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Neueste Bewertungen für Berlin im Bereich Kunst & Unterhaltung

  1. Userbewertung: 3 von 5 Sternen
    von Lemuria

    Wo ging es früher für alle Schulklassen früher oder später hin? RIchtig, ins Hugenotteenmuseum. Wer fand Museen als Schüler toll? Wohl die Wenigsten. Leider wurden danach häufig Klausuren über das Thema geschrieben. Aus heutiger Sicht, manchmal schade, dass man erst im Alter die Wichtigkeit einzelner Museen versteht und sich für die Geschichte interessiert. Als Kind ist es eher verstaubtes Terrain. Dafür ist die Geschichte des Hugenottenmuseums eindeutig sehr toll. Bereits vor dem zweiten WK bestand es, wurde dann zerstört und in den 1980er Jahren wieder eröffnet. Schöne Ausstellungsstücke und ein EIntauchen in die Geschichte waren immer garantiert.

    geschrieben für:

    Museen in Berlin

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    1.
  2. Userbewertung: 4 von 5 Sternen
    von Solis

    Seit es auf S-Bahnhöfen kaum noch Fahrkartenausgaben sondern nur noch Automaten gibt, die entweder nicht funktionieren oder nur Münzen annehmen oder nicht wechseln können oder mit Kartengeld gefüttert werden sollen, ist dass mit dem Fahrkartenkauf nicht mehr so einfach.
    Ich mag die oben genannten Automaten und ihre Bezahlvarianten alle nicht und habe meine Fahrscheine lieber vor Fahrantritt in der Hand.
    Eine Möglichkeit zum Fahrkartenerwerb ist das BVG-Kundencenter gegenüber vom S-Bahnhof Köpenick am Elcknerplatz.
    Das Center hat zwar mehrere Bedienplätze, die aber nicht immer alle besetzt sind. Außerdem sollen sich als Relikt aus der Coronazeit nicht mehr als 3 Wartende im Laden aufhalten. Es kann also, vor allem am Monatsende/Monatsanfang wenn neue Monatskarten fällig werden, passieren, dass man in einer langen Schlange vorm Laden anstehen muss.
    Im Angebot sind alle Arten von Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr in Berlin sowie Fahrplanauskünfte und Routenplanungen. Außerdem werden Tickets für manche Events in der Hauptstadt verkauft.
    Außerdem kann man hier abgelaufene Fahrkarten (nach Tarifwechsel) gegen Bezahlung des Differenzbetrags des neuen Tarifs umtauschen. Allerdings muss auf der Fahrkarte „BVG“ stehen. Bei Fahrkarten, auf denen „S-Bahn“ steht muss man zu einem entsprechenden Center der Berliner S-Bahn fahren.
    Die Mitarbeiter im Center sind freundlich und beraten bei Bedarf umfassend.
    Man wird auch nicht im stehen abgefertigt. Jeder Kunde sitzt seinem Kundenberater gegenüber.
    Bezahlung ist mit Bargeld und Karte möglich.

    geschrieben für:

    Verkehrsbetriebe / Ticketverkauf in Berlin

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    Calendula Kann ich gut nachempfinden ... mit Automaten stehe ich auch auf dem Kriegsfuß. ,-)
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    2.
  3. Userbewertung: 1 von 5 Sternen

    Abo-Falle durch ARTHAUS+
    Die STUDIOCANAL GmbH, Neue Promenade 4, 10178 Berlin, zieht Kunden ab, die das Angebot von ARTHAUS+ testen möchten. Dazu bietet Studiocanal eine 7 Tage Testphase an. Selbst wenn man innerhalb dieser Frist kündigt/storniert, wird der Abo-Preis abgebucht – obwohl die Kündigung im Testzeitraum via E-Mail bestätigt wird.
    Kündigung und Antwort auf meine erstaunte Rückfrage liegen schriftlich vor!!!

    geschrieben für:

    Filmproduktion in Berlin

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    3.
  4. Userbewertung: 1 von 5 Sternen

    Die Erfahrung in der Uber Arena war äußerst enttäuschend, vor allem aufgrund des Verhaltens des Sicherheitsdienstes. Es war zutiefst beunruhigend, dass sie die Wasserflasche eines älteren, gesundheitlich beeinträchtigten Menschen, der aufgrund medizinischer Gründe regelmäßig trinken muss, beschlagnahmt haben. Diese Maßnahme erscheint nicht nur unverhältnismäßig, sondern auch herzlos und respektlos. Es ist traurig, dass eine Einrichtung, die eigentlich für Unterhaltung und Freude stehen sollte, solche Erfahrungen für die Besucher bereithält. Daher kann ich diesen Ort leider nicht empfehlen.


