Die „Alte Nazarethkirche“ am Leopoldplatz im heutigen Berliner Stadtteil Wedding (Stadtbezirk Berlin-Mitte) wurde zu einer Zeit erbaut, als der Wedding noch Stadtheide, dünn besiedelte Ödnis und der Platz ein Acker vor den Toren der preußischen Hauptstadt war.
Im 18. Jahrhundert dehnte sich die Stadt nach Norden aus und König Friedrich II. v. Preußen (1712-1786 / König seit 1740) ließ den Wedding besiedeln.
Um 1830 beauftragte König Friedrich Wilhelm III. v. Preußen (1770-1840 / König seit... weiterlesen 1797) den preußischen Baumeister und Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) mit Entwurf und Bau von 4 klassizistischen Vorstadtkirchen (Nazarethkirche am Leopoldplatz, Elisabethkirche in der Invalidenstraße, Johanniskirche in der Straße Alt-Moabit und Paulskirche in der Badstraße), alle nördlich der damaligen Berliner Stadtgrenzen.
Die Nazarethkirche, benannt nach der biblischen Stadt Nazareth in Galiäa, die als Heimatstadt von Jesus und seinen Eltern gilt, wurde von 1832 bis 1835 aus roten Ziegeln, mit Architekturelementen der oberitalienischen Romantik, erbaut und im Juli 1835 eingeweiht.
Zunächst gab es nur die Kirche, umgeben von einem Kartoffelacker, und das ärmliche Haus des Balgtentreters, der für den Betrieb der Orgelblasebalge zuständig war.
1861 wurde der Wedding nach Berlin eingemeindet, die städtische Bebauung um Kirche erfolgte bis 1887.
Durch die fast schon explodierende Einwohnerzahl der Berliner Vorstädte hatte man ursprünglich den Plan, die Nazarethkirche nach Plänen des preußischen Architekten Friedrich August Stüler (1800-1865) zu erweitern und um einen Glockenturm zu ergänzen. Dieses Vorhaben wurde aber schnell wieder aufgegeben.
Stattdessen erbaute man von 1891 bis 1893 ca. 200m nordöstlich von der alten Kirche eine neue große Stadtkirche.
Seither heißt die Schinkelsche Vorstadtkirche zur besseren Unterscheidung „Alte Nazarethkirche“ und der Neubau „Neue Nazarethkirche“.
Erst 1891 erhielt der bis dahin namenlose Platz seinen heutigen Namen nach dem brandenburgisch-preußischen Feldherrn Fürst Leopold I. v. Anhalt-Dessau (1676-1747 / genannt der „Alte Dessauer“).
Mit der Einweihung der „Neuen Nazarethkirche“ wurden in der alten Kirche keine Gottesdienste mehr abgehalten und das Gebäude für andere kirchliche Arbeit der Gemeinde genutzt. Zur besseren Raumnutzung erfolgten zahlreiche Umbauten – sehr zu Lasten der ursprünglichen Räumlichkeiten und Gestaltung. So wurden Zwischendecken eingezogen und weitere Fenster eingebaut.
Ende der 1970er Jahre erfolgte eine denkmalgerechte Restaurierung des sogenannten „Schinkelsaal’s“ im Obergeschoss.
In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten änderte sich Bevölkerungszusammensetzung im Wedding gravierend. Statt 2 Kirchen bräuchte man eher eine Moschee. 1989 wurde die „Neue Nazarethkirche“ geschlossen und entwidmet. Die evangelische Kirchengemeinde hält ihre Gottesdienste nun wieder im Schinkelsaal der „Alten Nazarethkirche“ ab.
Da das Gebäude verschlossen war, kann ich zur Innenaustattung nichts sagen.
Das Umfeld (der Leopoldplatz) ist für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Ich fühlte mich mehr auf einen Platz in Kabul oder Bagdad versetzt als auf einen innerstädtischen Berliner Platz. Wohlfühlfaktor war null.
Fazit: schön, dass die Schinkel-Vorstadtkirche über nunmehr 190 Jahre erhalten blieb und immer noch in kirchlicher Nutzung ist.[verkleinern]