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Neueste Bewertungen für Steinhöfel im Bereich Hobby & Freizeit

  1. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Von den vielen deutschen Orten mit Namen „Heinersdorf“ ist hier das 1244 erstmals urkundlich erwähnte Dorf im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree, 40 km östlich von Berlin und 25 km nordwestlich von Frankfurt/O in der brandenburgischen Gemeinde Steinhöfel mit seinem Naturdenkmal „Waldemareiche“ gemeint.

    Das dieser Ort in der brandenburgischen Geschichte eine Rolle gespielte und sogar königlichen Besuch hatte, ist vermutlich nur profunden Kennern der Geschichte bekannte. Mir wars jedenfalls unbekannt.
    Der königliche Besuch und die Waldemareiche gehören zusammen und gehen auf Ereignisse im Mittelalter zurück.

    Mit dem frühen Tod von Markgraf Heinrich II. v. Brandenburg (Haus der Askanier / um 1308 – 1320 / Markgraf seit 1319) erlosch die brandenburgische Linie der Askanier.
    Es folgte ein jahrelanges Interregnum bevor der deutsche König Ludwig IV. (Haus Wittelsbach / um 1285 – 1347 / deutscher König seit 1313 / römischer Kaiser seit 1328) seinen ältesten Sohn 1323 als Ludwig I. (1315 – 1361) mit der Mark Brandenburg belehnte.

    Ab Mitte der 1340er Jahre war die politische Lage aber mehr als instabil. Ludwig IV. verlor seine Macht und 1346 wählten die deutschen Fürsten den böhmischen Königssohn Karl v. Limburg-Arlon (Haus Luxemburg / 1316 – 1378 / deutscher König seit 1346 / römischer Kaiser seit 1355) als Karl IV. zum deutschen Gegenkönig.

    In dieser Zeit tauchte ein Pilger auf, der sich 1348 beim Magdeburger Erzbischof Otto v. Hessen (1301 – 1361 / Erzbischof seit 1327) als Markgraf Waldemar v. Brandenburg vorstellte.
    Markgraf Waldemar (Haus der Askanier) wurde um 1280 geboren, starb 1319 und war seit 1302 Markgraf v. Brandenburg.

    Der Pilger in Magdeburg, der Legende nach ein Müllergeselle, behauptete gegenüber dem Erzbischof, dass der Tod und die Beisetzung des Markgrafen 1319 inszeniert war und er unerkannt als Pilger ins Heilige Land weitergelebt hätte und nun seine Ansprüche einfordere.
    Verschwörungstheorien also auch schon im Mittelalter.

    Investigativen Journalismus und DNA-Test’s gabs damals nicht und irgendwie muss der Unbekannte, der sich nun als zurückgekehrter Markgraf Waldemar ausgab, so überzeugend gewirkt haben, dass man ihm glaubte.
    Vor allem die Gegner des neuen Markgrafen Ludwig I. aus Bayern folgten dem wieder aufgetauchten angeblichen askanischen Waldemar.
    Auch König Karl IV. passte der angebliche Waldemar gut ins Konzept als Gegenspieler zu den Wittelsbachern aus Bayern. 1348 entzog er Ludwig I. v. Brandenburg das Lehen und vergab es an „Waldemar“.
    Allerdings verstummten die Zweifel an Waldemar nie. Selbst fürs Mittelalter war vielen eine fast 30jährige Pilgerfahrt ins Heilige Land suspekt. Außerdem gabs ja auch die Augenzeugen und Gefolgsleute, die den richtigen Waldemar 1319 ins Grab gelegt hatten.

    Trotz aller Zweifel hatte sich König Karl IV. 1348 auf den Weg nach Brandenburg gemacht, um die Ansprüche des wieder aufgetauchten angeblichen Waldemar zu prüfen.
    Im unmittelbarer Nähe von Heinersdorf schlug der König sein Hoflager auf. Waldemar wurde für echt befunden und errang die Macht über fast die gesamte Mark Brandenburg.
    2 Jahre später flog der Schwindel dann aber doch auf. König Karl IV. entzog Waldemar das brandenburgische Lehen und setzte Ludwig I. v. Bayern erneut als Markgraf ein.
    Der Betrüger ging als „Der falsche Waldemar“ in die Geschichte ein. Trotzdem fand er Zuflucht am Hof der askanischen Fürsten v. Anhalt in Dessau, wo er 1356 starb.

