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Mitten im historischen Ortskern von Gräfrath (heute Stadtteil von Solingen) zwiwchen Kirche, den Fachwerkhäusern und der von mir bereits beschriebenen Gastwirtschaft wurde dieser Marktbrunnen gestellt. Letztes Jahr im Herbst, als ich mich erstmals dorthin auf den Weg gemacht habe, konnte ich zuerst nur bedingt ihn mir eingehend betrachten. Das habe ich dementsprechend auf später vertagt. Es lag daran, dass Samstag, als ich dort war, rund um diesen ein Wochenmarkt abgehalten wird, der sicherlich... weiterlesen auch seine Daseinsberechtigung besitzt.
Nach einem langen, an Erkundungen reichen Tag schließlich, als ich nach Stunden das Museum in dessen Nähe verlassen hatte, bot sich dann die Gelegenheit es in Augenschein zu nehmen. Das angenehme dabei war, dass ich dort auch mehrere Bänke in einem Rund aufgestellt wurden, sodass ich nicht nur mein Eis genießen konnte, sondern auch dem Wasserspiel dabei beobachten konnte. Im Gegensatz zu den Meisten Sehenswürdigkeiten im Ort, die ich zum Teil bereits beschrieben habe, gibt es hier wenigstens eine Tafel, auf der man alles nötige entnehmen kann. Bei einem so geschichtsträchtigen Flecken, wie Gräfrath es ist, kann man schon gespannt sein, welche Bewandtnis es mit sich bringt, wenn man sich das ganze genauer betrachtet.
Dieser Brunnen im speziellem ist alt und neu zugleich: mit seiner Form verweist es in eine längst vergangene Zeit des Barock hin. Es gab urspränglich nicht nur einen, sondern insgesamt 3 Becken, die (was keinesfalls verbindlich nachvollzogen werden kann) durch ein Röhrensystem mit einander verbunden war. Es ist einer jener Fünde, die ihren Charme besitzen, die wenn sie sich im Betrieb befinden richtig zum verweilen einladen. Man soll (im Gegensatz zu mir) aber nicht den Wind unterschätzen, der einem beständig um die Nase weht. Das bring mit sich, dass es mitunter eine spritzige Angelegenkeit werden kann. Jedenfalls nicht nur im übertragenen Sinne, wie man es sich denken könnte. Zum Glück hat das Wetter mitgespielt, sodass die Kleidung von selbst getrocknet ist :-).
Zwischen der Zeit, als der erste Brunnen im Autrag des damaligen Bürgermeisters und Kaufmanns Peter Schnitzler (1669 – 1735) und erstellung von diesem kann man nur (wie man sehen kann) nur in Jahrhunderten bemessen werden. Der wurde im Jahre 1730 in Auftrag gegeben. Er wurde einst von mehreren Quellen gespeist, auf die er auch indirekt verwies. Wie es manchmal vorkommt, sind von den ehemals 4 bereits 2 vor geraumer Zeit versiegt. Laut der Angabe am Brunnen selbst, heißt es dass es weiter den Hügel hoch ca. 80 Meter entfernt in einer Seitengasse zu finden ist.
Der Rest ist schnell erzählt: nachdem 1870 auch dieses Gebiet preußisch wurde, verschwand der Brunnen von diesem Platz. Stattdessen wurde eine Gußeiserne Stäule mit einem Adler als Bekrünung aufgestellt. Das sollte aber nicht von langer Dauer gewesen sein. Nach gerade 36 Jahren war damit vorbei. Nach einer Pause von fast 50 Jahren sollte sich das erst ändern. Genau genommen schrieb man das Jahr 1952, als es so weit war. Für die Ausführung wurde der Bildhauer Cording beauftragt (weitere Angaben konnte ich diesbezüglich nicht finden).
Auf den ersten Blick erscheinen die Darstellungen auf der Säule in der Mitte des Beckens gleich zu sein. Erst mit dem Hinweis auf der Tafel darunter fiel mir auf, dass es dem nicht so ist. Die gemeinsamkeit ist die Fraze, die auf 3 Seiten davon, sowie Blumen die dort zu sehen sind. Im Gegensatz zu anderen Brunnen gibt es nur einen Hahn aus dem Wasser raus kommt. Auf das, was der Augenmerk gerichtet werden soll, habe ich (umbewußt) abgebildet. Es handelt sich um die Darstellung des Gräfrather Schöffensiegels.
Das Gerichtszeichen der einstigen "Freiheit" ist schon vor der Erstaufstellung belegbar. Dennoch nach 1630, weil zu der Zeit es zum Kloster oberhalb der Siedlung gehört hatte und dieses besaß einen einigen Siegel gehabt. Nur mit reichlich Phantasie ist der Heilige Johennes der Täufer mit einem Lamm erkannbar. Der Spruchband drum herum ist, nur noch in Ansätzen vorhanden. Das finde ich ehrlich gesagt nicht so doll, vor allem wenn man bedenkt, dass es erst einige Jahrzehnte alt ist... Doch wenn man schon da sein sollte, lohnt sich eine Augenscheinnahme auf jeden Fall. Nur wegen des Marktbrunnens lohnt sich (meistens lange) Anfahrt nicht. Nach abwägen meiner Bedenken erscheinen mir 4 Sterne angemessen, nicht nur wegen der Geschichte, die dahinter steckt.[verkleinern]