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Heute mal ein Beitrag, den ich mir lieber erspart hätte, indem ich am letzten Montag einfach im Bett geblieben wäre. Bin ich aber nicht. Ärgert mich immer noch...
Kurze Vorgeschichte:
Am letzten Montag (18.11.) hatte ich einen Zahnarzt-Termin, es sollte an sich nur ein kurzer Besuch auf dem Behandlungsstuhl werden, eine kurze Nachkontrolle einer größeren Behandlung ein paar Tage zuvor. "Nur mal kurz drauf gucken und dann gemeinsam beratschlagen, wie weiter verfahren wird" war die Ansage des... weiterlesen
Arztes.
Zu meinem Pech hatte aber die Patientin, die nach mir an der Reihe gewesen wäre, ihren Termin abgesagt, sodass eine Lücke entstand und diese gedachte mein Zahnarzt damit zu füllen, meinen maladen Zahn spontan zu ziehen. Das wäre eh fällig gewesen, allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Ich hatte zwar die Buchse voll (bin Angstpatient was Zahnärzte angeht), habe aber schlussendlich zugestimmt. Das erwies sich als fataler Fehler.
Um 9.20 Uhr saß ich pünktlich auf dem Behandlungsstuhl meiner Zahnarztpraxis, etwas mehr als zwei Stunden später fand ich mich mit den Nerven am Ende, dem Kreislauf am Boden, Blut spuckend und zugegebenermaßen ein wenig feucht in den Augenwinkeln im Fond eines RTWs wieder und wurde mit Sonderfahrrechten (lies: Blaulicht und Martinshorn) auf schnellstem Wege in die nächstgelegene Klinik verfrachtet. Zum Glück ins Bundeswehrkrankenhaus und nicht ins AK Barmbek (zu dem kommt nochmal ne eigene Story).
Ich will jetzt nicht weiter darauf eingehen, was auf dem Zahnarztstuhl schief gegangen ist, ich weiß auch nicht genau, ob ein Fehler meines Arztes vorlag oder ob es einfach Pech war...
...long story short: Eine Arterie war verletzt und die massive Blutung war nicht zu stoppen.
Ich landete also nach Vorversorgung im RTW in der Notaufnahme des BWK, ein anderer User schrieb ja bereits, dass die recht neu ist, das kann ich bestätigen, obwohl ich ziemlich in den Seilen hing. Alles sehr hell, nicht zwangsläufig einladend, aber wer hat das auch bei einer Notaufnahme erwartet... Die RTW-Crew war auf jeden Fall in heller Vorfreude, dass sie endlich mal die neue Notaufnahme des BWK anfahren durfte. Die kleinen Freuden des Lebens... Inzwischen kann ich drüber lachen, in dem Moment eher nicht so sehr.
Ich wurde dann von einem Hünen in BW-Uniform im Rollstuhl direkt in die zahnärztliche Notaufnahme verfrachtet, wo bereits das "OP-Team" samt Spezialisten für Gefäß-Schließungen wartete und so landete ich erneut auf einem Behandlungsstuhl. Zwischendurch gab es noch einen im Nachhinein lustigen Dialog mit einem Mädel in Uniform, die wohl so eine Art Arzthelferin/Krankenschwester war (ich hoffe, ich tue ihr damit nicht Unrecht! Ich kenne mich mit militärischen Rängen etc NULL aus...) und wissen wollte, wie ich denn wohl militärisch einzuordnen sei. Im Normalfall hätte ich mit "Verweigerer" geantwortet, aber ich konnte ja dank einem Mundraum voller Tupfer etc kaum sprechen...das "Gespräch" gestaltete sich etwas zäh. Ich war froh, als der nun fertig vorbereitete Arzt aufklärte, ich sei Zivilist...woraufhin das Mädel sich wiederrum wunderte, warum ich denn dann so einen schönen BW-Rucksack dabei hätte. Es hätte eine herrliche Diskussion werden können, ich war aber grad weder in der Laune noch der Lage dazu...
Der Raum, in dem ich behandelt wurde, sah sehr modern aus, interessant fand ich, das nebenbei recht laut Radiomusik zu hören war. Vielleicht, um den Patienten abzulenken? Vermutlich würde das sogar klappen. Natürlich hatte ich mal wieder das Glück, dass ein mir unbekanntes Lied mit dem Refrain "Some die young, you just can`t help it" lief...das war äußerst ermutigend. Vor allem, weil ich ja auch so gar nicht abergläubisch bin...
Die zwei, die mich flickten (der Doc urechter Hamburger, die "Assistentin" vom Dialekt her MeckPomm und das mag ich) waren cool, die unterhielten sich über Gott und die Welt, während der Doc die blutende Wunde vernähte, es ging unter anderem um einen anstehenden Filme-Abend bzw die Film-Auswahl (und bei den drei zur Wahl stehenden Filmen bin ich froh, dass ich nicht eingeladen wurde) und darum, ob Roggenbrötchen besser als Mehrkornbrötchen sind (ja, sind sie!). Das war auch nicht gespielt, die waren einfach so locker.
