Leda? You mean Lee-dah? Who is this Leda?!
Wer auf der Hauptstraße des Neuköllner Nordens am Karl-Marx-Platz an der Ampel warten muß, kommt in den Genuß von Kunst: sieben große Bronzen führen ein imaginäres Theater auf. So hat jedenfalls der Bildhauer sein Werk genannt. Aber wer blickt schon mehr als flüchtig hin.
Vor hundert Jahren schauten die Passanten an dieser Stelle ehrfürchtig zum überlebensgroßen Reiterbildnis Kaiser Wilhelms I. auf, bis die erzene Skulptur kriegsbedingt... weiterlesen eingeschmolzen wurde. Nach 1945 verschwand auch der Sockel mitsamt der fein gestalteten Grünanlage, und die von Hohenzollernplatz in Karl-Marx-Platz umgetaufte ehemalige Zierde der Nachbarschaft war nur noch eine Ödnis. In der Wirtschaftswunder-Ära, als das Ideal der autogerechten Stadt nicht nur Kriegsbrachen für den Straßenbau nutzte, sondern auch Schneisen durch intakte Altbauviertel schlug, war dieser leere Platz für den Durchgangsverkehr prädestiniert.
Glücklicherweise blieb die Nachbarschaft von dieser Transformation verschont, denn schon bald erkannten die Stadtsoziologen die Folgeschäden des Kahlschlags, nun wurde gegengesteuert, insbesondere mit üppigen Budgets für Kunst im öffentlichen Raum. Auch der Karl-Marx-Platz sollte aufgewertet werden. Die Ausschreibung 1986 gewann Hartmut Bonk (1939-2019), der kurz zuvor von Dresden nach West-Berlin übergesiedelt war. Fast alle Werke des Bildhauers stellen Menschen oder mythologische Figuren dar, denn zeitlebens war er von den Konflikten in den antiken Epen und ihren starken, psychologisch interessanten Charakteren fasziniert.
Folglich stammen die Darsteller seines "Imaginären Theaters" auf dem Karl-Marx-Platz von 1987 aus verschiedenen griechischen Überlieferungen. Die Statuen bilden ein Halbrund um ein mittlerweile trockengefallenes flaches Brunnenbecken. Da stehen sie, einzeln oder zu zweit, unverbunden und ohne erkennbare Handlung. Das Theater findet lediglich in der Reflexion des Betrachters statt, ist also imaginiert. Und das auch nur, wenn man die Erläuterungen des Künstlers kennt. Ihm zufolge sollen die Figuren Isolation, Zusammengehörigkeit und Konfrontation von Menschen darstellen und seine Gesellschaftskritik ausdrücken.
Der Betrachter erkennt einen hübschen Knaben am Rand des Wasserbeckens - Narziss, der sich in sein Spiegelbild verliebt. Die Figur eines Zentauren, halb Mann, halb Pferd, ist Sinnbild für das Wilde bis Lüsterne ähnlich der bocksbeinigen gehörnten Satyrn. Die Gruppe eines Paars mit einem großen Vogel zeigt den König von Sparta mit seiner Gemahlin Leda, die von Zeus in Gestalt des Schwans geschwängert worden war. Die letzte Gruppe ist rätselhaft und weicht stark von den anderen ab. Die zwei Zyklopen, die riesenhaften einäugigen Schmiede, sind plump, von rauer Oberfläche und surrealistisch dargestellt: ihre Gliedmaßen sind teilweise durch geometrische Blöcke ersetzt. Sie streiten, einer schreit und will einen großen Stein auf das Gegenüber werfen. Alle anderen Figuren sind glatt, beinah aalglatt, aber nicht klassizistisch schön, sondern mager, unterkühlt und starr.
Das Theater ist also insgesamt keins der großen Geste und selbst anhand der Sagenthemen schwer zu entschlüsseln. Es ist ohnehin fraglich, wer hier für solch antikisierende Bildungsbürgerkunst empfänglich ist, damals in den 1980ern und erst recht heute: Who the f*ck is Leda?!
Die Neuköllner Gruppe ist eins der Hauptwerke Bonks, der 1988 bis zu seiner Pensionierung 2004 an der Berliner Hochschule der Künste im Fachbereich Architektur lehrte. Vorher war Bonk an einer großen Gemeinschaftsarbeit mehrerer Künstler beteiligt. Für den Brunnen der Generationen auf dem Wittenbergplatz beim KaDeWe arbeitete er an drei Figuren mit. Nach seinem Tod würdigte das Kunstmuseum Dresden den sächsischen Künstler mit einer Sonderausstellung. In Berlin hat er außer den beiden Brunnen keine sichtbaren Spuren hinterlassen.[verkleinern]
Brunnenskulptur "Imaginäres Theater" auf dem Karl-Marx-Platz
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Bewertungen zu Brunnenskulptur "Imaginäres Theater" auf dem Karl-Marx-Platz
Leda? You mean Lee-dah? Who is this Leda?!
Wer auf der Hauptstraße des Neuköllner Nordens am Karl-Marx-Platz an der Ampel warten muß, kommt in den Genuß von Kunst: sieben große Bronzen führen ein imaginäres Theater auf. So hat jedenfalls der Bildhauer sein Werk genannt. Aber wer blickt schon mehr als flüchtig hin.
Vor hundert Jahren schauten die Passanten an dieser Stelle ehrfürchtig zum überlebensgroßen Reiterbildnis Kaiser Wilhelms I. auf, bis die erzene Skulptur kriegsbedingt... weiterlesen
Hallo liebe Leser!!!
Nein, diesmal nicht!!!
Diesmal ist da alles nicht mein Fall gewesen!! Der Figuren dort von Hartmut Bonk aus dem Jahre 1986 sind seltsam und abstossend und gewaltverherrlichend!!! Aber es mißfällt mit da viel mehr!!!
Der Kiez da ist katastrophal. Die Läden sehen aus wie in Beirut. Überall nur Ramsch und Müll und Baustellen um den ausgetrockneten Brunnen dort herum!!! Dazu Hitze und keine Bäume auf der Karl-Marx-Straße da. Gerüche nach ranzigem fett wabern umher und... weiterlesen