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Ausgezeichnete Bewertung
November 2013/ April 2015
Kurzinfo: Imposante denkmalgeschützte Industrieanlage der einst größten Kohlezeche Europas mit Ruhrmuseum und Führungen. Für Familien mit Kindern aber eher weniger geeignet. Diese sind auf Zeche Zollern in Dortmund besser aufgehoben.
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Ich schwärme jetzt noch vom Besuch der Zeche Zollverein, welcher nun doch schon wieder einige Wochen her ist.
Das prominenteste Industriedenkmal im Ruhrgebiet mit dem Doppelbock als Wahrzeichen - als... weiterlesen
meist fotografiertem Motiv der Region - sollte man unbedingt einmal gesehen , ja möglichst besichtigt haben
.
Diese Zeche galt nämlich einst als die größte, architektonisch schönste und leistungsfähigste Zeche der Welt.
Im Jahre 1986 wurde hier die letzte Schicht im Kohlebergbau gefahren - dann war sozusagen "Schicht im Schacht". Seit 2001 gehört sie zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Ob sich dies der Industrielle Franz Haniel , der von 1779 bis 1868 lebte, hätte träumen lassen, als er nördlich der Stadt Essen im Jahr 1847 insgesamt 14 zusammmenhängende Grubenfelder erwarb, die zu einem fast 14 qkm großen Feld zusammengefasst wurden?
Visionen von einem Vereinten Europa hatte er sicherlich nicht, würdigte mit der Namensgebung jedoch den Wegfall von Zollgrenzen und den Zusammenschluss deutscher Länder.
Hauptanlaufpunkt des riesigen Areals ist heute die in den Jahren 1920/21 errichtete Schachtanlage XII und dort die ehemalige Kohlenwäsche in der auch das Ruhrmuseum untergebracht ist.
Über die längste Rolltreppe Europas, die wie ein stilisiertes Kohlenförderband wirkt, wird
man nach oben in das Besucherzentrum transportiert.
Dort befinden sich die Kasse, ein Museumsschop , der Eingang zum Ruhrmuseum, eine Cafeteria, in der man übrigens eine ordentliche Currywurst bekommt ;-) und natürlich einige Maschinen der ehemaligen Kohlenwäsche.
Ich empfehle jedem die Teilnahme an ca. 1, 5 bis 2 - stündige Führung für 9 € / erwachsenener Nase auf dem "Weg der Kohle", da man in Bereiche gelangt von der Anlieferung, über die Kohlenentstaubung bis hin zum Abtransport der aufbereiteten Kohle, in die man sonst nicht gelangt.
Wir hatten das Glück mit einer ca. 20 - köpfigen Gruppe von einem ehemaligen Bergbaukumpel auf dem Denkmalpfad geführt zu werden. Spannend und mit witzigen Anekdötchen aus seiner aktiven Zeit gespickt, erklärte er uns. Wir erfuhren alles über den Kohlebergbau von der Entstehung der Kohle bis zur heutigen Zeit und vor allem zur zur Industriegeschichte der Zeche Zollverein.
Mit großer Begeisterung denke ich an die Führung zurück und alles hier wieder zu geben würde den rahmen sprengen.
Der Weg führte uns zunächst über ein Treppenhaus mehrere Stockwerke nach oben auf das Dach des Gebäudes, von wo aus wir einen herrlichen Blick über das Zechengelände und das Ruhrgebiet sowie die Skyline von Essen genießen konnten.
Im Anschluss daran folgten wir dem Weg der Kohle von oben, wo sie über ein steiles Transportband einst angeliefert wurde, nach unten über metallene Treppen , zwischen der Anlieferung der sog. Fettkohle, den Transportbändern, zur Entstaubungsanlage, die Wäsche bis in die Wipper- und Handleseanlage.
Auf jeder Etage gab es architektonisch Interessantes zu entdecken. Wir erfuhren vom Arbeiten und Leben der Kumpel. Unterstützt wurde der Vortrag hier und dort durch simulierte Produktionsprozesse in Bild und Ton. An manchen Stellen konnte man sich dabei auch einen Augenblick hinsetzen und verschnaufen. Als jedoch die Halle bei einer Tonsimulation zu beben begann, wurde einigen ganz schön mulmig, ebenso wie auf den metallenen Treppen, durch die man hindurch schauen kann.
