Update-siehe unten:-)
Kurz: Der Platzhirsch unter den Immobilienanbietern bietet mit Abstand das größte Angebot, eine sehr übersichtliche Suchmaschine und reichlich Tipps rund ums Dach über’m Kopf!
Langversion (diesmal in der Kategorie“Trauerspiel“)
„Kündigung wegen Eigenbedarf“-hat ja wohl jeder schon mal gehört. Der Begriff geistert immer mal wieder durch die Ihr-gutes-Recht-Rubriken der Illustrierten .Aber normalerweise rechnet man ja nicht damit, daß es einen selbst trifft.
Auch... weiterlesen ich war wild entschlossen, unsere schöne Wohnung (groß, günstig, seinerzeit als Schrotte übernommen und liebevoll in Eigenarbeit hergerichtet) erst mit den Füßen nach vorne zu verlassen. Keiner der bisherigen Eigentümer hat sich jemals für unser Dach interessiert, geschweige denn seine Griffel danach ausgestreckt.
Aber dann wurde das Haus verkauft und das Unheil zog herauf. Der von Anfang an schon extrem unfreundliche neue Eigentümer wohnt selbst zur Miete-und nach diversen Schikaneaktionen dämmerte mir ziemlich schnell, daß man mit einer großen Wohnung und günstigem Altmietvertrag das Prädikat „unangenehmer Mieter“aufgedrückt bekommt-ja, fast schon wie ein Mietnomade angesehen wird. Zumal wenn man am längsten von fast allen Mietern im Haus wohnt und die größte Bude zum günstigsten Tarif hat. Das Wort Eigenbedarfskündigung fiel erstmals. Eigentlich war ich gewarnt.
Trotzdem schlug der Brief vom Rechtsanwalt ein wie ein Hammer. Ein gräßlicher Moment. Man liest ihn, inhaliert die trocken vorgebrachten und leider nicht angreifbaren Argumente, schluckt ein paar Mal und guckt sich in der Wohnung um, die so viele Jahre so vertraut war. Das gute Gefühl-weg. Der Anblick des schönen alten Gebälks, das wir in unzählbaren Stunden mühsam handgepinselt hatten und mir immer noch viel Freude bereitet hat, trieb mir die Tränen in die Augen angesichts der Erkenntnis, daß so was wohl nicht noch mal zu finden sein würde. Mit einem Schlag lebt man nicht mehr-man wohnt nur noch. Plötzlich ist alles Mist. Aber nicht zu ändern.
Ich hasse es, einer besch***nen Situation ausgeliefert zu sein. 9 Monate Kündigungsfrist sind natürlich besser als 3, trotzdem kam sofort eine diffuse Panik auf. Wenn es schon sein muß, will ich die Lage auch möglichst schnell in den Griff kriegen. Keine 5 Minuten nach dem Studium des fatalen Schreibens klickte ich mich schon verbissen durch die diversen Suchmaschinen.
Stunden später war ich zu der Erkenntnis gelangt, daß sich die meisten Angebote auf allen verfügbaren Portalen so ziemlich wiederholen und der Immoscout einfach die größte potentielle Ausbeute verspricht. Stand heute: 1539 freie Wohnungen! Das Sichten der Ausbeute war allerdings ernüchternd. Dafür kann das Portal natürlich nichts.
Du suchst eine Wohnung in Düsseldorf? Glückwunsch! Sowohl zum Mieten als auch zum Kaufen bieten die Objektfotos im Scout allerlei für’s Auge. Da bleiben keine Wünsche offen. Rheinblick? Penthouse? Künstleratelier? Stuckdecken, Barockparkett und Flügeltüren oder das von mir favorisierte Altbaudachgeschoß mit Balken, sogar als Maisonette? Kannste haben! Es gibt alles!
Zumindest, wenn man bereit und in der Lage ist, so ab 1.800 kalt zu latzen oder auch Kaufpreise ab 350.000 hinzublättern. Und wir reden hier nicht über Häuser oder Luxuswohnflächen jenseits der 100 qm!
Nachdem ich-unbedarft nach 15 Jahren ohne Wohnungssuche-staunend die tollsten und unerschwinglichsten Objekte beäugt hatte, wurde es Zeit, Ernst zu machen und die Filterfunktionen nach den tatsächlichen Gegebenheiten auszurichten. Mit jeder Einschränkung rasselte die Anzahl der in Frage kommenden Buden nach unten, ebenso wie meine Zuversicht.
Willkommen in der Realität. Schlagartig wurde mir klar, wie spottbillig ich bisher gewohnt hab. Zu dem Preis gibt es nicht mal die Hälfte der Wohnfläche. Von Engelsstuck und offenen Kaminen ganz zu schweigen.
