»2.12.2019 Update zur Ausstellung 'Pest!'«
Meine Annahme, ich wüsste viel über die Pest, wurde gleich zu Anfang des Ausstellungsbesuchs widerlegt, denn ich wusste weder, dass die ersten wissenschaftlich belegten Funde aus der Bronze- und Steinzeit stammen, noch dass die neuesten Fälle 2017 - 2019 auf Madagaskar und in den USA auftauchten.
Die Ausstellung ist im Trakt für Sonderausstellungen aufgebaut und bietet eine Fülle von Anschauungsmaterial. Neben ungeheuer interessanten Exponaten... weiterlesen
aus den verschiedensten Epochen findet man immer wieder digitale Stationen, an denen man selbstständig arbeiten kann. Dazu kommen Video und Audio-Installationen.
Statt des an der Kasse erhältlichen Audioführers entschieden wir uns für einen Ausleihkatalog, in dem die einzelnen Ausstellungsstücke nummeriert in chronologischer Reihenfolge erklärt werden. Die spezielle, düstere Atmosphäre des ganzen wird durch den Ausschluss von Tageslicht unterstrichen.
Eine Besprechung der Ausstellung ist in diesem Rahmen nicht möglich, ich beschränke mich da auf wenige Elemente, zum Schluss stelle ich aber für möglicherweise Interessierte ein paar Links ein.
Was mir wieder sehr bewusst wurde, war die Tatsache, dass Ausnahmesituationen Menschen zu Extremen treiben. In ihrer Verzweiflung suchten sie immer wieder Trost in der Religion, Schutzheilige gewannen an Bedeutung. Und natürlich suchte man nach Schuldigen, da boten sich Frauen als Hexen oder natürlich Juden im Abendland an.
Gleich im zweiten Raumteil beeindruckt die riesige Leuchtwand mit einem 'Totentanz', erstellt von Claudia Pornowski. Der Pestdoktor Dr. Schnabel und die Wand mit 300 Pestmasken finden ihre Nachfolger in den modernen Ausrüstungen, bei denen die Helfer wegen der Gefahr einer Tröpfcheninfektion in Anzüge gesteckt werden, die an Raumfahrer erinnern, während die Kranken auf glasverkleideten Tragen transportiert werden.
Dass es über die großen Pandemien kaum private Augenzeugenberichte gibt, finde ich nicht so überraschend, interessant fand ich aber zwei Beispiele aus so unterschiedlichen Städten wie Siena und Dortmund.
Der 'Raum der Erinnerungen hat mich fasziniert, hier wird nämlich gezeigt, welchen Einfluss die Seuche als Thema auf Kunst, Musik, Literatur, Film und neuerdings auch auf Spiele hat.
Eine Ausstellung, die wirklich empfehlenswert ist, nur sollte man sich nicht wundern, wenn einige im Katalog aufgeführte Exponate nicht zu finden Sind.
Links:
Pest allgemein: https://de.wikipedia.org/wiki/Pest
Geschichte der Pest: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Pest
Pestdoktor: https://de.wikipedia.org/wiki/Pestdoktor
Die Ausstellung: https://pest-ausstellung.lwl.org/de/
»Bewertung vom 9.11.2017«
Noch nicht einmal 30 km ist Herne von Dortmund entfernt, und ich bin auch schon oft dort gewesen, hatte aber bis letzten Monat das 1997 geplante und 2003 eröffnete Archäologische Museum dort noch nicht besichtigt.
Nun war es aber mal so weit - eigentlich nur eine Verlegenheitslösung, denn ein vorhergehender Museumsbesuch war kürzer ausgefallen als wir gedacht hatten.
Der Museumsbau mit (natürlich) geschlossenem Café und (natürlich) geschlossener Ausgrabungsstelle ist ein wenig spektakulärer Würfel aus Stein und Glas, doch innen geht es eine Treppe hinab zur Kasse, dem Shop, den Toiletten und den Ausstellungsräumen. Den Trakt für Sonderausstellungen haben wir rechts liegen lassen und uns nur der ständigen Ausstellung gewidmet. Eine gute Entscheidung, denn wir haben hier sehr interessiert viel mehr Zeit verbracht als ich vorher gedacht hätte.
Das Museum zeigt in Form einer riesigen (3000m²) Grabungsstätte einen Querschnitt durch die Geschichte Westfalens, beginnend mit Eis- und Steinzeit. Dabei dient der Hauptgang mit federndem Bodenbelag wie ein Zeitstrahl, in Abständen gibt es immer wieder schriftliche Hinweise zu Jahreszahlen und Epochen am Boden. Links und rechts von diesem Hauptweg findet man einzelne Stationen mit Informationen und Ausstellungsstücken zu den einzelnen Epochen. Nachgebildete Ausgrabungsstätten oder kleinere Bauten bieten faszinierende Ausblicke. Multimedia, zum Teil auch mit aktiver Betätigung der Besucher und Schriftbilder, die Aussprüche mehr oder weniger bekannter Personen wiedergeben, runden das Ganze ab.
Die Präsentation ist einfach perfekt. Zum Beispiel langweilt man die Besucher nicht mit 20 gleich aussehenden Skeletten, sondern es wird ein Skelett gezeigt und in daneben stehenden Expeditionskisten sieht man dann in den üblichen beschrifteten Plastikbeuteln die übrigen Relikte.
Ein weiteres Beispiel ist ein Raum (Kampf zwischen Franken und Sachsen), in dem man durch einen Wald von Lanzen geführt wird, gleichzeitig wandelt sich das Licht und man hört Kampfgetümmel, Geschrei und das Wiehern von Pferden. Auch die Raffinesse der römischen Eroberer wird drastisch illustriert. Da die Ausstellungsebene unterirdisch ist, wird hauptsächlich mit Kunstlicht gearbeitet, doch liefern ein großer Innenhof und natürlicher Lichteinfall von oben einen gewissen Ausgleich.
Für uns der Höhepunkt war (nein, nicht die auch vorhandene Erotikabteilung) das Forscherlabor, in dem an mehreren Tischen mit Schubfächern die verschiedensten archäologischen Methoden vorgestellt werden und in dem man nach verständlicher Anleitung selbst forschen kann. Hier haben wir wohl genau so viel Zeit verbracht wie in der übrigen Ausstellung.
Der nächste Besuch ist schon anvisiert, und dann werden wir auch den Audioführer (mit der angenehmen Stimme von Joachim Krol) in Anspruch nehmen.
https://www.lwl-landesmuseum-herne.de/das-museum[verkleinern]