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  1. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    5. von 5 Bewertungen


    bestätigt durch Community

    Schade dass es die Dinger noch nicht gab, als ich beruflich viel in der DDR- und später bundesweit unterwegs war. Dieses ständige kaufen irgendwelcher Straßenkarten und Stadtpläne ist mir schon immer auf den Keks gegangen. Und mit der Karte auf den Knien zu fahren war auch eher suboptimal.
    Mit einem handschriftlichen Routenplan bin ich allerdings auch ans Ziel gekommen.

    Nachdem die Navis auf den Markt gekommen waren, war ich unschlüssig, welcher Anbieter es denn sein sollte. Jedenfalls sollte es keins sein, wo das Kartenmaterial auf Deutschland und vielleicht noch auf Österreich und die Schweiz beschränkt war.
    Meine Wahl fiel auf ein Garmin-Navi mit Kartenmaterial für Europa. Einige Länder waren damals nicht oder nur rudimentär mit einigen Hauptstraßen vorhanden.

    Dieses Garmin führte mich einige Zeit zuverlässig durch Deutschland und angrenzende Länder, hatte aber keine Verkehrsinfo. Da ich es versäumt hatte, dass Gerät auf bei „Garmin Express“ zu registrieren, gabs natürlich keine kostenlose Kartenupdate’s, so dass es bei den Routen im Laufe der Zeit zu Ungenauigkeiten kam.

    Also entschloss ich mich für ein neues Garmin – größeres Display, mit UKW-Verkehrsinfo und Europa-Kartenmaterial.
    Auch dieses Gerät versah mehrere Jahre zuverlässig seinen Dienst – mit Anmeldung bei „Garmin Express“ und somit mit kostenlosen Karten-Updates.
    Das „aus“ dieses Geräts kam abrupt während einer Tour durch brandenburgische Lande. Das Garmin navigierte nicht mehr und zeigte mir verwirrende und falschen Daten an (wie eine Geschwindigkeit von 235 kmh bei einem Auto dass bloß knapp 170 kmh schafft – siehe Foto).

    Also musste Ersatz angeschafft werden, ein Garmin DriveSmart 60 mit Digitalradio-Verkehrsinfo und Europa-Kartenmaterial (Belarus und Moldau eingeschränkt / Das böse R-Land im Osten gar nicht - das war mir aber egal, da wollte ich damals nicht hin und will es heute erst recht nicht.).

    Die Digitalradio-Verkehrsinfo (DAB) hat sich mehrmals als unzuverlässig herausgestellt, da die DAB-Versorgung in Deutschland noch nicht flächendeckend ist (Empfangslöcher).
    Ansonsten funktioniert es ähnlich wie seine Vorgänger. Einige altbekannt Funktionen gibt es nicht mehr, dafür sind andere hinzugekommen.
    Wie die Vorgängermodelle hat auch das DriveSmart 60 manchmal recht eigenwillige Vorstellungen was die Route betrifft.
    Im Oderbruch hat es mich z.B. mal in die Pampa geschickt: die Ortsverbindungsstraße entpuppte sich trotz Ausschluss unbefestigter Straßen als Feldweg.
    Im großen und ganzen bin ich aber zufrieden.

    Dank Registrierung bei „Garmin Express“ komme ich in den Genuss Navi-lebenslanger Kartenupdate’s.
    Da scheinbar immer der komplette Kartensatz heruntergeladen wird, braucht man dafür Zeit und Geduld. Das letzte Update benötigte ca. 90 Minuten.

    Für den Einsatz losgelöst von der externen 12 V-Versorgung taugt es auch nur eingeschränkt. Der interne Akku ist ziemlich schwach auf der Brust und gibt auch schon mal den Geist auf, wenn das Gerät ausgeschaltet längere Zeit von der externen Stromversorgung getrennt ist.

    Kleine Anekdote am Rande: Das Navi kann nicht nur Europa. Durch Zufall habe ich entdeckt, dass man auch eine Route von Berlin nach Kapstadt planen und berechnen kann (siehe Foto) oder in den USA von New York nach Los Angeles.
    Zwar sind Adressen außerhalb Europas nicht im Datensatz vorhanden, aber durch Adresssuche und Antippen auf der Karte sind auch solche Eingaben möglich.
    Allerdings hat die Berechnung Berlin (Deutschland)-Kapstadt (Südafrika) mehrere Stunden gedauert.

    geschrieben für:

    Navigationssysteme / Elektronik in Gräfelfing

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    1.

    FalkdS Danke für den Exkurs
    Liegt es an Garnim, dass der Daumen her gefunden hat?
    Glückwunsch dazu
    Ausgeblendete 9 Kommentare anzeigen
    Tikae Pssst....nimm doch einfach Maps .
    Da kommst du sehr genau überall hin.
    grubmard Immer noch nicht. Alles eine Frage des Geldes, zumal ich auch ein neues Smartphone bräuchte, denn meins taugt nur noch als Handy und bei WLAN zu Hause für die Sparkassen-TAN, wenn ich mal eine brauche, denn der Speicherplatz ist fast ausgeschöpft. bearbeitet
    Tikae Ups .
    Datenpakete gibt es auch für einen schmalen Taler, aber ein gutes Geföhne ist schon heavy .
    Buntspecht Buntspecht Glückwunsch zum gD!
    Habe auch nur Billig-Smartphones und bin immer gut gefahren. Je teurer, desto mehr Schnickschnack ist dabei und je mehr Schnickschnack desto eher kann etwas technisch ausfallen. So sehe ich es bei allen Geräten. ;-)
    eknarf49 Hoffentlich ist das Gerät dann in Ordnung, wenn Du es wirklich brauchst. Danke für den schönen Bericht. :-)
    FalkdS Genau grubmard, ich hab das analoge Navi als Rückfallebene auch in meinem Auto, in der Tasche der Rückenlehne des Beifahrers, also griffbereit….