Was ich bekommen kann: Schuhschachteln im Ghettohochhaus. Völlig verranzte quadratisch-praktisch-gute stillose Wohnklos. Was preislich und räumlich einigermaßen akzeptabel ist, befindet sich irgendwo auf dem Acker. Mein geliebtes Viertel, mittlerweile supergentrifiziert wie der Prenzlauer Berg-unbezahlbar.
Nach dem ersten Suchmarathon war erst mal Wachliegen bis zum Morgengrauen angesagt. Ich sah mich auf der Bettkante in einem tristen Hochhauszimmerchen hocken und durch ungeputzte Fenster auf einen vermüllten Hinterhof und die Skyline der Stadt starren, während mein Exvermieter sich in meiner gemütlichen Exwohnung ausbreitet. Meine schönen antiken Schränke versetzt, 90 % meiner Schuhe und Handtaschen bei Ebay verkloppt wegen Platzmangel, stundenlange Anfahrt zum Arbeitsplatz..
Aber Kopfkissenvollheulen nützt auch nix. Krone geraderücken, ein Mars entrinden-und es geht weiter.
Nun ist seit Ausbruch der Katastrophe meine karge Freizeit mit dem Studium des Scout verplant (für heute kann ich ihn allerdings nicht mehr sehen, deshalb jammere ich mir bei Euch mal das Elend von der Seele; bitte habt Nachsicht. Danke.)
Und langsam kehrt Routine ein. Nachdem ich auch feststellen mußte, daß das früher obligatorische Studium der „Rheinischen Post“ und der Wochenblättchen überhaupt nix bringt, hab ich diese Oldschoolmethode fallen gelassen. Seinerzeit gab es da in der Samstagsausgabe einen gigantischen Immobilienteil, inzwischen lohnt sich die Ausgabe für drei wenig aussagekräftige Anzeigen nicht mehr und politische und sonstige Horrornachrichten kann ich im Moment gebrauchen wie Krätzmilben. Es ist nun mal die Zeit des Internet.
Mit etwas Übung gelingt es mit dem Scout, sich nur noch die wirklich relevanten Angebote in kürzester Zeit reinzuziehen. Meine bisherigen Erkenntnisse (vielleicht ist da draußen ja noch jemand, der in einer ähnlichen Situation ist und für den sie hilfreich sein können):
Preisbegrenzung und Quadratmeterminimum nicht zu eng sehen. Wer z.B. min. 80 qm und max. 900 Euro Miete in den Sucher eingibt, verpaßt vielleicht seine Traumwohnung mit 79,5 qm für 905 Euro.
Nicht vom „Startseitenfoto“ des Objekts gleich abschrecken lassen. Drei Bilder weiter sieht es oft schon ganz anders aus und nach dem schröcklichen 70er-Jahre-blau gefliesten Schreckensbad erscheint ein tolles Wohnzimmer mit Flügeltüren.
Den Beschreibungstext genau lesen! Oft verbergen sich darin die Ausschlußkriterien oder auch Einzelheiten, die das Ganze in völlig anderem Licht erscheinen lassen. Es ist schon vorgekommen, daß der gar nicht erst abgelichtete zur Wohnung gehörende Spitzboden mit Stützbalken dem Anbieter nur eine Randbemerkung wert (Abstellraum!), für mich aber das Traumschlafzimmer schlechthin ist.
Die Wunschwohngebiete nicht zu eng fassen. Hier gilt das Gleiche wie für Größe und Preis. Im Übergang zwischen den einzelnen Stadtgebieten kann man ja meist auch noch gut leben-der wird aber oft einem nicht so genehmen Viertel zugeordnet und fällt dann aus der Suche vielleicht raus.
Die Funktion“Kontakt zum Anbieter aufnehmen“ kann man meist vergessen. Ist zwar komfortabel, bringt aber nach meiner Erfahrung nix. Eine einzige Antwort hab ich darauf bekommen-die Wohnung war natürlich schon weg. Denn der Vermieter von heute-zumal wenn er bezahlbaren Wohnraum anbietet-lehnt sich zurück und rührt selbst keinen Finger. Gilt insbesondere für Makler. Wenn eine Telefonnummer angegeben ist-anrufen. Sofort.
