Wie sagt man es so schön, was lange währt, wird endlich gut! Man kennt das, geht in einer fremden Stadt in ein Museum, denkt, wenn man den Namen eintippt, dann wird das richtige raus kommen! Denkste... in diesem Punkt habe ich mich völlig geirrt, denn dadurch, dass Nürnberg über sehr lange Tradition in der Spielzugherstellung besitzt, verwundert es gar nicht, dass es zwei Orte gibt, die sich damit befassen. Der Gedanke liegt nahe, dass man eigentlich diese Adresse gar nicht brauchen würde, denn... weiterlesen es gibt schon eine, doch sie liegen an zwei völlig unterschiedlichen Ecken der Stadt.
Im Gegensatz zum „Spielzeugmuseum“ (das ich nicht kenne), wird bei der sog. Spielzeugsammlung des Germanischen Nationalmuseums ausschließlich historisches Spielgut präsentiert. Da die Seite falsch angegeben wurde verweise ich hier darauf:
http://www.gnm.de/sammlungen/sammlungen-a-z/spielzeug/
Es ist untergebracht in einem Gründerzeithaus aus dem Jahr 1910, das sich am Ende der Kartäusergasse befindet. Die Außenstelle der Spielzeugsammlung wurde erst im Jahre 2002 aus Platzgründen hierhin verlegt. Zu den Highlights komme ich am Schluss, wie es sich für ein Geheimtipp gehört, zu sprechen!
Das Germanische Nationalmuseum (GNM) besaß seit seiner Gründung im Jahre 1870 schon über eine große Sammlung an Spielen, nicht nur für Kinder, denn man soll nicht vergessen, dass es wegen der teuren Materialien, die zum Teil verwendet wurden und zum Teil wegen deren Alter, schon als Sammlerstücke bezeichnet werden.
Auch wenn den Schwerpunkt die Objekte aus dem 18./19. Jahrhundert überwiegen, so gibt es auch wesentlich ältere Exponate, die hier gezeigt werden, so z. B. Holzspielzeug (die nachweislich einem adligen Kind gehört hatte) aus der Zeit von Lucas Cranach um 1530, die Ähnlichkeit mit den von ihm porträtierten Personen ist wirklich sehr verblüffend, auch wenn ich kein Foto davon beisteuern kann...
Die Sammlung ist auf drei Ebenen Verteilt, da beginne ich in der 2. Etage und werde mich nach unten „bewegen“!
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden Brettspiele allgemein sehr beliebt, egal um welches unter ihnen man im Sinn hat: Dame, Mühle, Schach oder tric trac, wie man damals Backgammon bezeichnete, sowie andere kann man hier entdecken.
Auf der anderen Seite die Vorläufer der späteren Guckkästen – Papiertheater, die eine Alternative für den Bürgertum im 19. Jahrhundert darstellte, bei dem die Kinder Szenen aus populären Stücken aber auch aus der Bibel nachspielen konnten. Es gibt zwei Varianten: zum einen welche, die von einem Bogen ausgeschnitten und zusammengeklebt werden mussten, sowie die teureren, bei denen die einzelnen Körperteile mit Hilfe von Stäben bewegt werden konnten. In einigen Schubfächern kann man sowohl die Ausgeschnitten Figuren sich anschauen, als auch, wenn es sich um Theater- bzw. Bühnenstücke gehandelt hatte, auch entsprechende Texte vorfinden! Darunter sind nicht nur Goethe und Schiller mit Faust oder ähnlichem vertreten, sondern auch der Freischütz von Carl Maria von Weber.
Bei genauer Betrachtung, entdeckt man, die Liebe zum Detail, denn einige der Kulissen lassen erahnen, was damals gerne gesehen wurde, inklusive wechselndes Repertoire, wie es sich für solch ein Haus, auch wenn es aus Papiermeché hergestellt und bemalt wurde, die Illusion ist fast perfekt.
In der 1. Etage kann man sehen, wie unterschiedlich Spielzeug je nach Geschlecht ausgesehen hatte: Zinnfiguren für die Jungen und natürlich Puppen und ähnliches für die Mädchen.
An der Wende zwischen 19. 20. Jahrhundert wurde auch zunehmend, nicht nur in der Mode auf die Bedürfnisse der Kinder gedacht, von vielen Seiten wurde Kritik am Blechspielzeug laut, denn man besann sich, dass es andere Materialien gibt, als nur das genannte. Der damalige Direktor des GNM – Theodor von Kramer ließ 1903 ein Wettbewerb starten, bei dem man sich auf Holz, als Material für Spielsachen besann. Unter den 184 Vorschlägen wurden 33 auch von ihm prämiert. Man kann sie an dieser Stele bewundern. Leider, wie es so häufig passiert, wurde diesen Sachen, kein Erfolgt vergönnt, denn wegen des hohen Anschaffungspreises konnten sich nur die wenigsten leisten. Die einzigen, die davon begeistert zeigten war, vor allem das Bildungsbürgertum.
Doch, nun zu den versprochenen Highlights! Das Mittelpunkt der Sammlung bilden wohl die aufwändig hergestellten Puppenhäuser und -stuben, aus der Zeit zwischen dem 17.-19. Jahrhundert. Es ist alles andere als Spielzeug! Man merkt, dass es der gehobenen Schicht der Patrizier gehört haben muss. Einige der Häuser, würden in einer modernen Wohnung nicht mal Platz zum Unterstellen gehabt, weil sie mitunter bis zu 2,50 m hoch sind! Jeder Raum, der dargestellt ist, ist ein kleiner Kosmos seiner Zeit: mit Möbeln, Vorratsräumen, Küche usw., da es eine verkleinerte Abbildung der Wirklichkeit gewesen ist. Die Häuser haben tatsächlich in Nürnberg zu der damaligen Zeit existiert. Es ist schon Wahnsinn, dass in solch einem „Konstrukt“ bis zu 1.000 Kleinteile untergebracht werden können: angefangen bei Kisten und Truhen, Geschirr bis zu Gemälden, die auch zu sehen sind, leider wegen der schlechten Lichtverhältnisse konnte ich kein der großen Häuser, als Foto präsentieren :-( doch deren kleinere Pendants schon...
Als ich mir diese Sachen an unserem letzten Aufenthaltstag angeschaut habe, musste ich die ganze Zeit an unsere Liebe Nike denken, denn in einer der Vitrinen gab es so viele Utensilien, die man sich um die vorletzte Jahrhundertwende für eine solche Puppenstube kaufen konnte, inklusive eine Liste, wieviel es zu der damaligen Zeit gekostet hatte: egal ob Gläser, Möbel, kleine Figuren und und und... Da es sich um Ausstellungsstücke handelt, stand es nicht zum Verkauf offen, doch auch schon so, bin ich mir sicher, da wird nicht nur die besagte Sammlerin begeistert sein! Da wird auch eine Erwachsene zum Kind! Bei Interesse bitte unter der oben angegebenen Adr. nachschauen!
Toiletten sind such hier vorhanden, (in der letzten Etg für Frauen), sie sind klein, aber sauber, leider ist das Haus nicht behindertengerecht eingerichtet. Man kann hier keine Eintrittskarte erwerben, sondern am GNM und kostet, auch wenn man nur diesen Teil sich ansehen möchte 8 €, doch es lohnt sich beide mit einander zu verbinden.[verkleinern]