Der Südwestkirchhof in Stahnsdorf ist mit der Fläche von über 200 Hektar einer der größten, nein, der größte in Deutschland und er ist einer der bedeutendsten in Deutschland.
Da auf den Innenstadtfriedhöfen kaum noch frei Flächen waren, war seine Einrichtung notwendig.
Die Stadtpfarreien des Berliner Stadtsynodalverbandes kauften vor den Toren der Stadt mehrere Grundstücke, um auf diesen neue Friedhöfe zu errichten. Einer davon war der 1909 eröffnete und hier beschriebene Südwestkirchhof... weiterlesen
Stahnsdorf (suedwestkirchhof.de) .
Hier fanden über 110.000 Bestattungen statt.
Auch zwei Soldatenfriedhöfe wurden angelegt, jeweils ca. 1 Hektar groß. Bestattet wurden vor allem italienische (1.650) und britische Soldaten (1.172) aus dem 1. Weltkrieg. Für die deutschen Gefallenen wurde ein Denkmal geschaffen.
Warum er kulturhistorisch so bedeutend ist?
Einerseits ist es die einmalige Gestaltung und andererseits sind es die hier bestatteten Persönlichkeiten, wie zum Beispiel:
Heinrich Zille, (18581929), Maler und Zeichner,
Engelbert Humperdinck, (18541921), Komponist,
Edmund Rumpler, (18721940), Flugzeugkonstrukteur,
Werner von Siemens (18161892), Erfinder und Industrieller,
Rudolf Breitscheid (18741944), Politiker der Weimarer Republik,
Louis-Ferdinand Ullstein (18631933), Verleger,
Walter Gropius sen. (18481911), Architekt,
Elisabeth Baronin von Ardenne (18531952),
Lovis Corinth (18581925), impressionistischer Maler,
Alexander von Kluck (18461934), General oder
Gustav Langenscheidt (18321895), Sprachlehrer und Verlagsgründer.
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Bei meinem Spaziergang sah ich Grabstätten umfliegende Engel, Jesus Christus breitet die Arme aus, Menschen in Trauer, schlichte Kreuze und liebevoll gepflegte Gräber. Mystische Mausoleen tauchen zwischen den Pflanzen auf, hier stehen Säulen, da ein Kreuz, Buntglasfenster und schöne Malereien. Eine Grabstätte ist schöner als die andere.
Überall sehe ich sie, die zu Stein gewordenen Erinnerungen, Monumente des Gedenkens.
Glatter Marmor, Holz, Granit und Sandstein sind die wichtigsten Gestaltungsmaterialien.
Ein Spaziergang auf diesem Areal lässt mir viel Zeit, um über Leben und Tod oder Werden und Vergehen zu sinnieren. Und plötzlich, ein roter Flitzer huscht durchs Geäst, ein Eichhörnchen, es holt meine entflohenen Gedanken in das Leben zurück.
Etwa 500 Meter im Inneren, also "hinter" dem Haupteingang, steht eine nach norwegischen Vorbild errichtete kleine Stabkirche. Wir wollten sie am Sonnabend, 9. Februar besuchen und konnten leider nur eine Runde um die Kirche drehen. Die erhoffte sonnabendliche Öffnungszeit gilt wohl nur dem Friedhof, schade.
Hier werden regelmäßig Führungen durch den Förderverein Südwestkirchhof Stahnsdorf e.V. (suedwestkirchhof.de/) durchgeführt, auch Kinderführungen. Sie gehen mit viel mehr Leichtigkeit mit dem Thema Tod um.
Es können Gruften besichtigt werden, man spricht über Leben und Tod, Persönlichkeiten der Geschichte werden begreifbar gemacht. Hier können sie lernen ohne zu lernen.
Die Quelle war die Märkische Allgemeine Zeitung vom 09.08.2008
Nun noch etwas Pietätloses und Empörendes!!!
Metalldiebe habe auf dem Friedhof von mindestens 50 Gräbern Kreuze und Schriftzüge aus Metall gestohlen.
Am 07.08.08 stahlen z.B. Diebe von dem Grab des Bildhauers Reinhold Felderhoff (1865-1919) ein Bronzerelief. Da diese aber von dem Künstler selbst signiert wurde, kann es auch sein, dass es sich hier doch um Kunstdiebe handelt. Vielleicht wurden sie aber auch alle eingeschmolzen.
EGAL, DAS IST EINFACH NUR SCHLIMM![verkleinern]