Private Vermieter geben meist sehr präzise an, welche Form der Kontaktaufnahme erwünscht ist. Und da saß ich schon wieder staunend ob des Wandels der Zeiten. Anruf-hingehen-Wohnung angucken-Mietvertrag unterschreiben (wie ich das von früher kenne) ist passé. Grob gesagt ist heute zumeist eine Bewerbungsmappe gefragt wie für einen Job, nebst Hoserunterlassen in Sachen Schufa, Verdienst, Gewohnheiten, Lebenslauf, Unbedenklichkeitsbescheinigung des Exvermieters etc. Davon natürlich diverses knallhart unrechtmäßig-aber der Markt diktiert die Bedingungen. Der Scout bietet-auch sehr komfortabel-Schufaauskunfteinholung und die Blankzugsdokumente namens Selbstauskunft zum praktischen Download.
Vorsicht bei telefonischer Kontaktaufnahme. Nicht zu viel preisgeben; vor allem nicht Dinge, die der Vermieter nun wirklich nicht wissen muß. Bei meinem ersten Telefonat mit einem Makler ist mir prompt auf die Frage nach möglichem Einzugstermin das Ding mit der Eigenbedarfskündigung rausgerutscht. Kennt Ihr das? Man hört sich selber reden und könnte sich gleichzeitig ohrfeigen. Nachdem es raus war, hat es jedenfalls am anderen Ende der Leitung zwar nicht hörbar, aber spürbar geknackt.
„Eigenbedarfskündigung-aha. Ein unbequemer Mieter also. Strich durch.“ Gesagt wurde das natürlich nicht, also bekam ich keine Gelegenheit zur genaueren Erklärung. Gespräch schnell beendet („Ich kriege erst nächste Woche den Schlüssel, ich melde mich dann bei Ihnen“. Don’t call us, we call you. Abgehakt. Schade, die Wohnung war wirklich schön.
Vorsicht bei zu schönen Angeboten! Auch wenn es auf den ersten Blick seriös aussieht und einen die Fotos vom Hocker hauen: Es gibt in Düsseldorf (und wohl auch nirgends sonst) keine 140-qm-Penthousewohnung, vollmöbliert mit Jacobsen-Chair und ähnlichem für 450 Euro warm. Was diese Fakeanbieter eigentlich bezwecken, hab ich bisher noch nicht rausbekommen.
Keine voreiligen Freudensprünge beim Entdecken einer Wunschwohnung. Oft verpennen die Inserenten nach Vergabe der Wohnung, das Angebot raus zu nehmen. Am Besten sortiert man nach Sichtung des Gesamtangebots nach den aktuellen Anzeigen. Die aber auch alle checken! Denn sie sind unsortiert. Da könnten die Scoutbetreiber nachbessern und das Veröffentlichungsdatum angeben. Steht an erster Stelle immer noch das Wohnklo, von dem man schon zigmal mit Grausen den Blick abgewendet hat, kann zwei Positionen weiter eine brandneu reingesetzte Hütte stehen. Vielleicht sogar die Richtige. Die ich bisher auch noch nicht gefunden hab. Es bleibt schwierig.
War ich eigentlich der Meinung, mit meinem hochangesehenen Beruf einen Großteil der Konkurrenz lässig auf die hinteren Plätze verweisen zu können, werde ich gerade eines Besseren belehrt. Immer verdient jemand noch mehr, hat noch einen tolleren Job.
Aber irgendwo wird wohl irgendwann was zu finden sein. Schließlich wohnen ja auch Leute, die weniger verdienen als ich, in Wohnungen und liegen nicht alle unter unseren schönen Rheinbrücken. Ich bin ja auch noch ziemlich am Anfang der Suche.
Liebe Düsseldorfer Kollegen! Weiß einer von Euch ne günstige Wohnung? Altbaudachgeschoß mit Balken zum guten Preis? Ich nehm auch den Engelsstuck und den offenen Kamin;-) Nicht? Dann werf ich noch einen letzten Blick für heute in den Immoscout. Seufz..
Nachdem die nervige Wohnungssuche und der noch nervigere Umzug inzwischen Geschichte sind, hier meine letzte Erkenntnis:
War die Suche endlich erfolgreich und ist der Mietvertrag in Sack und Tüten:
Die Immoscout-App SOFORT vom Smartphone löschen und bis zu (hoffentlich freiwilligen) erneuten Umzugsplänen NIE wieder reingucken! Nicht zum Spaß, nicht aus Gewohnheit und überhaupt nie nicht!
Sonst kann nämlich getreu den Gesetzen von Murphy das passieren, was mir (natürlich) passiert ist: Die Superbude zum Superpreis, viel weniger renovierungsbedürftig und überhaupt das schönste in Frage kommende Objekt, welches man je im Scout schauen durfte; hochgeladen vermutlich just in der Sekunde, in der man den Mietvertrag unterschrieben hat..[verkleinern]