    Als König Karl IV. sein Hoflager 1348 bei Heinersdorf aufschlug, war die später „Waldemareiche“ genannte Stieleiche bereits ein stattlicher 100 Jahre alter Baum. Vielleicht hat der König damals unter dem Baum gesessen und an einem Fasanenbrüstchen geknabbert.

    Mittlerweile wird das Alter mit bis zu 800 Jahren angegeben. Der ursprünglich einzeln stehende Baum hat eine Höhe von ca. 25 m und einen Stammumfang von ca. 8 m (gemessen 2015).
    1934 wurde die Waldemareiche als Naturdenkmal eingetragen.
    Irgendwann nach 1950 entschloss man sich in der DDR direkt nördlich der Eiche ein Gewerbegebiet zu errichten. Seither wird die Eiche auf ihrer Nordseite ziemlich unschön von einem noch unschöneren Gebäude bedrängt.

    Und wie findet man die eindrucksvolle Eiche?
    Schlecht – sehr schlecht, denn vor Ort fehlt jeglicher Hinweis. Aufmerksam bin ich auf den Baum durch einen Eintrag unter „Sehenswürdigkeiten in Heinersdorf“ geworden. Eine Standortangabe fehlte.
    Gut das es Leute mit Hobby’s gibt. Auch deutsche Eichen haben ihre Liebhaber. Und so habe ich auf einer Eichen-Internetseite schließlich die genauen Koordinaten und die Baumstory gefunden.
    Dank meinem Eintrag auf google-Maps ist sie jetzt für jedermann leichter zu finden:
    einfach die unscheinbare Ausfahrt auf der östlichen Seite der B5 keine 100 m nördlich des Abzweigs der L36 nach Steinhöfel nehmen.

    Außer dem an den Baum genagelten Schild „Naturdenkmal“ gibt es vor Ort keine Info zur Bedeutung der Eiche.
    Aber dafür hat man ja golocal mit dieser ausführlichen Beschreibung!

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Denkmalbehörde in Heinersdorf Gemeinde Steinhöfel Kreis Oder Spree

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    opavati® Endlich mal eine, die nicht dem Verbrecher gewidmet ist .... Danke, mein Guide.
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    Trotzdem, die Bewertung habe ich gern gelesen. Und ja. sie gefällt mir.
    Sedina Eine Köpenickiade, wie sie eigentlich von einem Autor von der gegenüberliegenden Seite der Müggelspree hätte beschrieben werden müssen ;-)))
    Trotzdem Dank und Glückwunsch zum Grünen Daumen an Dich, lieber grubmard!

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    1.
  2. Userbewertung: 4 von 5 Sternen

    Nein, hier ist jetzt nicht vom Tempelberg in Jerusalem im Heiligen Land die Rede, sondern von einem kleinen brandenburgischen Dorf.
    Obwohl – etwas verbindet den Tempelberg mit dem Tempelberg schon … nämlich die mittelalterliche „Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem(Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis) – kurz Templerorden bzw. Tempelritter genannt.

    Der vermutlich um 1120 im Königreich Jerusalem gegründete Ritterorden hatte sich den Schutz der christlichen heiligen Stätten in Palästina und der christlichen Pilger auf die Fahnen geschrieben.
    Außerdem expandierte der Orden in Europa und baute ein mächtiges wirtschaftliches und finanzielles Imperium auf.