    4.
  5. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Leda? You mean Lee-dah? Who is this Leda?!

    Wer auf der Hauptstraße des Neuköllner Nordens am Karl-Marx-Platz an der Ampel warten muß, kommt in den Genuß von Kunst: sieben große Bronzen führen ein imaginäres Theater auf. So hat jedenfalls der Bildhauer sein Werk genannt. Aber wer blickt schon mehr als flüchtig hin.

    Vor hundert Jahren schauten die Passanten an dieser Stelle ehrfürchtig zum überlebensgroßen Reiterbildnis Kaiser Wilhelms I. auf, bis die erzene Skulptur kriegsbedingt eingeschmolzen wurde. Nach 1945 verschwand auch der Sockel mitsamt der fein gestalteten Grünanlage, und die von Hohenzollernplatz in Karl-Marx-Platz umgetaufte ehemalige Zierde der Nachbarschaft war nur noch eine Ödnis. In der Wirtschaftswunder-Ära, als das Ideal der autogerechten Stadt nicht nur Kriegsbrachen für den Straßenbau nutzte, sondern auch Schneisen durch intakte Altbauviertel schlug, war dieser leere Platz für den Durchgangsverkehr prädestiniert.

    Glücklicherweise blieb die Nachbarschaft von dieser Transformation verschont, denn schon bald erkannten die Stadtsoziologen die Folgeschäden des Kahlschlags, nun wurde gegengesteuert, insbesondere mit üppigen Budgets für Kunst im öffentlichen Raum. Auch der Karl-Marx-Platz sollte aufgewertet werden. Die Ausschreibung 1986 gewann Hartmut Bonk (1939-2019), der kurz zuvor von Dresden nach West-Berlin übergesiedelt war. Fast alle Werke des Bildhauers stellen Menschen oder mythologische Figuren dar, denn zeitlebens war er von den Konflikten in den antiken Epen und ihren starken, psychologisch interessanten Charakteren fasziniert.

    Folglich stammen die Darsteller seines "Imaginären Theaters" auf dem Karl-Marx-Platz von 1987 aus verschiedenen griechischen Überlieferungen. Die Statuen bilden ein Halbrund um ein mittlerweile trockengefallenes flaches Brunnenbecken. Da stehen sie, einzeln oder zu zweit, unverbunden und ohne erkennbare Handlung. Das Theater findet lediglich in der Reflexion des Betrachters statt, ist also imaginiert. Und das auch nur, wenn man die Erläuterungen des Künstlers kennt. Ihm zufolge sollen die Figuren Isolation, Zusammengehörigkeit und Konfrontation von Menschen darstellen und seine Gesellschaftskritik ausdrücken.

    Der Betrachter erkennt einen hübschen Knaben am Rand des Wasserbeckens - Narziss, der sich in sein Spiegelbild verliebt. Die Figur eines Zentauren, halb Mann, halb Pferd, ist Sinnbild für das Wilde bis Lüsterne ähnlich der bocksbeinigen gehörnten Satyrn. Die Gruppe eines Paars mit einem großen Vogel zeigt den König von Sparta mit seiner Gemahlin Leda, die von Zeus in Gestalt des Schwans geschwängert worden war. Die letzte Gruppe ist rätselhaft und weicht stark von den anderen ab. Die zwei Zyklopen, die riesenhaften einäugigen Schmiede, sind plump, von rauer Oberfläche und surrealistisch dargestellt: ihre Gliedmaßen sind teilweise durch geometrische Blöcke ersetzt. Sie streiten, einer schreit und will einen großen Stein auf das Gegenüber werfen. Alle anderen Figuren sind glatt, beinah aalglatt, aber nicht klassizistisch schön, sondern mager, unterkühlt und starr.

    Das Theater ist also insgesamt keins der großen Geste und selbst anhand der Sagenthemen schwer zu entschlüsseln. Es ist ohnehin fraglich, wer hier für solch antikisierende Bildungsbürgerkunst empfänglich ist, damals in den 1980ern und erst recht heute: Who the f*ck is Leda?!

