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Im Herbst, als wir München besucht haben und diesen Brunnen in der Nähe vom bekannten Stachus entdeckt haben, war es recht überraschend, dass sich dieser fast am Ende des Jahres in Betrieb befunden hatte. Die meisten anderen, die ich kenne werden spätestens Ende Oktober "eingemottet", doch bei diesem kann davon keine Rede sein! Den Grund dafür kann ich auch sofort mitteilen: es ist einer der wenigen, die unabhängig von der Jahreszeit und der jeweiligen Witterung nie (das wurde an mehrern... weiterlesen Stellen erwähnt) abgestellt wird! So weit im süden Deutschlands hätte ich das nie vermutet!
Der Springbrunnen, egal wie oft wir während unseren Aufenthalts in der bayrischen Landeshauptstadt dran vorbei gelaufen sind, gab es (wie man es auf einem der Fotos sehen kann) Personen, die sich dort hingesetzt haben und / oder auf jemanden gewartet haben. Das ist aus meiner Sicht ein Hinweis dafür, dass sich dieser besondere "Buberl" einer großen Beliebtheit erfreut! Doch, wenn man sich das ganze in I-net betrachtet, schaut es deutlich größer, als es tatsächlich ist! Es war eine weitere Überraschung, wie so oft, wenn man etwas mit den eigenen Augen sieht und nicht nur das, was jemand "fabriziert" hatte! Kenne einige vergleichbare Stücke, die sich als eher "minimalistisch" darstellen, auch wenn es ander Stelle es stimmig erscheint!
Da es sich in einer Fußgängerzone befindet, ist es ratsamer mit den Öffis bis zum Karlsplatz zu kommen, denn die wenigen Parkplätze, die mir aufgefallen sind (inkl. von dem Kaufhaus dahinter - deren Adr. ich übernommen habe) kostenpflichtig! Das am Rande erwähnt! Im Genensatz zu etlichen zuvor beschriebenen, sieht dieser sehr gepflegt aus, was alles andere als selbstverständlich mir erscheint, denn bisweilen tragen die Passanten dazu bei, dass es "verschandelt" wird!
Nun möchte ich mich dem Objekt selbst zuwenden, denn das steht definitiv im Fokus, der nicht außer Acht galassen werden soll! Wenn man sich das ganze anschaut, stellt man fest, dass der Künstler eine vertikale Linie bei dem Aufbau verfolgt. Zum einen ist da der Mund (Bachuskopf) aus dem das Wasser raus kommt. Schräg drunter ist zum anderen der knabe, der sich ein wenig davor abwendet, damit er nicht bespritzt wird. Das wird ihm, wie man sehen kann, nie gelingen, denn die Entfernung zwischen den beiden ist zu gering, damit es je passieren könnte. Diese Darstellung macht diesen Brunnen so außergewöhnlich und lustig zu gleich! Kinder waren eh ein beliebtes Motiv bei den figurativen Skulpturen und in der Umbruchszeit zum vergangenem Jahrhundert erst recht. Das konnte ich (wie öfter beschrieben) es selbst feststellen!
Es ist ein Werk des "floralen Jugendstils", der sich wie bei diesem Beispiel sehr verspielt, ja leicht und beschwingt gezeigt hatte. (Zum besagten Thema kommt demnächst mehr in der gewohnten Ausführlichkeit, die man von mir kennt ;-)! ) Schaut man sich das Ensemble aus einer gewissen Entfernung an, erkennt man, dass das Becken annährend oval gestaltet ist. Mir ist kein vergleichbares weiteres, dass direkt an einer Mauer zu einem Kaufhaus angebracht worden wäre, wie es hier der Fall ist! Durch diese Enge bedingt ist es schon ein "Unterfangen" gewesen, um es überhaupt fest zu halten ohne "Statisten" dazwischen. Die beiden jungen Mädchen haben mich nicht gestört, doch da ich nicht die einzige gewesen war, die es knipsen wollte, ohne das "Gewusel" drum herum, waren mehrere "Anläufe" nötig gewesen.
Im Jahr 1895, als Mathias Gasteiger es entworfen und hergestellt hatte, gab es, wenn man den Überlieferungen glauben mag, ein Vorschlag des Prinzregent Luitpold höchstpersönlich, der dennoch (zum Glück) nicht ausgeführt wurde. In der Kaiserzeit war es nicht "üblich" im öffentlichen Raum Skulpturen mit nackten "Tatsachen" (außer bei den weiblichen ;-) ) zur Schau zu stellen. Da verwundert es nicht, dass jener der Meinung war, dass ein Feigenblatt bei dem Knaben angebracht wäre! Der als Lebemann bekannte Fürst wurde, bekannter Weise nicht "erhört", sodass die künstlerische Freihait gewahrt bleiben konnte. Diese galt damals in München höher, als eine entsprechende Petition, die keine Chance hätte, durchgesetzt zu werden. Das ist aus meiner Sicht gut so, weil es häufig anders vorgekommen ist (selbst in der sonst einst als so liberal geltenden Stadt), wie ich es mehrmals erläutert habe. Demnächst kommt aber ein Gegenbeispiel, der mich diese Auffassung zweifeln läßt! (mehr an den passenden Stellen).
Wenden wir uns zuletzt dem Buben und dem Satyr zu: was ich aus der Entfernung einer Betrachterin wahr genommen habe und dem, was im I-Net zu finden ist, kann weit von einander entfernt sein. Das was ich für ein Griff gehalten habe, ist eigentlich ein (angedeuteter) Wasserspender, der der Knabe mit seiner Hand zuhält. Es ist der eigentliche Grund, warum es an der Seite auskommt und damit den "Verursacher" dennoch nass spritzen kann! Eine tolle Idee, die der Künstlervereinigung "Scholle" angehörige Bildhauer Mathias Gasteiger (* 24. Juni 1871 in München - 7. Juli 1934 ebenda) geschaffen hatte.
Nun kennt ihr auch den frechen Jungen und den Brunnen, den er ziert. Wer sich auf den Weg macht, kann erst beurteilen, wie ein Werk einem selbst gefällt. Trotz, dass es einer meiner Favoriten ist, es fehlt noch ein kleines Bißchen, bis ich es als "perfekt" bezeichnen kann. Zum einen als ein frei stehendes Werk würde es meiner Meinung nach besser zu Geltung kommen, als auch weil es direkt vor dem Eingang zu einem Kaufhaus steht. Irgendwie bei der "Kombi" kommt es zu Überschneidungen, die ggf. gewollt sind, dennoch sich störend auswirken. Wie überall kann man es auch anders sehen, sodass mir sehr verdiente 4 Sterne angemessen erscheinen.[verkleinern]