    Sie gründeten zahlreiche Kommenden (Niederlassungen) in Europa. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde der Orden vor allem dem französischen König Philippe IV. (Haus der Kapetinger / 1268-1314 durch einen Jagdunfall / König seit 1285) zu mächtig. Vor allem auf seinen Druck löste Papst Clemens V. (Bertrand de Got / um 1260-1314 / Papst seit 1305) den Templerorden 1312 auf.
    Den Ordensbesitz übertrug der Papst dem Johanniterorden (heute Souveräner Malteserorden). Die Tempelritter wurden brutal verfolgt und wahrsten Sinne des Wortes vernichtet.

    Zu den Besitzungen der Templer in Brandenburg gehörte auch die Komturei Lietzen (ca. 45 km östlich von Berlin), die wiederum zahlreiche Siedlungen und Dörfer gründete.
    Eine dieser Siedlungen war das ca. 13 km südwestlich der Komturei gelegene, 1244 erstmals urkundlich erwähnte Tempelberg (ca. 30 km östlich von Berlin / Landkreis Oder-Spree). Die Tempelritter und später die Johanniter vergaben das Gut (später Rittergut) Tempelberg an adelige Lehnsherren, deren Besitzrechte mit der Bodenreform nach Ende des 2. Weltkriegs 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone erloschen.

    An die Gründungsgeschichte von Tempelberg erinnert bis heute die von Tempelrittern erbaute Dorfkirche und die Holzskulptur eines Tempelritters am südöstlichen Dorfteich.
    Die übermannsgroße, gebeizte und lackierte Holzskulptur von einem nicht genannten Künstler ist aus einem Baumstamm geschnitzt. Sie stellt einen Tempelritter dar – ohne Helm, mit Kettenhemd und Umhang, die rechte Hand hält das Schwert, die linke Hand ist auf einen Schild mit dem Wappen des Tempelritterordens gestützt. Am Schildrand steht der Ortsname: „Tempelberg“, dass das Templerkreuz übrigens auch im Ortswappen führt.
    Gleich neben dem Ritter befindet sich die Informationstafel für Tempelberg.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Tempelberg Gemeinde Steinhöfel Kreis Oder Spree

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    02 Check ..
    Diese Bewertung gefällt mir sehr. Klar, sachlich, informativ und historisch korrekt. Sogar der Höhe Orden von Malta wurde korrekt eingeordnet. Diese Leistung verdient ein großes Danke Grubnard.

    Ja, das ist eine Bewertung an der man sich orientieren kann.
    Ausgeblendete 5 Kommentare anzeigen
    opavati® Danke für die fundierte Heimatkunde, das Schnitzwerk ist bestenfalls gut gemeint. Jeder kann sich zum Künstler erheben/erklären .... :-)

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    2.
  3. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Von den vielen deutschen Orten mit Namen „Heinersdorf“ ist hier das Dorf im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree, 40 km östlich von Berlin und 25 km nordwestlich von Frankfurt/O in der brandenburgischen Gemeinde Steinhöfel gemeint.

    Wie damals üblich, errichteten auch die Heinersdorfer nach dem 1. Weltkrieg ein Kriegerdenkmal zu Ehren der in diesem Krieg gefallenen Dorfbewohner.
    Am Ende des 2. Weltkriegs 1945 wurden an manchen Ort Kriegerdenkmäler durch Kampfhandlungen zerstört oder nach dem Krieg von den sowjetischen Besatzungsbehörden bzw. ihren deutschen kommunistischen Verwaltungshelfern beseitigt.
    Auch die nachfolgende DDR hatte wenig Interesse am in ihren Augen militaristischen Gefallenengedenken. Die meisten Kriegerdenkmäler blieben zwar erhalten, aber zum Unterhalt wurde nichts unternommen.
    Einige Kriegerdenkmale wurden einfach im Sinne des neuen deutschen sozialistischen Staates umgewidmet. So auch in Heinersdorf.
    Gleich 3 mal in nicht mal 100 Jahren wurde das Gedenken geändert.