  2. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    1. Bewertung


    bestätigt durch Community

    Der heutige Berliner Ortsteil Friedrichshagen liegt im Südosten der Stadt am Nordufer von Großem Müggelsee und Müggelspree.
    König Friedrich II. v. Preußen (1712-1786 / König ab 1740) wollte um 1750 seinem bevölkerungs- und strukturschwachem Königreich zu mehr Bewohnern und Gewerbe verhelfen und gründete damals zahlreiche Siedlungen mit Kolonisten aus anderen, nicht nur deutschen Landen.

    Zu diesen Gründungen gehörte auch das am 29.5.1753 durch eine Order von Friedrich II. gegründete Lehnschulzengut und die Kolonistensiedlung Friedrichshagen. Die wenigen einfachen Häuser standen südlich des heutigen Marktplatzes und wurden mit schlesischen und böhmischen Baumwollspinnern besiedelt.
    Bereits in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts wohnte dort, wo die Spree aus dem Müggelsee ihren Weg Richtung Westen fortsetzt, ein Landjäger, der auch einen Ausschank betrieb.

    Das königliche Lehnschulzengut befand sich auf dem heutigen Brauerei- und Bräustübl-Gelände. Gleichzeitig verlieh der König dem damaligen Lehnschulzen und Domänenrat Pfeiffer das Schankrecht. Pfeiffer, an den noch heute die Pfeiffergasse neben der Gaststätte „Bräustübl“ erinnert, errichtete ein erstes Brauhaus, aus der sich dann später die Friedrichshagener Brauerei entwickelte, die 2010 ihre Produktion stilllegen musste.

    Eine Idee des Königs war, sich unabhängig von teuren chinesischen Seidenimporten zu machen. Deshalb ließ er in zahlreichen Orten 3 Millionen Maulbeerbäume zur Seidenraupenzucht anpflanzen. So auch in Friedrichshagen.
    Die Siedler mussten sich auf königliche Weisung auch um die entlang der Hauptstraße gepflanzten chinesische Maulbeerbäume kümmern.
    Allerdings mochten die Siedler die Bäume nicht und die Bäume und die Raupen mochten das hiesige Wetter nicht.
    Das Seidenraupenzuchtprogramm scheiterte. Von den Maulbeerbäumen existiert nur noch der Weiße Maulbeerbaum vor der Bölschestraße 126 von der Nachpflanzung aus den 1850er Jahren. Allerdings wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Maulbeerbäume nachgepflanzt.

    Jahrzehntelang führte Friedrichshagen ein beschauliches Dasein als Landgemeinde weit vor den Toren Berlins. Die Bewohner lebten mehr schlecht als recht von der Baumwollspinnerei und Besenbinderei.
    Um 1800 wurde eine kleine Kirche gebaut, die erst 1848 einen Glockenturm erhielt.
    1832 wurde der heute noch genutzte Friedhof eröffnet, denn der Kirchhof um die Kirche war überbelegt.

    Der Aufschwung kam 1849 mit dem Bau der Eisenbahnstrecke von Berlin nach Frankfurt/O und Breslau (heute Wroclaw in Polen) durch die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn. Nördlich des Ortes wurde ein Haltepunkt eingerichtet, der später zum Bahnhof der Berliner Vorortbahn ausgebaut wurde (heute S-Bahnhof „Berlin-Friedrichshagen“).

    Mit dem Eisenbahnanschluss entdeckten die Berliner das bis dahin unscheinbare Friedrichshagen als Ausflugsziel und als Villenvorort fürs Großbürgertum.
    Das Erscheinungsbild änderte sich radikal. Zahlreiche Villen wurden erbaut, die auch heute noch existieren. Bevorzugt war natürlich das Nordufer des Müggelsees. Aber der Platz dort ist begrenzt und so wurde auch das Umland rund um die Hauptstraße, die bis 1945 nach dem Ortsgründer „Friedrichstraße“ hieß (heute Bölschestraße) zum begehrten Bauland.

    1880 wurde Friedrichshagen der Titel „Luftkurort“ verliehen. Aus dieser Zeit existiert bis heute der Kurpark nördlich vom S-Bahnhof.
    Handel, Gewerbe, Gastronomie und Hotels siedelten sich an. 1887 nahm die Gladbeck’sche Bildgießerei den Betrieb auf, in der in den nächsten 40 Jahren zahllose Denkmäler für das gesamte Reichsgebiet entstanden.

    Das wachsende und sich industrialisierende Berlin hatte einen hohen Wasserbedarf. Neue Wasserwerke wurden benötigt. Das Wasserwerk Friedrichshagen wurde ab 1888 im neogotischen Klosterstil aus rotem Backstein erbaut. Bis heute ist es einer der wichtigsten Trinkwasserlieferanten für Berlin, auch wenn heute das Trinkwasser nicht aus dem Oberflächenwasser des Müggelsee’s sondern aus Tiefbrunnen gewonnen wird.

    Die ruhige und immer noch von der umtriebigen Hauptstadt abgeschiedene Lage zog auch zahlreiche Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler nach Friedrichshagen, wo 1890 der „Friedrichshagener Dichterkreis“ um die Schriftsteller Wilhelm Bölsche (1861-1939) und Bruno Wille (1860-1928) gegründet wurde.
    Zum Dichterkreis gehörten ua. August Strindberg (1849-1912), Frank Wedekind (1864-1918), Erich Mühsam (1878-1934), Bertha v. Suttner (1843-1914).

    1895 wurde eine Fähre über die Spree eingerichtet, um Ausflüglern von Friedrichshagen aus den Besuch des 1880 erbauten Müggelturms zu erleichtern.