    Die Neuköllner Gruppe ist eins der Hauptwerke Bonks, der 1988 bis zu seiner Pensionierung 2004 an der Berliner Hochschule der Künste im Fachbereich Architektur lehrte. Vorher war Bonk an einer großen Gemeinschaftsarbeit mehrerer Künstler beteiligt. Für den Brunnen der Generationen auf dem Wittenbergplatz beim KaDeWe arbeitete er an drei Figuren mit. Nach seinem Tod würdigte das Kunstmuseum Dresden den sächsischen Künstler mit einer Sonderausstellung. In Berlin hat er außer den beiden Brunnen keine sichtbaren Spuren hinterlassen.

    Nocolina Danke, walkingwomen. Es war nicht gerade eine leichte Aufgabe. In Berlin gibt es erstaunlich viel moderne Kunst im öffentlichen Raum. Ein weites Feld also. Meinen Blick dafür hat grubmard geschärft, der hier sehr fleißig über Berliner Brunnen und Skulpturen schreibt.
    opavati® Danke, für diese Heimatkunde. Das waren noch Zeiten, als in Westberlin Geld keine Rolle zu spielen schien. Die Berlin-Förderung sprudelte und der geflohene Ostkünstler wurde damit unterstützt, eine win-win-Situation. Tempi passati!
    Nocolina Lieber opavati, Du sagst es! Neukölln ist jetzt so pleite, daß die Vitalfunktionen kaum aufrecht erhalten werden können. Mal schnell ne viertel Million für Kunst, undenkbar. Die Grünanlagen verkommen und verdorren. Voriges Jahr wurde sogar der Wachschutz an den Brennpunktschulen gestrichen. Die Verwaltung ist so unterbesetzt, daß ein Großteil der Verkehrs-Bußgeldbescheide nicht bearbeitet wird (bitte nicht weitersagen).

    5.
  6. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    Moderne Kunst am modernen Berliner Hauptbahnhof. Die metallene, leicht abstrakte Monumentalskulptur „Rolling Horse“ steht seit 2007 auf dem Europaplatz, dem nördlichen Bahnhofsvorplatz, im Stadtbezirk Berlin-Mitte.

    Der Name „Rolling Horse“ („Rollendes Pferd“) ist halbwegs nachvollziehbar, denn der edelstählerne Gaul hat sich zusammengerollt wie ein Igel und soll mit dem Bahnhof im Hintergrund mit den Rädern der Züge assoziiert werden. Die Rolle unterm Bauch vom Horse soll eine Wagenachse darstellen – damit wieder ein Hinweis auf die Eisenbahn.
    Ein bisschen sieht es aber auch so aus wie ein Hund, der beim kacken einen krummen Rücken macht ....

    Die Kugel in der Schulter, die aussieht wie eine eingeschlagene Kanonenkugel (womit das Pferd auch ein von einem Geschoss getroffenes Schlachtross sein könnte) ist laut Objektbeschreibung keine Kugel sondern ein an den Seiten abgeflachtes Ei mit 4 Gesichtsmasken, die die 4 Jahreszeiten symbolisieren sollen.

    Geschaffen hat die 9,70 m hohe und 8,70 m breite Skulptur, die es gewichtsmäßig auf stolze 35 Tonnen bringt, der deutsche Bildhauer Jürgen Goertz (*1939), der nach dem Abitur an der Kunstakademie Karlsruhe Bildhauerei studierte. Heute lebt und arbeitet Goertz in Eichtersheim bei Heidelberg (Baden-Württemberg).

    Das „Rolling Horse“ besteht aus Edelstahl, Aluminium, Stein, Kunststoff und Glas. Im Sockel soll man durch Bullaugen auf Relikte des alten Lehrter Stadtbahnhofs schauen können, der hier von 1882 bis 2002 vor dem Bau des Hauptbahnhofs stand. Wegen Bauarbeiten blieb mir der Bullaugenblick aber verwehrt.

    Fazit: Das „Rolling Horse“ ist nicht wirklich schön, aber ganz schön groß – aber der Berliner Hauptbahnhof dahinter ist ja auch nicht wirklich schön und auch ganz schön groß. Passt also zusammen.