    Errichtet wurde das Heinersdorfer Denkmal auf der einstigen Dorfaue in den 1920er Jahren aus 3 gespaltenen Granitfelsen (vermutlich Findlinge), zu deren Füßen als Sockel zahlreiche kleinere Feldsteine angeordnet sind.
    In die beiden kleineren Steine waren ursprünglich die Namen der Gefallenen eingemeißelt. Diese Inschriften wurden 1945 entweder auf Befehl der sowjetischen Kommandantur oder spätestens in DDR bei der Umwidmung des Denkmal abgeschliffen.
    Nur mit Mühe kann man noch erkennen, dass da mal etwas stand, aber es ist total unleserlich.

    Auch dem übermannshohen mittleren Stein sieht man seine wildbewegte Geschichte an, denn die Vergangenheit hat ihre Spuren auf dem Stein hinterlassen.
    Deutlich ist die große Fläche sichtbar, auf der die ursprüngliche Gedenkinschrift zu lesen war. Auch diese Inschrift wurde spätestens in der DDR abgeschliffen oder abgemeißelt.

    In der DDR wurde das Denkmal nach Entfernung der alten Inschriften zum „Denkmal für die Opfer des Faschismus“ umgewidmet. Es wurde eine entsprechende, kleinere Gedenktafel angebracht. Auch sie hat farblich in 40 Jahren ihre Spuren auf dem Stein hinterlassen. Außerdem sind die 4 Dübellöcher für die Tafelbefestigung zu sehen.

    Nach der deutschen Wiedervereinigung erfolgte nach 1990 eine erneute Umwidmung des Denkmals. Die DDR-Tafel wurde entfernt und durch eine Inschrift aus großen Bronze-Buchstaben ersetzt:
    „Den Opfern von Gewaltherrschaft
    Den Toten der Kriege“.

    Das Denkmal ist ein schönes Beispiel für die wechselnde Denkmalkultur in den verschiedenen deutschen Staatsgebilden der letzten 100 Jahre von der Weimarer Republik bis zur Bundesrepublik nach 1990.
    Was bleibt ist allerdings auch die Denkmalschändung nach dem 2. Weltkrieg, denn nichts anderes ist die Ausmerzung der Namen der im 1. Weltkrieg Gefallenen.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Museen in Heinersdorf Gemeinde Steinhöfel Kreis Oder Spree

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    FalkdS So eine oder ähnliche, meistens gut sicht- und erkennbar, haben viele Denkmale für die Opfer der beiden Weltkriege, die auf dem Gebiet der ehemaligen DDR stehen.
    Auch das belegt mir, dass immer die Sieger die Geschichte schreibt…
    Ein golocal Nutzer so wird es immer sein, der Sieger schreibt die Geschichte. Erst viel später kommt manchmal eine Aufarbeitung.
    FalkdS Das nervt, nicht nur euch….

    Gerade eben hat mich Hexe248 gesperrt, ich hoffe wegen meiner von der App willkürlich unter ihrer Bewertung eingesetzten und damit zusammenhanglosen Kommentare, die ich allerdings sofort bei Feststellung gelöscht habe.
    bearbeitet
    Konzentrat Danke für die Mitnahme auf der ( oder die ?) Reise nach Heinersdorf.
    Glückwunsch zum Daumen.
    bearbeitet

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    3.
  4. Userbewertung: 2 von 5 Sternen

    Das 1244 erstmals als Gut der Tempelritter urkundlich erwähnte Heinersdorf liegt 40 km östlich von Berlin und 25 km nordwestlich von Frankfurt/O in der brandenburgischen Gemeinde Steinhöfel.

    „Herrenhaus“ klingt zwar toll – ist es aber nicht, denn das denkmalgeschützte Gebäude befindet sich in einem ziemlich desolaten Zustand.
    Nach der Auflösung des Templer-Ritterordens ging das Gut 1312 an den Johanniter-Ritterorden über, der Heinersdorf 1572 an den kurfürstlich-brandenburgischen Geheimen Rat und Statthalter von Küstrin, Zacharias v. Grüneberg (1516-1581), verkaufte. Dieser gründete das Rittergut Heinersdorf und errichtete ab 1575 den ältesten Teil des Herrenhauses.

