Folgt mir bitte auf eine Zeitreise, die anders aussieht, wie in einem sience Fiction Film der Fall gewesen wäre! Der Lauf der Dinge kann einen bisweilen (im übertragenem Sinne) zum heulen bringen :-(. Jedem ist bewusst, dass durch die Pandemie sich (zu) vieles so schnell verändern kann und man selbst (vor allem aus der Entfernung) nicht mitbekommt. Dann ist es um so überraschender festzustellen, wie viele der hier vorgestellten Adressen von der „Bildfläche“ für immer verschwinden… Da finde ich... weiterlesen die Lösung auf den Nachbarportalen wesentlich besser, dass solche Darstellungen sichtbar bleiben aber mit einem Verweis versehen werden, dass das der Fall ist… Jammern gilt nicht und so „freudlos“ soll dieser besondere Beitrag nicht werden! Hier muss ich erwähnen, dass es bei mir mehrere Dutzend gewesen sind, sodass ich (erneut) einen weiteren Favoriten als mein 2550. vorstellen möchte: das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MKG)! Dieses kann man nicht verfehlen, denn es liegt nur wenige Schritte vom hiesigen HBF entfernt! Es ist, was ich (zum wiederholten male) unterschätzt habe, ist seine sehr imposante Größe! Die Sammlung ist so breit gefächert, dass ich einen bestimmten Bereich unter ihnen als ein Highlight zu bezeichnen! Mir fällt keine vergleichbare Adresse ein, bei der sowohl antike Skulpturen, die tausende von Jahren alt sind und auf schrille Mode der letzten Jahrzehnte „treffen“! Daneben sich gleichwohl mit fremden Kulturen und dem namensgebendem Kunstgewerbe befasst, als auch Beispiele gibt, wie sich solche Stile / Mode in den vergangenen Jahrhunderten sich verändert hatte: klare, minimalistische Linien von heute bis zu pompösen Interieurs der reichen Leute in der Vergangenheit! Es ist spannend zu beobachten, welche Spannbreite ein einziges Museum bieten kann! Leider als es im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts errichtet worden ist, hat man sich keine Gedanken darüber gemacht, wie weniger mobile Menschen mit den vielen Treppen im Inneren zu recht kommen. Durch diese Tatsache bedingt, ist es in einigen Bereichen (trotz des Aufzugs) nicht für Rollifahrer erreichbar :-(. Das gilt insbesondere für die Erreichbarkeit der Kabinette mit den jeweiligen Beispielen für eine bestimmte Stilepoche zwischen dem 17.- 20. Jahrhundert, die dort untergebracht sind! Auf diese Tatsache wird aber (bevor man diese ansteuern möchte) ab einem bestimmten Punkt hingewiesen! Um alles in Ruhe auf sich wirken zu lassen, was hier auf 4 Ebenen zu sehen ist (Inklusive einer Pause in der „Destille“ – wie ich es beschrieben habe) hat es bei uns mehr als 3 h gedauert! Das finde ich schon beachtlich! Ein weiterer Favorit, der (wie gewohnt – anders) ins „Bewusstsein“ der Gemeinschaft gerückt werden soll! Volle Zustimmung von uns!
Mir fällt höchstes nur noch ein weiteres Museum ein, bei dem so ein breites Spektrum aufweist – das Nationalmuseum in Nürnberg! Im 19. Jahrhundert als die Meinung aufkam, dass die industrielle Massenfertigung den „guten Geschmack“ – oder das was man damals dafür hielt, verdrängen könnte, begann ab Mitte des besagten Zeitraums man sich auf das Zurück zu besinnen, was einen solchen ausmacht. So begannen zahlreiche Sammler sich mit der Kunstgeschichte auseinander zu setzen, die gleichzeitig als ein „Motor“ für neues dienen sollte. Da ab 1851 die Weltausstellungen abgehalten wurden, schien es, dass das "traditionelle Handwerk" ins Abseits gerät und die alten Techniken verloren gehen. Es war eine Hilfe, zur Selbsthilfe, als besondere Beispiele als "Geschmacksmuster" zusammengetragen wurden, die als "Inspirationsquelle" genutzt werden sollten. Diese Maßnahme war nicht ohne Hintergedanken geschehen: die einheimischen Handwerker sollten, gegenüber den industriellen Mitbewerbern aus dem Ausland, konkurrenzfähig bleiben.
