Der Standort des Prediger Klosters mit seiner frühgotischen Hallenkirche befindet sich im Zentrum der Erfurter Altstadt. Vom Kloster ist leider nicht mehr viel zu sehen. Es existiert davon nur noch der Ostflügel (fertig gestellt 1279) der Kapitelsaal und das Refektorium (Speisesaal) erhalten.
Die Predigerkirche ist äußerlich ein sehr bescheidener Bau, der lange zweigeteilte Innenraum eher nüchtern, aber sie zählt zu den schönsten Bettelordenskirchen des deutschen Sprachraums. In ihrer fast... weiterlesen 200 jährigen Bauzeit hat sie ihr heutiges Aussehen erreicht.
Vier Dominikanermönche (Predigerbrüder) aus dem Pariser Konvent gründeten das Kloster und die Kirche. Die Zustimmung zum Bau der Kirche erhielten sie durch Erzbischof Siegfried II. von Mainz. Der Orden kaufte darauf ein Stück Land und errichteten den Vorgängerbau der Predigerkirche und das Kloster. Die erste Urkundliche Nennung der Predigerbrüder in Erfurt stammt aus dem Jahre 1129.
Das Kloster.....
Die ersten Klostergebäude entstanden 1230, sie waren die Wirkungsstätte des bedeutendsten deutschen Mystikers, Meister Eckhart von Hochheim, welcher wahrscheinlich 1274 mit etwa 14 Jahren als Novize in das Kloster aufgenommen wurde, später Prior des Erfurter Klosters und 1303-1311 Provinzial mit Erfurter Amtssitz der Ordensprovinz Saxonia war. (Meister Eckart schuf das schöne Eingangsportal der Predigerkirche).
1365 wurde das Kloster um den zweigeschossige Westflügel erweitert 1463 errichteten die Mönche südlich der Kirche den Kreuzgang. Laut unvollständiger Chronik wird vermutet, dass bereits mit dem Ostflügel an der Westseite ein Küchenanbau entstanden ist. Gleiches ist vom östlichen Teil des Kreuzganges zu sagen.
Das Kloster blieb bis 1588 im Besitz der Dominikaner, bis es der letzte verbliebene Mönch es dann an die evangelische Gemeinde übergab,
welches dann der Stadtrat für Schulzwecke nutze. Allerdings waren von den Konventsbauten zu dieser Zeit schon nur noch der Ostflügel und der östliche Kreuzgangarm erhalten.
Als 1582 und 1591 in Erfurt eine Pestepedemie herrschte, wurde im ehemaligen Lichthof des Kreuzganges ein Gemeindefriedhof eingerichtet. Dieser Friedhof wurde dann 1182 aufgelöst.
Wegen fehlender Mittel zur Bauunterhaltung brachen wohl schon Teile des Klosterkomplexes vor dem großen Stadtbrand 1737 in sich zusammen,
den Rest gab dem Kloster dann das Feuer. Durch diesen Brand wurden auch weitere Gebäude der Umgebung zerstört, unter denen auch einige ursprünglich im Besitz des Klosters waren.
Der Kreuzgang wurde leider in den Jahren zwischen 1818 und 1834 abgerissen. Auch der Ostflügel sollte 1833 abgebrochen werden, wurde aber glücklicher Weise durch einer Intervention von Oberbaurat Karl Friedrich Schinkel gerettet.
Ab 1880 dienten der Kapitelsaal und das Refektorium des Klosters als Sporthallen für die Mädchenschule. Seit 1952 ist der Ostflügel des Klosters wieder in kirchlicher Nutzung.
Heute dient der Rest des Klosters mit seinen Räumen den vielfältigen Aktivitäten der Predigergemeinde. Es beherbergt außerdem den Jugendkeller der Evangelischen Jugend und das Kirchenmusikalische Zentrum der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Das ehemalige Refektorium dient der Kirchengemeinde als Winterkirche. Im Gebäude der Casino-Schule besteht heute das Evangelische Ratsgymnasium, das damit die protestantische Schultradition am Ort weiterführt. Vom Kloster ist heute leider nur noch der Ostflügel übrig.
Mein Eindruck über die Predigerkirche.....
Betritt man dieses Gotteshaus, blickt man erstmal still und andächtig durch das lange sehr hohe Kirchenschiff. Schaut man nach oben an das gotische Kreuzgewölbe, welches sich durch die beiden Kirchenbereiche zieht, fallen besonders die schönen veziehrten Schlusssteine auf.
Sie zeigen , Zunftzeichen und Familenwappen vereinigt in
biblischen Motiven.
Die Einrichtung im Langhaus ansonsten ist nüchtern und einfach gehalten. Über den Eingang befindet sich eine sehr schöne große Orgel.
Rechter Hand der Kirche kann man durchgehend Grabplatten aus verschiedenen Jahrhunderten bewundern.
Im vorderen Teil des Langhauses ist ein steinerner Altar vor der kunstvollen und begehbaren Abgrenzung (Lettner) in den Chorraum. Im Seitenbereich des Altares steht in einem Schmiedeisernen verzierten Rundgitter ein Taufstein aus Granit.
Durch den Bogen im Lettner kommt erst zur Begrenzung (eine Art Vorraum) in den Chorraum.
Hier befindet sich das alte dunkle Chorgestühl aus dem Jahre 1280. Der Flügelalter mit Szenen aus der Passion und der schöne Deckenleuchter mit den Wachskerzen geben diesen Raum einen besonderen und warmen Flair. Die Trümmerfester dahinter sorgen für das passende gedämpfte Licht.