    Das Haupthaus in seiner heutigen Form ließ der kurfürstlich-brandenburgische Wirkliche Geheime Staats- und Kriegsrat und Direktor des Ravensbergischen Appellationsgerichtes Franz v. Meinders (1630-1695) erbauen, der das Rittergut 1680 erworben hatte. Aus dieser Zeit stammen auch die noch erhaltenen barocken Wandmalereien und Stuckdecken italienischer Stuckateure. Diese Stuckdecken sind für brandenburgische Herrenhäuser ziemlich einzigartig und es soll sie so nur noch im Berliner Schloss Köpenick geben. Ihnen hat das Heinersdorfer Herrenhaus auch den Denkmalschutzstatus zu verdanken.

    1802 wurde wurde Karl Friedrich Wilhelm Schulz (1748-1821) aus Lietzen der Herr auf Heinersdorf. Die Familie wurde 1883 als „Schulz von Heinersdorf“ geadelt. Ab 1885 erhielt das Herrenhaus durch den Anbau des nördlichen und südlichen Flügels sein heutiges Aussehen.
    Am Ende des 2. Weltkriegs flüchtete die Familie vor der heranrückenden Front und wurde 1945 von der Sowjetischen Militäradministration enteignet.

    Zunächst waren im Herrenhaus Kriegsflüchtlinge und Umsiedler aus den deutschen Ostgebieten untergebracht. Später nutzte die DDR das Haus bis 1956 als Ersatz für die kriegszerstörte Schule, danach als Lehrlingswohnheim, Landambulatorium, Kinderheim, Kindergarten und Kinderkrippe.
    Das herrschaftliche Aussehen der Räume ging verloren. Zahlreiche Um- und Einbauten wurden vorgenommen, Räume teilt, Sanitärräume zusätzlich eingebaut, Zwischendecken eingezogen …
    Da die Zentralheizungsanlage 1945 den Geist aufgab, hatte man dann in die Räume Kachelöfen eingebaut.

    Auch der Gutspark ging verloren, da die DDR ab 1952 die Betriebsberufsschule für Landwirtschaftslehrlinge in den Park baute. Die Sichtachse zum Heinersdorfer See wurde 1954 durch den Bau eines Badehauses zerstört. Heute gibt es rund ums Herrenhaus nur noch einen kümmerlichen Rest des Parks.

    Nach 2000 endete die Nutzung. Das Haus steht seither weitgehend leer. Dank des Denkmalschutzstatus gibt es für die geplante Sanierung und Restaurierung aber Fördermittel. So konnten bisher das Dach und Teile der Stuckarbeiten, z.B. im Festsaal, gesichert bzw. restauriert werden. Bisher wurden mehrere hunderttausend Euro verbaut.
    Vorgesehen ist, das Herrenhaus zu einem Multifunktionshaus umzubauen. In den Seitenflügeln sollen Wohnungen für altersgerechtes Wohnen entstehen, da hier der Einbau von Fahrstühlen möglich ist.
    Im Haupthaus mit seinem barocken Kern soll es wieder eine oder mehrere Arztpraxen geben und es soll das Gemeindezentrum des Dorfes sein Domizil finden.
    Der Festsaal im 1. Obergeschoss wird bereits heute für Veranstaltungen genutzt.

    Abgesehen von gelegentlichen Veranstaltungen im Festsaal kann das Herrenhaus schon aus Sicherheitsgründen nur bei vorher mit der Gemeindeverwaltung vereinbarten Führungen betreten werden. Außerdem führen Mitglieder des Fördervereins interessierte Besucher am „Tag des offenen Denkmals“ durchs Haus.
    Noch ist in den Räumen die jahrzehntelange Fremdnutzung als Kinderheim etc. fast mit Händen zu greifen. So sind die Wasch- und Toilettenräume der Kindereinrichtungen noch vorhanden.
    Im Rosa Salon hat man die Wandverkleidungen entfernt und darunter barocke Wandmalereien und Stuck entdeckt. Die Wandmalereien wird man aus konservatorischen Gründen erst endgültig freilegen und restaurieren, wenn die Sanierung des Hauses abgeschlossen ist. Wand- und Deckenstuck hat man bereits gesichert und restauriert.