Eine solche „Strategie“ sich mit bestimmten Materialien auseinander zu setzen, wurde dennoch bald aufgegeben, zu Gunsten von einer „kulturübergreifenden“ und „Universellen“ Sichtweise auf das Kunsthandwerk. Das bedeutete gleichzeitig auch dass das mit einer regen und vor allem systematischen Sammeltätigkeit sollte ein „Vorbildcharakter“ mit nach sich ziehen. Mit dem ersten Leiter und Gründer – Justus Brinkmann ist ein begeisterter Kunstsammler zum „Vorreiter“ auf diesem Gebiet geworden! Sein fundiertes Wissen und ein unkonventionelles „Gespür“ fürs „Besondere“ bei den damals zeitgenössischen Kunstströmungen hat dazu geführt, dass es zum Grundstock des MKG geworden ist. Das sog. „Pariser Zimmer“ mit den zahlreichen hochwertigen Jugendsteilstücken gehört zu den Bereichen, die bis heute bestand haben. Die Möbel und die drin befindlichen Ausstellungsstücke wurden extra auf der Weltausstellung in der vorher erwähnen Stadt im Jahr 1900 erworben!
Eine weitere Konstante ist die Sammlung der Keramiken. Es war eine Passion Brinkmanns, die ihn schon früh geprägt hatte. Auch, wenn ich die historischen Plakate nur marginal mitbekommen habe, weil sie sich im Treppenhaus befunden haben, gehörten sie zum Privatbesitz des Gründers, die nach seinem Ableben zum Grundstock einer bedeutenden Kollektion wurden!
Ab den 1860-er Jahren, als Japan sich nach außen geöffnet hatte, gab es danach auf beiden Seiten Impulse sich mit der anderen Kultur zu befassen. Sie haben sich sogar ein wenig gegenseitig inspiriert. Ostasien und der Orient stehen hier in keinem Widerspruch, sondern sind eine („logische“ – im Sinne des Stifters) Fortführung der kulturübergreifenden „Ästhetik“. Solche Kontraste machen ein solches Museum zu etwas unverwechselbaren. Es gibt einige Berührungspunkte mit anderen Kunstmuseen in Deutschland, die ich zum Teil vor mehreren Jahren vorgestellt habe aber keiner von ihnen ist ein solcher „Spagat“ gelungen was deren Ausrichtung in so unterschiedliche Richtungen anbelangt, wie das MKG in Hamburg!
Die historische Fassade des Museums vermittelt einen Eindruck, als ob das alles seit Beginn bestand hat. Es verhält sich ein wenig anders damit: bis 1943 war die Sammlung in einem anderen Gebäude untergebracht. Das wurde bei einem Bombenangriff, wie andere auch völlig zerstört. In diesem Gemäuer war die dazugehörige Schule zu finden. Eine weitere Bewandtnis ist auch, dass das bis 1975 so blieb. Nur ein Teil der heutigen Räume standen ihnen zur Verfügung. Um das was zu sehen ist (und vieles mehr) wurde das MKG im gleichen Jahr erweitert. Mit einer Fläche von ca. 4500 m² gehört es zu einen der größten seiner Art. 6000 Jahre Kunst(Geschichte) mit vielen Facetten, die ich alle nicht aufzeigen kann! Habe eine wunderbare Sendung darüber entdeckt, die ich euch als Link vorstellen möchte: https://www.3sat.de/kultur/museums-check/museums-check-hamburg-100.html
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten… Was ich nur flüchtig mir angeschaut habe, waren die Möbelklassiker mit den Design der vergangenen Tage. Das gleiche gilt für die („flippigen“) Theaterkostüme, sowie weite Teile der Keramiken. Bei der Fülle ist für jeden etwas passendes dabei. Worüber wir unterschiedlicher Meinung gewesen sind, ob auch Musikinstrumente zu einem solchen Metier dazugehören oder nicht. Bei mir haben sie Begeisterung ausgelöst, bei meinem Partner eher weniger. Das kann man auch umgekehrt ansehen, wie vorher aufgeführt.