    Zu Wohlstand gekommen und auf Kleinstadtgröße gewachsen, gönnte sich Friedrichshagen 1897 ein neues Rathaus und 1903 die neue große evangelische Christophorus-Kirche, die sich heute mit verändertem Aussehen präsentiert. 1972 zerstörte ein Orkan den Kirchturm, der erst Jahre später in stark vereinfachter Weise wiederaufgebaut wurde.

    1904 wurde für den Ortsgründer König Friedrich II. ein Denkmal auf dem Marktplatz errichtet.
    Das Denkmal ging 1945 in den Nachkriegswirren verloren und wurde vermutlich eingeschmolzen. Erst 2003 konnte auf Initiative eines Bürgervereins ein neues, dem alten Denkmal nachempfundenes Denkmal wieder eingeweiht werden.

    Das Ende als selbstständige Gemeinde des Landkreises Niederbarnim der Provinz Brandenburg kam 1920, als durch die Verfassungsgebende Preußische Landesversammlung das Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin beschlossen wurde. Durch die Eingemeindung zahlreicher Gemeinden und Städte wurde Groß-Berlin gebildet.
    Seither gehörte Friedrichshagen als Ortsteil zum Berliner Stadtbezirk Köpenick und seit der Verwaltungsreform von 2001 zum Stadtbezirk Treptow-Köpenick.

    Auch nach dem 1. Weltkrieg entwickelte sich Friedrichshagen weiter und bleib beliebtes Ausflugsziel.
    Ab 1922 produzierte Julius Fromm in seiner Friedrichshagener Fabrik in der Rahnsdorfer Straße die „Fromms“ genannten Verhütungsmittel für den Mann. Die Gummischutzfabrik wurde zu DDR-Zeiten abgerissen.
    1927 wurde der Spreetunnel im Müggelpark eingeweiht und gleichzeitig der Fährbetrieb über die Spree eingestellt.

    Den 2. Weltkrieg überstand der Ortsteil relativ unbeschadet. Natürlich gab es Kriegsschäden durch Luftangriffe und die Kämpfe während der Schlacht um Berlin im April 1945, aber großflächige Zerstörungen bleiben aus.
    Zu den Kriegsopfern gehörte das auf dem (Köpenicker) Südufer gelegene große Ausflugsrestaurant „Müggelschlößchen“, das nach Bombentreffern ausbrannte und später abgerissen wurde.

    Seit Beginn der 1960er wurden die Friedrichshagener Laubenkolonien aufgelöst und die Flächen für das Wohnungsbauprogramm der DDR genutzt. Gegenwärtig hat Friedrichshagen knapp 20.000 Einwohner.
    Am Marktplatz wurde das Ortsbild durch ein vielgeschossiges Wohnhochhaus verschandelt, dem weitere folgen sollten. Wegen dem unsicheren Baugrund verwarf man diese Idee und baute stattdessen im Laufe der Jahre zahlreiche 3- bis 4geschossige Plattenbauten in den Wohngebieten Karl-Pokern-Straße, Karl-Frank-Straße, Emrichstraße, Albert-Schweitzer-Straße und Aßmannstraße.
    Neben einem beliebten Ausflugsziel mit viel Wald und Wasser ist Friedrichshagen auch weiterhin begehrter Wohnort.

    An die Gründerzeit als wohlhabende Gemeinde erinnern bis heute die zahlreichen Villen und mehrgeschossigen bürgerliche Wohnhäuser vor allem in der Bölschestraße, die mit ihren zahlreichen Geschäften auch die Haupteinkaufsmeile ist. In den Seitenstraßen gibt es dann meist die Wohngebiete.
    Es gibt das Traditionskino „Union“, zahlreiche Gaststätten, viele Einzelhandelsgeschäfte und Supermärkte/Discounter, mehrere Schulen und Kindergärten, ein Seebad, einen großen Friedhof und 3 Kirchen (evangelisch, katholisch, Baptisten).

    Vom Ur-Friedrichshagen hat sich nichts erhalten. Die wenigen eingeschossigen Siedlerhäuser stammen aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die anderen Bauten sind jüngeren Datums: 2. Hälfte 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, Anfang 21. Jahrhundert.

    Nördlich und östlich grenzt Friedrichshagen an ausgedehnte Wälder. Den Süden dominiert der Große Müggelsee mit seinen Bade- und Wassersportmöglichkeit und ebenfalls großen Waldgebieten. Durch die Bebauung der Gründerzeit beschränkt sich der Zugang zum Müggelsee-Nordufer auf 3 Parks: den Müggelpark mit Spreetunnel und Dampferanlegestellen, den See-Park und einen kleinen öffentlichen Zugang gegenüber der Bruno-Wille-Straße.
    Im östlichen Waldgebiet von Friedrichshagen hinter dem Wasserwerk gibt es die große Badestelle „Nordstrand“ (textil und FKK).

    Seit ein Köpenicker Unternehmer in Friedrichshagen ein Wohnheim für Wohnungslose eröffnet und der Berliner Senat ab 2015 Unterkünfte für Flüchtlinge und Migranten eingericht hat, hat sich das Straßenbild im Ort nicht gerade zum besseren entwickelt.

    An den ÖPNV ist Friedrichshagen durch die S-Bahn (S3) und die Straßenbahnlinien 60 und 61 angebunden. Außerdem gibt es mit der Linie 88 der Schöneicher-Rüdersdorfer-Straßenbahn noch eine Verbindung ins brandenburgische Umland.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen in Berlin

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    2.