    Im Kaminzimmer musste die Decke mit Stützen vor dem Einsturz bewahrt werden. Teile des Deckenstucks sind abgefallen und fallen immer noch ab. Da, wie beschrieben, die Zentralheizung seit 1945 defekt ist, hatte man die Räume mit nachträglich eingebauten Kachelöfen beheizt. Der im Kaminzimmer steht vor dem stuckverzierten Kamin. Das Ofenrohr hatte man damals kurzerhand durch den Kamin in den Schornstein verlegt.
    Vielleicht sollte man nicht alle DDR-Spuren beseitigen, schon um zu zeigen, wie der sozialistische Umgang mit Baudenkmälern auch ausgesehen hat.

    Die anderen Räume befinden sich im Zustand vom Ende der Nutzung Anfang des 21. Jahrhunderts. Vielleicht findet man bei späteren Restaurierungsarbeiten unter Farb- und Putzschichten noch weitere Reste der ursprünglichen Gestaltung.
    Nur der Festsaal ist in leidlich gutem und nutzbarem Zustand, die Stuckdecke hier bereits vorbildlich restauriert.

    Noch ist das Herrenhaus ein abschreckendes Beispiel für die Fremdnutzung und den Umgang mit einstigen Adelssitzen in der DDR. Eines Tages soll das Herrenhaus nach der heutigen Planung wieder genutztes Schmuckstück von Heinersdorf sein. Gutsgarten und Gutspark sind durch die DDR-Baumaßnahmen allerdings unrettbar verloren.
    Zwar schaut auch die Alteigentümerfamilie seit der Wiedervereinigung immer mal wieder vorbei, hat aber angesichts des enormen Finanzbedarfs für die Sanierung dankend auf ihre Restitutionsansprüche verzichtet.

    Erwähnt werden muss die Gedenktafel für Oberstleutnant Hans-Alexander v. Voß vor dem Hauptportal des Herrenhauses.
    Der 1907 geborene Offizier war mit Gisela v. Stülpnagel (1913-2001) verheiratet, deren Schwester Ursula die Ehefrau des 1938 verstorbenen Rittergutsbesitzers Günther Schulz v. Heinersdorf (*1881) war.
    Voß gehörte zum Kreis des militärischen Widerstand um Generalmajor Hennig v. Tresckow (1901-1944 Selbstmord) und war maßgeblich an Planung und Durchführung mehrerer Attentate auf Hitler beteiligt, die aber aus unterschiedlichen Gründen alle scheiterten. Zwar wurde seine Zugehörigkeit zu den Attentätern vom 20.7.1944 nicht sofort aufgedeckt, aber in den Wochen nach dem Attentat mehrten sich die Anzeichen, dass die Gestapo v. Voß auf der Spur war. Wegen der zu erwartenden Festnahme und Folter nahm sich Hans-Alexander v. Voß zum Schutz von Familie, Freunden und Mitwissern am 9.11.1944 im Gutspark Heinersdorf das Leben.

    Fazit: Das Herrenhaus hat zwar eine lange und bewegte Geschichte, ist aber derzeit als Sehenswürdigkeit kein Highlight.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Heinersdorf Gemeinde Steinhöfel Kreis Oder Spree

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    Schroeder Danke für die Einblicke ins "Herrenhaus"...
    Ravensbergisches Appelationsgericht müsste es wohl heißen.
    Sedina Manchmal finden sich für solche Häuser finanzkräftige Liebhaber. Die Gemeinden sind damit hoffnungslos überfordert.