Im Nu war die Zeit verflogen, wenngleich auch einige schon schwächelten von dem ständigen Trepp- auf Trepp ab .
So kam es leider, dass wir wegen der Fußlahmen unserer Truppe , die sich mangels Durchhaltevermögen wieder nach dem häuslichen Sofa sehnten, das Ruhrmuseum ( 6 € pro erwachsene Nase) im Anschluss hieran nicht mehr besuchten.
Das werde ich aber alsbald einmal nachholen, denn ich habe richtig Feuer gefangen.
Die Zeche Zollverein ist nämlich nicht nur für die am Bergbau interessierten ein Dorado, sondern auch für Technik - , Architektur-, Kunst - und Fotofreaks.
Wer sich für nichts dergleichen interessiert gerät in dringende Gefahr ein solcher Freak zu werden.
Wer aber dann noch resistent ist und dem gar nichts abgewinnen kann und zudem fußfaul ist, wird hier auch keine sonderliche Freude haben, denn man sollte hier wenigstens einen ganzen Tag, wenn nicht sogar zwei Tage einplanen, um sich alles genauestens anzuschauen und überall gewesen zu sein.
Das Gelände von Schacht XII ist riesig und bietet spannende Fotomotive ohne Ende.
Das Außengelände und das Foyer mit einigen Bändern der Kohlenwäsche kann man übrigens anschauen ohne Eintritt zahlen zu müssen.
So nun hoffe ich doch sehr, Euch die Nase lang gemacht zu haben und werde das durch meine Fotostrecke hoffentlich noch ein wenig steigern.
Gab es übrigens schon mal ein golocales Communitytreffen im Ruhrgebiet , resp. in Essen? Wenn nicht, dann wird es höchste Eisenbahn!
Noch einen wohlgemeinten Tipp: Wer mit dem PKW bei der Zeche anreist, sollte morgens spätestens zur Öffnungszeit gegen 10 Uhr ankommen, denn danach wird es richtig eng mit den Parkplätzen.
GLÜCK AUF !
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Update vom 02.04.2015
Zum Geburtstag wollte ich einem lieben Menschen eine Überraschung bereiten.
Wegen des Orkantiefs Niklas musste ich die ursprüngliche Planung eines Besuchs der Technikmuseen in Speyer und Sinsheim vorläufig ad acta legen.
Es musste also unbedingt etwas Interessantes gefunden werden, wo man sich überwiegend innen aufhält, für jemanden, der an Technik interessiert ist. Es sollte auch etwas Neues und ihm Unbekanntes sein.
Da fiel mir die das Besucherzentrum der Zeche Zollverein mit dem Ruhr Museum und der Besichtigungstour durch die sog. "Kohlewäsche" ein.
Gedacht - getan. Vorher noch eine Übernachtungsmöglichkeit gesucht und gebucht und als der Tag gekommen war, begaben wir uns auf den Weg Richtung Essen.
Während die Besuchergruppen auf die einzelnen Zechenführer eingeteilt wurden, achtete ich darauf, dass wir wieder bei einem "Kohlekumpel" landeten. Mit den Geschichtsdaten zur Zeche tat er sich zwar ein wenig schwer und las sie ab, so dass die anderen Besucher schon etwas kritisch schauten, aber während des weiteren Verlaufs der Führung erzählte er begeistert von der Technik und der Verarbeitung der Kohle, zeigte uns interessante Exponate und berichtete mit glänzenden Augen aus früheren Zeiten, als er selbst noch als Kohlekumpel in einer mittlerweile still gelegten Zeche aktiv war.
Da die zweistündige Führung nicht mit meiner vorangegangenen identisch war und teilweise andere Räumlichkeiten auf dem Programm standen, war sie auch für mich interessant. Leider musste wegen des Sturmtiefs ein Aufstieg auf die Aussichtsplattform unterbleiben, aber dennoch war mein Schatz mit voller Begeisterung dabei und das war ja die Hauptsache![verkleinern]
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