    (Zahlen und Fakten von wikipedia übernommen).

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Berlin

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    FalkdS Danke grubmard, im Besonderem ist dem "schön" und "groß" aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen...
    ;-)
    Nocolina Schon, lieber FalkdS - ich frage mich allerdings, was ich bei dem gerundeten Pferd jetzt rufen sollte: Roll on, roll on? Oder Ride on, ride on? Jedenfalls gerne Read on!
    Calendula Herrlich Deine Beschreibung.
    Vor allem der Vergleich mit einem Hund... -)))
    Gruß und Daumenglückwunsch aus Marburg.
    opavati® Fein, mein Guide, die Heimatkunde. Ich war mir sicher, dass ich mich auch schon mal über den Gaul aufgeregt habe. Gut, dass das niemand mehr nachvollziehen kann ....
    Nocolina Herzlichen Glückwunsch zum Grünen Daumen! Ich freue mich auf weitere Kunst-Betrachtungen auf den Straßen Berlins und in der Umgebung.

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    6.
  7. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    Verschüttete Milch, verschollene Kunst

    Wer sitzt denn da auf dem Felsblock im Britzer Park, die Kleine Meerjungfrau? Von weitem ähneln die beiden versonnen dreinblickenden jungen Frauen einander, doch hier geht der Blick nicht in die Ferne, sondern auf den Boden, und die Geschichte ist eine ganz andere.

    Jean de la Fontaine, der französische Barockdichter, erzählt in seiner Fabel von der jungen Bäuerin Perette, die mit der Milchkanne auf dem Kopf zum Markt geht und sich unterwegs ausmalt, wie sie den Erlös vermehrt und reich wird. Als sie deswegen vor Freude hüpft, fällt ihr der Krug vom Kopf und zerschellt - aus der Traum von Geld und Glück. Das ist der Ursprung des Ausdrucks "Milchmädchenrechnung". In Deutschland wurde die Geschichte durch eine biedermeierliche Nachdichtung populär, das geflügelte Wort kam jedoch erst im Industriezeitalter auf.

    Die Brunnenskulptur im Britzer Schlosspark gehört nicht zum ursprünglichen Gartenkonzept aus dem späten 19. Jahrhundert, als der Industrielle Wilhelm Wrede den bescheidenen Gutshof zu einem noblen Landsitz ausbauen ließ, sondern wurde erst 1998 aufgestellt. Die Milchmädchen-Bronze ist kein originales Kunstwerk, nur die Kopie einer russischen Plastik, allerdings mit mannigfachen Beziehungen zu Berlin. 1816 schuf der bekannte Illustrator Pawel Sokolow sie für die kaiserliche Sommerresidenz in Zarskoje Selo bei Petersburg.

    Die Auftraggeberin, Zarin Alexandra Feodorowna, hieß vor ihrer Heirat Prinzessin Charlotte von Preußen. Sie war die jüngere Schwester von Kaiser Wilhelm I., doch viel inniger verbunden war sie mit dem nächsten Bruder Prinz Carl, einem General und Kunstliebhaber. Als er bei einem seiner vielen Russlandbesuche die Perette-Skulptur entdeckte, erhielt er eine Kopie für seinen frisch hergerichteten Sommersitz Schloß Glienicke. Wie viele metallene Kunstwerke überdauerte das Milchmädchen den Zweiten Weltkrieg nicht, doch heute gibt es im Großraum Berlin gleich zwei neue Kopien der Brunnenfigur.

    Dem armen Mädchen von Britz passierte sogar ein zweites Malheur. 2020 wurde der zerbrochene Milchkrug gestohlen, und da sie nun sinnlos ins Leere starrte, mußte ein neuer Krug her. Bis das Teil vom Original abgeformt und der Brunnen wieder zum Laufen gebracht war, wurde der Brunnentorso mit Kunstinstallationen bespielt. Heute sitzt Perette wieder über den kompletten Scherben und schaut desillusioniert auf das davonfließende Nass. Manch ein Spaziergänger hält mitfühlend inne und denkt vielleicht an eigene Milchmädchenrechnungen...