    4.
  5. Userbewertung: 5 von 5 Sternen

    Es ist leider ein Erbe der atheistischen DDR und der Landflucht nach der Wende, daß es den Kirchengemeinden in den neuen Bundesländern an Mitgliedern und der Kirche an Mitteln fehlt, um die vielen Dorfkirchen zu erhalten. So haben sich vielerorts Fördervereine gegründet, die sich um das kirchenkulturelle und –geschichtliche Erbe kümmern. So auch in Steinhöfel (30 km östlich von Berlin, 30 km nordwestlich von Frankfurt/O), wo sich der 2008 gegründete überkonfessionelle „Förderkreis Dorfkirche Steinhöfel e.V.“ um den Erhalt der Dorf- und ehemaligen Patronatskirche kümmert, deren Geschichte bis etwa 1250 zurück reicht.

    Der Verein hat es sich auf seine Fahnen geschrieben, die den Dorfmittelpunkt bildende Kirche zu erhalten, zu sanieren und zu restaurieren. Dafür werden Spenden gesammelt und Benefizveranstaltungen durchgeführt. Zusammen mit der Kirchengemeinde konnte von 2012 bis 2015 eine Grundsanierung zum Erhalt des vom Verfall bedrohten Kirchenbaus durchführt werden. Auch Teile der z.T. barocken Ausstattung wurden restauriert. Noch sind aber längst nicht alle Arbeiten abgeschlossen.

    Förderkreis und Kirchengemeinde bemühen sich auch, die Kirche für Besucher außerhalb von Gottesdiensten und Veranstaltungen für interessierte Besucher zu öffnen.

    Am Tag des offenen Denkmals 2016 bewirteten Förderkreis und Kirchengemeinde die Kirchenbesucher mit kostenlosem Kaffee und selbstgebackenem Kuchen und führten Besucher sachkundig durch die Kirche. Spenden wurden und werden gerne und dankbar angenommen.

    Fazit: 5 Sterne für soviel ehrenamtliches Engagement.

    geschrieben für:

    Vereine in Steinhöfel Kreis Oder Spree

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    Schroeder Danke fürs Miterleben lassen.
    Auch postalisch.
    Langsam bekomme ich ein schlechtes Gewissen.... ;-)
    bearbeitet
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    eknarf49 Ein schöner Bericht, ansatzweise gibt es ähnliche Bestrebungen auch hier, denn die Kirchen scheinen publikumswirksame Objekte lieber zu fördern als kleinere. Und noch einmal vielen Dank. bearbeitet
    Sedina Einerseits schließe ich mich Schroeder an.

    Andererseits wundere ich mich nach der Diskussion um die Limburger Bischofsresidenz darüber, dass die Kirchen die Chuzpe haben, den Erhalt so schöner Orte vom Eingang von Spenden abhängig zu machen.

    Danke für den interessanten Bericht und Glückwunsch zum Grünen Daumen.
    bearbeitet
    Schroeder Die Brüder und Schwestern im Osten haben ja mehr Kirchenmäuse als zahlende Mitglieder....
    konniebritz Toll beschrieben! Glückwunsch zum verdienten grünen Daumen!

    @Sedina: Kirchengemeinden, gleich welcher Konfession, sind sich oft für nichts zu schade, wenn es um Geld geht. Geschäftstüchtig sind sie alle.

    Dabei sind gerade die kleinen brandenburgischen Dorfkirchen sehenswert. Es gibt die Aktion "offene Kirche", meist am Wochenende nachmittags, wo man die schönen Kirchen besichtigen kann.
    bearbeitet
    Sedina @Schroeder: wenn die zahlenden Mitglieder im Osten fehlen, dann muss es eben einen Kirchenländerfinanzausgleich geben.
    Puppenmama Und wieder mal danke für einen klasse Bericht.
    Herzlichen Glückwunsch zum verdienten grünen Daumen.

    bestätigt durch Community

    5.
  6. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Das deutsche Kriegerdenkmal steht auf dem Dorfplatzes von Steinhöfel (30 km östlich von Berlin, 30 km nordwestlich von Frankfurt/O) gegenüber der Kirche.