    Calendula Sehr informativ und gut beschrieben.
    Glückwunsch zum verdienten grünen Daumen.
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    Blattlaus Da hast du dir aber viel Mühe gemacht.
    Ich finde Friedrichshagen auch sehr schön, die Bölschestraße hat mir gut gefallen, die Häuser dort hätte ich mir gerne mal in Ruhe angeschaut.
    grubmard Musst Du mal wieder herkommen ... ich würde gern Dein Friedrichshagen-Guide sein ... bearbeitet
    grubmard Ich könnte noch mit einem Schnitzelrestaurant in Köpenick locken ... :-))
    opavati® Danke, für die ausführliche Heimatkunde. Der kleine Ort im Süden ist attraktiv, aber auch jwd. Unsere Freundin, die an den Goldmann-Park ziehen musste, ist immer noch nicht warm geworden.
    Das Zentraldepot der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Speicherstandort der Staatsbibliothek, des Ibero-Amerikanischen Instituts und der bpk-Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, ist vielleicht noch erwähnenswert.

    Die DDR-Atomuhr tickte auch bei dir zu Hause. ;-)

    https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-eigenzeit-der-ddr-100.html
    bearbeitet
    opavati® F´hagen war ein bedeutender Braustandort, in der Hauptstadt der DDR kam das zweitbeste Berliner Pilsner dorther. Das Beste aus der Bärenquell-Braustätte in Schöneweide … bearbeitet
    grubmard @opavati®: Ich wollte nicht auch noch die 2000-Worte-Grenze knacken.
    Aber danke für die Ergänzungen.
    Nocolina Glückwunsch zum Grünen Daumen! Toll, mal wieder eine Ortskunde-Lektion, die Vorfreude auf eine Exkursion weckt. Einmal war ich dort, hatte aber zu tun und kaum Zeit, die Gegend zu würdigen. Wird nachgeholt! bearbeitet
    Nocolina @ opavati: Danke für den Link zur Atomuhr! Gern gelesen. Cäsium in der Hosentasche durch den Zoll gebracht - OMG! bearbeitet


  3. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    1. Bewertung


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    Mitten in Preußen könnte man annehmen, der Luisenhain in der Altstadt Köpenick (Stadtbezirk Treptow-Köpenick) verdankt seinen Namen der allseits beliebten Königin Luise v. Preußen (1776-1810 / geborene Herzogin zu Mecklenburg-Strelitz). Dem ist nicht so. Namenspatronin ist eine andere, bürgerliche Luise.

    Ursprünglich waren die Uferbereiche der zunächst auf einer Halbinsel, im 18. Jahrhundert durch den Kietzer Graben auf einer Insel gelegene Altstadt von Cöpenick (seit 1931 Köpenick geschrieben) kaum für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Ufergrundstücke der bis 1920 selbstständigen Stadt waren meist in Privatbesitz und bebaut.

    Das änderte sich 1906. In diesem Jahr schenkte der Köpenicker Kaufmann und Fabrikant Karl Otto Asseburg (1839-1915) dem Rat der Stadt Cöpenick einen Teil seines Grundstücks am Ufer der Dahme gegenüber vom neuen Rathaus.
    Asseburgs Bedingung war, dass die Stadt das vorhandene Gebäude abreißen lässt und statt dessen einen Stadtplatz mit ewigem Bestand anlegt, der dann den Namen seiner unlängst verstorbenen Schwester Luise tragen sollte.
    Und so geschah es. Bereits 1908 wurde ein ca. 65m x 65m großer Blumenplatz mit dem Namen „Luisenhain“ und Zugang zur Dahme eingeweiht.

    Nach der Eingemeindung der Stadt Cöpenick nach Groß-Berlin (Stadtbezirk Berlin-Köpenick) im Jahr 1920 wurde am Luisenhain eine Anlegestelle für Ausflugsdampfer errichtet, die bis heute besteht. Durch den Kauf von Grundstücken bzw. Grundstücksteilen konnte der Stadtbezirk im Laufe der Jahre den Luisenhain im Uferbereich der Dahme um eine etwa 400 m lange Promenade erweitern, die von der Langen Brücke am Schloss Köpenick bis zur Dammbrücke an der Mündung der Dahme in die Spree führt.

    1928, 1950 und 1969 fanden umfangreiche Erweiterungs- und Umgestaltungsarbeiten statt. Sein heutiges Aussehen erhielt der Luisenhain bei der 2007 abgeschlossenen letzten Umgestaltung. Park und Uferpromenade erhielten z.T. neue Bepflanzungen und Sitzgelegenheiten sowie Kinderspielbereiche. Außerdem wurden weitere Kunstwerke aufgestellt und vorhandenen restauriert.

    Ein erstes Kunstwerk gab es vermutlich schon in den ersten Jahren des Blumenplatzes. Erstmals erfasst wurde die „Kugelspielerin“ des Bildhauers Walter Schott (1861-1938) allerdings erst 1926.
    Diese Skulptur wurde 1950 von Metalldieben gestohlen und erst 2019 durch einen Nachguss ersetzt.

    Heute ist der Luisenhain vor allem in der warmen Jahreszeit ein gut besuchter Ort. Viele Menschen suchen hier mit Blick auf die Dahme etwas Entspannung und Ruhe vor der quirligen und lauten Stadt.
    Leider bleibt auch der Luisenhain nicht von Grafitti- und sonstigem Vandalismus verschont, was den positiven Eindruck etwas trübt.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen in Berlin

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    3.

    Nocolina Schotts hübsche Kugelspielerin... Sein Hauptwerk war so beliebt, daß sie nicht nur in mehreren deutschen Städten aufgestellt wurde, die Meissener Porzellan-Miniatur war ein echter Verkaufsschlager. Und es haben so viele Exemplare überdauert, daß fast immer welche zum Verkauf angeboten werden. Ein paar Mille muß man allerdings dafür hinblättern. Dann vielleicht doch lieber ne Molle oder zwei im Köpenicker Park! bearbeitet
    eknarf49 Eine Kopie findet man bei uns im Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Danke für den interessanten Text.


