Mittwoch Morgen.
Zu unmenschlicher Uhrzeit brüllte der Wecker, da ich einen wichtigen Termin am anderen Ende der Stadt hatte und da ich absoluter Morgenmuffel bin, war ab dem Aufwachen die Laune schlecht.
Auf den Nullpunkt sank sie dann etwa 30 Sekunden danach, denn der Hals, an dem ich seit Ewigkeiten eine recht eng anliegende Kette samt einer kleinen silbernen Kugel trage, fühlte sich seltsam "nackt" an. Wer selber jahrelang ein Schmuckstück (den Ehering zB) getragen hat und ihn dann... weiterlesen abnimmt, weiß, was ich meine. Es fehlte was. Man merkt sowas. Ein Griff an den Hals bestätigte: Kette weg.
Nach minutenlangem panischem Suchen fand ich sie glücklicherweise samt der silbernen Kugel (die ist uralt und ein Erbstück meines verstorbenen Opas, er hat diese Kugel ebenfalls an einer Kette getragen, als er als Jugendlicher im 2. Weltkrieg Flüchtling war...lieber geb ich mein linkes Ei, als die kleine Silberkugel zu verlieren) und verstaute die Kette, an der eine kleine Öse gebrochen war (wie auch immer das im Schlaf passieren kann) in einer Streichholzschachtel, um dann zu meinem Termin zu hetzen, zu dem ich natürlich ein wenig zu spät kam, dafür verlief er aber erstaunlich gut und zufriedenstellend. Das war nicht zu erwarten gewesen.
Auf dem Heimweg gegen 14 Uhr lief ich die Fuhlsbüttler Straße herunter und kam am Juwelier-Geschäft "Torsten Stonner" vorbei. Und da die Laune ja eh nicht viel schlechter werden konnte, ging ich rein, um mal nachzufragen, was eine Reparatur meiner geliebten Kette denn wohl kosten würde.
Mutter hatte dazu vorher am Telefon orakelt, das würde teuer werden, wenn so eine Verschluss-Öse gebrochen sei, dann müsste der Juwelier da anpassen und zurechtbiegen und all sowas und ich erinnerte mich an das letzte Mal, als die Kette gerissen war und die Silberkugel gerettet werden musste, da krabbelten zehn Basketballer mit der Nasenspitze knapp über dem Hallenboden herum, bis sie das kleine silberne Ding, das mir soviel bedeutet, fanden. Und damals zahlte ich "viel Geld" für die Reparatur, irgendwas um die 35€, da mag jetzt so manch einer lachen, aber für mich ist das "viel".
Also rein in den Laden, wenn man die Tür öffnet, quakt laut ein Frosch vom Band und kaum stand ich vorm Bedien-Tresen, da kam auch schon jemand aus dem Hinterzimmer auf mich zu.
Ich nestelte meine Streichholzschachtel mit der geliebten Kette aus der Hosentasche und schilderte kurz das Problem...der gute Mann (war es der namensgebende Eigentümer?) warf einen kurzen Blick drauf und sagte "Da ist XYZ kaputt, das kann ich mal kurz reparieren. Kostet 4 Euro."
Gesagt, getan, das Reparieren ging so schnell, dass ich mich nicht mal im kleinen Laden umschauen konnte, es hat keine drei Minuten gedauert.
Ich war total baff. Und hab dann meine Kette wieder anlegen können, der Hals fühlte sich nicht mehr "nackt" an und ab da war der Tag dann sehr gut.
Es war nun beileibe keine weltbewegende Reparatur, die ich dort machen ließ und es ging auch nicht um sauteuren Schmuck, dazu noch sieht der Laden von außen nicht wirklich vertrauenserweckend aus und der gute Mensch, der mir meine Kette rettete, war ziemlich wortkarg...
...trotzdem komm ich jederzeit wieder! Und das gerne! Ich brauch keinen hippen Laden und pseudo-freundliche Menschen, solang Endergebnis und Preis stimmen. Beides stimmt hier. Ich bin Fan![verkleinern]