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Kurzfassung: Rennrad- und MTB-Kurse und Ausfahrten für Anfänger und Fortgeradelte. Leihräder erhältlich, Pannenkurse und Kaffee-Ausfahrten. Fundierte Ausbildung, die Wert auf sichere Fahrzeugbeherrschung legt, Fahrtechniken am Berg und in der Ebene vermittelt. Empfehlenswert vom absoluten Fahranfänger bis zum Profi.
Prosa: Fahrradfahren lernt man als Kind und damit hat’s sich. Dennoch wird sich der ein oder andere wundern, wenn er (oder sie) statt seines gemeinen Drahtesels (also... weiterlesen Hollandrad, Trekkingrad oder gar Klapprad) mal ein hochgezüchtetes Rennpfer… Rennrad domptieren will. Oder wenn er (oder sie) ersucht, mit dem Mountainbike ein - sagen wir - unwegsames Gelände zu passieren und sein Gefährt dabei doch eine tückische Neigung zeigt, sich vom Fahrer zu trennen und unbedingt eher ankommen will.
Ich hatte mich wahnsinnigerweise bei einer Veranstaltung auf ein Rennrad mitschnacken lassen und bin schon bei der ersten Kurve beinahe gestürzt - obwohl ich als Alltagsradfahrer mit meinem Trekkingrad flott unterwegs bin (Kosename “Kampfradler”) und mein mundgeblasener Diamant-Rahmen schon einige Kerben erlegter Wildtiere und -Fußgänger aufweist. Wohl durch zeitweise Sauerstoffunterversorgung meines Hirns kaufte ich danach trotzdem ein Rennrad (siehe Bewertung Fahrrad XXL Marcks Bergedorf). Eingedenk der Tatsache, dass eine Basis ein gutes Fundament für die Grundlagen bietet, wollte ich aber mein erstes Rennen und damit selbstverständlich auch den ersten Sieg beim Cyclassics-Rennen strategisch planen.
Durchs Internet bin ich bei Bertram Kerres und seinem Unternehmen Guide my Bike gelandet. Das Angebot “Rennradkurs für Einsteiger” klang gut, war preisgünstig und für 110 Euro (5 Termine) wurden vier Ausfahrten sowie ein Schrauber-Abend geboten - bei kleiner Gruppengröße. Daher war schnelles Schalten angesagt, denn die Kurse sind offenbar immer schnell ausgebucht.
Der erste Vormittag nahte. Klar, ich hatte schon ein paar Runden mit meinem Renner gedreht, fühlte mich eigentlich sicher damit und war heimlich auch schon beim Velothon in Berlin mitgefahren. Ich warf mich in meine flotte Rennkluft, die allein schon für höheres Tempo sorgt (schließlich muss man den Lachern hinter einem entkommen!) und durchschritt die Jägerzaunbegrenzten Gartenpforte eines Einfamilienhauses in Volksdorf. Dort traf ich schon Bertram und einige Kursanten.
Beim ersten Termin stand das Kennenlernen solch seltsamer Wesen wie Klickpedalen und Hirnabdeckschalen (vulgo: Helme). Auch fürs Einstellen des Rades auf die eigene Geometrie gab es etliche Tipps. Auch wenn ich schon einiges wusste, erfuhr ich einiges Neues, und erhielt auch einen super Tipp für die Auswahl des richtigen Sattels. Das hat sehr viel Probiererei erspart. Dann ging es ans Einklicken, Ausklicken aus den Pedalen. Aufsteigen, Absteigen. Losfahren, Bremsen. Bremsen!!! Ey, Bremsen!!!!
In sehr ruhigen Wegeabschnitten probten wir das Einmaleins des Rennradelns und gingen schließlich mit sehr mäßigem Tempo auf die erste Ausfahrt. Nicht ohne die gängigen Handzeichen zu lernen, die Uneingeweihten gern etwas lächerlich vorkommen. Wer mit der Hand hinterm Hintern wedelt, tut das nämlich nicht aus Bioabgas-Gründen, sondern um auf Hindernisse hinzuweisen.
Während der folgenden Ausfahrten streute Bertram verschiedene Techniken und Übungen an den passenden Streckenabschnitten ein. Gar nicht so leicht, das Bergauffahren im Wiegetritt in Norddeutschland zu üben, aber Bertrams Übungen machen auch einen kleinen Huckel zum Mont Ventoux. Einbeinig fahren, in Einerreihe oder Doppelreihe, mit Führungswechseln und Kreiseln. Auch das Essen und Trinken auf dem Rad will gelernt sein, etwa wie man - ohne King Louie aus dem Dschungelbuch zu sein - mit einer Hand eine Banane aufbekommt.
Bei jeder Ausfahrt wechselte die Besetzung der Kursanten ein wenig, es war also auch problemlos möglich, einen Termin ausfallen und später nachholen zu können. Viel Spaß machte der Schrauber-Abend, bei dem wir die wichtigsten Wartungsarbeiten am Rad üben konnten und besonders den schnellen Schlauchwechsel am Rad trainierten. Wer konnte schon ahnen, dass ich das Gelernte abends auf der Heimfahrt sogar gleich zwei Mal anwenden musste.
Insgesamt habe ich bei den Kursen a) nette Leute kennengelernt und b) sehr viele Tipps für eine sichere, aber auch sportliche Fahrweise bekommen. Beim Cyclassics-Rennen bin ich zwar nicht erster geworden (die anderen waren alle gedopt!), aber ich bin heil angekommen - mit einem gewaltigen Kreisgrinsen im Gesicht.[verkleinern]
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