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Berlin

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    FalkdS Interessante Geschichte, eine Bewertung, deren Milchmädchenrechnung keine Milchmädchenrechnung war, sie ging auf, ;-)
    Glückwunsch zum Daumen… :D
    eknarf49 Danke für die interessanten Informationen. Das 'holde Milchmädchen' gefällt mir aus der Ferne übrigens bedeutend besser als in Nahaufnahme. ;-))) Herzlichen Glückwunsch zum grünen Daumen.
    Nocolina Lieben Dank für den GRÜNEN DAUMEN an die Vergabestelle und für die Würdigung an die geneigten Leser!

    Ja, eknarf49, mir auch. Die Bauernmaid sieht wie eine schmollende Bolschoi-Ballerina aus, finde ich. Bukolische Szenen waren damals sehr beliebt.

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    7.
  8. Userbewertung: 1 von 5 Sternen

    Kleckern? Klotzen, aber richtig, siebenfach!

    Das Wichtigste zum Brunnenensemble auf dem Neuköllner Kranoldplatz hat grubmard schon gesagt. Hier nur eine Aktualisierung sieben Jahre später.

    Damals waren die Steinskulpturen verwahrlost - voller Graffiti und Unrat menschlichen und tierischen Ursprungs. Zumindest das hat sich gebessert, denn als Vorbereitung auf die Wiedereröffnung des Marktes wurden die Farbschmierereien und der Ekelgestank entfernt. Denn wo die geldige junge Kundschaft des Wochenmarktes sich mit trendigem Streetfood und Hafermilchlatte oder Caipi niederläßt, um Singer-Songwriter-Klängen zu lauschen, muß das Ambiente appetitlich sein. Nun laden die Steinblöcke also zum Niedersetzen ein, denn Wasser fließt aus dem Brunnen immer noch nicht. Hat es scheint's nie und wird es wohl nie.

    Was sich offenbar nicht geändert hat, ist die Ablehnung der Skulpturengruppe durch die Anwohner und Besucher: als Sitzgelegenheit werden die Klötze wahrgenommen, nicht aber als Kunst. Die Idee des Bildhauer-Symposions vor vierzig Jahren kann als gescheitert betrachtet werden. Damals hätten die Leute im Kiez für die knappe halbe Million lieber Pflanzen und Blumen auf dem tristen Platz gehabt als diesen Stein-Verhau, heute ist das sicherlich nicht anders. Die paar schüchternen Farbtupfer in den Baumscheiben stammen nicht vom kommunalen Grünflächenamt, sondern von Freiwilligen aus der Nachbarschaft.

    Auf mich wirkt das Ganze wie ein Gemeinschaftsatelier, das urplötzlich von den Künstlern verlassen wurde. Große Steinquader in unterschiedlichen Bearbeitungsstadien stehen und liegen chaotisch herum. Hier erkennt man ein entsetzt blickendes Gesicht, dort vielleicht einen halben nackten Leib, anderswo sieht es aus wie Zusammengeschmolzenes - eine Pompeji-Gedenkstätte, ein Memento mori für Neukölln? Das gibt es allerdings schon, ganz ohne Kunst: genau vis-à-vis am anderen Ende des Platzes stehen drei Altglas-Iglus mit Sperrmüll-Aureole. Und da fragt keiner, ist das Kunst oder kann das weg...

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Berlin

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    eknarf49 Für ich ist es immer interessant zu sehen, wie unterschiedlich Menschen auf moderne Kunst reagieren. Danke für Deine Einschätzung der Skulptur.
    grubmard Schön dass es nach 7 Jahren mal eine Aktualisierung in Form einer neuen Bewertung durch eine/n weitere/n User/in gibt.
    Nocolina Lieber eknarf49, zufällig haben wir kürzlich nach einem Spaziergang tatsächlich dort gesessen und die verschiedenen Teile betrachtet, ganz naiv. Die Hintergründe habe ich erst jetzt gelesen: es gab damals richtig Krach, die Bürger wollten das nicht haben. Nun, Kunst im öffentlichen Raum ist eine heikle Sache.

    8.
  9. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    Zur Ausstellung "Wohnkultur der Gründerzeit" im Schloss Britz

    In Rixdorf ist Musike - in Britz auch!

