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Kurz für die App-User:
Kein Profigreen und keine Minigolfanlage, sondern irgendwas dazwischen in herrlicher Umgebung. Für Bernhard-Langer-Typen völlig ungeeignet, aber ein Tipp für Leute, die gerne den Schläger schwingen und dabei Spaß haben wollen. Sehr schöner Biergarten! Pro Nase 10 Euro + 2 Euro Ballpfand.
Geblubber für Freaks:
SwinGolf! Seit Jahren notiere ich mir brav, aber unter heimlichem Protest den Termin, der bei der Emsländer Kumpelschaft alljährlich zelebriert wird, in... weiterlesen meinem Kalender. Und bisher ist es mir auch immer noch gelungen, mich mit fadenscheinigen Ausreden vor diesem Event zu drücken.
Denn nichts, was mit Golf zu tun hat, konnte mich bisher reizen. Im Gegenteil:
Bei dieser Sportart muß man die Fähigkeit zum „räumlichen Sehen“ haben oder auch nur einigermaßen kieken können. Für mich als kurzsichtigen Brillenhasser schon ein Ausschlußkriterium.
Bei dieser Sportart trägt man affige Klamotten. Karierte Buxen und Schuhe mit Fransen-nein danke.
Bei dieser Sportart trifft man ätzende Leute. Klar, Ausnahmen gibt’s immer, aber die Golfer, die ich bis jetzt kennenlernen mußte, waren samt und sonders unerträgliche, arrogante Laffen.
Und teuer ist der zweifelhafte Spaß auch noch. Allein die Aufnahmegebühr, die hierzulande in den einschlägigen Golfclubs aufgerufen wird (um den mittellosen Pöbel fernzuhalten)-indiskutabel.
Andererseits sind „meine“Emsköppe weit von der Klischee-Golfklientel entfernt. Keiner trägt peinliche karierte Hosen; das Wort Handicap hat auch noch keiner ausgesprochen. Und irgendwann mußte ich ja mal mit..
Fatalerweise fand der zähneknirschend definitiv zugesagte Termin ausgerechnet am Tag nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub statt, so daß ich fix und fertig mit einem Mörderjetlag ins Emsland krückte und mir schon vornahm, keinesfalls an diesem Krempel teilzunehmen; allenfalls für die anderen ein bißchen den Cheerleader zu mimen und mich bei der erstbesten Gelegenheit unauffällig in den Gastrobereich zu verkrümeln.
War natürlich nix.
Bei herrlichstem Wetter schlugen wir an der obskuren Golfanlage auf. Begeistert äugte ich auf das angeschlossene „Bauerncafé“ mit einem traumhaften Biergarten, weniger begeistert auf die geradezu profiplatzmäßig anmutende Weitläufigkeit des Sportbereichs. Das versprach Latscherei ohne Ende-bei der Hitze.
Aber zunächst nahmen wir unsere Ausrüstung in Empfang: So was ähnliches wie einen Golfschläger (allerdings etwas leichter zu „bedienen“), so was ähnliches wie einen Golfball (etwas größer, etwas weicher), diverse Pinörkel (oder wie man das nennt..) zum Ballablegen und unsere Bollerwagen mit Kühltasche.
Denn wir waren ja schließlich im Emsland. Und wer diesen bezaubernden Landstrich und seine Ureinwohner kennt, weiß, daß hier nichts ohne Saufen geht. Auch Sport nicht. Man hätte den Bollerwagen natürlich auch mit Cola, Limo und ähnlichem befüllen können (1,50 € pro Flasche übrigens, egal was..). Hätte. Die Kollegen luden bretterweise Bier ein. Mir schwante Entsetzliches. Es war 11 Uhr morgens.
Eine Einweisung hätten wir bekommen können, winkten aber ab. Die anderen hatten ja schon „Erfahrung“ und bei mir ist eh Hopfen und Malz verloren.
Wir dackelten gleich in Richtung Bahn 1 . 130 m bis zum Loch. Und das war eine der kürzeren Bahnen. Wie erholsam Minigolf doch ist..
Dieses Golfspiel war nicht erholsam. Die Sonne brannte unbarmherzig. Kein Sonnenschutz, wenig Schatten. Das zwecks Verbesserung der „Zielgenauigkeit“eingenommene Bier stand Sekunden später auf der Stirn. Jetzt weiß ich jedenfalls, warum die Golfer immer so doofe Schirmmützen tragen. Hätte ich gern gehabt. Zur Not auch kariert.
So weit die negativen Seiten der Aktion. Ansonsten: Es war einfach eine Mordsgaudi.
Selbstverständlich Pflicht: Windrichtung prüfen, Ball umständlich zurecht legen, in unwirschem Ton von einem Mitspieler das Neunereisen anfordern und sich in diese beknackte Golferpose begeben. Für vergeigte Schläge macht man dann abwechselnd den mistigen Boden, den abgelutschten Schläger oder nicht vorhandene Böen verantwortlich.
Keiner von uns hatte auch nur das geringste Talent. Was natürlich keinen daran hinderte, kräftig abzulästern, wenn mal wieder Rasenstücke durch die Gegend flogen, während der Ball liegen blieb („Das macht einfach keinen Spaß mit Amateuren“).. Tiger Woods wäre zusammengebrochen. Wir sind es auch, vor Lachen! Mein Jetlag war vergessen.
Glücklicherweise waren auf dem inzwischen gut gefüllten Platz auch keine Spaßbremsen, die das Ganze mit heiligem Ernst zelebrierten und meckerten, weil wir die Bahnen ungebührlich lange belegten und nur im Schneckentempo weiterkamen. Das gab den anderen Teams ja auch genug Zeit, ein Päuschen am Bollerwagen einzulegen;-))
Aber auch wenn es ganz und gar nicht profimäßig zuging: Sport war das schon! Obwohl oder gerade weil wir es nicht konnten. Das ständige Bücken, das Schlagen (auch Danebenhauen strengt irrsinnig an), die Latscherei-ich hatte am nächsten Tag einen mordsmäßigen Muskelkater!
Nach diesen Strapazen strebten wir dann endlich ins schöne Bauerncafé, das natürlich wetterbedingt auch von Nichtgolfern frequentiert wurde. Hier werden köstliche hausgemachte Kuchen und eher derb-ländliche Gerichte angeboten. Alles sehr üppig portioniert und erstaunlich preiswert. Nur der Service war etwas überfordert, so daß die Wartezeit doch ziemlich lang ausfiel. Aber darüber kann man in diesem lauschigen Gärtchen hinwegsehen.
Meine Anti-Einstellung, das Golfen betreffend, nehme ich jedenfalls in Teilen zurück. Natürlich werde ich mich jetzt nicht im elitären Golfclub Hubbelrath anmelden; karierte Hosen sind mir immer noch ein Greuel und irgendeine Platzreife würde ich auch nie erreichen. Aber nächstes Jahr trete ich selbstverständlich wieder an zum „Bauerngolf“.
Und wer so etwas in der Nähe hat, sollte es ruhig auch mal ausprobieren. Schließlich gibt es nicht viele Dinge, die einen Riesenspaß machen, wenn man sie nicht kann:-))[verkleinern]