" Kloster Chorin ist keine jener lieblichen Ruinen, darin sich´s träumt, wie auf einem Frühlingskirchhof, wenn Gräber in Blumen stehen ....Wer hier in der Dämmerstunde des Weges kommt und plötzlich zwischen den Pappeln hindurch diesen still einsamen Prachtbau , halb märchenhaft, halb gespenstisch auftauchen sieht, dem ist das Beste zuteil geworden, das diese Trümmer, die kaum Trümmer sind, ihm bieten können" .
Verfasser dieser Zeilen ist kein anderer als Theodor Fontane, der Mitte des 19.... weiterlesen
Jahrhunderts seine "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" mit unvergleichlich romantischen Worten verfasste. Sie haben über die Jahrhunderte nichts an Aktualität verloren.Deshalb wandele ich auch so gerne auf den Spuren Fontanes.
Als wir an einem Dienstag im Juli den ausgewiesenen riesigen Parkplatz ansteuerten, nahm ich dankbar zur Kenntnis, dass dort nur wenige Fahrzeuge abgestellt waren, denn nichts ist mir ein größeres Greuel als vor lauter Besuchern nicht das spüren zu dürfen, was ein solcher Platz ausstrahlt.
Als sich der zwischen Hecken verlaufende Fußweg zur Klosterruine lichtete, tauchten linker Hand eine Wiese mit einer Sandsteinruine und dahinter die mächtigen roten Backsteinmauern des ehemaligen Zisterzienserklosters auf.
Ausführungen zu dessen Geschichte möchte ich mir an dieser Stelle sparen, da Grubmard diese bereits lesenswert und fundiert beschrieben hat.
Nachdem wir das Eingangsgebäude passiert und den aktuellen Eintrittspreis von 4 € pro Person gezahlt hatten, nicht ohne für weitere 4 € eine sehr informative kleine Schrift über das Kloster zu erstehen, begaben wir uns direkt zu der sich vor uns ausbreitenden Ruine mit dem mächtigen Ahorn davor.
Nur wenige Besucher taten es uns gleich, die ebenfalls still und andächtig die alterwürdigen Mauern betrachteten.
Mein Auge schweifte vor allem auf der Suche nach Apotropaien, jedoch vergeblich. Viele Kapitelmotive im oberen Bereich waren - wann auch immer und von wem auch immer - entfernt worden, so dass ich mich den teils sehr schönen Motiven der Konsolen im östlichen und westlichen Kreuzgang widmete und diese mit glühender Linse ablichtete ... Adam und Eva .. rankende Blätter ... Greife ... allessamt Motive mit biblischer Bedeutung.
Ein wenig enttäuscht war ich von der Innenansicht des Bauwerks insgesamt schon, auch wenn es eines der bedeutendsten Denkmäler der frühgotischen Deutschen Backsteinarchitektur ist.
Vielleicht bin ich ein wenig verwöhnt durch die imposante Stiftsruine in meinem Heimatstädtchen Bad Hersfeld, mit ihrer Krypta und dem besteigbaren Turm.
Erwähnenswert sind allerdings noch die Ausstellungen zu den Aspekten zisterziensischem Mönchstums im Brauhaus sowie im Ostflügel.
Das wahre romantisch - ästhetische Erlebnis bot sich uns erst, nachdem wir die schmucklose Backsteinruine durch das Eingangsgebäude verlassen hatten und uns nun auf einem Weg der Vor dem Zugang abzweigt entlang der Mauer in Richtung Westseite des Kirchenschiffes begaben.
Links liegt still und romantisch in der Wiese die dem Kloster vorgelagerte Ruine der mittelalterlichen Wassermühle .
Rechter Hand erreichten wir bald die prachtvolle Westfassade, die unseren Blick fesselte.
Auf der Nordseite des Kirchenschiffes erstreckt sich ein romantischer Friedhof, auf dem bis heute bestattet wird. Prominentestes Grab ist das des Architekten Max Taut.
Dahinter breitet sich der stille und ebenfalls romantische choriner Amtssee in der eiszeitlichen Muränenlandschaft aus, den man über einen an dessen Uferböschung angelegten Treppenweg erreicht.
Hier , wo sich kaum ein Besucher hin verirrt, kann man von Stille umgeben, die wahre Schönheit der Klosterkirche atmen.
Hier kann man Fontanes Worte nachvollziehen und sich im Gedanken in die Zeit zurückversetzen, in der dieser Ort in höchster Blüte stand.
Irgendwie fühle ich mich bei dem Blick auf die Szenerie ein klein wenig nach Irland versetzt ... nur ein klein wenig ...
Verträumt und nachdenklich, aber von einem kleinen Glücksgefühl erfüllt, begeben wir uns auf den Rückweg ....[verkleinern]