- bestätigt durch Community
- Ausgezeichnete Bewertung
Man möge mir den kleinen Umweg verzeihen (ihr kennt mich ja ... ;o), aber zur Bewertung eines asiatischen Supermarkts fiel mir die Schlusspointe einer Erzählung ein, in der ein feiner Wolfskin-Rucksack eine wichtige Rolle spielt ...
In meiner Kurzgeschichte Potato-Man lernt die taffe Carina in der Tanzschule Fuchs in Bochum einen jungen Mann namens Niklas kennen: „Weil er aber nicht nur sexy aussah, sondern auch noch gut duftete – herb, mit einem Hauch von Südfrüchten – ließ Carina sich... weiterlesen von ihm beim Samba auf die Füße treten, beim Cha-Cha-Cha den Arm verdrehen und sich im Tangoschritt übers Parkett zerren.“ ...
So einem Typ muss man noch eine zweite Chance geben, denkt sich Carina und lädt ihn zu sich nach Hause ein. Dort serviert sie ihm knackige Bratkartoffeln mit buntem Gemüse, so ziemlich das Einzige, was sie problemlos zubereiten kann. Niklas jedoch weiß ihr Engagement nicht zu schätzen und entpuppt sich als arroganter Besserwisser.
„Also frischer Knoblauch wäre besser gewesen... und zu viel Thymian drin. Und der Pfeffer... also da hätte ich dir fermentierten Kampotpfeffer oder tasmanischen Bergpfeffer empfohlen. Schade drum. Trotzdem würde ich dir noch ´ne Drei plus geben. Gar nicht übel.“ ...
Als sich kurz darauf Niklas auch im Bett als phantasieloser Egomane erweist, zieht Carina die Reißleine. Schlussendlich reicht sie ihm seine Jacke und bugsiert ihn zur Tür hinaus.
„Ach, Niklas, das hätt ich ja fast vergessen: Gib mir mal deinen Rucksack. Ich pack dir noch was von den Pommes de terre ein. Da ist ja noch einiges übriggeblieben.“
Niklas guckte ... irritiert, dann hob er mahnend den Zeigefinger.
„Aber füll das bitte nicht in so ´ne billige Tupperdose. Da geraten nämlich Nanoteilchen ins Essen und das muss ich wirklich nicht haben.“
Draußen im Flur übergab Carina ihm wortlos seinen Backpacker. Er nahm ihn mit der linken Hand in Empfang und reichte ihr dann zögernd die andere zum Abschied.
„Ja ... dann. Das Essen, also das war ganz okay. Und der Sex, na ja, der war so Zwei bis Drei. Auf jeden Fall ausbaufähig.“
Noch einmal ein selbstgefälliges Lächeln, dann fiel sein Blick auf den Schrubber, den sie gemeinsam mit dem Putzeimer und einem Wischlappen neben ihrer Wohnungstür geparkt hat. Missbilligend schüttelt er den Kopf.
„Drinnen wie draußen. Kein gutes Karma ...“
„Ach, Niklas ... nimm doch bitte den Lappen mit runter, nur für den Fall, dass du Flecken machst. Ich hab ja vorhin erst gründlich geputzt.“
Ihr Gegenüber staunte sie mit offenem Mund an.
„Ich mein ja nur. Wegen der Bratkartoffeln, die ich dir eingepackt habe. Ohne billige Plastikdose, wie gewünscht. Direkt in deinen edlen Wolfskin Survival Rucksack.“
Niklas machte große Augen, dann schwenkte sein Blick langsam hinunter. Vom Grund seines Rucksacks tropfte es ölig auf den Fußboden.
„Siehst du, da geht´s schon los. Na, dann hinterlass mal keine Spuren. Meine Nachbarn verstehen da keinen Spaß. Und schmeiß den Lappen bitte unten in die Tonne, das wär echt lieb von dir.“
Carina zwinkerte ihm zu, klopfte ihm auf die Schulter, drehte sich um, stapfte erhobenen Hauptes in ihre Wohnung und ließ die Tür knallend hinter sich zufallen ...
So, nun aber zu meiner Bewertung: Den asiatischen Supermarkt „Tains“ an der Herner Straße (in der Nähe des „Varieté et cetera“) entdeckte ich eher zufällig, und zwar während meiner Wartezeit (pandemiebedingt steht man eher draußen als drinnen) bei der HNO. Ich beschloss nach meinem Termin noch einen kurzen Abstecher nach nebenan zu machen.