  4. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

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    Auch vom Dorf Wittbrietzen (Brandenburg / Landkreis Potsdam-Mittelmark / ca. 25 km südwestlich von Berlin) haben beide Weltkriege ihren Blutzoll gefordert.
    Das bezeugt das örtliche deutsche Kriegerdenkmal an der nördlichen Außenmauer des Kirchhofs.

    Es ist aber offensichtlich nicht das ursprüngliche Denkmal aus den Jahren nach dem 1. Weltkrieg. Da in der DDR derartige Denkmäler bestenfalls geduldet waren, aber nicht um das Totengedenken für die deutschen Gefallenen des 2. Weltkriegs erweitert wurden, kann man davon ausgehen, dass das Wittbrietzener Denkmal in der jetzigen Form erst aus der Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 stammt.

    Das gepflegt wirkende Denkmal ist von schweren Eisenketten begrenzt. Die 3 Sockelsteine und die mittlere Steintafel mit den Namen der Toten des 1. Weltkriegs stammen mit ziemlicher Sicherheit vom ursprünglichen Denkmal aus den 1920er Jahren.
    Die rechte und linke Steintafel mit den Namen der Toten des 2. Weltkriegs stammen dagegen aus den Jahren nach 1990, als das Denkmal neugestaltet wurde.

    Der mittlere Sockelstein trägt die etwas schwer lesbare Inschrift:
    „Euer Opfer - unsere Verpflichtung: Haltet Frieden“

    Die Inschrift der mittleren Steintafel darüber trägt, flankiert von 2 Eisernen Kreuzen, lautet: „Es starben für ihr Vaterland“.
    Es folgen die Namen der 25 Gefallenen aus Wittbrietzen mit Truppenteil und Todestag in der Reihenfolge der Kriegsjahre. Mehrere Familien waren doppelt, eine Familie sogar dreifach betroffen.
    Die 25 Toten entsprachen etwa 4% der damaligen Einwohnerzahl.
    Unter den Namen steht der Spruch: „Vergiß mein Volk die treuen Toten nicht.“
    Über Inschrift und Namen ist als Bildschmuck ein deutscher Stahlhelm mit Bajonett und Lorbeerzweig (als Zeichen für Ruhm und Ehre) zusehen.

    Der 2. Weltkrieg war für Wittbrietzen ungleich verheerender. Die beiden Sandsteintafeln links und rechts nennen 73 Namen, in der Reihenfolge der Kriegsjahre.
    73 Männer – dass waren ca. 10% der damaligen Einwohner.
    Auch im 2. Weltkrieg waren Familien wieder mehrfach betroffen.

    Unter den Außentafeln befinden sich steinerne Haken zur Aufnahme von Kränzen – vermutlich Relikte des ursprünglichen Denkmals.
    Das Denkmal wird mittig abgeschlossen durch ein Kreuz, nicht wie sonst bei Kriegerdenkmälern oft üblich mit einem Eisernen Kreuz, sondern mit einem christlichen Kreuz.

    Fazit: Wie in unzähligen anderen Orten hoffentlich Mahnung an die Opfer der Weltkriege.

    geschrieben für:

    Denkmalbehörde / Freizeitanlagen in Wittbrietzen Stadt Beelitz in der Mark

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    4.



  5. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

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    Der sowjetische Ehrenfriedhof mit Ehrenmal in Erkner Brandenburg / Landkreis Oder-Spree), einer Kleinstadt am östlichen Berliner Stadtrand, befindet sich an der Neu Zittauer Straße zwischen dem heutigen Carl-Bechstein-Gymnasium und der Buchhorster Straße.

    Im 2. Weltkrieg war Erkner durch ein Zweigwerk der „Vereinigten Kugellagerfabriken AG Schweinfurt ein wichtiger Rüstungsstandort. Diesem galt am 8.3.1944 ein Luftangriff der US-Air-Force, der zwar nicht direkt das Werk traf, aber ca. 76% der Wohnhäuser zerstörte oder unbewohnbar machte.
    An einen Wiederaufbau während des Krieges war nicht zu denken und so wurde der auf Berlin vorrückenden Roten Armee am 21.5.1945 die Trümmerwüste Erkner kampflos übergeben.
    Allerdings fanden rund um Erkner z.T. heftige Kämpfe zwischen deutschen und sowjetischen Truppen statt, die auf beiden Seiten blutige Verluste forderten.

    1946 ordneten die sowjetischen Besatzungsbehörden die Errichtung einer parkartigen sowjetischen Kriegsgräberstätte mit Ehrenmal in Erkner am beschriebenen Standort an. Hier wurden 34 sowjetische Offiziere und Soldaten beigesetzt, die während der Kämpfe im April 1945 in der Umgebung von Erkner fielen oder in örtlichen Lazaretten an ihren erlittenen Verwundungen bzw. an Krankheit verstorben waren.

    Zum großen Obelisken des Ehrenmals aus Beton und rotem Kunststein führt der zentrale Weg von der Neu Zittauer Straße aus.
    Das Ehrenmal trägt auf der Spitze einen vergoldeten Sowjetstern.
    Auf der Frontseite ist eine Widmung und darüber eine Tafel mit den Namen der hier beigesetzten Rotarmisten (soweit bekannt mit Dienstgrad und Todesdatum) angebracht. Aus neuerer Zeit stammt die Tafel am Sockel mit 4 Namen (mit Geburtsjahr und Todestag).
    An beiden Seiten befinden sich je 1 kleine Tafel mit 3 bzw. 2 Namen.
    Alle Tafeln sind aus schwarzem Stein, die Inschriften sind vergoldet und auf russisch.

    Einzelgräber gibt es nicht. Die Grabfelder sind als Rasenfläche mit Bäumen und Sträuchern angelegt. Ab dem Frühjahr werden die Beete auf dem Friedhof und am Ehrenmal mit Blumen bepflanzt.

