Manche Traditionen sind einfach nicht tot zu kriegen. Dazu gehört in deutschen Landen das pflanzen von Bäumen zu Ehren von Personen und Ereignissen.
Bevorzugt Eichen pflanzte man in den deutschen Staaten (nach 1813 Freiheitseichen), später im Reichsgebiet (Erinnerungseichen nach 1871, Kaisereichen 1897 zum Gedenken an den 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I.).
In republikanischer Zeit kamen Hindenburg- und Hitlereichen hinzu, die, so sie noch existieren, heute namenlos in der Landschaft... weiterlesen stehen und Schatten spenden.
Das Havelstädtchen Zehdenick (40 km nördlich von Berlin / 35 km südöstlich von Rheinsberg) nahm nach der Wiedervereinigung die Tradition wieder auf und widmete eine Eiche Friedrich Ebert, dem ersten Reichspräsidenten des Deutschen Reiches, auf dem nach ihm benannten Platz am Amtsgericht. Vor der Eiche steht noch ein kleiner Naturstein mit einem bronzenen Portraitmedaillon Eberts.
Ein bisschen dürftig ist das schon, vor allem für Auswärtige, die erstmal an Hand der Straßennamenschilder einen Zusammenhang zwischen Platz, Stein und Eiche herstellen müssen. Und ich wage auch zu bezweifeln, daß jeder Besucher des Platzes was mit dem Namen „Friedrich Ebert“ anfangen kann. Ein paar Informationen mehr wären da hilfreich.
Daher an dieser Stelle einige wenige Zahlen und Fakten zu Friedrich Ebert:
1871 in Heidelberg geboren begann er nach der Schule eine Sattlerlehre. Es folgten Jahre als wandernder Handwerksbursche quer durchs Reich. Hierbei kam er mit der gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Bewegung in Kontakt und trat 1889 in die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (ab 1890 SPD) ein und wurde politisch aktiv.
Mittlerweile in Bremen ansässig, wurde Ebert 1899 in die Bürgerschaft und 1912 in den deutschen Reichstag gewählt. Während der Novemberrevolution und nach dem Ende des Kaiserreichs 1918 wurde Ebert von Philipp Scheidemann nach dem Amtsverzicht des Reichskanzlers Prinz Max v. Baden zu dessen Nachfolger berufen. Am 6.2.1919 wählte die Deutsche Nationalversammlung in Weimar Friedrich Ebert zum ersten Reichspräsidenten der jungen deutschen Republik mit dem Namen „Deutsches Reich“. Dieses Amt behielt er bis zu seinem frühen Tod am 28.2.1925 inne. Ebert, der an einer Bauchfellentzündung verstarb, wurde in seiner Geburtsstadt Heidelberg beigesetzt.
Friedrich Ebert war verheiratet und hatte 5 Kinder, 2 Söhne fielen im 1. Weltkrieg, der älteste Sohn Friedrich war fast 20 Jahre Oberbürgermeister von Berlin (Hauptstadt der DDR).
Eine ausführliche Biografie von Friedrich Ebert findet man z.B. bei wikipedia.
Fazit: Der Platz unattraktiv, die Information spärlich bis nicht vorhanden, der Baum noch nicht sehr alt.[verkleinern]