Eins ist sicher: man verdrängt es, weil es einem so fern und fremd erscheint: die eigene Sterblichkeit! Es ist „Wunschdenken“ einiger, „ewig“ leben zu wollen und am besten, ohne etwas mit den „Erscheinungen des Alters“ zu tun zu haben. Es gibt (angeblich) „sichere“ Methoden um das irdische Dasein zu „verlängern“, wenn man auf die Versprechen einiger „Gurus“ hört und die auch befolgt. Heute gehört das, was mit den Beerdigungsrieten zu tun hat, zu den Themen, die tabuisiert werden. Das war nicht... weiterlesen
immer der Fall gewesen. In den vergangenen Jahrhunderten, als die Sterblichkeit sehr hoch gewesen war, war es deutlich präsenter als heute. Mag sein, dass die Vorstellung sich mit den „Vorgängen“ nach dem Ableben sich zu befassen vor allem in Hinsicht, dass es sich um ein Museum handelt, kann auf andere „abschreckend“ wirken.
Für mich war es eine bewusste Entscheidung gewesen, als ich letztes Jahr Kassel angesteuert habe. Der Wunsch das Sepulkralmuseum zu besuchen, stand schon sehr lange auf meiner da-will-ich-hin-Liste drauf. Genau genommen, weit bevor die Erstbewerterin darüber vor über 8 Jahren geschrieben hat! Mir ist klar, dass die Beerdigungskultur, für die die vorher geschriebene sperrige Bezeichnung steht, für viele Menschen eher einen negativen „Beigeschmack“ besitzt. Man soll aber sich nicht davon abschrecken zu lassen, denn es hat nichts mit „Sensationslust“ oder (wie manche von mir behauptet haben) eine Faszination am „morbidem Verfall“ wie man es ab und zu an den (weniger gut gepflegten) Begräbnisstätten zuweilen vorkommen kann. Das Museum bietet viel mehr einen Überblick über das, was sich bei den Rieten, Darstellungsformen und dem Umgang geändert hatte. Darüber hinaus auch, wie die anderen Religionen in solchen Fällen handhaben.
Das Sepulkralmuseum Kassel liegt in der Nähe des hessischen Landesmuseums. Innerhalb der Stadt soll man sich bis dahin mit den Bussen und Bahnen begeben. Von dort aus ist der Weg ausgeschildert. Wenn man oben an der „Grimmwelt“ angekommen ist, hat man es dann fast geschafft . Was ich erst erwähnen möchte, ist der Umstand, dass die Sammlung als solche aufgrund der bis zum Früher 2024 andauernden Umbauarbeiten bis auf zwei Teilbereiche reduziert wurde. Das bedeutet, dass das was ich mir von der Zusammenstellung versprochen habe, gar nicht dort zu finden ist! Das ist auch der Grund für die starke Abwertung!
Es hört sich für andere vielleicht ein wenig „schräg“ anhört, aber ich habe mich auf den Besuch gefreut. Das hat sich spätestens dann geändert, als mir gesagt wurde, dass das was man sonst auf der linken Seite des Gebäudes zu finden war, „anders“ zusammengestellt und Erläutert wird. Das hörte sich zuerst positiv an. Das bedeutet vor allem, dass diese Bereiche für den Publikumsverkehr komplett geschlossen bleiben! Trotz dieser Gegebenheiten kostet der Eintritt weiterhin wie regulär 8 €. Das hört sich nicht viel an aber, wenn ich nach nicht mal 30 Min. (inkl. lesen und fotografieren) für einen Rundgang brauche, dann denkt man sich so das seine!
Was bedeutet das genau, wenn man sich dennoch dazu entschließen sollte das Museum zu besichtigen: die Ausstellung konzentriert sich auf das Untergeschoss und eine Teiletage mit den Bräuchen aus den anderen „Kulturkreisen“ (bei den Moslems und im Judentum). Man erfährt schon einiges aber das geschieht vor allem durch Banner mit Texten, durch die das vermittelt wird. Was mich sehr überrascht hatte, dass es einige Objekte gibt, die in einer Art Garten zusammengestellt worden sind. Dazu gehören unterschiedlich alte Kreuze und Grabmale, die leider nicht weiter beschrieben werden.
Habe öfter zu hören bekommen, dass die Friedhofskultur, eigentlich nicht als solche bezeichnet werden kann. Dem möchte ich aber widersprechen. Heute in der Zeit, wo die meisten Gräber als „Stereotyp“ zu bezeichnen sind, gab es in den vergangenen Jahrhunderten große Unterschiede, aus welchem familiären Hintergrund man selbst stammte. Man kann sagen: je höher der gesellschaftliche Rang, desto prunkvoller gestaltet wurde die letzte Ruhestätte. Hinter diesen Mauern kann man unter anderem die Abgüsse des Grabmals von Heinrich dem Löwen und seiner Gemahlin Mathilde die ursprünglich um 1240 hergestellt wurden.
Im Kontrast dazu kann man die bunt bemalten Särge bezeichnen. Sie sind ein Beispiel für die volkstümliche Bräuche und religiöse „Gepflogenheiten“. Manches ist aus verschiedenen Gründen aus dem Alltag verschwunden aber der Blick zu jenen, die es früher gegeben hatte, ist aus meiner Sicht eine besondere! Mit dem Altar, die hinter einem liegen, hat man so seine Erfahrungen. Was mich sehr bewegt hatte, war der gläserne Leichenwagen, der neben einem weiteren ähnlichen Gefährt, sich in der unteren Etage befindet. Vielleicht kann man einen solchen auf den großen Friedhöfen beobachten aber für mich war es das erste Mal, dass ich sie zu Gesicht bekommen habe.
Ein weiterer Kapitel, der mich sehr nachdenklich gemacht hatte, ist über das Erinnern an die geliebten Menschen, die nicht mehr unter den lebenden weilten. In der Jetztzeit passiert es nur in „Ausnahmefällen“, dass eine Totenmaske genommen wird. Bei den wohlhabenderen, bevor es an fotografieren zu Denken war, entstanden kleine Figuren oder sonstige Andenken, mit denen man sie in Verbindung brachte. Im 19. Jahrhundert war es beliebt gewesen, sich Schmuckstücke aus den Haaren zu machen oder Bildchen, die in die gleiche Sparte gehören.
Das Sepulkralmuseum ist schon etwas Einmaliges in Deutschland. Es wurde im Jahr 1992 eröffnet. Unter meinen Bewertungen ist es eine, die aus meiner Sicht zu den Adressen gehört, die auf alle Fälle, als außergewöhnlich bezeichnet werden können! Zudem aufgrund des „schweres“ Themas nicht jedermanns Geschmack sein darf! Sollte das der Fall sein, gibt es geeignetere Optionen in Kassel, als diese! Wer sich auf neues Einstellen möchte und sich etwas jenseits des „Gewöhnlichen“ anschauen möchte, kann hier seine interessanten Entdeckungen machen! Wer darüber hinaus sich zusätzlich über das Thema informieren möchte, kann sich mit Lektüre am Bücherstand / Kasse tun. Der Zugang ist weitgehend barrierefrei. Die Kachelabteilung war sauber aber ein wenig (im UG) versteckt. Nach dem Umbau komme ich selbst erneut zu diesem Haus, um einen anderen Blickwinkel darauf werfen zu können und vor allem, eine andere Gesamtwertung als ein OK zu geben.[verkleinern]