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Es gibt und gab seit jeher Berufe, die mehr oder weniger geachtet wurden. In einer Zeit, in der es keine Selbstverständlichkeit gewesen ist, dass man seine Notdurft hinter verschlossenen Türen verrichten konnte, gab es Leute, die es in regelmäßigen Abständen abgeholt haben. Einer von ihnen war in Dülken (heute Stadtteil von Viersen) der hier abgebildete „Tien Anton“. Erneut handelt es sich um ein „Original“. Eins sei aber vorweg verraten: das war nicht sein „richtiger“ Name gewesen! Der aus... weiterlesen bescheidenen Verhältnissen stammende Mann hat sein Lebensunterhalt als Tagelöhner verdient. Dieser ging eins von Haus zu Haus, um das zu sammeln, was nach dem Verdauen „übrig“ geblieben ist. Erkennbar war „Tien Anton“ an seiner Schubkarre, einem Fass und einem „Schöpfer“, mit dem er es entnommen wurde.
Nicht alles, was sich aus heutiger Sicht positiv anhört, musste zu Lebzeiten eines solchen Menschen es ebenfalls gewesen sein! Der Spitzname „Tien“ bedeutet so viel wie Jauche! Wenn man es genau wissen sollte, sein vollständiger Name lautete Peter Anton Stams. Er lebte zwischen 01.10.1836 – 1895. Wie ich öfter bei solchen „stillen Helden“ mitbekommen habe, wird bei dieser Skulptur auf einen Sockel verzichtet wurde. Die Erscheinung soll tatsächlich der hiesigen Abbildung sehr ähnlich ausgesehen haben. Der kleine Mann soll gerade 1,70 Meter groß gewesen sein. Durch seine Holzpantinen konnte man Tien Anton bereits von weitem hören. Das ist auch einer der Details, die man an der Figur finden kann. Durch die Darstellung ist ein „Fenster“ in die Vergangenheit eröffnet worden, die so weit zurückliegt, dass man es sich selbst kaum vorstellen kann!
Den „Dreckbeseitiger“ habe ich eher durch ein Zufall entdeckt, als ich einen Spaziergang durch Dülken gemacht habe. Zu finden ist es an der Einmündung der Blauensteinstraße. Das Original ist mit den vorher erwähnten Gegenständen abgebildet: Schubkarre auf dem ein Fass mit Deckel steht. In der linken Hand trägt er eine recht große Schöpfkelle, mit der der anderen hält er sein Transportmittel. Höchstwahrscheinlich, damit die schlechten Gerüche und / oder die üble Brühe in dem Fass bleibt, wurde ein Lappen unter dem Deckel angebracht. Anbetracht dessen, kann man froh sein, dass heute ein Knopfdruck oder ähnliches reicht, um seine Ausscheidungen dezent los zu werden. Vor allem hygienischer. Es war aber notwendig, denn sonst führte es, wenn man es „durchs Fenster“ entsorgte, in den vergangenen Jahrhunderten zu schlimmen Seuchen mit entsprechend vielen Opfern!
So „düster“ soll man die Darstellung aber nicht wahrnehmen! Man kann es mit der „Müllabfuhr“ vergleichen. Eine Gemeinsamkeit ist sicherlich, dass es stets zu einem Sammelpunkt abtransportiert werden musste. Nur die „Mittel“ haben sich weitgehend geändert… Das gleiche gilt auch für die „Berufsbekleidung“, die dabei getragen wird. Die Bronzefigur trägt eine markante Kopfbedeckung (Bowlerhut). Wie es zum Teil noch heute am Niederrhein und den nahen Niederlanden getragen werden (z.B. in Trachtenform), befinden sich auf den Füssen Schuhe aus Holz (Kloggs, die in der Region auch so bezeichnet werden). Die Erscheinung ist so gekleidet, als ob er im der kalten Jahreszeit unterwegs gewesen wäre. Dafür spricht jedenfalls der dicke Mantel.
1980 wurde durch den Bildhauer diese Skulptur geschaffen, die an die Ortsgeschichte erinnern soll. Der Aachener Bildhauer Hubert Löneke (* 27. Juni 1926 in Beller [Brakel/Kreis Höxter] - 28. April 2011 in Aachen) schuf diese und weitere Skulpturen, die man im an verschiedenen Orten sehen kann. Als Vorlage hat ein zeitgenössisches Foto von Peter Anton Stams gedient. Die ganze Darstellung ist diesem „angepasst“! Mir gefällt sie ausgesprochen gut! Auch, wenn ich nur das wenige zusammentragen konnte, finde ich, dass ich selbst etwas dazu gelernt habe. Wenn man diesen Viersener Stadtteil besuchen sollte, kann ich es besten empfehlen sich aus der Nähe anzuschauen![verkleinern]