    Das Schloss Britz ist gar kein Schloss, sondern nur Rittergut, Fabrikantenvilla und zuletzt Landhaus - aber ist das enttäuschend? Überhaupt nicht. Das Ensemble um den schmucken turmbekrönten Bau mit mehreren Nebengebäuden in einem kleinen Park gegenüber von der alten Feldsteinkirche mit Ententeich ist einer der schönsten und kurzweiligsten Orte im Bezirk Neukölln. Das Schloss ist wirklich überraschend, denn über dem Gründerzeit-Museum und Konzertsaal gibt es im Obergeschoss fünf Gastzimmer, die zum Estrel-Hotel gehören. Übernachten in Berlin im Schloss - wer hätte das gedacht, und sogar für Leute ohne fürstliche Apanage möglich!

    Für noch weniger Geld, nämlich für 5 Euro, kann man ein Stündchen in die Welt des Großbürgertums um 1890 eintauchen. Als 1865 das Rittergut zum Verkauf stand, gab es prominente Interessenten: Kronprinz Friedrich, der spätere Kaiser Friedrich III., und Franz Ludwig Späth, Gründer der berühmten heute noch bestehenden Baumschule. Den Zuschlag erhielt jedoch der Schnapsfabrikant und Bankier Wilhelm August Julius Wrede, der den Herrensitz ab 1880 nach dem damaligen Geschmack umbauen und einrichten ließ. Bis 1924 blieb das Anwesen im Familienbesitz, dann kaufte es die Stadt Berlin. Nach unterschiedlichen Nutzungen wurde es schließlich unter Denkmalschutz gestellt, restauriert und 1989 als Museum eröffnet.

    Die heutigen Räumlichkeiten entsprechen dem baulichen Zustand zu Lebzeiten Wredes, auch die Möblierung ist seiner Wohnung aufgrund von Fotografien nachempfunden. Bis auf wenige Erinnerungsstücke aus der Familie ist also nichts original. Doch das tut dem Eindruck keinen Abbruch, denn die Einrichtungsgegenstände sind nicht nur von hoher künstlerischer und handwerklicher Qualität, sie decken auch viele Lebensbereiche des gehobenen Bürgertums ab. Außerdem wurde das Ganze mit viel Liebe zum Detail und Gespür für Atmosphäre arrangiert: hier liegt ein Tagebuch mit Schreibgerät auf dem Sekretär, dort ein Buch auf dem Tischchen neben dem Kanapee, so als wären die Bewohner nur kurz nach nebenan gegangen und würden gleich wieder durch die Tür hereintreten.

    Im Leben der Bildungsbürger spielte Musik eine wichtige Rolle. Bei Hausmusik im Familienkreis lauschte man Klaviertranskriptionen der neuesten Sinfonien oder lud zum Hauskonzert mit Bewirtung. In dieser Tradition steht der festliche kleine Konzertsaal, der wie eine Bonbonniere wirkt und heute den besonderen Rahmen für Kammerkonzerte bildet.

    In allen Räumen des Museums gibt es zudem Instrumente und Abspielgeräte für Musik. Als Wrede seine Villa einrichten ließ, hatte gerade der Siegeszug des Wachswalzen-Phonographen von Edison begonnen, und natürlich war der Haushalt des reichen Fabrikanten mit dem neuesten Schrei ausgestattet. Die akustische Qualität der Amberola ließ freilich zu wünschen übrig. Wenig später wurde das Grammophon für Schallplatten erfunden, auch davon ist im Museum eins mit beachtlichem Trichterlautsprecher ausgestellt.

    Der Besuch des Museums ist das reinste Vergnügen, ganz ungezwungen kann man durch die Räume flanieren und alles auf sich wirken lassen. Der Gesamteindruck wird nicht durch Erläuterungstafeln gestört. Wer sich für Details interessiert, erhält an der Kasse Führungsblätter zur Ausleihe, und viele Fragen kann das gut informierte Personal beantworten. Das Schloss Britz ist ein kleines aber feines und zu Unrecht kaum bekanntes Museum Berlins.

    Öffnungszeiten: di-so von 12–18 Uhr
    barrierefrei: Hintereingang für Rollstuhlfahrer, Informationen in Braille-Schrift
    Anfahrt: eine U-Bahnstation und drei Bushaltestellen im Umkreis

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Museen in Berlin

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    Nocolina Herzlichen Dank für den Grünen Daumen an die Vergabestelle und an die anderen für die Glückwünsche!
    eknarf49 Das scheint lebendige Vergangenheit zu sein. Danke für die Ausführungen und herzlichen Glückwunsch zum grünen Daumen.