    Die Bundesrepublik Deutschland hat sich im Vertrag von 1992 mit der Russischen Föderation dazu verpflichtet, sowjetische Kriegsgräber zu schützen, dauerhaft zu erhalten und zu pflegen.

    Vermutlich gibt es Kräfte in Deutschland, denen sowjetische Kriegsgräber und o.g. Vertrag ein Dorn im Auge sind. Vielleicht sind es mit dem russischen Überfall auf die Ukraine vom Februar 2022 sogar noch ein paar mehr geworden, die diese Gedenkstätten am liebsten planieren würden.
    Es sollte aber niemand vergessen: die Toten des 2. Weltkriegs haben nichts mit der russischen Aggression von heute zu tun. Und die Gefallenen der Roten Armee stammen aus allen Teilen der damaligen Sowjetunion. Es ruhen auf den Soldatenfriedhöfen also Tote aus Russland, aus der Ukraine, aus Weißrussland und all den anderen Sowjetrepubliken Seite an Seite – gefallen im Kampf gegen den gemeinsamen Feind.

    geschrieben für:

    Friedhof in Erkner

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    5.

    opavati® Danke, mein Guide, ich habe bisher nur den an der Autobahn-Abfahrt wahrgenommen …
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    opavati® Die „Sprüche” mit Ruhm und Ehre und unserer sozialistischen Heimat, sind angesichts der derzeitigen Bruderkriege, sehr bizarr …


  6. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    1. von 5 Bewertungen


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    Moderne Kunst am modernen Berliner Hauptbahnhof. Die metallene, leicht abstrakte Monumentalskulptur „Rolling Horse“ steht seit 2007 auf dem Europaplatz, dem nördlichen Bahnhofsvorplatz, im Stadtbezirk Berlin-Mitte.

    Der Name „Rolling Horse“ („Rollendes Pferd“) ist halbwegs nachvollziehbar, denn der edelstählerne Gaul hat sich zusammengerollt wie ein Igel und soll mit dem Bahnhof im Hintergrund mit den Rädern der Züge assoziiert werden. Die Rolle unterm Bauch vom Horse soll eine Wagenachse darstellen – damit wieder ein Hinweis auf die Eisenbahn.
    Ein bisschen sieht es aber auch so aus wie ein Hund, der beim kacken einen krummen Rücken macht ....

    Die Kugel in der Schulter, die aussieht wie eine eingeschlagene Kanonenkugel (womit das Pferd auch ein von einem Geschoss getroffenes Schlachtross sein könnte) ist laut Objektbeschreibung keine Kugel sondern ein an den Seiten abgeflachtes Ei mit 4 Gesichtsmasken, die die 4 Jahreszeiten symbolisieren sollen.

    Geschaffen hat die 9,70 m hohe und 8,70 m breite Skulptur, die es gewichtsmäßig auf stolze 35 Tonnen bringt, der deutsche Bildhauer Jürgen Goertz (*1939), der nach dem Abitur an der Kunstakademie Karlsruhe Bildhauerei studierte. Heute lebt und arbeitet Goertz in Eichtersheim bei Heidelberg (Baden-Württemberg).

    Das „Rolling Horse“ besteht aus Edelstahl, Aluminium, Stein, Kunststoff und Glas. Im Sockel soll man durch Bullaugen auf Relikte des alten Lehrter Stadtbahnhofs schauen können, der hier von 1882 bis 2002 vor dem Bau des Hauptbahnhofs stand. Wegen Bauarbeiten blieb mir der Bullaugenblick aber verwehrt.

    Fazit: Das „Rolling Horse“ ist nicht wirklich schön, aber ganz schön groß – aber der Berliner Hauptbahnhof dahinter ist ja auch nicht wirklich schön und auch ganz schön groß. Passt also zusammen.

    (Zahlen und Fakten von wikipedia übernommen).

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Berlin

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    6.

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    FalkdS Danke grubmard, im Besonderem ist dem "schön" und "groß" aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen...
    ;-)
    Nocolina Schon, lieber FalkdS - ich frage mich allerdings, was ich bei dem gerundeten Pferd jetzt rufen sollte: Roll on, roll on? Oder Ride on, ride on? Jedenfalls gerne Read on!
    Calendula Herrlich Deine Beschreibung.
    Vor allem der Vergleich mit einem Hund... -)))
    Gruß und Daumenglückwunsch aus Marburg.
    opavati® Fein, mein Guide, die Heimatkunde. Ich war mir sicher, dass ich mich auch schon mal über den Gaul aufgeregt habe. Gut, dass das niemand mehr nachvollziehen kann ....
    Nocolina Herzlichen Glückwunsch zum Grünen Daumen! Ich freue mich auf weitere Kunst-Betrachtungen auf den Straßen Berlins und in der Umgebung.


  7. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

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    Der Friedhof von Kossin (Brandenburg / Landkreis Teltow-Fläming / ca. 60 km südlich von Berlin) ist der kleinste Friedhof, den ich bisher besucht habe.
    Aber dass passt zu dem kleinen Dorf mit seinen 35 Einwohnern (Stand 2020) und seiner kleinen Kirche, die von dem Friedhof / Kirchhof umgeben ist.
    Vermutlich ist der Friedhof / Kirchhof um die 550 Jahre alt – so alt ist laut wissenschaftlichen Untersuchungen nämlich die Dorfkirche von Kossin.

    Aktuell habe ich gerade mal 11 Grabstellen gezählt, keine älter als 30 Jahre. Womit schon gesagt ist, dass es auf dem Friedhof keine historischen Grabstellen gibt.
    Luft- und Satellitenaufnahmen verraten ja oft ein bisschen mehr und so kann man bei google-Maps an den Bodenstrukturen weitere, heute nicht mehr existente Gräber erahnen.
    In der südöstlichen Ecke gibt es noch ein kleines Gebäude, das vielleicht als Trauerhalle genutzt wird.