    Vermutlich wurde das Denkmal verwendet, daß ursprünglich für die Gefallenen des 1. Weltkrieges errichtet wurde. Das auf einem niedrigen Sockel stehende pyramidenstumpfförmige Denkmal endet in bogenförmigen Abschlüssen und wird bekrönt von Etwas, was ich nicht zu deuten vermag:
    Auf einer kurzen Säule ruht ein rundes Ding, das an einen henkellosen Topf oder vielleicht an eine Panzermine erinnert.

    3 der 4 Seiten tragen Inschriftentafeln:
    „Die Toten mahnen uns – 1914-1918 / 1939-1945“
    „1914-1918 Zum Gedenken an die 32 Gefallenen aus Steinhöfel. Gefallen sind 1.800.000 Deutsche“
    „1939-1945 Zum Gedenken an die 47 Kriegsopfer aus Steinhöfel. Opfer des Krieges wurden 6.500.000 Deutsche“

    Die Tafeln in der heutigen Form wurden nach 1989 angebracht.

    Fazit: Denkmal für die Weltkriegstoten aus dem Ort und aus dem Deutschen Reich.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen / Kultur in Steinhöfel Kreis Oder Spree

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    6.
  7. Userbewertung: 3 von 5 Sternen

    Fast hätte ich den Felsbrocken am Rand des Dorfplatzes von Steinhöfel (30 km östlich von Berlin, 30 km nordwestlich von Frankfurt/O) übersehen. Dabei steht er als Gedenkstein für eine regionale Geschichte aus dem späten Mittelalter.

    Damit auch Auswärtige wissen, worum es geht, trägt der Stein eine erklärende Inschriftentafel, die auch Grundlage des nachfolgenden Textes ist.

    Schon Anfang des 16. Jahrhunderts hatte das Dorf eine Gastwirtschaft. Nicht anders als heute, wo Restaurants an bestimmte Brauereien gebunden sind, war auch der damalige Schankwirt Kersten eigentlich rechtlich verpflichtet, sein Bier aus dem 12 km Luftlinie nördlich von Steinhöfel gelegen Müncheberg zu beziehen. Er bevorzugte allerdings die Bierbrauer im benachbarten, nur 7 km Luftlinie entfernten südwestlichen Fürstenwalde.

    Darüber waren die Müncheberger derart empört, daß sie den Steinhöfeler Schankwirt 1516 kurzerhand entführten und ohne Gerichtsverhandlung aufhängten. Diese Selbstjustiz fand nun wiederum Bischof Dietrich v. Bülow als Landesherr von Lebus-Fürstenwalde nicht so toll.

    Er legte gegen die Müncheberger Beschwerde bei deren Landesherren, dem Kurfürsten Johann I. Nestor v. Brandenburg ein. Als Strafe und Buße wurde Müncheberg dazu verdonnert, ein Sühnebild für die Kirche zu stiften, den hingerichteten Schankwirt in der Kirche beizusetzen und Weideland an das Bistum Lebus-Fürstenwalde abzutreten.

    Fazit: Interessante, filmreife Story. Der Stein ist eher unscheinbar.

    geschrieben für:

    Freizeitanlagen in Steinhöfel Kreis Oder Spree

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    Puppenmama Auch hier danke für Deinen tollen und informativen Bericht.
    Mein Geschichtsbuch wird sich freuen.
    eknarf49 Wie gut, dass Geschäftsleute und Kunden heutzutage ein wenig phlegmatischer sind und eher niederschmetternde Bewertungen schreiben statt handgreiflich zu werden.
    grubmard @eknarf: Bewertungen können die Hinrichtungen des Internetzeitalters sein!!
    eknarf49 @grubmard - das Wort niederschmetternd hatte ich an Stelle von vernichtend gewählt, weil bei manchen ja auch Form und Sprache des Textes berücksichtigt werden müssen. (Deine ist damit aber nicht gemeint, und das weißt du auch.) ;-D bearbeitet
    opavati® Mir gefallen Deine didaktischen Erklärungen immer ausgezeichnet. ;-) golocal bildet. bearbeitet
    grubmard Stimmt, manche Schriftsätze hier sind selbst bei positiver Aussage geschäftsschädigend für die bewertete Location.

    7.