Was uns sehr nachdenklich gemacht hatte, dass in diesen Mauern die sog. „Provenienzforschung“ – ein (möglichst) lückenloser Nachweis der Herkunft der Objekte. Das ist zugleich ein sehr sensibles Thema, wenn man es ganz genau betrachtet. Es ist bei den Experten ein heiß diskutiertes Feld, der die Fachleute noch lange beschäftigen wird… Von Gesetzeswegen soll das dazu beitragen, dass ggf. zu unrecht erworbene Gegenstände an die Nachfahren der ehemaligen Besitzer zurückgegeben werden sollen bzw. (bei welchen, die eine Sammlung selbst behalten möchte) dafür entschädigt werden. Die Puppenstube, die ich zuletzt hochgeladen habe ist so ein Objekt, das durch ein rotes Dreieck kenntlich gemacht wurde. Vor allem jene Erwerbungen, die während der Nazizeit hinzugekommen sind, müssen auf einen solchen Hintergrund hin überprüft werden.
Beim besagten Puppenhaus muss festgestellt werden, dass es rechtmäßig in den 1970-er Jahren von einem Privatsammler erworben worden ist. Dennoch gibt es daneben welche Teile, bei denen eine Zuordnung sich deutlich schwerer gestaltet: bei Metallgegenständen, die in Mengen von -zig Tonnen Gesamtgewicht kann eine individuelle Erkennbarkeit eines jeden darunter nicht mehr gewährleistet werden! In einer Art „Giftschrank“, wo die als „besonders“ angesehen wurden, verwahrt werden, ist ein Beispiel für den heutigen Umgang mit solchen Objekten! Bei hunderten von Einzelteilen (bei entsprechend vielen Vorbesitzern) ist das eine „Mammutaufgabe“, der mangels Dokumentation von vorne herein als nicht lösbar erscheint! Bei strittigen Sachen wird dennoch das versucht!
Gleichzeitig wird aber auch aufgezeigt, welche verworrene Wege es hinter sich haben kann, bis es tatsächlich den Besuchern präsentiert werden kann: das Puppenhaus ist so ein Beispiel was für Umwege nötig waren, bis es tatsächlich der Fall gewesen ist. Emma und Henry Budge waren reiche jüdische Stifter, die sogar mit dem ersten Direktor des MKG Justus Brinkmann befreundet gewesen sind. Sie haben nicht nur diesen unterstützt, sondern engagierten sich im kulturellem und sozialen Bereich. Die Bankiersfamilie soll sehr vermögend gewesen sein. Das konnte man an der gleichnamigen Villa im (eher gehobenem) Stadtteil Rotherbaum erkennen. Eigentlich war es vorgesehen, dass eine Stiftung nach dem Ableben der Budges die Schenkung an die Stadt in ihrem Sinne agieren sollte. Wie man es sich vorstellen kann, wurde aufgrund der politischen Lage das dazugehöre Testament zu Gunsten von nahen Verwandten mehrmals geändert. Emma hat drin verfügt, dass keins der Teile der Sammlung an die Stadt / Museum gelangen darf! Da die Familie materiell unterstützt werden sollte, hieß es in der besagten Urkunde, dass die hochwertigen Antiquitäten bei einer Versteigerung (in Berlin) veräußert werden sollten. Das ist auch 1937 geschehen. Der Erlös wurde auf ein Treuhänderkonto im Ausland überwiesen. Leider durch die geltenden Gesetze profitierten nur die in den USA lebenden Verwandten davon und die, die eigentlich Nutznießer dessen sein sollten (tragischer Weise) gingen leer aus, weil sie kein Zugriff darauf hatten…
Provenienz kann aber aufzeigen, dass das nicht lückenlose nachvollzogen werden kann. Unter den vorher erwähnen Objekten war das aus dem 19. Jahrhundert stammende Puppenhaus eins, das bei der besagten Versteigerung keiner haben wollte. Es ist ungeklärt, wo es bis in die 60-er Jahre verblieben ist. Ein weiterer Sammler hat es auf dem vorher versuchten Weg gekauft über 10 Jahre seine Freude daran gehabt. Erst nach dieser Zeit wurde es dem MKG (für eine entsprechende Vergütung) angeboten. Ohne den dazugehörigen Verweis bliebe es ein Objekt von vielen… Kenne kein anderes Museum, das so plakativ mit der Vergangenheit ihrer Erwerbungen umgehen! Es wäre wünschenswert, dass das Beispiel auch von anderen Aufgegriffen worden wäre!
Es ist erneut extrem lang geworden! Hoffe, dass meine Begeisterung auch andere dazu verleitet sich dieses sehr ungewöhnliche Haus anzuschauen! 12 € Eintritt klingt erstmals sehr viel aber bei der Fülle, die das MKG besitzt, ist das aus meiner Sicht mehr als gerechtfertigt![verkleinern]