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Für die Anlage mitten in Mellensee (Brandenburg / Landkreis Teltow-Fläming / ca. 30 km südlich von Berlin) finden sich unterschiedliche Bezeichnungen:
„Heldenfriedhof 1813“,
„Preußischer Soldatenfriedhof“,
„Gedenkstätte für 1813“.
Es handelt sich in der Tat um eine kleine Kriegsgräberstätte aus der Zeit des Befreiungskriegs von 1813.
Im Herbstfeldzugs des Befreiungskriegs von 1813 versuchte Napoleon mit seinen Heeren nochmals gegen die preußische Hauptstadt Berlin zu marschieren.
Im... weiterlesen August 1813 rückte das französische IV. Armeekorps unter Divisions-General Graf Bertrand Henri-Gatien (1773-1844) von Süden auf Berlin vor.
Am 21.8.1813 stießen 600 Mann der mit den Franzosen verbündeten Italiener bei Melle (bzw. Mölle, wie Mellensee bis 1930 hieß) am Damm, der durch das Sumpfgebiet der Notte führte, auf 2 Kompanien des preußischen „1. Pommerschen Infanterie-Regiments“ (1679 gegründet / 1919 aufgelöst) unter dem Kommando des schwedischstämmigen Stabscapitains Kuylenstierna (alter, heute nicht mehr gebräuchlicher Dienstgrad zwischen Oberleutnant und Hauptmann).
Die Preußen schlugen die Italiener zurück und verhinderten so den Vormarsch der feindlichen Truppen auf Zossen. Die Italiener nahmen nun einen anderen Weg und umgingen Mellensee über Saalow
Im Gefecht bei Mellen (in manchen Quellen auch fälschlich und übertrieben als „Schlacht bei Mellen“ bezeichnet) starben auf preußischer Seite 2 Offiziere und 11 Soldaten, 26 wurden verwundet.
Die Verluste der Italiener sind scheinbar nicht überliefert.
Der Vormarsch der Franzosen und ihrer Verbündeten auf Berlin wurde schließlich in den Schlachten bei Großbeeren am 23.8.1813 und bei Dennewitz am 6.9.1813 durch die vereinigten Heere Preußens, Russlands und Schwedens endgültig abgewehrt.
4 der bei Mellen gefallenen Preußen wurden auf dem damaligen kleinen Friedhof am östlichen Rand des Dorfs in 2 Doppelgräbern beerdigt. Heute liegt dieses Grundstück ehrenhainartig mitten im Ort an der Zossener Chaussee.
Bereits in den Monaten oder ersten Jahren nach dem Gefecht wird es ein Denkmal gegeben haben. Darauf deutet die Inschrift des Sandstein-Denkmals aus dem Jahr 1887 an den Gräbern hin:
Unter einem von einem Eichenlaub- und einem Lorbeerlaubzweig flankierten Eisernen Kreuz steht die nur noch schwer lesbare Inschrift:
„Dem Andenken der hier am 21. August 1813 gefallenen Krieger.
Erneuert 1887 vom Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) Nr. 2“
Diesen Namen trug das Regiment von 1861 bis zur Auflösung 1919.
Am Eingang zum Friedhof, der nach 1930 umgestaltet wurde, stehen einige große Laubbäume sowie ein kleiner Findling als Gedenkstein mit der Inschrift „Hier ruhen in Gott die im Freiheitskriege am 21. August 1813 bei Mellensee gefallenen Krieger“, der bei der Umgestaltung aufgestellt wurde. Darauf weißt die erst seit 1930 gebräuchliche Ortangabe "Mellensee" hin.
Vom Eingang führt ein Pflasterweg zum Denkmal und den Gräbern. Ein paar Schritte entfernt vom Gedenkstein ist eine Informationstafel aufgestellt, die grob über die Ereignisse von 1813 informiert und die auch die Namen der hier bestatteten Soldaten nennt:
Im Doppelgrab 1 Leutnant Leo v. Borcke (*1792) und der Freiwillige Jäger Eysenhardt
Im Doppelgrab 2 die Füsiliere Albrecht und Neukamp
Nach 1945 und in den Jahren der DDR war es um das Gedenken für die 4 toten Preußen nicht sehr weit her. Zwar achteten die DDR-Behörden den Status als Kriegsgräberstätte, unternahmen aber nichts zum Erhalt. Das Denkmal von 1887 verwitterte ohne Restaurierungsmaßnahmen fast bis zur Unlesbarkeit. Auch die Gräber selbst verschwanden de facto.
Auf dem Grabmal für die Füsiliere Albrecht und Neukamp, ein rundes scheinbar emailliertes Blech, ist die Inschrift nur noch mehr zu erraten als zu lesen.
2008 wurde der Heldenfriedhof in die Denkmalliste des Landes Brandenburgs aufgenommen und 2010 von der Gemeinde und Freiwilligen restauriert und wieder in einen würdigen Zustand versetzt. Die Gräber erhielten neue eiserne Zäune in der Art des 19. Jahrhunderts.
Auch wenn das Gefecht bei Mellen angesichts der epochalen Schlachten der Napoleonischen Kriege mit ihren verheerenden Verlusten bestenfalls ein lokales Randereignis ist – es sind damals Menschen beider Konfliktparteien gestorben, denen auch nach über 200 Jahren noch zu gedenken ist.[verkleinern]
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