Maulbronn – was ist es? Eine Stadt mit einem Kloster oder ein Kloster mit einer Stadt?
Egal wie man es nennen will – Kloster Maulbronn ist seit 1993 UNESCO-Weltkulturerbe.
Das in der Stadt gelegene Kloster war und ist von einer Mauer umschlossen, die noch heute teilweise als Wehrmauer erhalten und von Türmen flankiert ist (Hexenturm, Faustturm).
Um der Besuchermassen Herr zu werden, hat man vor der Westmauer große kostenfreie Parkplätze eingerichtet.
Man betritt das Kloster durchs... weiterlesen
Klostertor aus dem 15. Jahrhundert und steht auf dem westlichen Klosterhof, einem an sich schon riesigen Areal mit etlichen Fachwerkbauten. Nach Osten hin schließt sich die Klausur mit der Klosterkirche an.
Alle Gebäude hier zu beschreiben, würde zu weit führen und sie sind von der heutigen Funktion ua. als Gaststätte, Rathaus oder Stadthalle auch eigene Locations.
Der westliche Klosterhof ist frei zugänglich. Will man die Klausur mit der Klosterkirche besichtigen, werden allerdings 7,50 €uro (normal) oder 10,00 €uro (geführt bzw. mit Audio-Guide) fällig (Stand 2017).
Der Rundgang umfasst zahlreiche Räume rund um den Kreuzgang. Die einzelnen Räume sind auf Infotafeln kurz beschrieben. Wer aufmerksam schaut, wird viele sehenswerte Details entdecken, wie mittelalterliche Wandmalereien und zahllose Steinmetzarbeiten, die zwar äußerst dekorativ sind, aber zumeist auch eine Funktion haben. Diese Bauten stammen zumeist aus dem 12.-15.Jahrhundert
Sehr schön ist das um 1350 erbaute gotische Brunnenhaus mit Brunnen an der Hofseite des Kreuzgang und gleich daneben die große Magnolie im Hof, die bei unserem Besuch in voller Blüte stand und eine wirkliche Augenweide war.
Die 1178 geweihte Klosterkirche wirkt von außen gar nicht so gewaltig, offenbart im Innern aber doch ihre Größe. Bemerkenswert ist die erhaltene Zweiteilung des Kirchenschiffs durch den erhaltenen romanischen Lettner.
Vor dem Lettner war die Laienkirche (Bruderchor). Die Mönche dagegen saßen abgeschirmt von den Laienbrüdern, mit Blick auf den Altar, im heute noch erhaltenen Chorgestühl hinter dem Lettner in der Mönchskirche (Herrenchor).
Auch in der Kirche finden sich zahlreiche alte Fresken und verzierende Steinmetzarbeiten. Beachtenswert ist die erhaltene romanische Totenpforte mit dem einzigartigen gotischen Türblatt. Durch diese Pforte wurden die verstorbenen Mönche vom Altarraum nach der Aussegnung auf den benachbarten Klosterfriedhof gebracht.
Museale Ausstellungsstücke findet man in der Klausur nicht. Es sind die Räume und ihre Gestaltungselemente, die auf den Besucher wirken.
Man sollte nach dem Besuch der Klausur auch noch einen Abstecher zu dem südlich am Blaubach gelegenen Park mit der Staufer-Stele machen. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Kirche und Teile des Klostergeländes mit dem Faustturm, dem württembergischen Gefallenendenkmal in der Klostermauer und dem ehemaligen Klosterfriedhof mit einigen wenigen Grabmalen.
Das Kloster selbst blickt auf eine 870jährige Geschichte zurück. Um 1147 wurde es als Zisterzienserkloster gegründet. Ab 1156 stand das Kloster, das sich rasch zu einem bedeutendem regionalen Zentrum entwickelte, unter dem Schutz des römisch-deutschen Kaisers. Im 13. Jahrhundert übernahm der Bischof v. Speyer den Schutz des Klosters, ab 1236 folgten die Herren v. Enzberg und ab 1325 die Pfalzgrafen bei Rhein.
1361 ließ Abt Johann v. Rottweil als Schutz eine Mauer um das Kloster errichten, das somit den Charakter eines befestigten Platzes bekam.
1504 wurde das Kloster während es Landshuter Erbfolgekrieges (1504-1505) von den Württembergern unter Herzog Ulrich v. Württemberg belagert und erobert.
1519 überfiel Ritter Franz v. Sickingen (1481-1523) das Kloster und brandschatzte es.
Im Deutschen Bauernkrieg vertrieben 1525 aufständische Bauern den Konvent, plünderten das Kloster, zerstörten es aber nicht. Nach der Niederlage der Bauern kehrten die Mönche zurück.
Mit der Reformation in Württemberg endete zunächst die Ära der Zisterzienser. 1534 wurde das Kloster durch Herzog Ulrich säkularisiert und der Konvent musste 1537 zunächst nach Speyer, später in den Elsass fliehen.
Bis zum Ende des 30jährigen Krieges folgte ein ewiges hin und her.
Immer wieder kehrten die Zisterzienser nach Maulbronn zurück, teils mit Waffengewalt, teils auf Grund von Verträgen. Genauso oft wurden sie wieder vertrieben. In dieser Zeit war Maulbronn mal katholisches, mal evangelisches Kloster. In die evangelische Zeit fällt auch die Einrichtung der evangelischen Klosterschule (1556), die in ihrer Geschichte etliche bekannte Schüler hatte (Kepler, Hölderlin, Hesse) und die Einsetzung des ersten evangelischen Abts (1558) durch Herzog Christoph v. Württemberg.
Mit dem Ende des 30jährigen Kriegs und des Westfälischen Friedens von 1648 wurde Maulbronn endgültig evangelisch.
Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation und der Erhöhung Württembergs zum Königreich von Napoleons Gnaden säkularisierte König Friedrich I. v. Württemberg das Kloster 1806 erneut. Es blieb aber Sitz zunächst Sitz der Klosterschule, später eines theologischen Seminars (heute staatliches Gymnasium) und anderen Einrichtungen der evangelischen Kirche.
Im 2. Weltkrieg wurde das Kloster 1941 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und das Seminar geschlossen.
Erst nach Kriegsende wurde 1945 der Lehrbetrieb wieder aufgenommen.
Heute ist das Kloster als Weltkulturerbe ein Touristen-Hotspot im Besitz der „Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“.
Fazit: Außerordentliche Klosteranlage, die ihren Ursprung im Mittelalter hat. Der Besuch verlangt einen gewissen zeitlichen Tribut. Einige wenige Stunden an einem Nachmittag, wie bei uns, reichen sicher nicht aus. Aber auch diese kurze Zeit hat viele Eindrücke vermittelt.[verkleinern]