Auf dem von einem Buchenwald umringten „Ehrenfriedhof für die Toten der Cap Arcona- und Thielbek-Katastrophe“ bei Haffkrug-Gronenberg-Neukoppel wurden 1.128 der ca. 8.000 Opfer des Beschusses beider Schiffe beigesetzt. Er ist damit der größte Friedhof und die größte Mahn- und Gedenkstätte für dieses von den Nazis provozierte und gewollte Unglück.
Vom Parkplatz kommt man über zwei seitliche Eingänge auf den Friedhof.
Das Gelände erinnert an ein gleichschenkliges Dreieck, in dessen Spitze ein... weiterlesen
großes, alles überragendes Holzkreuz steht. Ich gehe langsam auf dem terrassenförmig ansteigenden Gelände an vielen der Gräbern mit Nummern vorbei. Zwei Wege führen vom Hauptweg durch die aufgereihten Gräber, die in fünf Reihen im Süden, vier Reihen in der Mitte, drei Reihen im Norden angelegt sind. Nachdem ich ehrfurchtsvoll links und rechts vom Hauptweg an wahrscheinlich fast allen Gräbern vorbeigelaufen bin, stehe ich vor dem hölzernen Hochkreuz in der Spitze der Anlage...., es schaudert mich. Ich drehe mich um und mein Blick führt mich zu den Stellen im Wasser, an denen dieses von den Nazis in voller böswilliger menschenverachtender Absicht provozierte Unheil geschah. Da läuft es mir richtig eiskalt den Rücken hinunter!
An der unteren linken Ecke der Anlage befindet sich noch ein Mahnmal zur Erinnerung an polnische Zwangsarbeiter mit einer Inschrift in polnischer Sprache. Ursprünglich stand es auf dem Kronshagener Parkfriedhof Eichhof und wurde in den 1960er-Jahren hier her gebracht.
Der Versuch eines geschichtlichen Abrisses der Geschehnisse:
Am Donnerstag, 3. Mai 1945, einer der allerletzten Kriegstage des ZWEITEN WELTKRIEGES ereignete sich in der Lübecker Bucht eine der größten Schiffskatastrophen der Geschichte.
Der 330 Meter lange, 1927 bei Blohm & Voss in Hamburg gebaute Luxusliner “Cap Arcona” ankerte schon Wochen vor Neustadt in der Bucht. Lange Zeit während des Krieges diente die „Cap Arcona” als schwimmende Kaserne. Das dürfte bekannt gewesen sein.
Das zweite Schiff war der Frachter „Thielbek”.
Wie konnte es zu der Katastrophe kommen?
Nachdem die Hamburger SS-Führer beide Schiffe als „schwimmende KZ“ auserkoren hatten ließen sie alle Fluchtmöglichkeiten der „Cap Arcona“ zerstören und blockiert die Rettungsboote . Etwa 7.500 KZ-Häftlinge aus dem Hamburger KZ Neuengamme und dazugehörendes Wachpersonal wurde auf die beiden in der Lübecker Bucht ankernden Schiffe gebracht. Der SS-Führung war sich sicher bewusst, dass diese Schiffe von ihren Gegnern, also hier der britischen Luftwaffe mit mit Sicherheit für deutsche Truppentransporter gehalten werden. Dem würde die Bombardierung fast zwangsläufig folgen. Sie haben leider Recht behalten.
Und ich stehe immer noch fassungslos und gerührt an dem Platz des Gedenkens.
Beide Schiffe wurden von Typhoon-Kampfflugzeugen des 198. Geschwaders nach Erhalt des Einsatzbefehl No. 73 am 3. Mai 1945: “Zerstörung der feindlichen Schiffsansammlung in der Lübecker Bucht westlich der Insel Poel und nach Norden hin zur Grenze der Sicherheitszone” bombardiert und versenkt. Die „Cap Arcona“ hatte z. B. 64 Raketentreffer.
Die britischen Bombern schossen sogar auf die noch intakten Rettungsboote der beiden Schiffe. Sie wussten ja nicht, dass auf ihnen keine deutschen Soldaten sondern KZ-Häftlinge auf ihre Rettung hofften. Von den 4.500 KZ-Häftlingen und Personal an Bord des umfunktionierten Passagierschiffes “Cap Arcona”überleben nur 350 Menschen, einschließlich des Kapitäns Bertram und etwa 80% des Wachpersonal. Auf der „Thielbek” waren ca. 2.800 Häftlinge und Personal, von denen schafften es nur 50 Menschen lebend an Land, der Kapitän und der größte Teil seiner Seeleute überlebten nicht.
Ein weiteres von der SS zum schwimmenden KZ umfunktionierten Schiff, die “Athen” lag zum Angriffszeitpunkt im Neustädter Hafen, was den knapp 2.000 KZ-Häftlingen an Bord wohl das Leben rettete.
Viele Tote wurden auch im Zuge der Errichtung dieser Gedenkstätte 1950 oder später aus anderen Gründen von kleinen Friedhöfen hier her umgebettet.
Es gibt aber noch mehr Gedenkstätten im Raum von Scharbeutz und Holstein für diese Katastrophe, die ich allerdings nicht besucht habe.
Da ich mich bei der Bewertung solcher Stätten zu einer Sternenvergabe immer nur schwer durchringen kann, geb ich hier aufgrund des Pflegezustandes einen mehr also sonst.
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