Trümmerfenster.....
Die einzigartigen Trümmerfenster im Chorraum wurden aus den Einzelteilen der zu Bruch gegangenen Kirchenfenster zusammengesetzt die im zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe zerborsten waren. Sie sind wie ein Kaleidoskop aus Tausenden farbiger Scherben. Alte Muster, Buchstaben und Teile von Bildern sind darin erkennbar. Diese farbenprächtigen Fenster sind Weltweit einzigartig und zeigen eine Kunstfertigkeit des Künstlers.
Die Geschichte der Predigerkirche.....
1238 war Errichtung des ersten steinernen Kirchenbaus, doch der sollte nicht lange stehen. Mit dem Bau der jetzigen Predigerkirche begann man1266. Die Fertigstellung des Chorbaus war 1279. (Dieser Original Dachstuhl existiert noch heute und ist somit laut Chronik die älteste Dachstuhlkonstruktionen in Deutschland) Bis zu dieser Fertigstellung predigten die Mönche auf öffentlichen Plätzen und in anderen Kirchen der Stadt.
Die Mönche besaßen die verbriefte Berechtigung die ihnen auch das Hören der Beichte, das Erteilen von Ablässen und Bestatten Verstorbener erlaubten. erwarben sie großen Einfluss bei der Bevölkerung und dem Adel.
Das brachte ihnen die nötigen Finanzmittel für den Kirchenbau
Im 14. Jahrhunderts wurde das Langhaus gebaut und spätestens 1392 mit dem westlichen Abschluss fertig gestellt. Zwischen 1410 und 1424 wurde der Lettner (doppelte begehbare steinerne Abgrenzung zwischen Langhaus und Chorraum) eingezogen.
Die Einwölbung der Kirche erfolgte zwischen 1432 und 1438. Im Jahre 1447 wurde dann mit dem Bau des Turmes begonnen, dessen Knauf 1488 aufgesetzt werden konnte. Damit war der Bau der Kirche abgeschlossen. Evangelische Hauptkirche in Erfurt wurde sie Kirche nach der Reformation 1559.
Dann im während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Erfurt 1631 durch Truppen von Gustav Adolf II. von Schweden besetzt. Der Schwedenkönig nutzte während seiner Anwesenheit in Erfurt die Kirche als Hofkirche. Damit verschlechterte sich die Lage der Ordensgeistlichkeit.
Die Predigerkirche erlitt bei dem Brand 1737nur geringe Schäden am Turm, während die Mehrzahl der angrenzenden Gebäude und Nachbarkirchen ausbrannten.
Im Napoleonkrieg 1806 nutzten die Franzosen die Kirche dann als Kriegsgefangenenlager und Heumagazin, was zu Beschädigungen, Inventarverlust und Verwüstung der Ausstattung mit Plastiken und Gemälden führte. 1808 konnte wieder ein regelmäßiger Gottesdienst stattfinden.
1811 sollte die Kirche von Bonaparte zum Abriss verkauft werden, es fand ich aber kein Käufer. Karl Friedrich Schinkel setzte sich für das Gotteshaus ein und es folgt 1826 eine Instandsetzung.
Später von 1874-1908 eine Innen- und- Außengeneralsanierung, dabei wurde die ursprüngliche Ausmalung der Schlusssteine und der Rippen wiederhergestellt. Die verbliebenen Emporen bis auf die Orgelempore und der Aufbau auf dem Lettner wurden entfernt.
Im zweiten Weltkrieg dann erlitt die Predigerkirche diesmal nur eine indirekt Zerstörung bei der die Fenster zu Bruch gingen und die Dachabdeckung weitgehend betroffen was. Jahrelang war dadurch die Kirche der Witterung schutzlos ausgesetzt bis man endlich Sicherungsmaßnahmen einleitete.
Beim dem erneuten Aufbau und Restaurierungsarbeiten wurde der Boden freigelegt und fand dann bei Ausgrabungen die noch gut erhaltenen großformatige Sandsteingrabplatten aus dem 14. – 18. Jahrhundert.
Diese Grabplatten stammen von Erfurter Patrizier-Familien, die einst zu den Kirchenstiftern zählten und sind heute in der Predigerkirche zu begutachten. In dieser Zeit entstanden dann auch die Trümmerfenster.
Sehenswürdigkeiten der Kirche.....
Das Meister Eckhart Eingangsportal
Das Chorgestühl 1280, im Chorraum,
Plastik der Verkündigungsgruppe 1375 im Mittelteil,
„Schmedestedtsche Madonna" 1352, im Mittelteil
Bildhauerarbeit „Kalvarienberg 1350, am Lettner ,
Flügelaltar 1492, im Chorraum,
Grabplatte, 14.-18. Jhd., an der Seitenwand in der Kirche,
Schlusssteine 1438, in den Kreuzbögen der Decke,
die drei Trümmerfenster 1950 -1953, im Chorraum,
Öffnungszeiten:
Führungen vom 01.04. bis 31.10.
Dienstag - Samstag von 11:00 - 16:00 Uhr
Sonn- und Feiertag von 12:00 - 16:00 Uhr
Eintrittspreise:
Kirchen- und Klosterführung:
Erwachsene: 2,50 €
Ermäßigte: 1,50[verkleinern]