    Die vorhandenen Gräber sind sehr gepflegt, der Rest des Kirchhofs ist Wiese.

    geschrieben für:

    Friedhof in Kossin Gemeinde Niederer Fläming

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    7.



  8. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

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    Der Kaiserbrunnen steht in Liebenberg (Brandenburg / Landkreis Oberhavel / ca. 30 km nördlich von Berlin) auf dem Platz zwischen Schloss, Inspektorenhaus und Kirche.
    Er stammt aus der monarchistisch-adeligen Zeit von vor über 120 Jahren.

    Warum Kaiserbrunnen?
    Weil er ein Geschenk des letzten Königs v. Preußen und Deutschen Kaisers Wilhelm II. für den damaligen Herrn auf Liebenberg, Graf Philipp zu Eulenburg war.

    Und wie kam der Graf zu der kaiserlich-königlichen Ehre?
    Seit 1886 waren der preußische Kronprinz Wilhelm (1859-1941 im niederländischen Exil / von 1888-1918 abgedankt als Wilhelm II. König v. Preußen und Deutscher Kaiser) und Philipp Graf zu Eulenburg (1847-1921 / seit 1867 auch Freiherr von und zu Hertefeld / ab 1900 Fürst zu Eulenburg und Hertefeld sowie Graf v. Sandels) eng befreundet – Historiker nennen die Freundschaft homoerotisch angehaucht.

    Auch nach der Thronbesteigung Wilhelms blieb die Freundschaft bestehen. Wilhelm war häufig Gast bei Philipp in Liebenberg, nahm dort an Jagden und am „Liebenberger Kreis“, der den Ruf eines Schwulentreffs hatte, teil. Philipp begleitete den Kaiser auf dessen Reisen (z.B. den legendären Nordlandfahrten mit der Yacht „Hohenzollern“).
    1900 erhob Wilhelm seinen Intimus in den Fürstenstand.

    Das Ende der Freundschaft begann ab 1899. Obwohl Philipp seit 1875 mit der schwedischen Gräfin Augusta v. Sandels (1853-1941) verheiratet war und das Paar 8 Kinder hatte, war Philipp homosexuell und hatte zahlreiche (männliche) Liebschaften, ua. mit dem späteren Berliner Stadtkommandanten Kuno Graf v. Moltke (1847-1923).
    Im kaiserlichen Deutschland war Homosexualität eine Straftat. Es kam durch den Journalisten Maximilian Harden (1861-1927) von 1906-1909 zur sogenannten „Harden-Eulenburg-Affäre“, einer medialen und gerichtlichen Schlammschlacht um den homosexuellen „Liebenberger Kreis“. Es gab mehrere Prozesse mit Entlassungen, Rücktritten und Verurteilungen Beschuldigter.

    Durch seine Teilnahme am Liebenberger Kreis und seine Freundschaft zu Philipp geriet auch Wilhelm II. in den Fokus.
    Die Affäre entwickelte sich zu einer handfesten Staatskrise, der auch der damalige Reichskanzler Fürst Bernhard v. Bülow (1849-1929 / Reichskanzler 1900-1909 Rücktritt) zum Opfer fiel.
    Wilhelm II. wurde politisch bloßgestellt, fühlte sich verunglimpft und persönlich enttäuscht.

    Philipp fiel in Ungnade. Es wurden Prozesse gegen ihn begonnen und Haftbefehle erlassen, die aber gegen Kautionszahlungen und wegen des schlechten Gesundheitszustands des Fürsten nicht vollstreckt werden konnten. Die Hauptverhandlung gegen Philipp zu Eulenburg wurde bis zum Ende der Monarchie nicht abgeschlossen.
    Der Fürst lebte schwer krank ab 1909 zurückgezogen und von den einstigen Freunden wie ein Aussätziger gemieden zurückgezogen in Liebenberg. Der Kaiser hatte seine Liebenberger Besuche 1906 eingestellt.
    Die letzte Ruhestätte von Fürst Philipp befindet sich im Eulenburg’schen Familienmausoleum auf dem Neuen Friedhof Liebenberg.

    Der „Kaiserbrunnen“ stammt noch aus der Zeit als Wilhelm und Philipp dicke Freunde waren.
    Der Kaiser stiftete den Brunnen 1895. Der Brunnen mit dem kleinen runden Brunnenhaus ist aus schlesischem Sandstein und ist ca. 5 m hoch. Das Kupferdach wird getragen von 3 verzierten Säulen. Das Dach war ursprünglich mit einen Reichsadler und dem Wappenschild der Eulenburgs verziert.
    Die 3teilige Umfassung des Brunnenschachts trägt entgegen des Uhrzeigersinns die Inschriften:
    „Kaiser Wilhelm II. stiftete diesen Brunnen / im Jahr 1895 / zur Erinnerung an seine alljährlichen Besuche im Liebenberg.“
    Der Brunnen im Stil eines mittelalterlichen Marktbrunnens mit seinem bis zur Grundwasserschicht reichenden gemauertem Brunnenschacht war nicht nur Dekoration, sondern diente der Notwasserversorgung von Schloss & Gut Liebenberg.

    Das Ende des alten Brunnens kam 1950. Die DDR hatte es nicht so mit Kaiserdevotionalien. Also riss man den Brunnen ab und kippte die Trümmer in den Brunnenschaft. Das Kupferdach mit Adler und Wappen fand als Sekundärrohstoff Verwendung in der Volkswirtschaft der DDR und wurde eingeschmolzen.

    Erst 2003 wurde der Brunnenschacht bis in eine Tiefe von 16 m wieder freigelegt. Neben Originalteilen des Brunnens wurde auch Teile des Eingangstors zum Guts-/Schlossgelände sowie Stücke aus der Eulenburg’schen Jagdtrophäensammlung im Schacht gefunden.
    Ab 2007 wurde der Kaiserbrunnen unter Verwendung der aufgefundenen Originalteile rekonstruiert. Auf den Adler mit dem Eulenburg’schen Wappen wurde allerdings verzichtet.

