Wenn ich mich mal als Berlinerin so richtig ärgern will, dann geh ich an den Potsdamer Platz. Es gibt wenig akzeptable Gastronomie hier, was ich ziemlich ätzend finde. Und zu den Lokalitäten, die ich mittlerweile meide, gehört bedauerlicherweise auch das Lindenbräu im Sony Center. Wenn ich in der letzten Zeit mal hier war, dann alleine. Denn wenn ich hierher jemanden mitnähme, müsste ich mich mit ca. 90 % Wahrscheinlichkeit fremdschämen bzw. mich ärgern.
Denn leider hat sich das Lindenbräu mir... weiterlesen
in letzter Zeit nur als Touristenabzocke erster Güte präsentiert. In den ersten Jahren war es hier richtig gut. Ich war zur Berlinale oft mittags hier, habe eine Leberknödelsuppe gegessen, eine Limo getrunken und bin dann wieder im Kino verschwunden. Manchmal war ich mich mit Freunden oder Kollegen hier zum Essen verabredet, oder wir kamen abends nach erfolgtem Kulturgenuss mal auf ein Getränk vorbei. Wir sind sogar öfter mal vom Tipi am Kanzleramt hierhergelaufen, denn Herr Schlorrndorf war vom hiesigen Bier und besonders vom Weizenbier stark begeistert. Mir gefiel vor allem, dass es hier alkoholfreies Weißbier gab. Das kannte ich bis dato nur aus Bayern. Also prinzipell alles prima ...
Doch wie sang schon Hilde Knef so schön: "Von nun an ging's bergab." Zur langen Nacht der Museen kamen wir zu sechst hierher, eine kleine Gruppe gutgelaunter Berliner inmitten von lärmenden Touristen, die dem Bier sehr eifrig zusprachen. Es war so gegen 23 Uhr, und wir waren hungrig und durstig von so viel Kunst und Bildung. Oben war es recht voll, Personal war nicht zu sehen, und wir erspähten einen Tisch, der gerade frei geworden war. Also nahmen wir Platz, doch als dann endlich ein Kellner kam, begrüßte er uns nicht etwa oder reichte uns Speisekarten oder Ähnliches. Nee, sondern er tat erst so, als sähe er uns nicht - ein bisschen wie im Kindergarten - und auf Nachfrage blaffte er uns an, er würde uns hier nicht bedienen, denn wir dürften uns nicht einfach hinsetzen, wo wir wollten. "Das ist hier mein Tisch, und hier bestimme ich", sagte er und dann fügte er noch hinzu, dass es ihm egal wäre, ob und wo wir Plätze fänden.
Nun hat man ja irgendwie auch Verständnis für überfordertes Servicepersonal, das inmitten von lärmenden und saufenden Horden schuften muss. Aber abgesehen davon, dass wir weder lärmen noch saufen wollten und man uns das vermutlich sogar ansehen konnte, hat mein Verständnis gewisse Grenzen. Wir sind dann gegangen, und ich habe etwas getan, was ich niemals vorher und niemals nachher getan habe: Ich schrieb eine Mail an die Betreiber des Lindenbräu. Auf die bekam ich keine Antwort. Naja ...
Aber an diesem Ereignis liegt's nicht allein, dass ich der Lokalität keine Zuneigung mehr schenken kann. Zwischendurch war ich immer mal wieder hier, alleine und vor allem wegen der Leberknödelsuppe. Mit der Zeit wurde das Essen immer teurer - Backkartoffel mit Sauerrahm 9,50 Euro, Leberknödelsuppe jetzt 4,50 Euro ... naja. Die letzten Suppen waren mal kochend heiß, mal lauwarm und einmal sogar versalzen, möglicherweise durch zu langes Einkochen. Erstaunlich für Convenience - jedenfalls vermute ich das. Vor allem aber: Schade!
Der Hauptgrund jedoch, warum ich hier nicht mehr gern und in den letzten Monaten gar nicht mehr zu Gast bin, ist nach wie vor der Service. Das Personal ist oft mufflig oder wirkt extrem gestresst. Das muss ich nicht haben.
Und wenn Herr Schlorrndorf und ich mal Appetit auf das leckere Bier haben, dann gehen wir ins Hopfingerbräu am Hauptbahnhof - dieses Lokal gehört zu denselben Betreibern wie das Lindenbräu, aber es gibt einen Unterschied wie Tag und Nacht zwischen beiden. Zum Beispiel habe ich am Hauptbahnhof bisher nur freundliches Personal getroffen. Und preiswerter ist es außerdem ...[verkleinern]