Von Außen wirkte der Supermarkt recht modern, ein Eindruck, der sich auch drinnen bestätigte. Eine luftige Aufteilung mit langen Regalen, eine Gemüse- und eine Frischtheke. Die Produktauswahl der asiatischen Küche erschien mir riesig, von durchschnittlich bis kostspielig – alles dabei. Ich suchte eine Weile herum und legte dann Sojasauce, Kokosmilch und Sesamöl in meinen Einkaufswagen. Braucht man immer.
An der Frischetheke wurden abgepackte Gerichte präsentiert, die appetitlich aussahen und mich anlachten. Ich ließ mich (sehr freundlich) beraten und wählte schließlich eine verschlossene Plastikschale mit Hähnchenfleisch und frischen Champignons. Die Produkte aus diesem Bereich sind allerdings nicht lange haltbar und daher nur zum baldigen Verzehr geeignet.
Bei meinem weiteren Gang durch den Markt studierte ich noch andere (nicht asiatische) Produkte, die erschienen mir jedoch mehrheitlich etwas „überteuert“.
Ansonsten ist das Angebot für Liebhaber der asiatischen Küche überaus groß und vielseitig. Soweit ich die Servicekräfte im Laden in Anspruch nahm, war ich sehr zufrieden. Freundlich und hilfsbereit. Nun denn, ich bezahlte an der Kasse und packte die Ware in meinen Rucksack.
Man wünschte mir noch einen „schönen Tag“, nicht ahnend, dass sich in den nächsten Stunden die Schönheit des Tages noch etwas zieren würde. Frohen Mutes stapfte ich die Treppen zur U-Bahnhaltestelle hinunter. Prima, in nur vier Minuten sollte die Linie nach Altenbochum eintreffen ...
Ich setzte mich, um noch einmal den Inhalt des Rucksacks zu überprüfen – nicht, dass hier irgendetwas durcheinanderrutschte. Auf den ersten Blick schien alles okay zu sein. Überrascht war ich nur, wie intensiv das Essen roch ... trotz seiner Verpackung. Ich stellte den Rucksack auf meinen Oberschenkel ab, um näher an den Inhalt zu gelangen. Auf meiner Jeans wurde es plötzlich warm und feucht ...
Haha... , superkomisch, euer Witzchen auf meine Kosten! Ich lach mich schlapp. Nein, es lag nicht an mir und meinen altersgemäßen körperlichen Gebrechen, es war eindeutig der Rucksack, der tropfte!
Das scheinbar noch so gut verpackte Fertiggericht (Huhn mit Pilzen) hatte seinen Deckel einfach dezent angehoben. Nur mal eben „Guten Tag“ sagen. Ich hatte die Verpackung für luftdicht und fest verschlossen gehalten – wie man sich täuschen kann! Immerhin war der Deckel nur heruntergerutscht und ließ sich provisorisch wieder verschließen.
Die U-Bahn fuhr ein, mein Rucksack tropfte. Eine Packung Papiertaschentücher und drei Haltestellen später hatte ich das Tohuwabohu halbwegs wieder im Griff. Zum Glück hatte ich nicht nur die Tücher, sondern auch ein Plastiktütchen dabei, in das ich den Verursacher der Misere hineinbugsierte.
Zuhause eingetroffen, brachte ich meinen Rucksack mit Wischen und Waschen wieder auf Vordermann. Dabei hatte ich noch Glück im Unglück: Das Fleisch und die Pilze hatten nicht die Flucht ergriffen und konnten daher noch zubereitet werden. Und hier schließt sich der Kreis: Sojawürze, Kokosmilch und Sesamöl kamen sofort zum Einsatz. Was soll ich sagen – es schmeckte richtig lecker! Mal abgesehen von der geflüchteten Sauce war die 680-gramm-Schale für 5,95 € ihr Geld tatasächlich wert ... Schade nur, dass ich zuvor nicht erkennen konnte, wie fragil die Verpackung war. Ein entsprechender Hinweis und ein beigefügtes Tütchen wären sicher hilfreich gewesen. Oder – viel besser noch – eine Laminierung, die alles zusammenhält.
Letztendlich erhält „Tains“ von mir (gerade noch) drei Sterne. In der optimistischen Annahme, dass man aus Fehlern lernt und ein weiteres Saucenfiasko durch o.g. Maßnahmen verhindert. Mahlzeit![verkleinern]
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