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    9.
  10. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    Sie laufen und laufen und laufen

    Wer Bus oder Bahn fährt, tut das meist aus schierer Notwendigkeit, um von A nach B zu kommen. Nur ausnahmsweise nimmt man zum Vergnügen in einem Vehikel Platz, um die Landschaft oder das Fahrzeug selbst zu genießen, etwa in einem Zug mit Dampflok oder gar im Orient Express, gegen lots of cash, versteht sich. Oder man kommt nach Berlin, wo der Traditionsbus fährt! Und zwar gegen little cash, denn Berlin ist ja arm aber ... - na, Ihr wißt schon.

    Die Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin (ATB), heute eine GmbH und im Besitz einer Flotte von etwa fünfzig Bussen, allesamt ehemalige Linienfahrzeuge der BVG West (Berliner Verkehrsbetriebe), geht auf drei Autobus-Enthusiasten zurück, die 1989 ihren ersten ausrangierten BVG-Bus kauften und restaurierten. Innerhalb weniger Jahre entstand eine eingeschworene Gemeinschaft, deren Ziel es ist, sämtliche Bus-Modelle der Nachkriegszeit zu kaufen und konservieren. Der Unterschied zu anderen Sammlungen wie dem betriebseigenen Archiv der BVG oder dem Verkehrsmuseum im Deutschen Technikmuseum zu Berlin ist, daß diese Busse fahrfähig aufbereitet und tatsächlich eingesetzt werden. Das ist also nicht nur ein bißchen Lack drauf, das ist eine ganz andere Hausnummer!

    Mittlerweile besitzen fünfzehn der in Eigenarbeit restaurierten Fahrzeuge eine Lizenz zur Personenbeförderung. Das ist eine respektable Leistung, denn die ATB finanziert sich ausschließlich durch Fahrschein-Einnahmen und Gelder der beteiligten Privatpersonen, ohne öffentliche Zuwendungen oder Sponsoring.

    Ist eine Fahrt mit einem Oldtimer-Bus dann teuer? I wo, überhaupt nicht! Die ATB-Busse verkehren im Sommer zusätzlich zu regulären Linienbussen auf ausgewählten Touristen-Strecken zum normalen BVG-Tarif. Außerdem werden sie bei besonderen Gelegenheiten eingesetzt wie voriges Jahr beim 100. Jubiläum des Westhafens. Da habe ich gerne eine Stunde angestanden, um mit dem Doppeldecker Bj. 1972 eine Runde durchs Terrain zu drehen. Das Feeling auf den gepflegten weichen Polstern inklusive Motorengeratter und Dieseldunst verlieh dem ohnehin tollen Blick hinter die Kulissen eine besondere Note.

    Die ATB veranstaltet mehrmals im Jahr Sonderfahrten, die Termine stehen in der Broschüre auf der Website. Liebhabern des Festival of Lights sei eine Fahrt mit einem historischen Doppeldecker empfohlen: im Vergleich zu den anderen Anbietern doppelter Genuß, aber längst nicht doppelter Preis. Meine Fahrt 2020 war eins meiner schönsten Berlin-Erlebnisse überhaupt. Drei Stunden mit mehreren Fotopausen und einer Stadtführung, die informativ wie unterhaltsam war. Busfahrer, Kassierer und Führer trugen historische BVG-Outfits der 1950er, aber das war keine routinierte Touri-Show, sondern nur das i-Tüpfelchen. Nach der Fahrt konnte ich mit vollem Herzen sagen: Berlin, ick liebe dir!

    Für alle Oldtimer-Fans und Bus-Spotter: es gibt nichts Besseres in Berlin! Und wenn Ihr mit den netten ATB-Leuten fahrt, fragt sie mal: "Was bringt Privatleute dazu, sich eine ganze Flotte von Autobussen zuzulegen und noch dazu einen Großteil ihres Vermögens darin zu investieren?" (Zitat von der Homepage) Spannend, nicht wahr. Ich sage jedenfalls: Tausend Dank!

    geschrieben für:

    Fahrdienste / Museen in Berlin

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    Nocolina Es freut mich, daß meine Bewertung dieser tollen Institution gefällt. Herzlichen Dank an die Vergabestelle für den GRÜNEN DAUMEN und an die Gratulanten!

    bestätigt durch Community

    10.