliche Angaben, so z.B. die enthalten Umsatzsteuer und der Umsatzsteuersatz ( 7 oder 19 %). Ob es sich um ein Versehen oder irgendwie gearteten Vorsatz von Personal oder Inhaber handelt, ist uns unbekannt
Uns zwar egal, aber wenn diese Quittung ein Finanzbeamter erhalten hätte, könnte es Ärger geben.[verkleinern]