    Fazit: Durch den wiedererrichteten Kaiserbrunnen hat der Schlossplatz sein romantisches Aussehen vom Ende des 19. Jahrhunderts wiedererlangt.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Denkmalbehörde in Liebenberg Gemeinde Löwenberger Land

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  9. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

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    Warum hockt ein Wildschwein stillvergnügt auf dem kleinen Platz in Golßen (niedersorbisch Gólišyn / Brandenburg / Landkreis Dahme-Spreewald / ca. 50 südlich von Berlin) am nordwestlichen Rand der Altstadt, dort wo die Schulstraße in die Berliner Straße mündet?
    Urbane Kunst oder hat die Wutz einen tieferen Sinn?

    Im Prinzip beides, denn mit der lebensgroßen Skulptur des Wildschweins huldigt man einerseits dem Golßener Wappentier und andererseits hat man ein bisschen bildende Kunst ins Stadtbild gebracht.

    Erstmals urkundlich erwähnt wurde Golßen im Nordwesten der Niederlausitz im Jahr 1276 als Rittergut der Burggrafen v. Golßen aus dem Haus Wettin. Später waren verschiedene Adelshäuser Besitzer von Golßen.
    Die erste Erwähnung als Stadt erfolgte 1397.

    Seit wann das Wildschwein, der „Schwarze Eber“, das Wappen schmückt, habe ich leider nicht rausbekommen. Aber es liegt vermutlich schon viele Jahrzehnte wenn nicht Jahrhunderte zurück, denn auf einem Siegel vom Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es den Eber bereits.
    Das heute gültige Wappen wurde 1992 genehmigt. Im oberen Teil zeigt es eine dreitürmige Mauer mit Tor, im unteren Teils ist dann das Wildschwein, ein schwarzer Keiler bzw. Eber zu sehen.
    Laut Wappenbeschreibung soll der Keiler auf die große Zahl an Schwarzwild verweisen, für die die Region einst bekannt war.

    Mit der Skulptur „Schwarzer Eber“ aus poliertem schwarzen Granit zwischen Schulstraße und Berliner Straße hat man dem Golßener Wappentier ein Denkmal gesetzt. Anders als im Wappen, wo der Keiler läuft, hat er's sich als Denkmal ein bisschen bequem gemacht.
    Umgeben ist die Skulptur von 2 halbrunden Bänken. Ein paar, noch recht junge Bäume sollen im Sommer Schatten spenden.
    Wann die Skulptur angefertigt und aufgestellt wurde, war weder vor Ort noch im Internet zu ermitteln, genauso wenig wie der Künstler oder die Künstlerin.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Golßen

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    9.

    Buntspecht Buntspecht Ich fragte mich auch: warum hockt dieses Wildschwein dort... Es ist also das Wappentier. Sehr interessant... Und den Eber finde ich gut gelungen. Schade, dass nichts weiteres bekannt ist...


  10. Userbewertung: 2 von 5 Sternen

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    bestätigt durch Community

    Eigentlich wollte ich nur die Kirche des Dorfs Dolgelin (45 km östlich von Berlin / Brandenburg / Landkreis Märkisch-Oderland) besichtigen. Dass ich mich dann aber am Mittelpunkt Preußens wiederfand – damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.

    Die Inschrift auf der Gedenktafel des großen Findlings vor der Kirchhofmauer an der Alten Poststraße spricht auf deutsch und englisch aber eine deutliche Sprache:
    „Hier in Dolgelin lag nach dem Wiener Kongress von 1815 der geographische Mittelpunkt der preußischen Monarchie.“

    Nach der Niederlage des französischen Kaisers Napoleon Bonaparte (1769-1821 / Kaiser der Franzosen 1804-1814 und 1815) verhandelten die europäischen Fürsten die Nachkriegsordnung in Europa neu.
    Einige Staaten wurden größer, andere kleiner, wieder andere hörten auf zu existieren oder erstanden neu auf. Das Königreich Preußen gehörte zu den Ländern, die ihr Staatsgebiet vergrößerten.

    Bei der nachfolgenden neuen Vermessung Preußens kam schließlich heraus, dass der geographische Mittelpunkt des Königreichs eben in dem 1321 erstmals urkundlich erwähnten Dorf Dolgelin am Rand des Oderbruchs lag.
    Dabei darf natürlich nicht übersehen werden, dass sich Preußen damals tausende Quadratkilometer östlich der Oder fortsetzte.

    Heute ist der Gedenkstein nur noch Erinnerung an die einstige Größe Preußens, denn als Folge des 2. Weltkriegs (1939-1945) wurde Preußen von den Alliierten aufgelöst und alle preußischen Gebiete östlich von Oder und Neiße wurden Polen und der UdSSR zugesprochen und gingen somit für Deutschland verloren.
    Wann der ursprüngliche Gedenkstein aufgestellt wurde, habe ich bisher nicht herausgefunden.

    Der Stein und der Standort machen derzeit nicht viel her. Es wirkt alles recht lieblos und die vermutlich nach 1990 neu angebrachte Gedenktafel sieht ein bisschen billig aus.
    Aber trotzdem schön, dass an den einstigen preußischen Mittelpunkt wie er 1815 ermittelt wurde hier im Ort wieder erinnert wird.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Denkmalbehörde in Dolgelin Gemeinde Lindendorf

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    10.

    Buntspecht Buntspecht Da muss ich Dir recht geben - die angebrachte Gedenktafel sieht wirklich billig aus. Dies hätte anders gestaltet werden können.

    Glückwunsch zum grünen Daumen! Sehr informativer Bericht!