Ein paar Betäubungsspritzen gab es natürlich auch wieder (im Verlauf der Behandlung beim Zahnarzt und im BWK waren es insgesamt vierzehn, wenn ich richtig gezählt habe) und der Doc bot mir fürsorglich bei jedem kleinen Zucken an, er könne mich auch gern komplett außer Gefecht setzen, wenn das für mich angenehmer wäre. Das habe ich abgelehnt, denn ein kleiner Schmerz beim Vernähen war nun wirklich nicht das Schlimmste, was mir an dem Vormittag bereits passiert war.
Anscheinend bin ich dann aber wohl doch noch auf dem Behandlungsstuhl weggeklappt, denn mir fehlt eine gewisse Zeit der Behandlung und außerdem hing ich beim Aufwachen am Tropf und hatte eine "Sperre" zwischen den Kiefern, damit der Mund offen bleibt. Das war nicht angenehm aber auch nicht zu ändern, irgendwie muss man ja an die zu flickende Stelle herankommen.
Als ich die Augen wieder auf machte, kommentierte der Arzt das fröhlich mit "Ach guck, da isser wieder!" und besser hätte ich es auch nicht timen können, denn die Behandlung war grad beendet. Doc und seine Komplizin verabschiedeten sich und wetzten weiter zum nächsten Patienten, ich wurde noch kurz geröntgt und bekam einen Becher Leitungswasser zu trinken...nach zwei Stunden Blut schlucken hat das Wasser dermaßen gut geschmeckt, ich hätte heulen können...
Wieder per Rolli wurde ich in ein Bett verfrachtet mit der Ansage, ich solle "erstmal klar kommen". Dort habe ich dann wohl eine Weile tief geschlafen, als ich aufwachte, war ich erstaunlich klar und fit, neben meinem Bett saß eine sehr hübsche Krankenschwester und strahlte mich an. Das absolute Highlight des Tages! Ob die die ganze Zeit da gesessen hat? Ich habe keine Ahnung...
Ich wurde dann zurück in die Notaufnahme im Erdgeschoss gebracht, dort sollte ich noch ein Weilchen beobachtet werden, bevor ich nach Hause gehen durfte (wahlweise hätte ich auch über Nacht bleiben können, aber ich hatte genug. Selbst mit der hübschen Krankenschwester neben dem Bett wäre ich nicht geblieben...). Das einzig "Negative" während meines Aufenthalts im BWK war diese knappe Stunde, in der ich, am Tropf hängend und im Rolli hockend auf dem Klinikflur direkt neben einem Mülleimer "geparkt" wurde, das "im Auge behalten" bestand daraus, das alle 20 Minuten mal wer um die Ecke luscherte. Neben mir saß ebenfalls in einem Rolli ein sehr alter Herr, sicherlich älter als 80, er wartete auf eine Verlegung in eine andere Klinik...nach ihm schaute auch so gut wie niemand. Das fand ich dann schon ein bisschen traurig.
Im Großen und Ganzen ist dieser ungewollte Aufenthalt im BWK für mich absolut positiv verlaufen, mir wurde geholfen und das relativ stress-und-schmerzfrei, besser geht eigentlich nicht.
Ein Dorn im Auge ist mir aber, dass der alte Herr eine Stunde lang quasi unbeachtet auf dem Flur sitzen musste...mir hat das nichts ausgemacht, ich hatte mein Handy und habe darauf herumgedaddelt (nachdem ich gefragt hatte, ob das erlaubt sei), er saß nur da, wartete, guckte Löcher in die Luft und tat mir leid. Ich finde, mit alten Mitmenschen kann man besser umgehen. Wenn sie erst zur Uhrzeit XY zur Verlegung abgeholt werden, dann muss man sie nicht eine Stunde vorher im Rolli irgendwo auf einen kahlen Flur stellen, Ich denke, es wäre für den Herren angenehmer gewesen, wenn er in seinem Zimmer/Bett hätte warten dürfen. Ich weiß nicht, ob das so umsetzbar gewesen wäre, aber wenn ich mir vorstelle, das eine meiner lieben Omis mal eben ne Stunde auf einem Krankenhausflur geparkt wird, dann dreht sich mir der Magen um...
Für meinen Aufenthalt und die mir zugekommene Behandlung kann ich nicht anders, als fünf Sterne zu vergeben. Aber das im vorherigen Absatz beschriebene gefällt mir gar nicht und deswegen ziehe ich einen Stern ab.
Und natürlich bezieht sich meine Bewertung nur auf die Notaufnahme bzw deren zahnärztlichen Bereich. Etwas anderes habe ich ja im BWK nicht gesehen (und auch wenn ich mich gut aufgehoben gefühlt habe - ich würde auf einen weiteren Besuch gerne verzichten!)[verkleinern]
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